Viren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viren sind als Krankheitserreger für viele Infektionen verantwortlich. Im Gegensatz zu Bakterien verhalten sich Viren auf Antibiotika jedoch absolut immun. Impfungen gegen einige Virus-Infektionen existieren, jedoch nicht gegen alle Viren.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Viren?

Viren sind infektiöse Strukturen, die sich außerhalb von Zellen durch Übertragung verbreiten, aber sich nur innerhalb einer geeigneten Wirtszelle vermehren können. Im Bild rote Blutkörperchen und Viren. Klicken, um zu vergrößern.

Viren sind genetische Parasiten. Sie befallen sowohl Bakterien als auch höhere Zellen und somit auch Organtiere einschließlich des Menschen. Es sind biologische Pakete, die ihr Erbgut (DNA) in die Wirtszelle transportieren. Dort vollbringt der Zellstoffwechsel, was die Viren selbst nicht können:

Die Wirtszelle produziert neue Viren nach deren DNA-Bauplan und stirbt ab. Dadurch werden abertausende dieser kopierten Viren freigesetzt. Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und sich nicht selbst vermehren können, zählen sie auch nicht zum Reich der Lebewesen.

Dennoch müssen sie sich aus lebenden Zellen entwickelt haben, darauf weist ihre Biochemie deutlich hin. Die Zellen aller Lebensformen können von bestimmten, nur für sie „zuständigen“ Viren befallen werden. Diese strenge Spezialisierung ist ein weiteres Charakteristikum der Viren.

Bedeutung & Funktion

Viren veranlassen Zellen zur Selbstzerstörung. Ihre Bedeutung als Krankheitserreger bei Menschen, Tieren und Pflanzen steht daher in der Betrachtung im Vordergrund.

Bakterien und Pilze stellen zwar ebenfalls ein erhebliches Infektionsrisiko dar. Allerdings sind einige dieser Mikroorganismen für den Menschen lebenswichtig. Hingewiesen sei hier auf die Hautflora, die uns Menschen vor vielen Infektionen schützt. Bekannter ist die Darmflora, ohne die eine optimale Verdauung undenkbar wäre.

Unter den natürlich vorkommenden Viren hingegen gibt es keine Formen, die für den Menschen in irgendeiner Weise nützlich sind. Als bloße DNA-Transporter ohne selbstständigen Stoffwechsel können Viren auch nicht durch Antibiotika ausgemerzt werden. Denn nur für Bakterien sind die Antibiotika tödliche Stoffwechselgifte. Die medizinische Behandlung von Virusinfektionen hat daher enge Grenzen.

Virostatika sind Medikamente, die eine Vermehrung der Viren zwar hemmen können, nicht aber zu ihrer vollständigen Beseitigung führen. Bei allen Risiken, die von Viren als infektiösen Krankheitserregern ausgehen, darf ihre moderne Bedeutung für Forschung und Medizin nicht übersehen werden. Genmanipulierte Viren dienen heute schon zur Behandlung bakterieller Infektionen. Bekämpft werden mit solchen Viren insbesondere die Bakterien, die gegen Antibiotika resistent geworden sind.

Doch gibt es auch Ansätze, speziell veränderte Viren in der Krebstherapie einzusetzen. Diese „onkolytischen Viren“ befallen und zerstören nur Tumorzellen und wirken damit hochspezifisch. Die gravierenden Nebenwirkungen der Chemotherapie bleiben dem Patienten so erspart.

Vielversprechend sind auch die Bestrebungen der somatischen Gentherapie: So soll beispielsweise der erblich bedingte Diabetes in Zukunft heilbar sein. Als Vehikel („Vektoren“), die gesundes Erbmaterial in Organe mit Gendefekten einschleusen, dienen bei diesem Ansatz labortechnisch abgewandelte Viren.


Krankheiten

Viren sind dennoch in erster Linie eine stetig lauernde Gefahr. Bei jeder Infektion geht ihre Vermehrungsrate in die Millionen, wenn nicht Milliarden. Durch das Auftreten so hoher Stückzahlen in kürzester Zeit finden vielfältige Mutationen statt. Neue Virus-Stämme können so jederzeit und unvorhergesehen aufkeimen.

Die alljährlich hereinbrechenden Grippewellen sind daher im Grunde unberechenbar. Die globale Pandemie der Spanischen Grippe der Jahre 1918 und 1919 forderte mindestens 30 Millionen Todesopfer. Besorgniserregend heute stellt sich die Situation der HIV-Infizierten dar. Die rund 50 Millionen Betroffenen leben größtenteils in der dritten Welt. Mit einer Reihe von Virostatika können Ärzte das Virus-Wachstum zwar hemmen und das Leben der Patienten deutlich verlängern. Doch die schweren Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie machen HIV-Patienten meist zu Frührentnern.

Für die meisten Patienten in den armen Ländern ist AIDS nach wie vor ein Todesurteil: Sie können sich die teuren Medikamente nicht leisten. Die wirksamste Methode, die Menschheitsseuche in den Griff zu bekommen, wäre ein Impfstoff. Jedoch hat sich die Entwicklung eines solchen Serums als sehr schwierig erwiesen.

Viele Virus-Infektionen konnten im letzten Jahrhundert mit Schutzimpfungen praktisch ausgerottet werden. So spielen Windpocken, Masern und Kinderlähmung zumindest in den westlichen Industrieländern kaum noch eine Rolle. Eine verbesserte Impfmoral könnte auch andere schwere Infektionen wie die Hirnhautentzündung (Frühsommerenzephalitis oder FSME) oder Hepatitis A und B in den Hintergrund drängen. Gegen den Verursacher des Schnupfens kann wegen dessen Variabilität kein Impfstoff entwickelt werden. Allerdings zählen die Erreger auch nicht zu den gefährlichsten unter den Viren.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

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