Verhaltenstherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Verhaltenstherapie bezeichnet neben der Psychoanalyse eine weitere große Gruppe von Therapiemöglichkeiten im Bereich der Psychotherapie. Sie entwickelte sich etwa in den 40er Jahren aus lerntheoretischen Konzepten, hat allerdings keinen speziellen Gründer.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Verhaltenstherapie?

Die Verhaltenstherapie bezeichnet neben der Psychoanalyse eine weitere große Gruppe von Therapiemöglichkeiten im Bereich der Psychotherapie.

Anders als andere Therapiemodelle orientiert sich das verhaltenstherapeutische Konzept stark an Forschungsergebnissen aus medizinischen, psychologischen, biologischen und soziologischen Bereichen. Wichtig sind die Forschungen aus dem Bereich der Lerntheorie.

Mit drei unterschiedlichen Ansätzen versucht die Verhaltenstherapie, psychische Störungen sowie Verhaltensstörungen durch spezielle Techniken zu ändern. Sie geht davon aus, dass jedes Verhalten erlernt ist und somit wieder verlernt, beziehungsweise durch neue Verhaltensmuster ersetzt werden können.

Drei Modellansätze kommen dabei zum Einsatz:

Gegenkonditionierung/Konfrontation, operante Konditionierung und der kognitive Ansatz. Durch ein problem- sowie zielorientiertes Vorgehen wird in der Verhaltenstherapie versucht, eine Verhaltensänderung zu bewirken, die zur Persönlichkeit passt und so dauerhaft bestehen kann. Krankhafte und gestörte Verhaltensmuster werden auf diese Weise erfolgreich geheilt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Da die Verhaltenstherapie keine klar definierte Vorgehensweise kennt, bietet sie verschiedene Modelle und Techniken und ist somit für eine Vielzahl von Verhaltens- und psychischen Störungen geeignet. Besondere Bedeutung kommt ihr jedoch bei folgenden Krankheitsbildern zu: Angst- und Panikstörungen, Essstörungen, Depressionen, Suchtmittelmissbrauch und psychosomatischen Erkrankungen. Allen Erkrankungen liegt ein gestörtes Verhaltensmuster zugrunde.

Zu Beginn der Therapie findet eine Verhaltensanalyse statt. Im Rahmen dieser Analyse werden die Störungen ermittelt und Ziele festgelegt. Der Therapieverlauf erfolgt meist in Phasen und der Patient muss aktiv mitarbeiten und somit Eigenverantwortung übernehmen.

Ziel der Therapie ist entweder, ein unerwünschtes Verhalten aufzugeben oder zu ändern, oder aber ein gewünschtes Verhalten, wie beispielsweise Selbstvertrauen, aufzubauen. Es können auch mehrere Ziele parallel erarbeitet werden.

Diese Ziele können durch unterschiedliche Vorgehensweisen erreicht werden. Ausschlaggebend ist hierbei die Persönlichkeit des Patienten, denn das menschliche Verhalten wird als System begriffen, welches auf unterschiedlichen Ebenen fungiert und kommuniziert: kognitiv, physiologisch, emotional und verhaltensorientiert. Zwischen diesen Ebenen kommt es zu ständigen Wechselbeziehungen und -wirkungen, Überlagerungen und Anspannungen, weshalb eine Ebene nicht isoliert betrachtet werden kann.

Eine Verhaltensänderung bewirkt immer eine Reaktion und Änderung in den anderen Ebenen. Aus diesem Grund ist die Selbstkontrolle des Patienten ein wesentlicher Therapiebestandteil. Er lernt, sich selbst und sein Verhalten zu kontrollieren und zu steuern und durch stetiges Training so zu vertiefen, dass es zu einer selbstständigen Verhaltensweise wird und das alte, unerwünschte Verhalten überlagert beziehungsweise ersetzt wird.

Diese Art der Verhaltensmodifikation kann schrittweise über einen längeren Zeitraum erfolgen oder durch direkte Konfrontation, eine Methode, welche oft bei Angststörungen eingesetzt wird.

Welche Vorgehensweise gewählt wird, ist abhängig von der Persönlichkeit und dem Zustand des Patienten und wird stets gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet. So kann eine mögliche Überforderung vermieden werden. Die Verhaltenstherapie bedient sich neben den herkömmlichen Methoden auch Techniken aus den Bereichen Entspannung, Hypnose und Rollenspiele. Die Bandbreite der Möglichkeiten macht sie individuell einsetzbar.

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Risiken & Gefahren

Eine Verhaltenstherapie ist natürlich keine Garantie für einen Heilungserfolg. Da es sich um einen kurztherapeutischen Ansatz handelt, ist sie nicht geeignet für tief greifende und schwere psychische Störungen, wie beispielsweise häufig nach lang anhaltenden und schweren Traumata auftretend.

Sie setzt zudem eine gewisse psychische Stabilität voraus und erfordert eine aktive Mitarbeit seitens des Patienten, was bei schwer schizoiden Patienten erst durch eine medikamentöse Einstellung möglich wird.

Für Störungsbilder, welche eine weitreichende und intensive Aufarbeitung vergangener Geschehnisse erforderlich machen, ist eine Verhaltenstherapie ungeeignet. Sie kann zu späteren Zeitpunkten wichtig werden, dient jedoch nicht der Aufarbeitung. Setzt die Verhaltenstherapie hier zu früh ein und werden Traumata nicht ausreichend verarbeitet, kann es zu später zu schwerwiegenden Rückschlägen kommen.

Der Lernerfolg durch eine Verhaltenstherapie ist in diesen Fällen meist hinfällig. Bei einigen Patientengruppen wird eine Therapie erst durch eine medikamentöse Einstellung möglich, wie zum Beispiel bei schweren Depressionen. Dabei ist wichtig, dass die Verhaltensänderungen auch dann Bestand haben können, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Es gilt, genau abzuwägen, ob eine Verhaltenstherapie zum Heilungserfolg beitragen kann oder eine andere Form besser auf die Persönlichkeit und das Störungsbild passt.

Quellen

  • Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012
  • Vossel, G., Zimmer, H.: Psychophysiologie. Kohlhammer, Stuttgart 1998
  • Zimbardo, P., Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008

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