Vergrößerte Mandeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei vergrößerten Mandeln handelt es sich um eine vorübergehende oder dauerhafte Schwellung der Gaumenmandeln oder auch der Rachenmandeln. Diese kann als Begleitsymptom einer Erkrankung wie beispielsweise eines Infekts auftreten. Mit Abklingen dieser schwellen auch die Mandeln wieder ab; eine gesonderte Behandlung ist nur dann notwendig, wenn die Schwellung selbst Beschwerden verursacht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind vergrößerte Mandeln?

Als vergrößerte Mandeln bezeichnen Mediziner eine deutliche Schwellung der im Rachenraum angesiedelten Mandeln (Tonsillen).

Als vergrößerte Mandeln bezeichnen Mediziner eine deutliche Schwellung der im Rachenraum angesiedelten Mandeln (Tonsillen). Dabei kann es sich sowohl um die bei weit geöffnetem Mund deutlich sichtbaren Gaumenmandeln als auch um die weiter hinten befindlichen Rachenmandeln handeln. Schwellungen oder Entzündungen der Mandeln treten besonders im Kindesalter sehr häufig auf.

Besonders zwischen dem dritten und siebten Lebensjahr kommt es aufgrund von Infekten und dem Ausbilden des eigenen Immunsystems häufig zu geschwollenen Mandeln. Im Verlauf der Pubertät bilden sich die Mandeln von selbst zurück, sodass Schwellungen seltener werden. Grundsätzlich stellen geschwollene Mandeln keine Gefahr für die Gesundheit dar und müssen auch nicht immer behandelt werden.

Verursachen sie aber Beschwerden wie Atemnot, Schluckbeschwerden oder Mittelohrentzündungen, sollte eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. In schweren und/oder chronischen Fällen können die Rachenmandeln operativ entfernt werden, um weitere Beschwerden zu verhindern.

Ursachen

Die Mandeln sind Teil des menschlichen Immunsystems und tragen zur Abwehr gegen Infekte und andere Erkrankungen bei. Sie bestehen aus lymphatischem Gewebe und enthalten eine Vielzahl weißer Blutkörperchen. Aus diesem Grund sind sie in der Lage, Antikörper zu bilden und den Körper vor eindringenden Krankheitserregern zu schützen. Sind die Mandeln derart aktiv, kommt es zu einer Schwellung, die aber mit Abklingen der jeweiligen Erkrankung wieder zurückgeht.

Verantwortlich für vergrößerte Mandeln können somit unterschiedliche Infektionskrankheiten wie herkömmliche Grippeerreger, aber auch ernsthafte Erkrankungen wie etwa eine HIV-Infektion sein. Genauso kann auch das Pfeiffersche Drüsenfieber geschwollene und entzündete Mandeln hervorrufen.

Aber nicht nur Viren, sondern auch Bakterien verursachen zeitweise vergrößerte Mandeln. So kann auch eine Scharlach-Angina der Auslöser für die unangenehmen Beschwerden sein. Mandelentzündungen können akut auftreten oder chronisch werden, wenn etwa eine chronische Primärerkrankung vorliegt oder die Mandeln durch häufige Infekte immer wieder verstärkt aktiv werden müssen.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose

Besteht der Verdacht auf vergrößerte Mandeln, kann der behandelnde Hals-Nasen-Ohren-Arzt vergleichsweise schnell eine entsprechende Diagnose stellen. Dazu untersucht er den Hals-Nasen-Rachenraum mit speziellen Geräten. Kleine Endoskope werden in den Hals, die Nase oder auch die Ohren eingeführt und lassen Reizungen, Schwellungen und Infekte erkennen. Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, in dem Art und Auftreten der Symptome behandelt werden, unterstützt die Diagnose zusätzlich.

Weitere Untersuchungen sind nur dann erforderlich, wenn eine zugrunde liegende Erkrankung ermittelt werden soll. Vergrößerte Mandeln schwellen oftmals von selbst wieder ab, wenn der Infekt abklingt. Bleiben sie aber chronisch entzündet, kommt es nicht selten zu Schlafstörungen, Atembeschwerden und begleitenden Entzündungen der Nasennebenhöhlen, des Mittelohres oder der Bronchien.

Dauerhaft vergrößerte Mandeln können auch Abszesse bilden, die schmerzhaft sind und die Abwehrkräfte nachhaltig beeinträchtigen können. Im Kindesalter treten geschwollene Mandeln sehr häufig auf und sind meist kein Grund zur Besorgnis; nur bei einer chronischen Mandelentzündung, die zu schweren Symptomen führt, sollte das Entfernen der Mandeln erwogen werden.

Komplikationen

Vergrößerte Mandeln sind meistens harmlos; manchmal führen sie jedoch zu Problemen und schweren Komplikationen. Zunächst können übermäßig große Tonsillen die Atmung erschweren und nächtliche Atemaussetzer verursachen. Bei Nichtbehandlung kann dies zu Bluthochdruck und Herzproblemen führen. Außerdem kann es zu Nasenbluten, Lungenhochdruck und Entzündungen der Nasennebenhöhlen kommen.

Eine Infektion kann sich selten bis in die Ohren ausweiten und eine Mittelohrentzündung hervorrufen, die das Hörvermögen beeinflusst. Damit einhergehend kann es zu Verstopfungen der Gehöhrgänge und vorübergehender Schwerhörigkeit kommen. Des Weiteren steigern vergrößerte Mandeln das Risiko für Infektionen im Brustkorb sowie Kehlkopfentzündungen.

Typische Komplikationen eines schweren Verlaufs sind Erbrechen, trockener oder schleimiger Husten, und im weiteren Verlauf eine vollständige Blockade des Nasenatmungsweg, die unter anderem Atemnot und Schmerzen hervorruft. Unbehandelt können vergrößerte Mandeln bei Kindern außerdem zu Deformationen führen; es kommt zu einem verlängerten Gesicht mit hervorstehenden Zähnen und einer Fehllage der Zunge.

Werden die Tonsillen operativ entfernt, besteht das Risiko einer Entzündung oder Infektion der Wunde. Zudem können die Mandeln nachwachsen und unbemerkt zu hormonellen Störungen und anderweitigen Problemen führen. Eine frühzeitige Abklärung großer Tonsillen kann die Entstehung schwerer Komplikationen aber zuverlässig verhindern.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Vergrößerte Mandeln deuten in der Regel auf eine Entzündung hin, die schnellstmöglich von einem Arzt behandelt werden sollte. Verzichtet die betroffene Person auf eine medikamentöse Behandlung, dann ist mit weiteren Komplikationen zu rechnen. Nicht selten treten im Zusammenhang entzündeter Mandeln weitere Begleiterscheinungen auf, wie zum Beispiel eine erhöhte Temperatur, Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden, Übelkeit oder auch Erbrechen.

Verschlimmern sich diese einzelnen Krankheitsbilder, dann sollte so schnell wie möglich der eigene Hausarzt aufgesucht werden. Wird auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung an dieser Stelle verzichtet, dann werden sich die einzelnen Krankheitsbilder voraussichtlich verschlimmern. Wer in so einem Fall allerdings frühzeitig einen Arzt aufsucht, der kann den Beschwerden mit entzündungshemmenden Medikamenten sehr gut und effektiv entgegenwirken.

Somit gilt: Mit entzündeten Mandeln sollte ein Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden. Andernfalls muss die betroffene Personen mit erheblichen Komplikationen rechnen, die eventuell zwingend eine ärztliche Behandlung erfordern. Wer sich früh genug für eine Behandlung entscheidet, der wird jedoch bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung verspüren können.

Behandlung & Therapie

Vergrößerte Mandeln müssen nicht immer zwangsläufig medizinisch behandelt werden. Ist es beispielsweise aufgrund eines grippalen Infekts zu der Schwellung gekommen, wird diese zusammen mit der Erkältung von selbst abklingen. Unterstützend können aber Halstabletten gelutscht werden, welche die Entzündung hemmen und die Symptome lindern. Auch das Gurgeln mit Kamillentee desinfiziert und hilft bei der Heilung.

Tritt zudem Fieber auf, lässt sich dieses etwa mit Paracetamol senken. Eine bakterielle Mandelentzündung kann vom Arzt mit Breitband-Antibiotika behandelt werden. Diese töten die Erreger ab und sorgen so dafür, dass die Beschwerden schnell nachlassen und sich die Schwellung zurückbildet. Treten die geschwollenen Mandeln häufiger auf und/oder verursachen sie starke Beschwerden wie Atemnot oder hohes Fieber sollte erwogen werden, sie operativ entfernen zu lassen.

Dieser Eingriff wird meist bei Kindern vorgenommen. Er kann ambulant stattfinden, sofern keine weiteren Erkrankungen vorliegen und keine Komplikationen auftreten. Durchschnittlich dauert der Routineeingriff nur 10 bis 15 Minuten. In seinem Verlauf werden die Mandeln mit einem speziellen Instrument herausgeschält. Sowohl die Rachenmandeln als auch die Gaumenmandeln können auf diese Weise entfernt werden.

Nach der Operation kommt es für die Dauer weniger Tage zu leichten Beschwerden wie Schmerzen beim Schlucken, Näseln und Nachblutungen, die bei den meisten Patienten aber schnell abklingen. Dennoch sollte sich der Patient einige Tage schonen und auf körperliche Anstrengungen verzichten, besonders, um stärkere Nachblutungen zu vermeiden.

Aussicht & Prognose

Bei vergrößerten Mandeln ist die Prognose in aller Regel positiv. Meistens treten keine größeren Beschwerden auf und die Tonsillen müssen nicht entfernt werden. Ist eine Behandlung notwendig, verläuft diese meistens ebenfalls ohne schwere Komplikationen.

Vergrößerte Rachenmandeln werden üblicherweise unter Vollnarkose entfernt und der Patient kann das Krankenhaus nach dem Eingriff direkt wieder verlassen. Ein stationärer Aufenthalt ist lediglich bei bestimmten Vorerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen oder bei gleichzeitiger Entfernung der Gaumenmandeln erforderlich. Vorausgesetzt, die Rachenmandeln wachsen nicht wieder nach, sind keine weiteren Beschwerden oder Risiken zu erwarten. Lediglich typische Komplikationen wie Nachblutungen oder Schmerzen beim Schlucken können den Heilungsprozess minimal verzögern.

Die Aussicht auf eine rasche Genesung ist bei vergrößerten Mandeln also gegeben, insofern der Patient sich nach der Operation für einige Tage schont. Werden vergrößerte Mandeln nicht behandelt, können Beschwerden wie Mittelohrentzündungen oder gar schwere Atemwegserkrankungen auftreten. Selten kommt es auch zu Sprachentwicklungsstörungen, die ihrerseits eine Therapie erfordern. Aussicht und Prognose sind also gut, hängen aber auch von der Größe der Tonsillen, dem Zeitpunkt der Behandlung und der Konstitution des Patienten ab.


Vorbeugung

Vergrößerten Mandeln kann nicht immer vorgebeugt werden, da sie meist aufgrund viraler oder bakterieller Infektionen auftreten. Eine allgemeine Stärkung des Immunsystems kann aber dazu beitragen, Erreger schneller und besser abzuwehren, wodurch auch eine Mandelentzündung seltener vorkommt und die Symptome weniger stark ausfallen.

Eine gesunde Lebensweise unterstützt die Abwehrkräfte und verbessert auch das Allgemeinbefinden sowie die Gesundheit. Treten die ersten Beschwerden auf, sollten besonders Kinder sicherheitshalber dem Arzt vorgestellt werden, damit dieser eine entsprechende Therapie einleiten kann. Erwachsene sollten dann einen Arzt aufsuchen, wenn die Symptome sehr schwer ausfallen oder länger als gewöhnlich anhalten.

Das können Sie selbst tun

Vergrößerte Mandeln sollten immer medizinisch behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Gegen die typischen Begleitsymptome helfen eine Reihe von Hausmitteln und Tipps. Zunächst empfiehlt es sich, den Hals bis zur ärztlichen Untersuchung zu schonen und ausreichend zu trinken. Warme Wickel und das Inhalieren von Naturheilmitteln (Salbei, Kamille, Fenchel, u.a.) lindern die Schmerzen und wirken abschwellend. Alternativ hilft auch ein Sud aus Gewürznelken, Meerrettich und Honig oder einige Tropfen Propolis.

Zur äußeren Anwendung bieten sich Salben aus ätherischen Ölen (Pfefferminze, Eukalyptus oder Kampfer) an. Ein wirksames Mittel aus der Apotheke ist auch Ibuprofen. Geeignete Hausmittel aus der Homöopathie sind unter anderem die Schüssler-Salze Nr. 3 und Nr. 4 sowie Belladonna. Die Mittel Lachesis und Lycopodium wirken schmerzlindernd und haben sich vor allem bei vergrößerten Mandeln mit Hustenreiz und wässrigem Auswurf bewährt. Vereiterte Mandeln können mit Hepar Sulfuris und Mercurius Solubilis behandelt werden.

Abseits dieser Maßnahmen sollten vergrößerte Mandeln ärztlich abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden. Ein Beschwerdetagebuch gibt Aufschluss über Art und Intensität der Beschwerden und erleichtert dem Arzt die Diagnose.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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