Scharlach

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Scharlach ist zumeist eine Kinderkrankheit, die durch Streptokokken-Bakterien übertragen wird. Typische Anzeichen für Scharlach sind Ausschlag auf der Zunge, Husten, Auswurf, Schnupfen und Fieber. Scharlach wird zumeist durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt übertragen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Scharlach?

Die sogenannte Himbeerzunge gilt als charakteristisches Symptom von Scharlach. Nach zwei bis vier Wochen verschwindet der Ausschlag und die Haut schält sich in Schuppen ab.
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Scharlach ist eine bekannte und früher weit verbreitete Kinderkrankheit gewesen. Heute kommt sie nicht mehr so häufig vor. Sie wird von Streptokokken-Bakterien verursacht, die auch für andere Krankheiten verantwortlich sein können. Dazu gehören unter anderem die Angina tonsillaris, Mandelentzündung und die Wundrose. Ebenso kann Scharlach für Folgekrankheiten, wie rheumatisches Fieber, als Ursache in Betracht kommen.

Scharlach komm zumeist bei Kindern im Kindergarten und in der Schule vor und verbreitet sich unter ihnen durch Kontaktinfizierung. Interessanterweise haben Babys bis zum sechsten Monat einen natürlichen Immunschutz vor Scharlach und anderen Kinderkrankheiten. Aber auch Erwachsene können an Scharlach erkranken. Dabei ist die Ansteckungsgefahr saisonal bedingt zsichen Oktober und März am höchsten.

Tritt Scharlach auf, so ist diese Erkrankung sofort beim Arzt zu melden, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.

Ursachen

Die Ursache für Scharlach ist eine Infektion mit Streptokokken-Bakterien (auch A-Streptokokken, Streptococcus pyogenes). Dabei werden die Bakterien entweder durch direkten Kontakt mit einer infizierten Person oder durch Tröpfcheninfektion (Husten, Schnupfen) übertragen. Ebenso können auch infizierte Nahrungsmittel, Getränke und Gegenstände als Ansteckungsherd in Betracht kommen.

Scharlach ist nach der Infizierung schon innerhalb von ein bis drei Tagen ausgebrochen und die Symptome treten als typische Beschwerdebilder auf. Dabei können die Betroffenen weitere Menschen anstecken, sodass eine Isolation und Behandlung absolut notwendig ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Als erstes Symptom der Krankheit setzen ganz plötzlich Halsschmerzen ein. Sie werden begleitet von stärkeren Schluckbeschwerden und oft sehr hohem Fieber von bis zu 40 °C. Dazu treten Kopfschmerzen und Übelkeit mit Erbrechen auf. Patienten klagen häufig über Bauchschmerzen und einen schlechten Allgemeinzustand. Sie fühlen sich abgeschlagen und müde, manchmal haben sie Schüttelfrost.

Am zweiten Tag der Erkrankung zeigt der Rachen die typische rote Verfärbung, die Zunge ist eitrig belegt, die Lymphknoten am Hals sind geschwollen. Die Mandeln sind vergrößert, gerötet und ebenfalls eitrig belegt. Zusätzlich bildet sich zu dem Zeitpunkt ein Hautausschlag mit stecknadelkopfgroßen Punkten.

Dieses samtartige und nicht juckende Exanthem fängt auf dem Brustkorb an, manchmal auch in der Leistengegend, und breitet sich über den ganzen Körper aus. Am intensivsten zeigt es sich in der Leiste und auf der Innenseite der Oberschenkel. Die einzige Stelle, die von dem Ausschlag ausgespart wird, ist das dreieckförmige Areal zwischen Mund und Kinn.

Nach drei bis vier Tagen löst sich der weiße Belag der Zunge und wird abgestoßen. Die entzündeten und angeschwollenen Papillen werden sichtbar und verursachen das typische himbeerartige Aussehen der Zunge. Die sogenannte Himbeerzunge gilt als charakteristisches Symptom von Scharlach. Nach zwei bis vier Wochen verschwindet der Ausschlag und die Haut schält sich in Schuppen ab.

Krankheitsverlauf

Scharlach

Ein unbehandelter Krankheitsverlauf von Scharlach kann immense Schädigungen nach sich ziehen. Vor allem kann es zu einer Vergiftung verschiedener Organe, Kreislaufversagen, Durchfall, Herzmuskelentzündung und Erbrechen kommen. Ebenso können sich die Streptokokken-Bakterien mit dem Blutkreislauf ausbreiten und in Folge auch zur Blutvergiftung (Sepsis) führen. Ebenso ist eine Nasennebenhöhlenentzündung und Hirnhautentzündung möglich.

Spätfolgen die im Zuge von Scharlach nachhaltig bleiben können sind Herzklappenfehler, Nierenerkrankungen und rheumatisches Fieber. Schwangere Frauen, die an Scharlach erkrank sind, hinterlassen keine bleibenden Schäden für das noch ungeborene Kind. Mit Scharlach infizierte Kinder, die durch Antibiotika behandelt wurdem können schon nach einigen Tagen wieder in die Schule oder Kindergarten gehen.

Komplikationen

In der heutigen Zeit sind gravierende Folgeschäden einer Scharlacherkrankung nur noch selten zu befürchten, was dem Einsatz von antibiotisch wirkenden Arzneimitteln zu verdanken ist. Gefahr besteht jedoch, wenn die Infektion unbehandelt bleiben sollte. In solchen Fällen drohen Streptokokken-Nacherkrankungen wie rheumatisches Fieber, eine rheumatische Endokarditis oder eine Poststreptokokken-Glomerulonephritis. Sie zählen zu den immunologischen Erkrankungen.

Hervorgerufen werden sie durch die Immunreaktion des Abwehrsystems, die sich gegen die verursachenden Keime der Scharlach-Erkrankung richtet. Dabei zeigen sie sich ca. vier bis sechs Wochen nach der Infektion. Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass Infektionen durch Streptokokken neuropsychiatrische Autoimmunerkrankungen verursachen.

Dabei kann es sich um Chorea minor, das Tourette-Syndrom oder PANDAS handeln. Dringen die Krankheitserreger bis zur Blutbahn vor, droht zudem ein gefährliches toxisches Schocksyndrom (TSS), bei dem es zu schweren Organ- und Kreislaufversagen kommt, das durch die Toxine der Bakterien entsteht.

Nicht selten sind die Streptokokken für weitere Zweiterkrankungen der Scharlach-Infektion verantwortlich. Diese eitrigen Komplikationen treten nach dem Abheilen des Scharlachs auf. Dabei handelt es sich oftmals um Entzündungen der Nasennebenhöhlen, akute Mittelohrentzündungen, eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Streptokokken-Sepsis.

Des Weiteren ist die Bildung von Abszessen am Bindegewebe der Gaumenmandeln möglich. Besonders ausgeprägt ist das Risiko von Scharlach-Komplikationen bei erwachsenen Patienten. So versuchen die Betroffenen meist zunächst eine Selbsttherapie, anstatt sich rasch zu einem Arzt zu begeben.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ansteigendes Fieber und die charakteristische Rotfärbung des Rachens und der Zunge deuten auf Scharlach hin. Das Kind sollte einem Arzt vorgestellt werden, wenn die Symptome scheinbar über Nacht auftreten und nicht innerhalb weniger Stunden zurückgehen. Sollten zusätzlich die Lymphknoten am Hals anschwellen oder Begleitsymptome wie Bauchschmerzen und Unwohlsein hinzukommen, wird am besten umgehend der Arzt konsultiert. Ein sofortiger Arztbesuch ist auch dann angezeigt, wenn im Kindergarten oder in der Schule des Kindes eine Streptokokken-Infektion umgeht.

Erwachsene, die genannte Symptome bei sich bemerken, sollten zeitnah den Hausarzt aufsuchen. Weitere Anlaufstellen sind der Hautarzt oder ein Internist. Wird Scharlach frühzeitig behandelt, sollte es innerhalb weniger Tage wieder abklingen. Sehr hohes Fieber und verstärkte Magen-Darm-Beschwerden deuten auf einen komplizierten Krankheitsverlauf hin. Wenn der Zustand des Patienten sich trotz Bettruhe und medikamentöser Behandlung nicht bessert, ist womöglich eine stationäre Behandlung vonnöten. Der Haus- oder Kinderarzt sollte über anhaltende Symptome und Beschwerden sofort informiert werden.

Behandlung & Therapie

Die reguläre Behandlung von Scharlach erfolgt durch Antibiotika (Penicillin). Auf jeden Fall sollte bei Scharlach daher ein Arzt aufgesucht werden, da zum einen Meldepflicht besteht und zum anderen von einer Eigenbehandlung dringend abzuraten ist. Vor allem die unangenehmen Krankheitssymptome, wie Husten, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Fieber und Gliederschmerzen, sollen dabei gemildert und die Streptokokken-Bakterien ausgemerzt werden.

Ist die Antibiotikamedikamente beim Betroffenen unverträglich bzw. reagiert er allergisch darauf, so können auch Alternativen, wie Cephalosporin, Roxithromycin oder Erythromycin vom Arzt verschrieben werden. Neben der allgemeinen Erstuntersuchung sollte auch eine Zweituntersuchung nach ein bis zwei Wochen durch den Arzt erfolgen. Hier wird in der Regel eine Urinprobe entnommen und untersucht. Dabei soll festgestellt werden, ob im Körper bzw. im Urin eine sogannte Nierenkörperchenentzündung entstanden ist. Ebenso sollte auch auf Blutreste im Urin geachtet werden.

Neben der ärztlichen Untersuchung und Behandlung, sollte der Betroffene bei Scharlach auf jeden Fall strenge Bettruhe einhalten. Zusätzlich sollte das Kind nicht andere Menschen anstecken können. Daher ist der Patient in relativer Isolation zu behandeln. Besonders Kinder mit Scharlach sollten viel trinken und den Hustenschleim regelmäßig abhusten. Hustenschleimbefreiende Mittel kann in allen gänigen Apotheken zumeist rezeptfrei erworben werden. Weiterhin sollte man in den Räumen für etwas feuchtere und kühlere Luft sorgen.

Nachsorge

Eine überstandene Scharlach-Erkrankung, welche meist bei Kindern vorkommt, benötigt keine spezielle Nachsorge. Insofern das Kind mit Antibiotika behandelt wurde, kann es in der Regel nach drei Wochen wieder in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Eine erneute Ansteckung kann vor allem dadurch verhindert werden, dass erkrankte Kinder schnellstmöglich für die Zeit der Behandlung und des Abklingens der Erkrankung weitestgehend von anderen Kindern isoliert werden und eine schnelle Behandlung erfolgt.

Dies liegt daran, dass sich Scharlach meist über Tröpfcheninfektion verbreitet. Daher ist eine Desinfektionen des Umfeldes des betroffenen Kindes wie des Spielzeuges ratsam, um eine Ausbreitung zu vermeiden. Wann das Kind wieder zurück in die KITA kann, muss der Arzt entscheiden. Um eine Scharlach Erkrankung zu vermeiden ist auch das regelmäßige Waschen der Hände mit Seife wichtig, um die Bakterien an den Händen einzugrenzen.

In seltenen Fällen kann es zu Spätfolgen durch eine Scharlach Erkrankung kommen. Daher ist es wichtig, dass der Betroffene durch einen Arzt behandelt wird und dieser auch feststellen kann, wann die Erkrankung überstanden ist oder möglicherweise einer weiteren Behandlung bedarf. Meist kommt dies jedoch nicht vor, daher sind Nachsorgen bei Scharlach nicht nötig.


Das können Sie selbst tun

Bei Scharlach können, begleitend zur ärztlichen Behandlung, einige Maßnahmen vom Patienten selbst ergriffen werden.

Zunächst sollte das betroffene Kind sich schonen. Ausreichend Schlaf ist wichtig für den Erholungsprozess, da das Immunsystem durch die Erkrankung stark belastet ist und Ruhe benötigt. Eltern sollten außerdem darauf achten, dass das Kind genügend Wasser oder Tee trinkt. Vor allem für Kleinkinder und Babys ist ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt wichtig, um eine Austrocknung der Schleimhäute oder eine Dehydration zu vermeiden. Die Luftfeuchtigkeit in den Räumlichkeiten sollte möglichst hoch sein. Ein feuchtes Handtuch auf der Heizung oder ein Luftbefeuchter sind bewährte Mittel, um das Raumklima anzufeuchten.

Bei Halsschmerzen helfen Gurgellösungen, Inhalationen und Halswickel. Auch Klassiker wie Hühnersuppe helfen, denn sie versorgen den Körper mit Mineralien und wirken entzündungshemmend. Zudem halten sie die Schleimhäute feucht und dienen der Flüssigkeitszufuhr. Bei Fieber helfen Wadenwickel und kühlende Auflagen. Die Eltern sollten auf etwaige Warnsignale achten. Steigt das Fieber weiter an oder treten starke Hustkrämpfe auf, muss der Arzt konsultiert werden.

Die Scharlach sollte nach einigen Tagen abgeklungen sein. Bei anhaltenden Beschwerden ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt, da womöglich Komplikationen vorliegen. Der Arzt kann zudem homöopathische Mittel wie Belladonna, Stromonium und Ipecacuanha verordnen. Die Heilpflanze Salbe hilft ebenso wie Kapuzinerkresse, Isländisch Moos und Salzpastillen.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Kurz, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2015

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