Hyperprolaktinämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Besonders bei kinderlosen Paaren, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, sollte an eine Hyperprolaktinämie gedacht werden. Diese Erhöhung des Prolaktinwertes führt neben weiteren Beschwerden bei Frauen und Männern gleichermaßen zu Unfruchtbarkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyperprolaktinämie?

Zur Diagnose einer Hyperprolaktinämie wird der Arzt ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden des Patienten führen. Dann erfolgt eine Blutabnahme.
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Eine Hyperprolaktinämie bezeichnet einen Überschuss an Prolaktin im Blut. Das Hormon sorgt während der Schwangerschaft für das Wachstum der Brust und ist danach an der Milchbildung beteiligt.

Gleichzeitig unterdrückt es in diesem Zeitraum den Eisprung. Ein erhöhter Prolaktinspiegel ist dann auch keinesfalls eine Störung sondern erwünscht. Außerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit kann es jedoch bei Männern und Frauen ebenfalls zu einer Hyperprolaktinämie kommen, die mit verschiedenen Beschwerden verbunden ist.

Bei Frauen kommt es zu Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der Periode sowie zu einer milchartigen Absonderung aus der Brust. Bei Männern wächst das Brustdrüsengewebe sichtbar, während ihre Libido sinkt. In der Folge kann es bei ihnen ebenfalls zu Unfruchtbarkeit kommen.

Ursachen

Die Ursachen einer Hyperprolaktinämie sind sehr vielfältig. Ein gutartiger Tumor am Vorderlappen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) kann für die vermehrte Prolaktinausschüttung verantwortlich sein.

Diese Geschwulst wird auch als Prolaktinom bezeichnet. Häufig sind jedoch Medikamente, die der natürlichen Dopaminproduktion entgegenwirken ursächlich für die Beschwerden. Dazu zählen bestimmte blutdrucksenkende Mittel sowie Antidepressiva und Schmerzmittel mit morphinählichen Inhaltsstoffen als auch Medikamente gegen Krampfanfälle aus der Gruppe der Dopaminantagonisten und das weibliche Hormon Östrogen. Während Dopamin die Prolaktinproduktion hemmt, unterdrücken die genannten Medikamente diesen Mechanismus.

Seltener ist ein Unfall oder Sturz ursächlich, bei dem der Hypophysenstiel beschädigt oder abgerissen wird. Der Botenstoff Dopamin kann in diesem Fall nicht mehr zum Hypophysenvorderlappen gelangen um die Produktion des Prolaktins zu regulieren. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Leberschwäche kann Ursache einer Hyperprolaktinämie sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei der Hyperprolaktinämie muss zwischen den Symptomen der eigentlichen Störung und den Symptomen der zugrunde liegenden Erkrankung unterschieden werden. Die Hyperprolaktinämie ist eine Hormonstörung, die durch das Vorliegen einer zu hohen Konzentration des Hormons Prolaktin gekennzeichnet ist. Bei Frauen ist die Hyperprolaktinämie mit einer sekundären Amenorrhoe verbunden.

In ungefähr zehn bis 40 Prozent der Fälle kommt die sekundäre Amenorrhö auch als Ursache der Hyperprolaktinämie infrage. Die Hälfte der Frauen mit Hyperprolaktinämie entwickelt eine Galaktorrhoe. Die Galaktorrhoe zeichnet sich durch eine spontane Milchproduktion auch außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit aus. Des Weiteren können sich Ödeme (Wassereinlagerungen ins Gewebe) ausbilden.

Oft kommt es auch zur Verringerung der Knochendichte (Osteoporose) mit der steigenden Gefahr von spontanen Knochenbrüchen. Auch Männer können von einer zu hohen Prolaktinkonzentration betroffen sein. Als Folge sinkt die Testosteronproduktion. Die betroffenen Männer leiden unter einer Verringerung der Potenz und der Libido. Außerdem ist der Bartwuchs vermindert und die Brustdrüse vergrößert (Gynäkomastie).

Die weiteren Symptome sind abhängig von der jeweiligen Ursache der Hyperprolaktinämie. Oft ist der Auslöser ein gutartiger Tumor der Hypophyse, welcher die Prolaktinproduktion anregt. Bei einer gewissen Größe des Tumors kann es zu Kopfschmerzen, Einschränkungen des Gesichtsfeldes und Abgeschlagenheit kommen. Zu den anderen möglichen Ursachen gehören unter anderem Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion oder Brustwandverletzungen mit deren eigenen Symptomatiken.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose einer Hyperprolaktinämie wird der Arzt ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden des Patienten führen. Dann erfolgt eine Blutabnahme. Durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann ein möglicher Tumor des Hypophysenvorderlappens dargestellt werden.

Diese, als Prolaktinom bezeichnete, Geschwulst ist gutartig und nicht mit einem Hirntumor zu verwechseln. Auch Veränderungen am Hypophysenstil werden durch die MRT-Untersuchung sichtbar. Ist ein Prolaktinom ursächlich für den Prolaktinüberschuss, wird der Betroffene zum Augenarzt überwiesen, um mögliche Sehstörungen und Gesichtsfeldeinschränkungen abzuklären. Es muss zudem festgestellt werden, ob die Geschwulst auf den Sehnerv drückt, da die Behandlung der Hyperprolaktinämie entsprechend ausgerichtet werden muss.

Komplikationen

Da eine Hyperprolaktinämie bedeutet, dass sich zu viel des Hormons Prolaktin im Organismus befindet, können sich zahlreiche Komplikationen ergeben. Das Hormon Prolaktin fördert die Milchsekretion und das Wachstum der Brustdrüsen während der Schwangerschaft. Liegt keine Schwangerschaft vor, sondern die Brustdrüsen dennoch eine milchig-weißliche Flüssigkeit ab, der Eisprung wird unterdrückt und der Menstruationszyklus wird gestört. Auf Dauer kann dies die Geschlechtsorgane schädigen und zu einer vorzeitigen Osteoporose führen.

Ein zu hoher Prolaktinspiegel fördert außerdem Brustkrebs. Da Prolaktin in der Hypophyse produziert wird, kann ein zu hoher Spiegel auch in einem Tumor begründet sein, einem sogenannten Prolaktinom. Oft ist die Einnahme bestimmter Psychopharmaka oder Cannabis-Konsum die Ursache für einen erhöhten Prolaktinspiegel. Auch ist eine Schilddrüsenunterfunktion denkbar. Ein pathologisch erhöhter Prolaktinspiegel muss dringend behandelt werden. Ansonsten drohen langfristige Gesundheitsschäden.

Der Prolaktinspiegel wird mittels einer Blutanalyse gemessen. Um ihn zu senken, können verschiedene Medikamente wie das Bromocriptin verabreicht werden. Sie sollen dafür sorgen, dass sich die Konzentration im Blut wieder normalisiert. Häufig kann auf diese Weise auch ein Prolaktinom positiv beeinflusst werden. Dann wird eine Operation überflüssig. Schlagen Medikamente nicht an, werden zusätzlich Hormone verabreicht, damit sich der Eisprung und der Menstruationszyklus wieder normalisieren und der Milchfluss gestoppt wird. Bei einem therapieresistenten Prolaktinom muss operiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Personen, die an Sexualstörungen leiden, sollten sich auf eine Hyperprolaktinämie hin untersuchen lassen. Ein Überschuss an Prolaktin im Körper ist meist harmlos, sollte aber abgeklärt werden, wenn sich Beschwerden einstellen. Männer, die scheinbar ohne Grund eine geringe sexuelle Aktivität verspüren, sollten mit dem Hausarzt oder einem Urologen sprechen. Weitere Warnzeichen sind eine verringerte Spermienproduktion, ein abnehmender Bartwuchs und eine Verkleinerung des Gesichtsfeldes. Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, muss ein Arzt kontaktiert werden.

Frauen sollten einen Gynäkologen aufsuchen, wenn Menstruationsbeschwerden, Akne und eine übermäßig starke Behaarung bemerkt werden. Sollten sich Depressionen, Ängste und Persönlichkeitsveränderungen einstellen, muss umgehend ein Arzt konsultiert werden. Menschen, die regelmäßig blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva oder Schmerzmedikamente einnehmen, sind besonders anfällig für eine Hyperprolaktinämie. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Leberschwäche sind mögliche Auslöser. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, sollte bereits bei ersten Anzeichen den Hausarzt aufsuchen. Daneben kann auch ein Internist hinzugezogen werden. Bei psychischen Beschwerden ist therapeutischer Rat gefragt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Hyperprolaktinämie richtet sich nach deren Ursache. Medikamente sollten in ihrer Dosierung reduziert oder ersetzt werden. Bei einem Prolaktinom ist die Behandlung von der Größe der Geschwulst abhängig. Bei kleinen Tumoren werden zur Therapie häufig Medikamente herangezogen, die eine ähnliche Wirkung haben wie Dopamin. Dadurch wird die Produktion des Prolaktins gehemmt und Blutwert normalisiert sich.

Zudem schrumpft der Tumor. Die medikamentöse Behandlung hat jedoch zahlreiche Nebenwirkungen wie Übelkeit mit Brechreiz sowie Müdigkeit und Verstopfung, sodass die Einnahme der Medikamente immer schleichend begonnen werden muss. Werden die Präparate nicht gut vertragen, können auch kleine Tumoren operativ entfernt werden. Dieses Vorgehen wird bei großen Tumoren mit einer Größe über einen Zentimeter angewandt, wenn es zu einer Beeinträchtigung des Sehnervs kommt und der Betroffene die Medikamente zur Hemmung der Prolaktinausschüttung nicht gut verträgt.

Generell wird jedoch in einem solchen Fall die Bestrahlung des Tumors der operativen Entfernung vorgezogen. Sie führt zur Schädigung und zum Absterben der Tumorzellen, was die Prolaktinkonzentration im Blut wieder normalisiert. Nach einer Bestrahlung kann die Hirnanhangdrüse in ihrer Funktion stark eingeschränkt sein, sodass der Betroffene auch nach der Hyperprolaktinämie weitere Hormone über Medikamente ersetzten muss.


Aussicht & Prognose

Die zugrunde liegende Ursache ist maßgebend für die Stellung einer Prognose. In einigen Fällen ist eine Heilung möglich. Bei anderen Gründen für die Hyperprolaktinämie kann keine Genesung dokumentiert werden. Wird die Erkrankung als Nebenwirkung eingenommener Medikamente diagnostiziert, wird im Normalfall der Behandlungsplan optimiert und verändert. Sobald die auslösenden Arzneien abgesetzt wurden, tritt eine Verbesserung der Beschwerden ein und die Hyperprolaktinämie bildet sich zurück. Neue Präparate zur Heilung der vorhandenen Grunderkrankung werden gegeben, damit es insgesamt zu einer Verbesserung der Gesundheit kommt.

Bei einer Tumorerkrankung ist das Stadium des Tumors entscheidend für den Genesungsverlauf. In einem fortgeschrittenen Stadium wird meist die Behandlung umgestellt. Im Mittelpunkt steht dann eine Schmerzlinderung statt einer Heilung. Bei einer anfänglichen Krebserkrankung wird der Tumor entfernt und eine Nachbehandlung eingeleitet. Wurde diese erfolgreich abgeschlossen und die Krebserkrankung gilt als geheilt, verschwinden auch die Beschwerden der Hyperprolaktinämie.

In seltenen Fällen sind Stürze oder Unfälle für die Hyperprolaktinämie verantwortlich. Schädigungen der Hypophyse werden in einer Langzeittherapie durch die Gabe von Medikamenten ausgeglichen. Dies erfolgt ebenso bei Organschäden der Leber oder einer Schilddrüsenunterfunktion. Eine Linderung der Beschwerden wird dadurch erreicht, eine Heilung ist jedoch nicht möglich. Nach Absetzen der Arznei kommt es zu einem sofortigen Rückfall der Beschwerden.

Vorbeugung

Es gibt keine Möglichkeiten einer Hyperprolaktinämie vorzubeugen. Kommt es bei Männern zu vermehrtem Brustwachstum und einem Rückgang der Libido und bei Frauen zum Ausbleiben der Regelblutung, ohne dass eine Schwangerschaft besteht, sollte der Arzt konsultiert werden, um eine Hyperprolaktinämie möglichst frühzeitig zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Nachsorge

Bei einer Hyperprolaktinämie sind die Maßnahmen oder die direkten Möglichkeiten einer Nachsorge in den meisten Fällen stark eingeschränkt, sodass der Betroffene dabei in erster Linie eine schnelle Diagnose und Behandlung angewiesen ist, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu weiteren Beschwerden kommt. Je früher die Hyperprolaktinämie dabei erkannt und behandelt wird, desto besser ist in den meisten Fällen auch der weitere Verlauf dieser Krankheit.

In der Regel wird die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit nicht negativ beeinflusst. Bei dieser Krankheit muss in vielen Fällen ein operativer Eingriff erfolgen, um den Tumor zu entfernen. Dabei sollte sich der Betroffene nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder von stressigen Aktivitäten ist dabei abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

Weiterhin müssen auch Medikamente eingenommen werden. Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung zu achten, um die Beschwerden zu lindern. Bei der Hyperprolaktinämie sind die Betroffenen auch auf die Hilfe und die Unterstützung der eigenen Familie angewiesen. Dadurch können auch psychische Verstimmungen oder sogar Depressionen verhindert werden.

Das können Sie selbst tun

In der Regel sind die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei einer Hyperprolaktinämie stark eingeschränkt. Sollte die Erkrankung durch die Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst werden, so sollte das Medikament nach Rücksprache mit einem Arzt abgesetzt oder durch ein anderes ersetzt werden. Bei einem Tumor ist eine medizinische Behandlung unumgänglich. Die Patienten sollten ihren Körper allerdings immer schonen und keinen unnötigen Belastungen aussetzen. Da die Behandlung eines Tumors häufig mit Übelkeit, Müdigkeit und Erbrechen verbunden ist, sollte dabei auch Bettruhe eingehalten werden.

Falls es nach einem operativen Eingriff zu einem Mangel an Hormonen kommt, sind die Patienten auf eine Substitutionstherapie angewiesen. Hierbei sollte die regelmäßige Einnahme der Hormonpräparate beachtet werden.

Schwerwiegende Beschwerden oder Komplikationen durch die Hyperprolaktinämie können vermieden werden, indem Betroffene an regelmäßigen Untersuchungen teilnehmen. Vor allem bei einer Störung der Monatsblutung oder bei einem unerfüllten Kinderwunsch können frühzeitige Untersuchungen bei Frauen die Hyperprolaktinämie diagnostizieren. Eine frühzeitige Diagnose erhöht die Wahrscheinlichkeit eines positiven Krankheitsverlaufes.

Weiterhin kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr hilfreich sein und zum Informationsaustausch beitragen. Im Falle von psychischen Beschwerden helfen auch Gespräche mit den engen Freunden oder mit Angehörigen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Croon, M.: Schwanger werden. TRIAS Verlag, Stuttgart 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005

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