Blutvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Blutvergiftung beziehungsweise Sepsis kommt es zu einer Infektion, die sich über das Blut bzw. Blutbahnen im ganzen Körper ausbreitet und weitere innere Organe so nachhaltig schädigen kann. Eine ärztliche Behandlung ist bei Blutvergiftung dringend notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Blutvergiftung bzw. Sepsis?

Bei einer Blutvergiftung ist eine schnelle Reaktion wichtig. Innerhalb von Stunden kann sich das Allgemeinbefinden des Betroffenen so stark verschlechtern, dass sein Leben in Gefahr ist. Mit einer rechtzeitigen ärztlichen Behandlung lässt sich der Verlauf günstig beeinflussen.

Eine Blutvergiftung ist eine Infektionskrankheit. Die Blutvergiftung wird auch als Sepsis bezeichnet. Tritt eine Blutvergiftung in Erscheinung, so ist diese nicht nur lokal, sondern sie weitet sich über den gesamten Körper aus. Durch die Verbreitung im Körper kann eine Blutvergiftung sehr gefährlich werden und für massive Schäden sorgen. Vor allem die zahlreichen Organe im Körper können durch eine Blutvergiftung geschädigt werden.

Bei der Blutvergiftung unterscheidet man zwischen mehreren Ausprägungsformen. Man unterteilt in eine normale Blutvergiftung (Sepsis), eine schwere Sepsis und einen Septischen Schock. In der Vergangenheit wurde die Blutvergiftung nicht nur als Sepsis bezeichnet, sondern auch als Wundfäule, da die meisten Blutvergiftungen auf mangelnde Hygiene zurück geführt werden konnten. Viele Personen gehen davon aus, das sich eine Blutvergiftung in Form eines roten Strichs erkenntlich zeigt, der in die Richtung des Herz wandert.

Dies ist jedoch nur bedingt richtig. Der rote Strich wird nur bei der Lymphangitis deutlich, welche auch fälschlicher Weise auch als eine Blutvergiftung bezeichnet wird. Die Heilungschancen bei der Lymphangitis sind in der Regel besser als bei einer herkömmlichen Blutvergiftung, bei der die Heilung sehr kompliziert sein kann. In manchen Fällen kann aus einer Lymphangitis auch eine Blutvergiftung entstehen, wenn es bei der angesprochenen Lymphangitis zu Komplikationen kommt.

Ursachen

Eine Blutvergiftung kann diverse Ursachen haben. In den meisten Fällen sind Bakterien, Viren oder aber auch Pilze im Körper für eine Blutvergiftung verantwortlich.

Ist der Körper nicht in der Lage diese Infektion mit Antikörpern bzw. dem eigenen Immunsystem zu bekämpfen, kann sich die Infektion über den ganzen Körper über die Blutbahnen verteilen.

In den meisten Fällen sind bestimmte Infektionskrankheiten für eine Blutvergiftung verantwortlich. So zum Beispiel auch eine Lungenentzündung, Wundinfektionen oder eine Katheterinfektionen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im Frühstadium ist eine Blutvergiftung (Sepsis) meist nicht leicht zu diagnostizieren, da die Begleiterscheinungen unspezifisch sind und auch bei zahlreichen anderen Krankheiten auftreten können. Viele Patienten, bei denen sich eine Sepsis entwickelt hat, leiden an hohem Fieber, das eines der Hauptsymptome einer Blutvergiftung ist. Sehr häufig geht das Fieber auch mit Schüttelfrost einher.

In seltenen Fällen kommt es dagegen zu einem Absturz der Körpertemperatur auf unter 36 Grad Celsius. Sofern das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind die Betroffenen oftmals verwirrt. Der Zustand kann dabei von leichten Bewusstseinsstörungen bis hin zu einem Delirium reichen.

Die Patienten sind unruhig und leiden an Orientierungsstörungen, auch unverständliches, zusammenhangloses Sprechen ist möglich. Ein weiteres häufiges Symptom ist Herzrasen oder zumindest ein deutlich beschleunigter Herzschlag mit einem Puls von mehr als 90 Schlägen pro Minute. Hinzu tritt oftmals eine beschleunigte Atmung. Auch niedriger Blutdruck ist nicht selten.

Die Symptome der Sepsis können sich mit denen der auslösenden Grunderkrankung überschneiden und von diesen gerade in der Frühphase auch überdeckt werden. So sind hohes Fieber und Schüttelfrost zum Beispiel auch für eine Blinddarmentzündung typisch.

Weit verbreitet ist darüber hinaus der Irrglaube, dass ein roter Strich, der sich Richtung Herzen bewegt, eine Blutvergiftung kennzeichnet. Dieses Symptom deutet aber auf eine andere Krankheit, nämlich auf eine Lymphangitis, also eine Entzündung der Lymphbahnen, hin.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf bei einer Blutvergiftung ist meistens identisch. Daher kann man die Krankheit optimal mit diversen Antibiotika behandeln. Eine Blutvergiftung wird in den meisten Fällen jedoch erst zu spät erkannt.

Der Verlauf endet daher oftmals mit dem Tod, da das Blut innerhalb eines Tages mehrmals durch den gesamten Körper, so auch durch die Organe, läuft bzw. fließt.

Schon nach wenigen Stunden sind die lebenswichtigen Organe, wie zum Beispiel die Lunge, das Herz oder auch die Leber befallen. Nachdem die Organe mit dem verunreinigten Blut versorgt wurden, kommt es infolge zu einem Kreislaufschock, einem Nierenversagen und auch zu einem versagen der Lunge sowie auch der Leber.

Komplikationen

Eine Sepsis führt unbehandelt zum Tode, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür mit jeder Stunde um einen Prozent steigt. Dies ist besonders deshalb gefährlich, weil die Symptome nicht schnell genug richtig eingeschätzt und falsch zugeordnet werden. Je nach betroffenem Organ können örtliche Komplikationen, wie Abszesse, auftreten. Im Falle des Zentralen Nervensystems entsteht so auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung).

Kommt es im Krankheitsverlauf zu einem septischen Schock, bei dem der Kreislauf versagt und die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, steigt die Gefahr für das eigene Überleben erheblich. Ob eine solche Reaktion eintritt, ist zum einen von der Schwere der Blutvergiftung und zum anderen vom rechtzeitigen ärztlichen Eingreifen abhängig. Beides wirkt sich auch auf Folgeschäden nach der Behandlung aus.

Noch Monate später können Betroffene unter Nervenschäden, Muskelschwäche oder Bewegungsstörungen leiden. Zudem sind wegen der erhöhten psychischen Belastung Depressionen und andere Erkrankungen möglich. Kompliziert wird es außerdem, wenn nicht gleich das richtige Antibiotikum gefunden werden kann.

Dafür muss die Infektionsquelle mit dem entsprechenden Erreger ausfindig gemacht werden, um auf das wirksamste Medikament zurückgreifen zu können. Außerdem müssen dabei mögliche Resistenzen beachtet werden, da bestimmte Bakterien auf häufig verwendete Antibiotika nicht mehr ausreichend ansprechen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Blutvergiftung, auch Sepsis genannt, darf nicht unterschätzt werden. Bleibt eine Sepsis unbehandelt, kann sie außer Kontrolle geraten. In solchen Fällen besteht akute Lebensgefahr.

Ursache für eine Blutvergiftung ist immer eine vorangegangene Infektion. Offene Wunden, Lungenentzündung oder auch eine Blinddarmentzündung können Auslöser für eine Blutvergiftung sein. In der Regel schafft es ein gesundes Immunsystem, die in den Körper gelangten Krankheitserreger zu bekämpfen und die Infektion heilt aus. Gelingt es dem Immunsystem nicht, die Krankheitserreger in Schach zu halten, gelangen diese in den Blutkreislauf.

Es ist also wichtig eine Infektion immer vom Arzt behandeln zu lassen, um das Risiko einer Sepsis zu minimieren.

Kommt es dennoch zu einer Blutvergiftung, muss diese im Krankenhaus behandelt werden. Dort wird mittels Bluttests der Erreger ausfindig gemacht. So kann der behandelnde Arzt das passende Antibiotikum verabreichen. In schweren Fällen einer Sepsis werden außerdem der Kreislauf und eventuell angegriffene Organe mit entsprechenden Medikamenten unterstützt.

Sich sicher vor einer Blutvergiftung zu schützen, ist nicht möglich. Das Risiko, dass sich Infektionen im Körper ausbreiten, ist bei einem intakten Immunsystem jedoch deutlich geringer. Eine gesunde Ernährung und Sport unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte, damit eine Blutvergiftung gar nicht erst entsteht.

Behandlung & Therapie

Eine Blutvergiftung kann auch therapiert bzw. behandelt werden. In den meisten Fällen geschieht dies mit Antibiotika. Darüber hinaus können aber auch Methoden wie zum Beispiel Beatmung, Nierenersatzverfahren (Dialyse, Hämofiltration), Schockbehandlung, künstliche Ernährung mit Insulinzugabe, oder Ersatz von Blutzellen und Blutstoffen helfen.

Um einer Blutvergiftung und dem zumeist unglücklichen Verlauf vorzubeugen, kann man sich regelmäßigen Tetanus-Impfungen unterziehen oder aber auch auf ein intaktes Immunsystem achten. Ist das Immunsystem gesund und stabil, so ist der Körper für fremde Erreger nicht so leicht zugänglich und kann diese aktiv bekämpfen. Das Immunsystem kann zum Beispiel durch eine gesunde Ernährung, sowie auch viel Sport gestärkt werden. Auch sollte man im Fall einer Infektionserkrankung sofort einen Arzt aufsuchen um den Ausbruch einer Blutvergiftung zu verhindern.

Aussicht & Prognose

Kann der Körper die eindringenden Keime nicht effizient zurückdrängen, kommt es zu einer Sepsis. Bleibt eine medizinische Therapie aus, folgt rasch eine Ausbreitung der Erreger über den ganzen Organismus. Als Konsequenz können dann schwere Schäden an Blutgefäßen oder sogar das Versagen einzelner Organe eintreten.

Die Gefährlichkeit einer Blutvergiftung richtet sich nach dem Bakterium sowie der körperlichen Allgemeinverfassung des Patienten. Häufig kollabiert das Herz-Kreislauf-System im späteren Verlauf. Aufgrund der mangelnden Durchblutung lebenswichtiger Organe erleiden Betroffene einen septischen Schock. Ansonsten kann eine eingeschränkte Nierenfunktion die regelmäßige Säuberung des Blutes mithilfe einer Dialyse notwendig machen.

Als weitere Langzeitfolgen treten etwa irreparable Nervenschäden oder eine ausgeprägte Muskelschwäche auf. Schwerwiegende Komplikationen oder dauerhafte Beeinträchtigungen bleiben in der Regel bei einer frühzeitigen Therapie aus. Doch es gibt auch Ausnahmen, bei denen die Betroffenen auf kein Medikament ansprechen. Derartige Verläufe enden meist tödlich. Daher ist schnelles Handeln und die unverzügliche Kontaktaufnahme mit einem Arzt Grundvoraussetzung für eine gute Prognose.

Bleibt die notwendige Therapie länger als 24 Stunden aus, liegt die Todesrate bei etwas einem Viertel aller Betroffenen. Noch schlechter fällt die Lebenserwartung bei schweren Organschäden oder dem septischen Schock aus. In diesen Fällen lassen zwischen 50 % bis 60 % der Opfer ihr Leben. Der Faktor Zeit ist für eine positive Prognose daher über alle Maßen entscheidend. Mit präventiven Maßnahmen bei Verletzungen durch ausreichende Hygiene und adäquate Wundpflege lassen sich Blutvergiftungen häufig im Voraus verhindern oder zumindest stark abschwächen.


Nachsorge

Liegt eine einfache beziehungsweise leichte Sepsis vor, dann bedarf es oftmals keiner anschließenden Nachsorge. Folgebeschwerden entstehen im Nachhinein nur sehr selten, sodass auf anschließende Untersuchungen gänzlich verzichtet werden kann. Anders sieht es hingegen aus, wenn eine schwere Blutvergiftung vorliegt. Desto schwerer die Sepsis, desto mehr ärztliche Betreuung ist im Nachhinein notwendig.

In besonders schlimmen Fällen müssen betroffene Personen den Rest ihres Lebens mit regelmäßigen Dialysen leben. Zudem kann eine Sepsis Muskelschwächen hervorrufen, sodass gesamte Bewegungsabläufe im Nachhinein neu erlernt werden müssen. Ein komplettes Nachsorgeprogramm, welches auf Sepsis-Patienten zugeschnitten ist, wird derzeit noch von Forschern entwickelt.

Darin ist eine spezielle Schulung für Hausärzte enthalten, sodass die allgemeine Lebensqualität von Sepsis-Patienten deutlich gesteigert werden soll. Eine Nachsorge bei einer überstandenen Sepsis ist bei einer leichten Ausprägungsform nicht notwendig. Eine vollständige Genesung ist nicht von weiteren Besuchen beim Arzt abhängig. Anders sieht es jedoch aus, wenn eine schwere Sepsis überstanden wurde.

Unter Umständen bleiben Folgeschäden zurück, die unbedingt eine Nachsorge erfordern. Andernfalls können Folgeschäden zurückbleiben, die nicht mehr wiederhergestellt werden können. Aus diesem Grund sind weitere Nachsorgeuntersuchungen sinnvoll und unerlässlich, sofern eine überstandene Blutvergiftung zu 100 Prozent auskuriert werden möchte.

Das können Sie selbst tun

Bei dem Verdacht auf eine Blutvergiftung sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gegen die Begleitsymptome einer Blutvergiftung helfen verschiedene Hausmittel. Wirksam ist etwa ein Sud aus Meisterwurz, Arnika, Angelika und Bibernelle, der über den Tag verteilt in kleinen Schlucken eingenommen wird. Akut hilft auch Knoblauchsaft, der auf die frische Wunde aufgetragen wird und die Bakterien rasch abtötet. Ebenso können Aloe Vera und der Saft der Ringelblume eine beginnende Entzündung verhindern.

Sollte es allerdings bereits zu einer Blutvergiftung gekommen sein, muss ein Mediziner eingeschaltet werden. Bis zum Arztbesuch können mögliche Ursachen für die Sepsis ermittelt und in einem Krankentagebuch festgehalten werden. Anschließend muss der Auslöser durch den Einsatz von Antibiotika behandelt werden. Ergänzend dazu sollte viel und regelmäßig getrunken werden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Mitunter ist auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und blutzuckersenkenden Medikamenten sinnvoll.

Das wirksamste Hausmittel ist Schonung und Bettruhe. Betroffene sollten außerdem nur leichte, eiweißreiche Nahrungsmittel verzehren, etwa Gemüsebrühe, gedünstetes Gemüse oder Salat. Je nach Schwere der Blutvergiftung kann die Therapie entweder zu Hause oder auf der Intensivstation erfolgen.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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