Fosfomycin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fosfomycin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Antibiotika. Die Substanz wird vor allem zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fosfomycin?

Fosfomycin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Antibiotika. Die Substanz wird vor allem zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen eingesetzt.

Das Antibiotikum Fosfomycin wurde erstmalig im Jahr 1970 im spanienen Alicante aus Bakterien der Gattung Streptomyces isoliert. Antibiotika sind Stoffwechselprodukte von Bakterien oder Pilzen, die das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmen können. Fosfomycin ist ein bakterizides Antibiotikum. Das bedeutet, dass es nicht nur die Bakterien in ihrem Wachstum hemmt, sondern sie auch abtötet.

Fosfomycin steht zur intravenösen Anwendung in Form eines Natriumsalzes zur Verfügung. Diese Applikationsform unter Umgehung des Darms eignet sich vor allem zur Behandlung von sehr schweren akuten und chronischen Infektionen. In Form des Salzes Fosfomycin-Trometamol steht auch ein Granulat zur oralen Anwendung zur Verfügung. Dieses wird eher zur Behandlung von unkomplizierten Infektionen genutzt.

Pharmakologische Wirkung

Fosfomycin gehört zu den sogenannten Epoxyd-Antibiotika. Epoxyde sind sehr reaktionsfähige organische Verbindungen. Das Antibiotikum hemmt das Enzym UDP-N-Acetylglucosamin-enolpyruvyl-transferase, kurz auch MurA genannt. MurA ist wichtiger Teil der Mureinbiosynthese. Mureine sind Makromoleküle, die aus Zuckern und Aminosäuren zusammengesetzt sind. Sie sind die wichtigsten Bestandteile der Zellwand vieler Bakterienarten und dienen der Stabilisierung des Bakteriums. Wenn der Mureinmantel der Bakterien aufgelöst wird, platzen sie und gehen zugrunde.

Durch Fosfomycin wird der erste Schritt in der Mureinbiosynthese gestört. Dabei wird eigentlich eine Enolpyruvyleinheit aus der Substanz Phosphoenolpyruvat an UDP-N-Acetylglucosamin transferiert. Durch die Blockierung dieses wichtigen Schrittes wird die Mureinschicht der Bakterien zerstört und sie sterben ab.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Hauptindikation für Fosfomycin sind schwere bakterielle Infektionen, die durch fosfomycinempfindliche Keime verursacht wurden. Dazu gehört zum Beispiel die Osteomyelitis. Hierbei handelt es sich um eine infektiöse Entzündung des Knochenmarks, die häufig nach offenen Knochenbrüchen oder Operationen am Skelett auftritt. Auch eine Meningitis kann mit Fosfomycin behandelt werden. Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die Teil des Zentralnervensystems sind. Eine bakterielle Meningitis ist aufgrund der Nähe zum Gehirn und zum Rückenmark immer lebensbedrohlich und somit ein medizinischer Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss.

Ferner wird Fosfomycin auch zur Behandlung von Entzündungen der Weichteile, der Haut, der Gallenwege und der Atemwege eingesetzt. Weitere Indikationen sind Blutvergiftungen, Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) und Infektionen, die das Auge, den Rachen oder die Nase betreffen. Auch bei unkomplizierten Harnwegsinfekten der Frau wird Fosfomycin oral verabreicht.

Insgesamt betrachtet ist Fosfomycin sowohl bei gramnegativen als auch bei grampositiven Erregern gut wirksam. Eine gute Wirksamkeit gegen Haemophilus influenzae, Escherichia coli, einige Proteus-Arten, Citrobacter, Streptokokken und Staphylokokken gilt als belegt. Aufgrund dieser Wirkeigenschaften wird Fosfomycin häufig auch im klinischen Bereich bei nosokomialen Infektionen genutzt. Einige Bacteroides-Arten und der Großteil der Indol-positiven Stämme der Proteus-Bakterien sind hingegen gegen Fosfomycin resistent. Kreuzresistenzen wurden bisher noch nicht beschrieben.

Bei schwereren Infektionen wird Fosfomycin häufig mit anderen bakterizid wirkenden Antibiotika kombiniert. Insbesondere in der Kombination mit ß-Lactam-Antibiotika wie Penicillin oder Cefazolin können synergistische Effekte erzielt werden. Auch bei der Kombination mit Moxifloxacin, Linezolid und Quinupristin zeigen sich Synergien.


Risiken & Nebenwirkungen

In Tierversuchen hat sich Fosfomycin als gut verträglich erwiesen. Nebenwirkungen treten eher selten auf, betreffen dann aber insbesondere den Magen-Darm-Trakt. Mögliche Nebenwirkungen sind dementsprechend Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Geschmacksirritationen. Gelegentlich werden Exantheme als Überempfindlichkeitsreaktion beobachtet. Ferner kann es unter der Einnahme von Fosfomycin zu Schwindel, Müdigkeit, erhöhten Leberwerten, Kopfschmerzen und Luftnot kommen. Die Natriumwerte im Blut können erhöht (Hypernatriämie) , die Kaliumwerte hingegen erniedrigt sein (Hypokaliämie).

Bei einer eingeschränkten Nierenleistung muss die Dosis von Fosfomycin angepasst werden. Bei älteren Patienten sollte die Dosisanpassung anhand der Kreatinin-Clearance erfolgen. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz und der Neigung zu Ödemen geboten. Aus der erhöhten Natriumzufuhr durch Fosfomycin kann eine erhöhte Kaliumausscheidung folgen. Eine solche Hypokaliämie kann für Risikopatienten gefährliche Folgen haben. So können diese beispielsweise lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen entwickeln, die schlimmstenfalls auch in einem Herzinfarkt enden können.

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