Blutgerinnung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Blutgerinnung beschreibt die chemische Veränderung des Blutes vom flüssigen in einen festen Zustand. Dies dient in erster Linie dem Wundverschluss, jedoch kann Blutgerinnung auch an anderen Stellen des Körpers vorkommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Blutgerinnung?

Die Blutgerinnung beschreibt die chemische Veränderung des Blutes vom flüssigen in einen festen Zustand.

Befindet sich Blut im Blutkreislauf, ist es flüssig und verbleibt auch in diesem Zustand. Verschiedene Blutbestandteile sind unter anderem aber auch dafür da, die Blutgerinnung bei Bedarf in die Wege zu leiten. Kommt das Blut mit einer offenen Wunde in Berührung, so setzt sofort der Prozess der Blutgerinnung ein. Je kleiner und harmloser die Wunde, desto schneller ist sie wieder verschlossen.

Bei der Blutgerinnung entsteht eine Art Netz, in dem sich Blutplättchen (Thrombozyten) verfangen und eine immer dickere, feste und trocken werdende Schicht bilden, durch die kein frisches Blut mehr nach außen dringen kann. Nach außen hin entsteht eine Narbe, die die Wunde vor Infektionen schützt und ihr die Zeit gibt, neue Haut nachzubilden und sich langfristig zu verschließen.

Blutgerinnung ist eine Grundfunktion des menschlichen Körpers, die bei Verletzungen auch an den inneren Organen auftreten kann. Größere, schwere Wunden oder lebensbedrohliche Verletzungen kann die Blutgerinnung jedoch nicht verschließen, weshalb sie unter anderem auch gefährlich sind.

Funktion & Aufgabe

Der wichtigste Blutbestandteil für die funktionierende Blutgerinnung ist Fibrin. Es handelt sich um einen klebrigen Bestandteil des Blutes, der sich wie ein feines Netz über die Wunde legt. Dies geschieht binnen kürzester Zeit nach der Verletzung, da Fibrin immer im Blut vorhanden ist. Die Reste dieses Fibrin-Netzes sieht man bei alten Narben manchmal noch als weißen Rand.

Da Fibrin klebrig ist und sich zum Netz bildet, bleiben rote Blutplättchen auf ihrem Weg vorbei an der Wunde darin hängen. Je mehr großflächige Thrombozyten sich im Fibrinnetz verfangen haben, desto weniger Blut kann durch die Wunde nach außen dringen. Die oberen Schichten des geronnenen Blutes werden an der Luft schließlich trocken und bilden einen sichtbar roten Wundverschluss.

Hauptsächlich dient die Blutgerinnung dem Verschluss von äußeren und inneren Wunden. Diese sind somit gut vor Infektionen geschützt und es kann kein frisches Blut mehr nach außen dringen. Während der Schorf aus geronnenem Blut die Wunde nach außen hin abschirmt, bildet sich darunter schon sehr bald neue Haut nach. Ist diese so weit ausgereift, dass keine Wunde mehr vorhanden ist, stößt sie von unten den Schorf ab und die Verletzung ist ausgeheilt.

Gäbe es keine Blutgerinnung, wäre jede noch so kleine blutende Wunde für den Menschen eine potenziell lebensgefährliche Bedrohung, da der Blutverlust ohne Blutgerinnung niemals ein Ende fände.

Wertvoll ist zudem der Infektionsschutz, den geronnenes Blut der Wunde bietet. Ohne diesen Verschluss nach außen gäbe es bei jeder Wunde ein sehr hohes Infektionsrisiko, da sie offen bliebe und es keine Barriere in Form des getrockneten Schorfs gegen Schmutz und Krankheitserreger gäbe, die von außen eindringen wollen.


Krankheiten & Beschwerden

Blutgerinnung funktioniert in Form einer seltenen Erbkrankheit bei manchen Menschen gar nicht: es handelt sich um die Bluterkrankheit, die fast ausschließlich Männer betrifft. Jede kleinste Wunde wird für Bluter zur lebensbedrohlichen Verletzung, da ihr Blut nicht dazu in der Lage ist zu gerinnen. Selbst kleine Verletzungen bluten auf diese Weise immer weiter.

Bei einigen Wunden gerinnt das Blut auch trotz Verschmutzung der Wunde sehr schnell, noch bevor sie gereinigt werden kann. Durch die schnelle Blutgerinnung werden Schmutzpartikel oder Krankheitserreger in der Wunde eingeschlossen und können für Infektionen sorgen.

Durch Verletzungen in schmutziger, nicht keimfreier Umgebung entstehen die häufigsten Wundinfektionen. Bleiben sie aber oberflächlich und werden schnell genug behandelt, breiten sie sich in der Regel nicht aus. Schlimmstenfalls kann es durch Einschluss von Schmutz und Keimen zur Verschleppung und zu verschiedensten Erkrankungen kommen, von einer eitrigen Wunde bis zur gefährlichen Infektion wie Tetanus.

Gefährlich werden kann die Blutgerinnung auch bei inneren Verletzungen. Diese entstehen bei Unfällen, Explosionen und anderen Unglücken und werden manchmal gar nicht oder zumindest lange Zeit nicht bemerkt. Ein Teil des Blutes, das aus der inneren Wunde austritt, gerinnt, die geronnenen Partikel können aber die Wunde nicht verschließen und geraten schließlich in den Blutkreislauf.

Sie werden als Thromben bezeichnet. Gefährlich sind sie deswegen, da sie kleinere Gefäße verschließen oder sich in größeren Gefäßen verfangen und diese gefährlich blockieren können. Das kann zu lebensbedrohlichen Folgen führen, schlimmstenfalls kommt jede Hilfe so spät. Sind sie bereits entstanden, müssen sie mit einem kleinen Eingriff wieder aus dem Blutkreislauf entfernt werden.

Die Blutgerinnung versucht zwar nur, auch innere Wunden zu verschließen, verfehlt aber aufgrund der Größe solcher Verletzungen ihren Zweck und wird zur Gefahr. Deswegen ist selbst nach einem nur leichten Unfall eine genaue körperliche Untersuchung aller Beteiligten wichtig, um innere Verletzungen richtig zu behandeln und die Gefahr von Thromben auszuschließen.

Heutzutage werden bei Bluttransfusionen Tests der Blutgruppe durchgeführt. Das hat den Hintergrund, dass Blut auch dann gerinnt, wenn es mit der "falschen" Blutgruppe in Berührung kommt. Zwar ist der genaue chemische Prozess etwas anders als bei der üblichen Blutgerinnung, zur Verklumpung kommt es jedoch auch dabei - was unbedingt vermieden werden muss.

Quellen

  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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