Quaddeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Quaddeln sind kleine Anschwellungen der Haut und gehören zu den häufigsten Symptomen menschlicher Hautreaktionen, die auf einer komplizierten Reihe chemischer Körperprozesse basieren. Bis zu 20 % der Bevölkerung leiden wenigstens einmal in ihrem Leben unter den ungefährlichen Quaddeln.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Quaddeln?

Als Quaddeln bezeichnet man punktartige Erhebungen der Haut, die nach Insektenstiche entstehen oder Symptome einer Allergie oder Nesselsucht sein können. Klicken, um zu vergrößern.

Quaddeln sind kreisförmige, rot schwammige Läsionen der Haut und entwickeln sich über Minuten bis Stunden. Üblicherweise werden sie durch einen Bereich von Rötungen umgeben. Quaddeln können in der Größe von wenigen Millimetern bis hin zu riesigen Schwellungen, die eine ganze Extremität bedecken können, variieren.

Sie finden sich auf jeder Hautoberfläche, in der Regel sind die Handflächen und Fußsohlen jedoch nicht befallen. Gewöhnlich verschwinden Quaddeln nach einiger Zeit, je nach Länge des Befalls werden daher akute oder chronische Quaddeln unterschieden. Die Hautschwellung resultiert aus einer vermehrten Einlagerung von Flüssigkeit in den Zellen aufgrund einer erhöhten Durchlässigkeit in der Haut befindlicher Blutgefässe, verursacht durch eine gesteigerte Histaminausschüttung. Daher sind Quaddeln zumeist auch mit einem starken Juckreiz verbunden.

Ursachen

Allergische verursachte Quaddeln sind auf Nahrungsmittel, Pflanzen, Insektenstiche, Medikamente oder Kosmetika zurückzuführen. Zu den Lebensmittel, die Quaddeln erzeugen, gehören Eier, Milch, Nüsse, Fisch und Schalentiere, Beeren, Schokolade oder Tomaten.

Während Kaffee, Alkohol und Tabak seltener akute Zustände auslösen, können diese Substanzen bei Menschen mit chronischen Quaddeln diese verstärken. Nahezu jedes Medikament kann Quaddeln hervorrufen, oft gehören dazu entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure), Antibiotika wie Penicillin, Antiepileptika oder Anästhetika.

Seifen, Parfüms und Lotionen können ebenso wie nickelhaltige Schmuckstücke oder Latex Reaktionen hervorrufen. Da Quaddeln äußere Auswirkungen körperlicher Abwehrprozesse sind, können sie auch infolge verschiedener Infektionen erscheinen. Etwa 5 % der Bevölkerung ist zudem anfällig für Quaddeln aufgrund physischer Hautreizungen, also infolge von Kratzen oder Sonneneinwirkung.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Akute Quaddeln sind in der Regel nicht länger als 24 Stunden sichtbar, in einigen Fällen kann der Zustand jedoch bis zu 6 Wochen andauern. Als chronisch wird ein Zustand erst über diesen Zeitraum hinaus bezeichnet. Mitunter kommen Mattigkeit, Kopfschmerzen und erhöhte Temperatur hinzu. Je mehr Histamin und andere körpereigene entzündungshemmende Mittel in die Schichten direkt unter der Haut freigesetzt werden, desto stärker ist die Schwellung der Quaddeln, Juckreiz kann sich in leichte Schmerzen wandeln.

Dieser Zustand wird als Angioödem bezeichnet und kann als Schwellung der Schleimhaut von Mund, Darm, Genitalien oder Rachen auftreten. Eine Diagnose von Quaddeln wird sich zumeist auf die Klärung möglicher Ursachen der allergischen Reaktion beziehen (ausführliche Befragung). Chronische Quaddeln können auf Erkrankungen der Schilddrüse oder rheumatoide Arthritis verweisen. In diesem Fall werden spezifische Routinetests zur Diagnose durchgeführt.

Komplikationen

Quaddeln entstehen durch verschiedene Ursachen, meist entstehen sie aber im Rahmen einer allergische Reaktion. Diese können ebenfalls verschiedene Komplikationen haben. Aufgrund einer allergischen Reaktion entstehen neben den typischen Quaddeln auch eine starke Rötung der Haut und ein starker Juckreiz. Dazu kommen auch Übelkeit und Erbrechen.

Charakteristisch ist auch eine Anschwellung der Atemwege, so dass diese und die Speiseröhre eingeengt werden. Dadurch kommt es zu Atem- und Schluckbeschwerden, die bis hin zum Ersticken führen können. Eine gefürchtete Komplikation bei der Nesselsucht ist das Quincke-Ödem. Es kommt dabei zusätzlich zu Schwellungen der tieferen Hautschichten, neben Gesicht und Hände und Füße auch die Genitalien.

Im Kopfbereich führt auch dies zu starken Anschwellungen, die Gesichtsform wird stark verändert. Auch hierbei kommt es zu einer lebensgefährlichen [[Atemnot9]. Die schwerste Form der allergischen Reaktion ist ein anaphylaktischer Schock. Der Betroffene hat dabei einen massiven Abfall des Blutdrucks und eine Erhöhung der Herzfrequenz.

Es kommt dabei zu einer Mangeldurchblutung wichtiger Organe, die im Verlauf absterben können. Zudem kann es zu Schwindel bis zu einem Ohnmachtsanfall kommen, der sogar zum Tode führen kann. Auch einige Infektionskrankheiten wie Masern können Quaddeln verursachen. Komplikationen der Masern sind Mittelohrentzündungen (Otitis media), Lungenentzündungen (Pneumonie) und eine seltene, aber lebensgefährliche Gehirnentzündung (Enzephalitis).

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das plötzliche Auftreten von Quaddeln auf der Haut kann beunruhigend sein. In den meisten Fällen sind diese juckenden Rötungen jedoch harmlos und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Dies passiert beispielsweise, wenn sie durch Stress, Insektenstiche oder leichte allergische Reaktionen ausgelöst wurden. In manchen Fällen ist jedoch ein Arztbesuch notwendig.

Bleiben die Quaddeln über Wochen auf der Haut, können sie ein Anzeichen für chronische Nesselsucht sein. Dann sollte ein Hautarzt konsultiert werden, der eine passende Behandlung einleiten kann. Die Rötungen können auch auf eine starke Allergie hinweisen, die mitunter lebensbedrohlich werden kann – beispielsweise bei einer Reaktion auf ein Medikament wie Penicillin oder bestimmte Lebensmittel. In einem solchen Fall sollte rasch ein Arzt oder das Krankenhaus aufgesucht werden.

Auch ein Insektenstich kann mitunter gefährlich werden, zum Beispiel ein Zeckenbiss. Diesen sollte ein Allgemeinmediziner oder Hautarzt untersuchen, damit keine schweren Erkrankungen wie Borreliose entstehen können. Wenn eine ringförmige Rötung um den Biss entsteht, ist ein Arztbesuch unbedingt nötig. Das Aufkratzen von Quaddeln ist unbedingt zu vermeiden, damit kein Dreck in die Wunde gelangen und Infektionen auslösen kann. Bei einem Verdacht auf eine Entzündung sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Erst wenn Quaddeln mit Schwindel sowie Schwierigkeiten beim Atmen, verbunden mit einer Rachenschwellung auftreten, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. In leichteren Fällen gilt es vor allem, die Körpersäfte zu reinigen und den Juckreiz zu lindern.

Dazu eignen sich Juckreiz stillende Salben oder Sprays sowie einfache Hausmittel wie Zitronensaft oder Kühlung. Bei großflächiger Ausbreitung werden Schwitzbäder mit Baldrian- oder Kamillensud mit anschließendem Kaltguss empfohlen. Für die Entgiftung wird empfohlen zu fasten und reichlich Gemüsesäfte oder Kräutertees zu trinken.

Da in der Mehrzahl der Fälle chronischer Quaddeln der ursächliche Faktor nicht bestimmt werden kann, sind für diese Patienten Antihistaminika die Hauptstütze der Behandlung. Diese müssen regelmäßig eingenommen werden, um die Freisetzung von Histamin verhindern. Neuere Medikamente wie Zyrtec, Claritin oder Allegra sind gut verträglich und verursachen kaum typische Nebenwirkungen wie beispielsweise Schläfrigkeit.

Wirken die Antihistaminika nicht, kommen orale Steroide wie Prednison oder Medrol zum Einsatz. Schwere Fälle von Quaddeln können mit Adrenalin-Injektionen (abschwellende Wirkung) behandelt werden.

Aussicht & Prognose

In den meisten Fällen führen die Quaddeln zu einem Juckreiz und damit zu einer stark geröteten Haut an der betroffenen Stelle. Der Patient sollte sich allerdings auf keinen Fall kratzen, da durch das Kratzen der Juckreiz nur noch verstärkt wird. Sollten die Quaddeln durch eine Allergie oder durch eine Unverträglichkeit aufkommen, so verschwinden sie in der Regel nach nur wenigen Stunden wieder von alleine und führen zu keinen weiteren Problemen. Dies gilt auch für Berührungen mit Pflanzen oder bei Stichen von Insekten.

Eine ärztliche Behandlung ist in diesen Fällen nicht notwendig. Sollten die Quaddeln länger auf der Haut bleiben, so muss ein Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung erfolgt meistens mit Hilfe von Medikamenten oder Cremes. Die betroffene Stelle auf der Haut kann auch anschwellen. Durch Kühlung kann der Schwellung entgegengewirkt werden.

Falls bei einer Unverträglichkeit auf das jeweilige Lebensmittel nicht verzichtet werden kann, muss ein Allergiemittel eingenommen oder ein Ersatz gefunden werden. Ein operativer Eingriff ist bei Quaddeln nicht möglich. Durch Kratzen der Haut können Wunden oder Narben zurückbleiben, weshalb davon abzusehen ist.


Vorbeugung

Vorbeugung ist die beste Behandlung von Quaddeln. Sobald die auslösenden Faktoren (Trigger) für Quaddeln bestimmt werden können, sollten diese Lebensmittel, Kosmetika oder Medikamente gemieden werden. Dies kann unter Umständen eine vollständige Lebensumstellung bedeuten. Um durch Insekten oder Pflanzen (z.B. Brennnesseln) verursachte Quaddeln zu vermeiden, empfiehlt sich angepasste Kleidung.

Das können Sie selbst tun

Gegen Quaddeln helfen eine Reihe von Hausmitteln und Maßnahmen. Zunächst sollten die gereizten Hautstellen mit kalten Umschlägen gekühlt werden. Backpulver lindert den Juckreiz und wirkt gegen den Hautausschlag vor. Mit Wasser zu einer dickflüssigen Paste vermischt, wird es direkt auf die Quaddeln aufgetragen und nach 30 Minuten mit Wasser abgespült. Alternativ hilft auch ein Bad mit einer Tasse Backpulver.

Ein natürliches Hausmittel gegen Nesselsucht ist auch Kurkuma. Die Substanz wird zwei- bis dreimal täglich eingenommen oder auf die Quaddeln aufgetragen und sollte rasch für Linderung sorgen. Weitere Hausmittel sind etwa Brennnessel, Basilikum, Pfefferminze und Apfelessig. Auch Aloe vera und Heilerde eignen sich aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung als schnelles Mittel zur Selbsthilfe. Weitere Hautreizungen lassen sich durch Kleidung aus Naturfasern verhindern.

Besteht der Verdacht auf eine Unverträglichkeit oder Allergie, sollte ein Biowaschmittel ohne optische Aufheller und Parfüm verwendet werden. Außerdem empfiehlt es sich, Stress und psychische Belastungen zu reduzieren und heiße Bäder sowie direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Bleibt die Nesselsucht länger als eine Woche bestehen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Quellen

  • Altmeyer, P., et al.: Dermatologische Differenzialdiagnose. Springer, Berlin Heidelberg 2012
  • Plewig, G., et al. (Hrsg.): Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Berlin Heidelberg 2012
  • Sterry, W., Burgdorf, W., Worm, M.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014

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