Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Nicht nur ältere Menschen sind betroffen, auch die Zahl der Betroffenen unter 50 Jahren steigt kontinuierlich an. Gerade ihr schleichender Verlauf macht Herz-Kreislauf-Erkrankungen so gefährlich, da sie oft zu spät entdeckt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Infogramm zur Anatomie und Ursachen von Herz- & Gefäßerkrankungen. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Unter dem Begriff Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden sämtliche Krankheiten zusammengefasst, die das Herz-Kreislauf-System betreffen. Dazu zählen alle angeborenen Erkrankungen des Herzens, des Blutkreislaufs und der Gefäße, die nicht durch eine Verletzung erworben wurden.

Auch Erkrankungen der Venen und der Lymphgefäße werden als solche bezeichnet. Jedoch ist der Begriff der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Humanmedizin nicht einheitlich definiert. Charakteristisch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein schleichender Verlauf sowie eine plötzliche Manifestierung der Symptome.

Viele dieser Erkrankungen können lebensgefährlich sein und bedürfen einer sofortigen Behandlung durch einen Arzt. Beispiele für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombose, Bluthochdruck (Hypertonie), Perikarditis und diverse Durchblutungsstörungen.

Ursachen

Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen können. Man unterscheidet in beeinflussbare und nicht-beeinflussbare Risikofaktoren.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind beispielsweise zunehmendes Alter, Geschlecht (das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Männern höher) und genetische Vorbelastung. Doch nicht nur diese Faktoren allein sind für das Entstehen der gefährlichen Krankheiten verantwortlich. Auch beeinflussbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Stress und Bewegungsmangel tragen dazu bei.

Besonders häufig sind übergewichtige Menschen betroffen, insbesondere Bauchfettleibigkeit erhöht das Risiko zu erkranken enorm. Auch Diabetes kann die Entstehtung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Meist ist es das Zusammenwirken verschiedener Faktoren, das letztlich eine der gefährlichen Krankheiten zur Folge hat.


Typische & häufige Erkrankungen

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen sich durch eine Reihe von Symptomen bemerkbar. Ein sehr unspezifisches Anzeichen sind Schwindelanfälle, die sowohl von einem niedrigen Blutdruck als auch durch extremen Blutdruckanstieg hervorgerufen werden können.

Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, allgemeines Schwächegefühl und eine schnelle Ermüdbarkeit bei Belastung treten oftmals im Rahmen von Herzerkrankungen wie etwa einer Herzmuskelentzündung auf, differentialdiagnostisch muss aber auch an eine Infektionskrankheit oder psychovegetative Regulationsstörungen gedacht werden.

Kommen Atemnot und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) hinzu, erhärtet sich der Verdacht auf eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Charakteristisch für einen Herzinfarkt sind starke Schmerzen in der Brust, die häufig in den linken Arm, den Kieferbereich oder den Oberbauch ausstrahlen und mit Übelkeit, starkem Schwitzen und Todesangst einhergehen. Bereits im Vorfeld kann sich ein Herzinfarkt durch Brustschmerzen ankündigen, die in Ruhe rasch wieder verschwinden (Angina pectoris).

Durchblutungsstörungen in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit) sind von Schmerzen gekennzeichnet, aufgrund derer die Betroffenen beim Gehen immer wieder Pausen einlegen müssen. Im Verlauf der Erkrankung werden die schmerzfreien Gehstrecken immer kürzer, schließlich treten die Beinschmerzen auch in Ruhe auf.

Im fortgeschrittenen Stadium können Wundheilungsstörungen hinzukommen, die schließlich zum Absterben von Gewebe führen. Plötzlich und meist einseitig auftretende Lähmungserscheinungen, Seh- und Sprachstörungen, Verwirrtheit und Schwindel deuten auf einen Schlaganfall hin.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte so früh wie möglich erfolgen, da nicht wenige der dazugehörenden Krankheiten einen tödlichen Verlauf nehmen können. Im Idealfall stellt der Hausarzt Veränderungen am Herzen oder des Blutkreislaufs bei einer Vorsorgeuntersuchung fest, noch bevor erste Symptome auftreten.

Daraufhin kann sofort eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden. Allerdings sollte in jedem Fall Ursachenforschung betrieben werden und eine Änderung der Lebensweise erfolgen, sollte diese für die Erkrankung verantwortlich sein. Viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verlaufen still und unbemerkt über viele Jahre hinweg und äußern sich durch plötzlich auftretende Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen, Herzrasen, Engegefühl in der Brust oder Lähmungen im Gesichtsbereich und am ganzen Körper.

Sollten diese Symptome auftreten, ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Dieser wird nach einer entsprechenden Diagnose die Behandlung einleiten, die je nach Stadium der Krankheit variiert. Insgesamt ist die Prognose für Herz-Kreislauf-Erkrankungen längst nicht mehr so schlecht wie früher, was an den verbesserten Behandlungsmethoden und eine Weiterentwicklung der Intensivmedizin liegt. So ist die Sterberate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen seit 1970 um 25 Prozent gesunken.

Komplikationen

In vielen Fällen führen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Tode des Patienten. Dies geschieht vor allem dann, wenn diese Erkrankungen nicht rechtzeitig behandelt werden oder wenn der Betroffene seinen Lebensstil nicht verändert. Durch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, die allerdings in der Regel immer den Alltag und die Lebensqualität des Patienten negativ beeinflussen.

Die Belastbarkeit sinkt enorm und der Betroffene wirkt abgeschlagen und müde. Es kommt zu einem hohen Blutdruck und zu Schwindelanfällen und Erbrechen. Weiterhin kann der Betroffene auch einen Herzinfarkt erleiden. Durch diesen können Folgeschäden und Lähmungen auftreten, die in vielen Fällen irreversibel sind und nicht behandelt werden können.

Nicht selten kommt es auch zu einer Atemnot und zu starken Schmerzen in der Brust. Die Betroffenen leiden an Angstzuständen und Schweißausbrüchen. Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erfolgt sowohl kausal als auch symptomatisch. Dabei können weiteren Krankheiten und Schäden vorgebeugt werden.

In vielen Fällen ist allerdings ein operativer Eingriff notwendig, um den Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken. Komplikationen treten in der Regel nur dann ein, wenn die Behandlung nicht rechtzeitig eingeleitet wird. Dadurch kann sich die Lebenserwartung des Patienten verringern.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Schmerzen im Brustkorb können auf harmlose Ursachen, aber auch auf eine ernstzunehmende Herz-Kreislauf-Erkrankung zurückzuführen sein. Derartige Symptome sollten daher immer ärztlich abgeklärt werden, vor allem, wenn sie über längere Zeit andauern oder ohne erkennbaren Auslöser auftreten. Mit Kopfschmerzen verbundenes Schwindelgefühl und häufiges Nasenbluten kann auf einen behandlungsbedürftigen Bluthochdruck hinweisen.

Dieser besteht häufig über lange Zeit, ohne Beschwerden zu verursachen: Bestehen Risikofaktoren wie Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte oder ein Diabetes mellitus, ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle auch bei Beschwerdefreiheit anzuraten. Bewusstseinstrübungen, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen und eine verwaschene Sprache deuten auf einen Schlaganfall hin, der sofortiger ärztlicher Behandlung bedarf.

Behandelt müssen auch Brustschmerzen werden, die unter Belastung auftreten und mit Schwitzen und Atemnot einhergehen. Sie können erste Anzeichen einer Koronaren Herzkrankheit sein – daran ist vor allem zu denken, wenn sich die Beschwerden in Ruhe schnell bessern.

Auf einen Herzinfarkt deutet ein Engegefühl in der Brust hin, das mit Übelkeit, Todesangst, kalten Schweißausbrüchen und auffallender Hautblässe verbunden ist. In diesem Fall sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Hinter einem Spannungsgefühl und Schwellungen in den Beinen kann sich eine Thrombose verbergen, die unbehandelt eine lebensbedrohliche Embolie auslösen kann: Eine ärztliche Abklärung ist daher auch bei leichten Beschwerden empfehlenswert.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erfolgt bei rechtzeitiger Diagnose vor allem durch diverse Medikamente. Dazu zählen unter anderem ACE-Hemmer, die die Produktion eines Hormons hemmen, welches für die Entstehung von Bluthochdruck verantwortlich ist.

So wirken diese ACE-Hemmer vor allem blutdrucksenkend und entlasten damit das Herz. Sie zeichnen sich durch eine besonders gute Verträglichkeit aus. Ein anderes Medikament sind Betablocker, die die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin verhindern. Sie wirken ähnlich wie die ACE-Hemmer blutdrucksenkend und entlasten das Herz-Kreislauf-System.

Des Weiteren kommen auch Gerinnungshemmer, die der Entstehung von Blutgerinnseln vorbeugen, Nitrate, die Arterien und Venen entlasten, sowie Diuretika, die die Flüssigkeitsmenge im Blutkreislauf vermindern, zum Einsatz.

Hat die medikamentöse Behandlung keinen Erfolg, können Herz-Kreislauf-Probleme auch operativ gelöst werden. Es gibt eine Vielzahl von Operationen, die vielversprechend sind und eine hohe Erfolgsrate aufweisen können. Daneben müssen selbstverständlich auch die Ursachen der Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden und beseitigt werden.

Aussicht & Prognose

Die Aussichten für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Bluthochdruck kann mit modernen Medikamenten wie ACE-Hemmern, Betablockern, Diuretika, Kalziumantagonisten und Sartanen oftmals erfolgreich behandelt werden.

Seit den 1990er Jahren ist auch die die Sterberate bei akutem Herzinfarkt deutlich gesunken. Während 1990 noch gut 85.000 Menschen an einem Herzinfarkt verstarben, waren es im Jahr 2013 nur mehr etwa 52.000 Personen. Dennoch führen Herz-Kreislaufprobleme immer noch regelmäßig zum Tode und bleiben die häufigste Todesursache in Deutschland.

Dies gilt insbesondere dann, wenn die Betroffenen nicht gewillt sind ihre Lebensgewohnheiten zu ändern. Für Übergewichtige, Raucher sowie Personen, die große Mengen tierischer Fette konsumieren und an diesen Gewohnheiten festhalten, ist die Prognose deutlich schlechter, als für Personen, die nach der Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Bluthochdruck und einem (bevorstehenden) Infarkt, Änderungen in Ihrem Konsumverhalten vornehmen.

Durch eine gesunde Lebensführung, insbesondere durch den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten, eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung kann das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, deutlich gesenkt werden. Dabei haben Frauen generell ein geringeres Risiko an Herz-Kreislauf-Störungen zu erkranken, das Sterberisiko ist für sie aber höher als für Männer, was auch daran liegt, dass ein Herzinfarkt bei Frauen oftmals nicht oder verspätet diagnostiziert wird.


Vorbeugung

Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden, sollte man regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und bei ersten Symptomen sofort einen Arzt aufsuchen. Zudem sollte man auf eine gesunde Lebensweise achten, die aus ausgewogener Ernährung, geringem Alkohol- und Nikotinkonsum, viel Bewegung und der Vermeidung von Stress besteht. So können Herz-Kreislauf-Erkrankungen aktiv und nachhaltig vermieden werden.

Nachsorge

Eine bestehende Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems sollte auch nach Abklingen von akuten Beschwerden behandelt werden. Hier steht vor allem die Einstellung und regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks und der Herzfrequenz im Vordergrund. Besonders ein zu hoher Blutdruck stresst den Herzmuskel und kann nach einer gewissen Dauer zu schlimmen Komplikationen, wie beispielsweise einer Aussackung hirnversorgender Gefäße führen.

Durch den hohen Blutdruck werden die Gefäße passiv geweitet. Als Folge daraus wird die Gefäßwand immer dünner, bis sie schließlich reißen und zu einer Hirnblutung führen kann. Auch ein zu hoher Puls strengt das Herz weiter an. Durch regelmäßige Arztbesuche und der Aufstellung einer individuellen Dauermedikation mit herzschonenden Medikamenten wie ß-Blockern und Blutdrucksenkern können Komplikationen verhindert werden.

Außerdem sollten Patienten mit Herzerkrankungen regelmäßig Ausdauersport zur Stärkung des Herz-Kreislaufs-Systems betreiben. Hier bieten viele Städte beispielsweise spezielle Sportgruppen für Herzerkrankte an. Das Rauchen sollte, wenn möglich, gänzlich unterlassen werden, ebenso sollte auf eine ausgewogene und fettarme Ernährung geachtet werden.

Übergewichtige Patienten sollten eine Gewichtsreduktion anstreben. Um die Erkrankung kontrollieren zu können, empfiehlt sich die regelmäßige Vorstellung beim Hausarzt und das eigenständige Messen des Blutdruckes sowie des Pulses. Gemeinsam sollte hier besprochen werden, ob zusätzliche Untersuchungen wie regelmäßige Langzeitblutdruckmessungen, das Schreiben eines EKGs oder auch Belastungstests notwendig sind.

Das können Sie selbst tun

Eine Änderung des Lebensstils kann den Verlauf vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen. Dazu zählt neben regelmäßiger Bewegung auch eine ausgewogene Ernährung: Pflanzlichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Vollkornprodukte sollte dabei der Vorzug gegenüber fettreichen tierischen Produkten gegeben werden.

Durch schonende Zubereitung wie Dünsten oder Dampfgaren wird ebenfalls Fett eingespart. Die reduzierte Fettaufnahme trägt zum einen zur Senkung der Blutfettwerte bei, zum anderen hilft sie, Übergewicht abzubauen.

Gute Beispiele für eine herzschonende Diät finden sich in der mediterranen Küche, die überwiegend auf frischem Gemüse, Salat und Obst sowie Hühnerfleisch und Fisch basiert. Zur Zubereitung der Speisen werden pflanzliche Öle verwendet, die einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren aufweisen, große Mengen an Salz werden durch frische Kräuter ersetzt.

Wer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidet, sollte auf Nikotinkonsum und übermäßigen Alkoholgenuss verzichten, Stress so gut wie möglich vermeiden und im Alltag für regelmäßige Erholungspausen sorgen.

Leichte sportliche Betätigung wirkt sich in der Regel positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, insbesondere Spazierengehen, Laufen, Radfahren oder Schwimmen können das Herz stärken und die Durchblutung anregen. Vor der Aufnahme einer Aktivität sollte das individuelle Trainingspensum unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, regelmäßige Kontrollen der Herz-Kreislauf-Funktionen in Ruhe und unter Belastung sind empfehlenswert.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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