Cholangitis (Gallengangsentzündung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Cholangitis bzw. Gallengangsentzündung handelt es sich um eine Infektion des Gallengangs. Typischerweise leiden Betroffene unter Fieber, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht. Die Behandlung erfolgt meist durch die Gabe von Antibiotika.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Cholangitis?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Gallenblase mit Gallensteinen. Klicken, um zu vergrößern.

Cholangitis ist eine Entzündung der Gallenwege. Diese kanalartigen Strukturen werden benötigt, um die Gallenflüssigkeit von der Leber über die Gallenblase in den Zwölffingerdarm zu transportieren. In der Gallenflüssigkeit werden unter anderem Giftstoffe abtransportiert. Ihre Hauptaufgabe liegt allerdings in der Fettverdauung.

Charakteristischerweise leiden Betroffene unter starken Schmerzen im Oberbauch, Fieber und Gelbsucht, also einer Gelbfärbung der Haut. Häufig geht eine Cholangitis auch mit Erbrechen und einer Verfärbung des Stuhls einher.

Grundsätzlich wird zwischen der akuten, eitrigen Cholangitis, der nicht eitrigen Cholangitis und der sklerosierenden Cholangitis unterschieden. Die verschiedenen Formen der Cholangitis haben unterschiedliche Ursachen, führen jedoch meist zu den gleichen Symptomen.

Ursachen

Eine akute Cholangitis wird großteils durch Bakterien verursacht. Die pathogenen Bakterien stammen in vielen Fällen aus dem Dünndarm, von dem sie auf ungeklärte Weise in den Gallengang eindringen. In Ausnahmefällen sind Viren für die Entzündungsreaktion in den Gallengängen verantwortlich.

Die häufigste Ursache für eine Entzündung der Gallenwege ist die Bildung von Gallensteinen. Diese verstopfen ab einer gewissen Größe die Gallengänge und hindern so den Transport der Gallenflüssigkeit. In der gestauten Gallenflüssigkeit können sich dann leicht Krankheitserreger ansiedeln, die eine Infektion der Gallenwege auslösen. Bis heute ist nicht bekannt, wodurch eine chronische Cholangitis hervorgerufen wird.

Teilweise wird von einer Autoimmunkrankheit ausgegangen, bei der das Immunsystem die eigenen Zellen als Fremdkörper erkennt und schädigt. Seltene Ursachen einer Entzündung des Gallengangs sind Tumore in den Gallengängen, Parasitenbefall sowie Divertikel. Nach Operationen an der Leber, dem Zwölffingerdarm bzw. den Gallengängen selbst kann es manchmal zu Verengungen kommen, welche die Entstehung einer Gallengangsentzündung erleichtern. Sehr selten sind genetisch bedingte Fehlbildungen der Gallengänge Auslöser einer Cholangitis.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Um eine akute Cholangitis zu diagnostizieren, reicht meist bereits die Anamnese. Im Rahmen des Patientengesprächs eruiert der behandelnde Arzt unter anderem, seit wann die Beschwerden bestehen und ob Risikofaktoren wie Übergewicht oder ein Gallenleiden vorliegen.

Danach folgt die körperliche Untersuchung. Liegt tatsächlich eine Gallengangsentzündung vor, kann der Arzt die sogenannte Charcot-Trias feststellen. Dabei handelt es sich um einen Komplex aus drei Symptomen, nämlich Fieber, rechtsseitige Oberbauchschmerzen sowie Gelbsucht. Treten diese drei Symptome zusammen auf, ist die Wahrscheinlichkeit einer Cholangitis sehr hoch.

Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, wird in der Regel ein Bluttest durchgeführt. Bei einer Gallengangsentzündung ist meist die Zahl der Leukozyten erhöht, was auf eine Infektion hinweist. Gallensteine werden mittels Ultraschalluntersuchung diagnostiziert. Die sklerosierende Cholangitis kann häufig anhand von Antikörpern im Blut nachgewiesen werden.

Der Verlauf einer Infektion des Gallengangs hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Wird eine akute Gallengangsentzündung rasch diagnostiziert und behandelt, ist mit einer vollständigen Heilung zu rechnen.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es erst dann zu Komplikationen, wenn die Gallengangsentzündung zu spät diagnostiziert wird oder wenn die Behandlung zu spät beginnt. Der Patient leidet dabei vor allem an schmerzen im Oberbauch und an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Die Augen und die Haut färben sich dabei gelb und der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, körperliche Aktivitäten durchführen.

Ebenso kann es zu sehr hohem Fieber kommen. Falls die Gallengangsentzündung unbehandelt bleibt, kann es auch zu einer Blutvergiftung kommen, welche im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten führt. In vielen Fällen kommt es auch zu einem starken Juckreiz auf der Haut durch die Gallengangsentzündung. Die Behandlung erfolgt meistens mit Hilfe von Antibiotika und Schmerzmittel.

Falls diese früh beginnt, treten für den Patienten keine weiteren Komplikationen mehr auf und die Krankheit klingt schon nach einigen Tagen ab. Falls es durch die Gallengangsentzündung zur Ausbildung von Gallensteinen gekommen ist, müssen diese ebenfalls entfernt werden. Die Lebenserwartung wird bei einer erfolgreichen Behandlung durch die Gallengangsentzündung nicht verringert. Dabei kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass die Krankheit erneut im Laufe des Lebens auftreten wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die akute Cholangitis erfordert einen zeitnahen Besuch beim Arzt. Dies wird von den Betroffenen durch die starke Symptomatik auch rasch realisiert, da die mitunter heftigen Schmerzen ohne medizinische Behandlung nur schwer auszuhalten sind.

Auch die anderen Anzeichen der Entzündung der Gallenwege machen den Arztbesuch nötig, da weder eine Gelbsucht noch Fieber oder Schüttelfrost mit Arbeitsfähigkeit vereinbar sind und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich einschränken. Für den raschen Arztbesuch gibt es noch zwei weitere Gründe: Zum einen bildet sich die Choalangits mit all ihren unangenehmen Symptome ohne Therapie so gut wie nie spontan zurück. Zum anderen kann der Besuch beim Mediziner vor ernsten Komplikationen wie einem Schock oder massiven Auswirkungen auf das Zentralnervensystem oder die Nieren des Patienten schützen.

Dadurch dass die Cholangitis oft mit schweren Verläufen verbunden ist, ist das Aufsuchen eines Arztes oder auch eines Krankenhauses auch bei bloßem Verdacht auf diese Erkrankung gerechtfertigt. Denn je früher die Behandlung einsetzt, umso rascher und angenehmer ist oft die medizinische Hilfe. Deshalb ist auch für Patienten mit chronischen Gallenproblemen oder einer Begleiterkrankung, zum Beispiel im Bereich des Darms, der Arztbesuch sinnvoll. Die erste Versorgung bei der Cholangitis muss nicht beim behandelnden Arzt erfolgen, sondern ist in jeder Notaufnahme möglich.

Behandlung & Therapie

Um schwere Komplikationen wie eine Sepsis zu verhindern, muss eine Cholangitis so schnell wie möglich ärztlich behandelt werden. Da eine akute Gallengangsentzündung gewöhnlich durch Bakterien verursacht wird, erfolgt die Therapie durch die Gabe von Antibiotika. Welches Antibiotikum vom Arzt verschrieben wird, richtet sich nach der Bakterienart. Häufig wird Cephalosporin eingesetzt.

Eine effektive Behandlung der Infektion ist meist nur möglich, wenn die Betroffenen zwei verschiedene Antibiotika zugleich einnehmen. Im Großteil der Fälle verbessert sich der Gesundheitszustand des Patienten innerhalb weniger Tage nach der Gabe von Antibiotika. Da eine Entzündung der Gallengänge nicht selten sehr schmerzhaft ist, können zusätzlich zu den Antibiotika Schmerzmittel eingesetzt werden. Besonders geeignet sind dabei Mittel, die auch krampflösend wirken, da viele Betroffene unter kolikartigen Schmerzen leiden. Bei sehr hohem Fieber müssen fiebersenkende Medikamente eingenommen werden, um die Körperfunktionen aufrechtzuerhalten.

Sind Gallensteine der Auslöser der Infektion, müssen diese meist entfernt werden. Die Entzündung des Gallengangs geht danach in vielen Fällen von selbst zurück. Bei einer allgemeinen Störung des Flusses von Gallensaft kann ein Stent eingesetzt werden, welcher eine Stützfunktion für den Gallengang hat. Das Ziel der Therapie ist es, den Gallefluss wiederherzustellen. Bei einer sklerosierenden Cholangitis ist dies kaum möglich, da die Ursachen unbekannt sind und daher nicht behandelt werden können. In diesen Fällen besteht die Behandlung aus einer rein symptomatischen Therapie, welche das allgemeine Wohlbefinden steigert.

Aussicht & Prognose

Die Cholangitis hat bei Erwachsenen mit einem stabilen Immunsystem und ohne weitere Erkrankungen eine günstige Prognose. Die Heilung und dauerhafte Beschwerdefreiheit ist gebunden an eine frühzeitige Behandlung und Therapie der Beschwerden. Durch den Einsatz von Medikamenten wird in den meisten Fällen innerhalb weniger Woche eine Genesung der Cholangitis erreicht. Ein wiederholtes Auftreten der Erkrankung ist prinzipiell möglich, wird jedoch nur selten beobachtet.

Voraussetzung für eine Heilung der Gallengangsentzündung ist die Entfernung von eventuell vorhandenen Gallensteinen. Diese verhindern bis zu ihrem vollständigen verschwinden die Genesung des Patienten. Ohne eine medizinische Versorgung kann sich der Gesundheitszustand des Patienten erheblich verschlechtern. Zudem besteht die Gefahr, dass die Entzündung sich von einem rezidivierenden in einen chronischen Verlauf umwandelt.

Je länger die Cholangitis unbehandelt bleibt, desto höher wird das Risiko für Folgeerkrankungen. Häufig kommt es dabei zu Veränderungen der Gallenwege. Es ist bei diesen Patienten mit Vernarbungen und Verengungen der Gallenwege zu rechnen. Diese Komplikationen verschlechtern die Prognose und können zu weiteren Erkrankungen führen. In schweren Fällen droht ein Gallerückstau, eine Leberzirrhose sowie die Entstehung von Gallengangkrebs. Damit steigt das Risiko des Patienten für eine Verkürzung der normalen Lebenserwartung. Der Heilungsweg wird grundsätzlich bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem verzögert.


Vorbeugung

Es ist nicht möglich, eine Cholangitis gezielt vorzubeugen. Nichtsdestotrotz gibt es verschiedene Maßnahmen, welche das Risiko an einer akuten Gallengangsentzündung zu erkranken, erheblich vermindern. Da Gallensteine die häufigste Ursache eine Infektion des Gallengangs sind, sollten diese vorgebeugt werden. Die beste prophylaktische Maßnahme ist eine gesunde Ernährung. Am besten eignet sich eine fettarme Kost, die reich an Ballaststoffen ist. Darüber hinaus ist es wichtig, genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Die chronische Form der Cholangitis kann nicht vorgebeugt werden.

Nachsorge

Bei einer Gallengangsentzündung stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen nur wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Der Betroffene muss bei dieser Krankheit in erster Linie einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden oder zu anderen Komplikationen kommt. Je früher dabei ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf, sodass der Betroffene schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Gallengangsentzündung einen Arzt kontaktieren sollte.

Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten. Die Krankheit selbst wird dabei in der Regel durch die Einnahme von Antibiotika behandelt. Dabei ist immer auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme zu achten, damit die Beschwerden gelindert werden. Dabei ist auch zu beachten, dass die Antibiotika nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten, da ihre Wirkung sonst abgeschwächt wird.

Bei Kindern müssen die Eltern die Einnahme überwachen und kontrollieren. Auch nach der Behandlung sind weitere regelmäßige Untersuchungen bei einem Arzt sehr wichtig, um Schäden an den inneren Organen früh zu erkennen. In der Regel verringert sich die Lebenserwartung des Patienten nicht, wenn die Gallengangsentzündung rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Gallengangentzündung fühlen sich die Betroffenen sehr krank. Die Behandlung sollte schnell erfolgen, um das Risiko für Folgeschäden zu minimieren. Bei einer Nichtbehandlung oder reinen Selbstbehandlung kann ein lebensbedrohlicher Zustand eintreten. Eine strenge Bettruhe wird meist von alleine eingehalten.

Je nach Ursache für die Erkrankung ist es empfehlenswert eine angeordnete Antibiotikatherapie mit einer probiotischen Behandlung des Darmes zu verbinden. Im akuten Stadium ist auf Nahrung gänzlich zu verzichten, um so die Gallengänge zu entlasten. Später sollte die Ernährung auf Schonkost – auch um die zumeist involvierte Leber zu entlasten – umgestellt werden.

Ebenso ist die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit für den Genesungsprozess förderlich. Hierbei sollten bevorzugt stille Mineralwässer und ungesüßte Kräutertees zugeführt werden. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung ist die Leber meist stark beansprucht, daher sollten Alkohol und Fette in der Folgezeit gemieden werden.

Ist eine Autoimmunerkrankung ursächlich für die Entzündung gilt es konstant das Immunsystem zu stärken, indem Stress gemieden, für ausgleichende Entspannung, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung gesorgt wird. Auch eine Mikronährstofftherapie (Selen, Mineralien) hat sich bei entzündlichen Prozessen als förderlich erwiesen.

Homöopathisch aufbereitetes Colocynthis (C6), Magnesium phosphoricum (C6), Bryonia album (C6) oder Chamomilla vulgaris (C6) können im akuten Stadium der Erkrankung stündlich eingenommen gegen die Schmerzen helfen.

Quellen

  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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