Schizophrenie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, welche die Persönlichkeit des Erkrankten komplett beeinflusst. Oftmals haben die Betroffenen ein gestörtes Realitätsverhältnis, welches sich beispielsweise durch Wahnvorstellungen und Halluzinationen äußert. Meist tritt die Schizophrenie erstmals in den Jahren zwischen Pubertät und maximal 35 Jahren auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schizophrenie?

Ein markantes Symptom der Schizophrenie ist der Wahn. Die Erkrankten leiden unter absurden Wahnvorstellungen, die keine reale Grundlage haben.
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Schizophrenie ist eine psychische Störung, die alle Wahrnehmungen des Erkrankten betrifft. Sowohl die innere, als auch die äußere Wahrnehmung verändern sich zum Teil erheblich. Davon betroffen sind Gefühlsleben und Denken des Erkrankten. Auch der Antrieb und die Motorik verändern sich.

Die Schizophrenie tritt meist in Schüben auf. Ein Krankheitsschub wird auch Psychose genannt. Dabei können die Betroffen den Bezug zur Realität komplett verlieren. Die Psychiatrie unterscheidet je nach den Symptomen verschiedene Formen der Schizophrenie. Bei einer Paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie treten Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf.

Eine Katatone Schizophrenie wird von Symptomen in der Motorik geprägt. Ist hauptsächlich das Gefühlsleben gestört, handelt es sich um eine Hebephrene Schizophrenie. Bei Antriebsmangel, sozialem Rückzug und Gefühlsarmut spricht man von einer Residualen Schizophrenie.

Ursachen

Vermutlich spielen bei den Ursachen einer Schizophrenie verschiedene Faktoren eine Rolle. Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung dabei der zentrale Faktor ist. Allerdings müssen noch andere Faktoren als Auslöser hinzukommen. Dieses können beispielsweise Stress, Drogenkonsum oder auch einschneidende Ereignisse im Leben sein.

Auch psychosoziale Faktoren könnten eine Ursache für eine Schizophrenie sein. Jedoch ist es bislang wissenschaftlich nicht bewiesen, dass Probleme in Familie, Partnerschaft oder Beruf ursächlich für den Ausbruch einer Schizophrenie verantwortlich sind. Biochemische Ursachen sind bislang noch nicht abschließend wissenschaftlich bewiesen. Jedoch wurde nachgewiesen, dass im Gehirn eines Schizophrenen die Andockstellen für Dopamin überempfindlich reagieren. Dopamin ist ein Botenstoff, der Nervenimpulse weitergibt.

Neuroanatomische Ursachen werden ebenfalls als Ursache der Schizophrenie vermutet. So wurde festgestellt, dass sich bei einigen Erkrankten eine erweiterte, mit Gehirnflüssigkeit gefüllte Kammer im Gehirn befindet. Darüber hinaus ist die Hirndurchblutung beim Vorliegen einer Schizophrenie verändert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein markantes Symptom der Schizophrenie ist der Wahn. Die Erkrankten leiden unter absurden Wahnvorstellungen, die keine reale Grundlage haben. Trotzdem erscheinen diese Vorstellungen Menschen mit Schizophrenie als realistisch, sodass auch eine logische Argumentation ihre Meinung nicht ändern kann. Ein Beispiel für eine Wahnvorstellung ist der Verfolgungswahn.

Die Betroffenen denken, dass sie verfolgt und bedroht werden. Bei einem Beziehungswahn beziehen sie hingegen alle möglichen Ereignisse auf ihre Person. Das Denken verändert sich im Verlauf der Erkrankung deutlich. Die Gedankengänge reißen plötzlich ab und/oder sind zerfahren. Ein weiteres Symptom der Schizophrenie ist die Ich-Störung.

Die Grenze zwischen der eigenen Person und der Außenwelt ist verschwommen, Teile des eigenen Körpers oder der Gedanken werden als fremd wahrgenommen. Ebenso leiden Menschen mit Schizophrenie häufig unter Halluzinationen. Diese manifestieren sich meist in einer akustischen Form und werden von den Patienten als äußerst bedrohlich empfunden.

Menschen mit Schizophrenie sind häufig antriebslos, kraftlos oder [Apathie|apathisch]]. Sie haben wenig Interesse an sozialen Kontakten oder Freizeitaktivitäten. Die Gefühlsregungen sind abgeflacht, die Betroffenen sind reizbar, misstrauisch oder depressiv. Nicht alle Anzeichen der Schizophrenie sind immer gleich stark vorhanden. Sie variieren sowohl im Krankheitsverlauf als auch von Patient zu Patient.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf einer Schizophrenie ist bei jedem Betroffenen individuell verschieden. Bei vielen Erkrankten treten bereits Monate oder gar Jahre vor dem wirklichen Ausbruch der Schizophrenie erste Anzeichen auf. Jedoch weisen diese ersten Anzeichen noch nicht eindeutig auf die Schizophrenie hin.

So gehen die Betroffenen beispielsweise auf Distanz und ziehen sich zurück. Häufig sind sie depressiv und nehmen die Realität verzerrt wahr. Diese Vorstufe der Schizophrenie wird Prodromalphase genannt. Bricht die Schizophrenie akut aus, treten Halluzinationen, Wahnvorstellungen (z.B. Verfolgungswahn) und Ich-Störungen auf.

Darüber hinaus kommt es zu Denkstörungen, Gefühlsarmut und Antriebsschwäche. Jedoch sind die Ausprägung und die Kombination der Symptome bei jedem Patienten verschieden. Eine akute Phase kann wenige Wochen bis einige Monate andauern. Danach klingt sie wieder ab. Der Krankheitsverlauf einer Schizophrenie kann in Schüben ablaufen. Dabei kann es passieren, dass nach jedem erneuten Ausbruch ein Teil der Symptome auf Dauer bestehen bleibt. Dies nennt man Chronifizierung der Schizophrenie.

Komplikationen

Eine mögliche Komplikation der Schizophrenie besteht in der Verschlechterung der Symptome. Dies ist bei rund einem Drittel der Betroffenen der Fall, während jeweils ein weiteres Drittel eine Verbesserung oder keine signifikante Veränderung erlebt Viele Schizophrene leiden unter einer chronischen körperlichen Krankheit.

Neuroleptika beziehungsweise Antipsychotika sind Medikamente, die bei Schizophrenie zum Einsatz kommen können. Diese Psychopharmaka können ebenfalls Komplikationen hervorrufen. Einige Wirkstoffe aus der Gruppe der atypischen Antipsychotika scheinen das Risiko für Diabetes mellitus zu erhöhen. Andere Neuroleptika erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Betroffene ein Parkinsonoid entwickelt.

Ein Parkinsonoid ist ein medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom, das der neurodegenerativen Erkrankung ähnelt. Die Symptome gehen jedoch nicht wie bei Parkinson auf einen Schwund der Substantia nigra zurück, sondern auf die Einnahme eines Medikaments. Weitere potenzielle Nebenwirkungen von Antipsychotika umfassen Krampfanfälle, Bewegungsstörungen und/oder eine Zunahme es Körpergewichts.

Eine schwere, aber seltene Komplikation von Neuroleptika ist das maligne neuroleptische Syndrom, das bei 0,2 Prozent der Patienten auftritt, die Antipsychotika einnehmen. Typische Symptome umfassen unter anderem Fieber, Rigor und Bewusstseinstrübung. Das maligne neuroleptische Syndrom ist lebensbedrohlich und muss deshalb behandelt werden. Im Einzelfall wägt der behandelnde Arzt ab, ob Vorteile oder Risiken eines Medikaments für einen bestimmten Patienten überwiegen.

Komplikationen sind auch auf psychischer Ebene möglich. Jeder zweite Schizophrene leidet unter einer weiteren psychischen Krankheit. Die häufigsten Komorbiditäten sind Angststörungen, affektive Störungen und Störungen durch psychotrope Substanzen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Konsultation eines Arztes ist angezeigt, sobald sich ein auffälliges Verhalten des Betroffenen zeigt, welches als ab der Norm beschrieben wird. Halluzinationen, das Sehen und Wahrnehmen imaginärer Wesenheiten oder Eingebungen mit Handlungsaufforderungen sind besorgniserregend. Die Abklärung durch einen Arzt ist notwendig, sobald es zu Stimmenhören, einem aggressiven Auftreten oder einer Gefährdung für den Betroffenen selbst sowie Menschen der unmittelbaren Umgebung kommt.

Werden soziale Regeln nicht eingehalten, kommt es zu emotionalen Verletzungen der Angehörigen oder werden Teile des eigenen Körpers als fremd wahrgenommen, ist ein Arztbesuch vonnöten. Viele Patienten rechtfertigen ihre Handlungen, indem sie davon überzeugt sind, dass ihnen die Gedanken von einer externen Quelle übermittelt wurden und von dort kontrolliert werden. Von einer Schizophrenie abzugrenzen sind religiöse oder spirituelle Eingebungen ohne einen Krankheitswert.

Kann die Bewältigung des Alltags nicht ohne Hilfe erfolgen, wechseln die Persönlichkeiten des Betroffenen oder löst deren Verhalten Angst bei den Mitmenschen aus, besteht Handlungsbedarf. Ein Arzt wird benötigt, da Patienten einer Schizophrenie eine medikamentöse Therapie benötigen. Ein Rückzug aus dem sozialen Leben, Isolation oder ein starkes Misstrauen allen Menschen gegenüber sind charakteristisch für die Erkrankung und sollten ärztlich überwacht werden. Bei einem depressiven Verhalten wird ebenfalls ärztliche Hilfe benötigt.

Behandlung & Therapie

Da für die Entstehung einer Schizophrenie viele unterschiedliche Faktoren verantwortlich sein können, wird bei der Behandlung eine mehrdimensionale Therapie angewandt. Sie besteht aus der Behandlung der Patienten mit Psychopharmaka, einer Psychotherapie und einer Soziotherapie. Im Bereich der Psychotherapie wird teilweise eine unterstützende Psychotherapie angewandt.

Diese Therapie gibt den Betroffenen Unterstützung im Umgang mit ihrer Krankheit. Darüber hinaus werden alle Methoden der Verhaltenstherapie angewandt. Die Therapie richtet sich immer nach dem individuellen Krankheitsbild des Patienten. Eine Soziotherapie unterstützt den Betroffen bei allen Fähigkeiten, die für das alltägliche Leben wichtig sind. Soziotherapien können zum Beispiel Arbeits- oder Beschäftigungstherapien sein.

Aber auch Rehabilitationsangebote gehören unter Umständen zu einer Soziotherapie. Die Behandlung einer Schizophrenie beginnt normalerweise mit einer stationären Behandlung in einer Klinik. Danach erfolgt die Behandlung in einer Tagesklinik. Meist wechselt der Patient anschließend in eine therapeutisch begleitete Wohngemeinschaft, in der er trotz Schizophrenie ein selbständiges Leben führen kann.


Vorbeugung

Da bei einer Schizophrenie erbliche Faktoren eine große Rolle spielen, ist eine generelle Vorbeugung gegen die Erkrankung nicht möglich. Liegt jedoch eine erbliche Vorbelastung vor, wird geraten, jeglichen Stress zu vermeiden und auf Drogenkonsum zu verzichten, da diese Faktoren einen Ausbruch der Schizophrenie begünstigen können.

Nachsorge

Da es sich bei der Schizophreni um eine schwerwiegende psychische Erkrankung handelt, gestaltet sich die Nachsorge für die Betroffenen oftmals schwierig. Die Therapie zur Behandlung der Krankheit ist ein langwieriger Prozess, dessen Dauer häufig nicht absehbar ist. Nach erfolgter Ersttherapie ist Patienten weitere psychiatrische Betreuung und Unterstützen zu empfehlen. Diese soll das Auftreten möglicher Folgeerscheinung reduzieren und eindämmen.

Eine vollständige Heilung der Erkrankung ist nur selten möglich. Betroffene müssen somit stetig an ihrem Wohlergehen arbeiten. Die Nachsorge betrifft aus diesem Grunde allen voran das Umfeld der Erkrankten. Freunde, Familienmitglieder und Lebensgefährten sollten daher eng mit den Therapeuten und Ärzten zusammenarbeiten um die Betroffenen tatkräftig bei der Nachsorge zu unterstützen.

Eine aktive eigene Nachsorge ist den meisten Erkrankten aufgrund des vielschichtigen Krankheitsbildes nicht möglich. Die andauernden Auswirkungen machen die Möglichkeit zur Einsichtnahme schier unmöglich. Das Herausfiltern schlechter Verhaltensgewohnheiten stellt für Erkrankte eine beinahe unlösbare Aufgabe dar.

Positive Veränderungen und Maßnahmen können Betroffene allein kaum bewältigen, weshalb die vorbezeichnete Unterstützung des Umfelds von massiver Bedeutung ist. Zudem kann in den meisten Fällen nicht auf eine medizinische Weiterbehandlung in Form von Medikamente verzichtet werden. Therapeutische Maßnahmen können das Wohlbefinden des Betroffenen immens steigern und Beschwerden vorbeugen.

Das können Sie selbst tun

Viele Betroffene und Angehörige erleben die Schizophrenie als eine Krankheit, die nur durch Medikamente beeinflusst werden kann. Obwohl Medikamente eine wichtige Rolle in der Therapie spielen, bildet die Selbsthilfe einen weiteren wichtigen Baustein. Um die Behandlung zu erleichtern und die Einschränkungen zu minimieren, ist es wichtig, das erneute Auftreten der Symptome möglichst früh zu entdecken. Ein wichtiger Bestandteil der Selbsthilfe besteht deshalb darin, sich die eigenen Schizophrenie-Symptome bewusst zu machen und bei ihrem Wiederauftreten einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Auch Angehörige können schizophrene Menschen bei dieser Aufgabe unterstützen.

Kritische Lebensereignisse und ein hohes Stresslevel können psychotische Symptome erneut hervorrufen bzw. verstärken. Allerdings reagieren nicht alle Schizophrenen negativ auf Stress – die eigene Erfahrung kann dabei helfen, die zukünftigen Reaktionen auf Stress bei der Arbeit oder Konflikte in der Familie einzuschätzen und sich entsprechend darauf vorzubereiten.

Wenn bei einem Patienten die psychotischen Symptome durch Stress verstärkt werden, können allgemeine stressreduzierende Maßnahmen im Alltag hilfreich sein. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Entspannungsverfahren wie autogenes Training und progressive Muskelrelaxation, die sonst gern genutzt werden, bei psychotischen Symptomen nicht empfohlen sind. Stattdessen kann es sinnvoll sein, z. B. ausreichend Pausen im Alltag zu planen und bei Problemen rechtzeitig um Hilfe zu bitten.

Quellen

  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Morschitzky, H.: Angststörungen – Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. Springer, Wien 2009
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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