Darm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Darm ist ein großes und wichtiges Organ des Verdauungstrakts. Im Zusammenspiel mit dem Magen leistet er die Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen sowie das Aufbewahren und Ausscheiden der Nahrungsreste. Darüber hinaus spielt der Darm im Immunsystem eine bedeutende Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Darm?

Schmatische Darstellung zu den Arten von Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Divertikulitis, Divertikulose & Darmpolypen. Klicken, um zu vergrößern.

Der Darm ist ein längliches Hohlorgan des Magen-Darm-Traktes. Er erstreckt sich vom Magenpförtner (Pylorus) bis zum After (Anus). Dabei beträgt seine Gesamtlänge ca. 8 m.

Der Darm wird nach funktionellen und anatomischen Gesichtspunkten in mehrere Abschnitte unterteilt: Nach der Magenpassage gelangt die Nahrung zunächst in den Dünndarm, bestehend aus Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum).

Dem Krummdarm schließt sich der Dickdarm an, bestehend aus dem "echten" Blinddarm (Caecum) mit dem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis; umgangssprachlich "Blinddarm“), dem Grimmdarm (Colon) und dem Mastdarm (Rectum).

Anatomie & Aufbau

Der Darm ist im Wesentlichen ein mit Schleimhaut ausgekleideter muskulöser Schlauch. Sein Wandaufbau ist dreischichtig: Innen befindet sich eine Schleimhaut (Mukosa), deren Gestalt in den einzelnen Darmabschnitten erheblich variiert.

Die mittlere Schicht ist die Tunica muscularis, die sich wiederum aus einer inneren Ringmuskel- und einer äußeren Längsmuskelschicht zusammensetzt. Nach außen wird der Darm von einer häutigen Tunica serosa oder einer bindegewebigen Tunica adventitia abgeschlossen. Die Darmschleimhaut weist im Dünndarm eine erhebliche Oberflächenvergrößerung auf:

Sie ist nicht nur in Falten gelegt, sondern zu insgesamt etwa 4 Millionen Darmzotten ausgestülpt. Diese Darmzotten sind zusätzlich von einem Bürstensaum aus Mikrovilli überzogen. So erreicht die Darmschleimhaut eine Gesamtoberfläche von ca. 500 Quadratmetern.

Funktionen & Aufgaben

Die unterschiedlichen Abschnitte des Darms erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Für die Nährstoffabsorption ist hauptsächlich der Dünndarm verantwortlich. Vor der Resorption muss im Dünndarms eine enzymatische Spaltung der Nährstoffe erfolgen:

Für Kohlenhydrate haben die Saumzellen der Darmschleimhaut selbst die passenden Enzyme parat. Für die Eiweiß- und Fettverdauung braucht der Dünndarm die Unterstützung der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase, deren Sekrete in den Zwölffingerdarm einmünden. Auch Salze, Vitamine und Wasser werden im Dünndarm absorbiert. Die Darmzotten sind gut durchblutet, sodass die gewonnenen Nährstoffe mit dem Blut abtransportiert werden können. Im Dickdarm werden überwiegend nur noch Mineralstoffe und Wasser resorbiert.

Der Mastdarm leistet schließlich die Speicherung des Kots bis zur nächsten Entleerung. Jenseits der Nährstoffabsorption ist der Darm für das Immunsystem von großer Bedeutung: Die Darmflora weist nicht nur eine physiologische Bakterienbesiedlung auf, sondern wird durch die Nahrung täglich mit unzähligen Krankheitserregern konfrontiert. Der Darm erfüllt somit eine wichtige Barriere- und Schutzfunktion. Für die Immunabwehr verteilen sich Lymphozyten diffus oder in Verbänden als Lymphfollikel über den gesamten Darm. Sie werden als GALT ("gut associated lymphoid tissue") zusammengefasst.

Insgesamt befinden sich etwa 75% aller Antikörper produzierenden Zellen im Darm. Die Muskelschicht des Darms ermöglicht die Darmperistaltik, die für das Zerkleinern und Vorantreiben der Nahrung entscheidend ist. Darmperistaltik und Drüsensekretion werden durch das riesige Darmnervensystem (Enterisches Nervensystem, kurz: ENS) reguliert. Das ENS ist Teil des vegetativen Nervensystems, besitzt etwa 4-mal mehr Nervenzellen als das Rückenmark und trägt den Spitznamen "Bauchhirn".

Krankheiten

Zu den häufigsten Darmerkrankungen zählen Darminfektionen, die sich typischerweise in Durchfall, Erbrechen, Blähungen oder Bauchschmerzen äußern. Betrifft eine Infektion den Wurmfortsatz, kann eine operative Entfernung notwendig werden. Sind bestimmte Enzyme im Darm defekt oder ungenügend vorhanden, kommt es zu Nahrungsmittel-Intoleranzen, z. B. der weit verbreiteten Laktoseintoleranz.

Unerkannt können diese Unverträglichkeiten genauso wie bakterielle Fehlbesiedlungen ein Reizdarmsyndrom hervorrufen. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Darmkrebs stellt in Deutschland die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung dar. Fast 90% aller Darmkrebsfälle sind aus Drüsen hervorgehende Adenokarzinome des Dickdarms.

Als Vorstufe des Darmkrebses gelten Polypen - gutartige Wucherungen, die zu bösartigen Tumoren entarten können. Besonders gefährlich sind außerdem Darminfarkte, da sie häufig zu spät erkannt werden und Darmgewebe schnell abstirbt. Insgesamt existiert noch eine Vielzahl weiterer Darmstörungen. Erstsymptome für eine Erkrankung des Darms sind meist Stuhlveränderungen und/ oder Schmerzen.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

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