Nachblutungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit Nachblutungen werden Blutungen bezeichnet, die mit Verzögerung nach einem operativen Eingriff auftreten. Sie können an allen Organen des Körpers entstehen und lebensbedrohliche Auswirkungen haben, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nachblutungen?

Mit Nachblutungen werden Blutungen bezeichnet, die mit Verzögerung nach einem operativen Eingriff auftreten. Sie können an allen Organen des Körpers entstehen.

Nachblutungen sind im Bauchraum ebenso möglich wie nach Zahnextraktion oder an äußeren Wunden infolge von Unfällen. Sie gehören zu den häufigsten Operationsrisiken und können unterschiedliche Ausprägungen haben.

Nachfolgende Blutungen treten oft dann ein, wenn das Betäubungsmittel nachlässt, denn jenes bewirkt ein Zusammenziehen der Blutgefäße. Entspannen sich die Gefäße, ist der Blutdurchfluss wieder größer. Bei Zahnwunden etwa kann sich dann eine Spontanblutung oder eine Sickerblutung an der Wunde zeigen.

In der Gynäkologie bezeichnet der Begriff Nachblutung eine Verlängerung der Menstruationsblutung, Operationskomplikationen oder eine Zwischenblutung im Zyklus. Nach der Geburt treten ebenfalls Nachblutungen auf.

Abhängig vom Ausmaß und betroffenem Organ ist die Nachblutung ein Notfall, der beim Arzt oder in der Klinik behandelt werden muss. Nachblutungen kommen insbesondere bei Menschen mit Blutgerinnungsstörungen oder bei Wundinfektionen vor.

Bluthochdruck vergrößert das Risiko. Ungeeignetes Nahtmaterial, zu frühe Belastung durch den Patienten, Wundheilungsstörungen oder Hämatome an der Nahtstelle können eine Operationsnaht aufplatzen lassen.

Eine Wundinfektion durch eintretende Bakterien in die Wunde kann eine lokale Entzündung und das Aufplatzen der Wunde herbeiführen. Auch die Mandelentfernung, ein sonst harmloser Eingriff im Rachenraum, birgt die Gefahr von Nachblutungen.

Ursachen

Nach einer Rachenmandelentfernung löst sich etwa fünf bis acht Tage nach der Operation der Wundschorf, begleitet von einer leichten Blutung, die meist von selbst zum Stillstand kommt. Dennoch sind Nachblutungen mit etwa 4 % die häufigste Komplikation einer Rachenmandelentfernung (Tonsillektomie).

In der Regel werden diese unerwünschten Blutungen durch Elektroagulation gestillt. Der Arzt verschließt das Gewebe durch punktuelle Verbrennung mittels Strom. Kinder sollten nach einer Mandelentfernung genau beobachtet werden, da auch ein Hustenanfall eine Blutung auslösen kann. Starke Blutungen bedürfen immer der Behandlung im Krankenhaus.

In der Gynäkologie ist nicht jede Nachblutung als gefährlich einzustufen, auch Blutungen in der Schwangerschaft können viele Ursachen haben. Zwischenblutungen in der Frühschwangerschaft werden bedrohlich empfunden, müssen aber nicht zwangsläufig zu einer Fehlgeburt führen. Schmierblutungen in der späteren Schwangerschaft sind ebenfalls meist harmlos. Tritt jedoch eine hellrote, periodenstarke Blutung auf, muss die Patientin sofort ins Krankenhaus, genauso bei Blutungen mit Schmerzen. Auch am Ende der Schwangerschaft kommt es bei manchen Frauen zu blutigem Schleimabgang, was meist ein Anzeichen für Vorwehen ist.

Nach dem Geschlechtsverkehr oder einer Untersuchung kann es zur Kontaktblutung kommen, da eventuell kleinere Blutgefäße verletzt worden sind. Dies zeigt sich nicht immer sofort, manchmal tritt die Blutung erst einen Tag später auf.

Viele Operationen im Bauchraum sind komplikationsarm, doch sie bergen immer das Risiko einer Nachblutung. Nach einer Gebärmutterentfernung sind Blutungen eine häufige Komplikation und können durch Verletzungen des benachbarten Gewebes entstehen. Auch bei Gewebeentnahmen am Gebärmutterhals kommt es häufig zu Nachblutungen.

In der Menopause können auch nach längerer Zeit plötzliche Blutungen auftreten. Dann hat sich der Hormonspiegel noch nicht ganz eingependelt. Sie können aber auch das Symptom eines Karzinoms sein. Eine ärztliche Untersuchung ist daher immer notwendig.


Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Nachblutungen entstehen als Komplikation bei Operationen, diese können dabei unterschiedlich stark sein, je nach Eingriff und Ort. Diese entstehen hierbei vor allem, wenn die Gefäße des operierten Gebiets nicht vollständig verschlossen worden sind oder Gerinnungsstörungen vorhanden sind. Je nach Ort der Nachblutung kann es zu weiteren gefährlichen Folgen kommen.

Im Bereich des Halses und des Rachens sind Blutungen sehr gefährlich. Die Luftröhre kann nämlich schon bei geringen Blutmengen verengt werden, so dass die Nachblutung zur Atemnot und Ersticken führen kann. Einblutungen in den Bauchraum verursachen starke Magenschmerzen und können zu der Fehldiagnose Blinddarmentzündung (Appendizitis) hinleiten.

Im schlimmsten Falle kann es vor allem bei großen inneren Blutungen zu einem hämorrhagischen Schock führen, was einen medizinischen Notfall darstellt. Es kommt zu einem Abfall des Blutdrucks und einer Erhöhung der Herzfrequenz. Beim Betroffenen werden wichtige Organe nicht mehr ausreichend durchblutet und können schnell absterben. Ein starker Blutverlust kann unbehandelt auch bis zum Tode des Patienten führen.

Halten die Nachblutungen noch lange nach der OP an, so geht eine große Menge an Eisen verloren. Das Eisen ist wichtig zur Blutbildung und es entsteht so eine Blutarmut (Eisenmangelanämie). Die Leistungsfähigkeit des Betroffenen nimmt dabei stark ab und er ist von chronischer Müdigkeit gekennzeichnet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nachblutungen sind typische Komplikationen bei Operationen und meistens unproblematisch. Ein Arztbesuch empfiehlt sich bei starken Blutungen im Bereich des Halses und des Rachens, da in diesem Fall akute Erstickungsgefahr besteht. Bei intensiven oder lange andauernden Nachblutungen muss ebenfalls ein Mediziner hinzugezogen werden. Leichte Blutungen sollten abgeklärt werden, wenn sie zu größeren Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen oder Entzündungen im Bereich der Narbe führen.

Dies gilt vor allem dann, wenn die Blutung durch einen Sturz oder eine unnatürliche Bewegung verursacht wurde. Besteht der Verdacht, dass die Operationsnarbe sich erneut geöffnet hat, muss dies umgehend mit dem verantwortlichen Arzt besprochen werden, um weitere Beschwerden und schwere Komplikationen zu vermeiden. Nachblutungen, die mit einem Blutdruckabfall und einer Erhöhung der Herzfrequenz einhergehen, deuten auf einen schweren hämorrhagischen Schock hin. In diesem Fall sollte umgehend der Rettungsdienst alarmiert werden. Chronische Blutungen sollten vom behandelnden Arzt abgeklärt werden, damit es nicht zu einer Blutarmut und Mangelerscheinungen kommt.

Krankheiten & Beschwerden

Nachblutungen nach operativen Eingriffen kommen immer wieder vor. Die postoperative Blutungsneigung wird von äußeren Faktoren bestimmt und hängt von der individuellen Konstitution des Patienten ab. Nach einer Operation kann eine Blutung bemerkt werden, wenn der Aufwachraum gut überwacht wird und der Patient über Beschwerden klagt.

Wie schwer die Auswirkungen einer Nachblutung sind, hängt von der Lage des betroffenen Organs und der Menge des Blutverlustes ab. Bei einer äußeren Wunde lässt sich der Blutverlust genau lokalisieren und die Wunde leicht versorgen, indem ein Wundverband aufgelegt wird. Nach kurzer Zeit bildet sich Schorf durch Blutgerinnung und die Wunde verheilt.

Wird eine innere Blutbahn verletzt, bildet sich ein Hämatom und das Blut dringt nicht nach außen. Weil innere Blutungen längere Zeit unbemerkt bleiben können, sind sie deutlich gefährlicher. Zwar können auch äußere Blutungen bedrohlich werden, doch sie werden in der Regel schneller behandelt.

Ein Blutverlust von einem Liter kann für einen durchschnittlichen Erwachsenen lebensbedrohlich sein. Für Kinder besteht schon bei geringerem Blutverlust Lebensgefahr. Sind nur die kleinen Blutgefäße der oberen Hautschicht betroffen, ist der Blutverlust meist gering. Werden jedoch Blutgefäße in der Unterhaut oder die Hauptschlagadern verletzt, kommt es bereits bei kleinen Schnittwunden zu starkem Blutverlust. Werden Arterien verletzt, entweicht das Blut im Rhythmus des Pulsschlags.

Starke Blutungen können zu Bewusstlosigkeit und einem Kreislaufzusammenbruch führen. Es besteht die Gefahr eines Blutungsschocks. Dann zeigen sich die gleichen Symptome wie bei jedem Schock: Der Betroffene friert, ist blass und hat kalten Schweiß auf der Stirn. Im schlimmsten Fall droht der Herzstillstand.

Die Bluterkrankheit hingegen ist eine vererbte Blutgerinnungsstörung und betrifft hauptsächlich Männer. Da ihrem Blut in diesem Fall ein wichtiger Gerinnungsfaktor fehlt, können sie auch bei kleinen Verletzungen verbluten, wenn sie nicht umgehend korrekt behandelt werden.

Aussicht & Prognose

Nachblutungen können bei vielen Wunden entstehen und müssen dabei nicht unbedingt zu Komplikationen führen. In der Regel kann der Arzt die Nachblutungen mit Hilfe von Strom relativ gut verschließen und die Blutung dabei stoppen. Sollte die Blutung allerdings sehr stark sein, muss dringend ein Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt gerufen werden.

Nachblutungen treten auch beim Geschlechtsverkehr auf, wobei es sich allerdings um ein harmloses Symptom handelt. In den meisten Fällen hört die Blutung nach kurzer Zeit auf und führt nicht zu weiteren Schmerzen.

Falls eine Nachblutung nicht richtig behandelt wird, kann sich dort eine Entzündung oder ein Infekt ausbilden. Dies führt zu Schmerzen und einer juckenden Wunde. Die Wahrscheinlichkeit für eine Nachblutung hängt dabei stark von der Region ab, die operiert wurde. Vor allem im Bereich der Lunge oder der Luftröhre sind solche Blutungen gefährlich und müssen von einem Arzt behandelt werden.

Falls der Patient zu viel Blut verliert, kann es zum Tode kommen. Dieser Fall tritt allerdings selten auf. In den meisten Fällen können die Nachblutungen relativ gut versorgt und verschlossen werden.


Das können Sie selbst tun

Nachblutungen sind ein ernstes Symptom und sollten in jedem Fall zuerst von einem Arzt abgeklärt werden. Begleitend zur medizinischen Behandlung lassen sich die Beschwerden etwa durch kalte Kompressen und beruhigende Hausmittel wie Zimt oder Cayennepfeffer lindern. Kräutertees regulieren die Durchblutung und hemmen Entzündungen sowie Schmerzen.

Bei Nachblutungen nach einer Mandeloperation hilft es, Eiswürfel in den Nacken zu legen oder mit Eiswasser zu gurgeln, bis die Blutung nachlässt. Verschafft dies keine Abhilfe, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Äußere Nachblutungen können auch durch Vaseline oder Essig reduziert werden. Bei stark blutenden Wunden hilft Maisstärke, die direkt auf die Wunde gestreut wird und die Blutung stoppt. Eine ähnliche Wirkung haben Zucker und Listerine.

Alaun wirkt blutstillend und kann in Form eines Alaunstifts oder eines Alaunblocks direkt auf der Wunde angewendet werden. Daneben empfiehlt es sich, den Verband zu wechseln und die Wunde mit einer sterilen Bandage zu verbinden. Die betroffene Körperstelle sollte nach Möglichkeit hochgelagert und geschont werden, bis die Nachblutungen aufhören. Akut kann eine Blutung durch beständigen Druck auf die Wunde gestoppt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013 Quelle
  • Köhnlein, E., Weller, S.: Erste Hilfe. Thieme, Stuttgart 2004
  • Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2014

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