Pipamperon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pipamperon ist ein Antipsychotikum aus der Gruppe der Butyrophenone. Es wirkt sedierend und gehört zu den niederpotenten Neuroleptika (Antipsychotika).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pipamperon?

Pipamperon wird zur Behandlung von innerer Unruhe, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen eingesetzt.

Pipamperon wird auch als Dipiperon oder Floropipamid bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Antipsychotika. Genau wie Haloperidol oder Benperidol gehört Pipamperon zu den Butyrophenonen. Butyrophenone sind Arzneistoffe, die sich vom 1-Phenylbutan-1-on ableiten. Sie werden in psychiatrischen Einrichtungen bevorzugt zur Behandlung von Schizophrenien eingesetzt.

Pipamperon gehört zu den nierderpotenten Neuroleptika. Im Vergleich zu den hochpotenten Arzneistoffen aus der Gruppe der Antipsychotika ist die Wirkung von Pipamperon eher mild. Die Veträglichkeit ist verhältnismäßig, sodass der Arzneistoff auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie genutzt wird.

Pharmakologische Wirkung

Verschiedene Botenstoffe dienen im Körper der Übertragung von Signalen. Die Botenstoffe des Gehirns und des Nervensystems werden als Neurotransmitter bezeichnet. Bei einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter können psychische Erkrankungen entstehen. Besonders häufig sind die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin beteiligt.

Pipamperon blockiert hauptsächlich die Wirkung des Dopamins. Es bindet sich an D2- und D4-Rezeptoren und verhindert so, dass das Dopamin an diesen Rezeptoren andocken kann. Pipamperon wirkt somit antidopaminerg. Auf der psychotropen Ebene wirkt Dopamin antriebssteigernd und motivierend. Zu hohe Dopaminspiegel stehen allerdings in Verdacht Schizophrenien auslösen zu können.

Pipamperon blockiert allerdings nicht nur die Dopamin-, sondern auch die Serotoninrezeptoren. Dadurch wirkt es antipsychotisch, beruhigend und erregungsdämpfend. Auch eine schlaffördernde Wirkung kann beobachtet werden.

Im Gegensatz zu anderen Neuroleptika ist Pipamperon kaum anticholinerg, das heißt, dass es nicht den Neurotransmitter Acetylcholin hemmt. Auch die Histamin1-Rezeptoren werden nicht beeinflusst.

Die Halbwertszeit von Pipamperon im Blut liegt bei 16 bis 22 Stunden. Über N-Dealkylierung und Oxidation wird der Arzneistoff wieder abgebaut.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Pipamperon wird zur Behandlung von innerer Unruhe, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen eingesetzt. Es soll regulierend auf den Neurotransmitterhaushalt wirken und den Schlaf fördern. Auch Erregungszustände und Aggressivität soll Pipamperon vermindern.

In erster Linie wird der Arzneistoff als leichtes Schlafmittel verordnet. Bei älteren Menschen und bei Menschen mit psychischen Erkrankungen dient Pipamperon jedoch auch als Beruhigungsmittel. Zur Minderung von Aggressivität wird Pipamperon hauptsächlich bei Kindern verabreicht. In der Schweiz ist der Arzneistoff zudem zur Behandlung von chronischen Psychosen zugelassen.

Die Dosierung wird immer individuell vom Facharzt angepasst. Das Medikament wird zur besseren Verträglichkeit eingeschlichen. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.


Risiken & Nebenwirkungen

Im Vergleich zu anderen Neuroleptika ist Pipamperon verhältnismäßig gut verträglich. Anticholinerge Nebenwirkungen bleiben zwar aus, in höheren Dosierungen kann es allerdings zu extrapyramidal-motorischen Störungen kommen. Dabei zeigen sich die Bewegungsstörungen vornehmlich im Gesicht. Typisch sind Krämpfe des Schlunds und das sogenannte "Rabbit-Syndrom". Das unwillkürliche Mümmeln der Patienten erinnert an das Mümmeln eines Hasen. Auch Sitzunruhe, Zuckungen, Grimassieren und unwillkürliche Bewegungen der Extremitäten können auftreten.

In sehr seltenen Fällen kann das maligne neuroleptische Syndrom auftreten. Es äußert sich durch Akinese, extreme Muskelsteife, Hyperthermie mit starkem Schwitzen, Kieferklemme, Mutismus, Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Das maligne neuroleptische Syndrom kann tödlich enden und ist deshalb eine gefürchtete Komplikation der Neuroleptikatherapie.

Häufiger leiden die Patienten während der Einnahme unter Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Durch die Wirkung auf das Hormonsystem kann eine Hyperprolaktinämie entstehen. In der Folge kommt es zu Brustvergrößerungen und Menstruationsstörungen.

Auf kardiovaskulärer Ebene kann der Puls beschleunigt und der Blutdruck zu niedrig sein. Sehr selten treten Herzrhythmusstörungen auf. Da Pipamperon das QT-Intervall verlängern kann, sollte es nicht mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden, die ebenfalls eine Verlängerung des QT-Intervalls bedingen. Dazu gehören beispielsweise Diuretika.

Zentral dämpfende Arzneimittel wie Schlafmittel, Antidepressiva, Opioide oder auch Alkohol können die sedierende Wirkung von Pipamperon verstärken. Wird Pipamperon in Kombination mit Antihypertonika verabreicht, kann der Blutdruck stark absinken.

Die Kombination von Pipamperon mit Dopaminantagonisten wie Lisurid, Bromocriptin oder Levodopa ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Zudem sollte Pipamperon nicht mit Arzneimitteln verabreicht werden, die die Krampfschwelle des Gehirns herabsetzen. Es könnte sonst zu epileptischen Anfällen kommen.

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