Nackensteife (Meningismus)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nackensteife, auch Meningismus genannt, bezeichnet eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung oder Bewegungsunfähigkeit der Halswirbelsäule. Dies wird durch eine reflektorische Anspannung hervorgerufen, um wichtige Strukturen des Rückenmarks und des Gehirns zu schützen. Beim Auftreten der Nackensteife ist eine ärztliche Abklärung unbedingt erforderlich, da die Nackensteife ein Symptom (Krankheitszeichen) ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nackensteife?

Frau hat Nackenstife und Nackenschmerzen
Nackenschmerzen sind zumeist das offensichtlichste Symptom bei einer ausgeprägten Nackensteife.

Nackensteife heißt, der Betroffene hat erhebliche Schmerzen bei Kopfbewegungen. Die Beweglichkeit der Halswirbelsäule ist stark eingeschränkt oder nicht mehr möglich. Der Patient ist nicht in der Lage, das Kinn Richtung Brust zu bewegen.

Dies ist das Hauptkriterium für Meningismus. Der medizinische Fachausdruck Meningismus wurde von Meningen abgeleitet. Meningen sind die Gehirnhäute. Eine Nackensteife ist jedoch von reinen Nackenschmerzen oder Schulterschmerzen zu unterscheiden. Verspannungen treten jedoch meist im Zusammenhang mit dem Meningismus auf.

Ursachen

Verschiedene Ursachen kommen beim Meningismus in Frage. So können Erkrankungen der Hirnhäute, Blutungen im Gehirn, ein Sonnenstich oder ein grippaler Infekt die Ursache für die Nackensteife sein.

Auch eine Infektion durch einen Zeckenbiss kann zu Nackensteife führen. Besonders gefährlich sind Blutungen im Gehirn, die ebenfalls als erstes Krankheitszeichen eine Nackensteife aufweisen. Vereiterte Nasennebenhöhlenentzündungen oder vereiterte Mandelentzündungen können ebenfalls mit Nackensteife einhergehen.

Erkrankungen oder Verletzungen der Halswirbelsäule sind ebenfalls häufig mit einer schmerzhaften Nackensteife gekoppelt. Auch ein Migräneanfall kann die Ursache für die Nackensteife sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einem Meningismus treten zunächst Beschwerden im Bereich des Nackens auf. Die Betroffenen klagen über eine Nackensteife, einhergehend mit sehr starken Schmerzen, bei dem Versuch, den Kopf in Richtung des Brustkorbes zu bewegen. Aus diesem Grund nehmen die erkrankten Personen eine Schonhaltung an, die wiederum zu schmerzhaften Verspannungen der Nackenmuskulatur führt.

Darüber hinaus treten charakteristische Begleitsymptome auf, die jedoch nicht zwangsläufig bei jedem Patienten auftreten müssen. Diese Begleiterscheinungen heißen "meningonales Syndrom". Am häufigsten kommt es zu einer plötzlich auftretenden Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Des Weiteren sind äußerst starke, krampfartige Kopfschmerzen bei vielen Erkrankten zu beobachten.

Ist der Meningismus aufgrund einer Infektion, mit Meningokokken beispielsweise aufgetreten, tritt nicht selten hohes Fieber ein, welches stetig höher wird. Seltener treten Beschwerden wie Photophobie oder Phonophobie auf. Bei der Photophobie empfinden die Betroffenen jegliche Lichtquellen als unangenehm und schmerzhaft. Bei einigen Personen kann die Lichtempfindlichkeit Übelkeit und Erbrechen auslösen. Bei all diesen Anzeichen sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, da es sich um eine ernsthafte Erkrankung handelt.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose beim Auftreten der Nackensteife muss durch einen Arzt gestellt werden. Für den Arzt sind weitere Diagnosekriterien das Auftreten von Fieber, Sehstörungen und Lichtempfindlichkeit. Wichtige Hinweise erhält der Arzt bei der Befragung des Patienten und der ersten körperlichen Untersuchung.

Durch bestimmte Tests ist es dem Arzt möglich, festzustellen, welche Hirnhäute erkrankt oder gereizt sind. Weiterhin geben Blutuntersuchungen und Röntgenuntersuchungen dem Arzt erste Hinweise auf die Krankheitsursache. Vor allem in Kombination mit hohem Fieber ist für die Ärzte eine Liquorpunktion (Lumbalpunktion) eine wichtige Maßnahme, um eine Diagnose stellen zu können.

Je nach der Ursache für die Nackensteife ergibt sich ein unterschiedlicher Verlauf. Meningismus, der durch Entzündungen der Gehirnhäute oder durch Blutungen hervorgerufen wird, kann sich zu einer lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln und bedarf bis zur Stabilisierung des Patienten einer intensivmedinizinischen Betreuung.

Der Verlauf gestaltet sich unter Umständen sehr dramatisch, da zusätzlich zur Nackensteife, erhebliche Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit, Schwindel, Lichtempfindlichkeit und Bewusstseinsstörungen auftreten können. Diese können bis zur Bewusstlosigkeit führen.

Typisch für Meningismus ist, dass sich die reflektorischen Verspannungen im Koma lösen. Liegt die Ursache für die Nackensteife in einer Schädigung der Halswirbelsäule, so sind Kopfschmerzen, teilweise Sehstörungen, sowie Missempfindungen und Kraftverlust in den Armen möglich.

Komplikationen

Außer den typischen schmerzlindernden Maßnahmen, die beinahe am gesamten Körper wirksam sind, gibt es für die Betroffenen keine Möglichkeit, die Nackensteife zu behandeln oder erträglicher zu machen. So ist eine ärztliche Ursachenforschung nötig und entsprechend wird dann der Meningismus mitsamt seiner Ursache therapiert.

Die Nackensteife sollte keinesfalls mittels Gewalt zu überkommen versucht werden. So können im Falle einer Hirnblutung als Ursache weitere schwere Schäden durch weitere Einblutungen entstehen. Auch eine bakterielle Ursache als Auslöser des Meningismus kann durch ein "Zurechtrenken" des Kopfes nur verschlechtert werden, da eitriges Gewebe so weiter verteilt wird oder Zysten aufreißen können.

Da eine Nackensteife aus unterschiedlichen Anlässen auftritt, ist eine laienhafte Behandlung mit Hausmitteln nicht angeraten. So sind nicht selten Infektionen der Hirnhaut - die zumeist auf behandlungsbedürfte Krankheiten hindeuten - oder Hirnblutungen der Grund für die Versteifung. Zudem kann auch ein Schaden an der Wirbelsäule ursächlich sein.

Die Liste an Begleitsymptomen, die ursachenabhängig auftreten, ist lang. Betroffene können dabei lediglich bei Nackenverspannungen, die im Verlauf eines grippalen Infektes auftreten, durch Wärme, Kälte oder Massagen tätig werden. Im Zweifel ist aber dennoch immer ein ärztlicher Rat vorzuziehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Steifheit des Nackens muss nicht in allen Fällen ein Arzt konsultiert werden. Häufig tritt die Nackensteife aufgrund einer fehlerhaften Körperhaltung, einer einseitigen Belastung sowie einem Bewegungsmangel auf. Durch leichte ausgleichende Bewegungen und eine Wärmezufuhr der betroffenen Stelle kann eine deutliche Linderung der Beschwerden oder eine Beschwerdefreiheit ohne eine medizinische Versorgung erreicht werden. Werden eigenverantwortliche sportliche Aktivitäten durchgeführt, die keine Überanstrengung auslösen und bei denen die Muskeln im Nacken schonend aufgelockert werden, wird häufig eine Verbesserung des Gesundheitszustandes erzielt. Oftmals kann durch eine selbst initiierte Massage die Mobilität der Schultern, des Halses sowie des Nackens bewirkt werden.

Halten trotz aller Bemühungen die Beschwerden unvermindert an oder nehmen sie an Intensität zu, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Bei Kopfschmerzen, einer Verformung des Skeletts, einer anhaltenden Schonhaltung des Körpers oder einer dauerhaften schiefen Körperhaltung durch den Betroffenen, ist ein Arzt aufzusuchen.

Kommt es zu Beschwerden beim Kauen, einer Atemknappheit oder Veränderungen des Hautbildes, ist ein Arzt zu konsultieren. Ärztliche Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, sobald sich die eingetretenen Beschwerden ausbreiten oder die täglichen Anforderungen aufgrund der Beeinträchtigungen nicht mehr erfüllt werden können. Eine wiederholte Übelkeit und wiederkehrendes Erbrechen sind weitere Anzeichen, die ärztlich abzuklären sind.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Meningismus ist abhängig von der Ursache. Meningismus, dessen Ursache eine entzündliche Erkrankung der Hirnhäute ist, wird mit Antibiotika und oftmals auch mit antiviralen Medikamenten behandelt. Hier ist häufig eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich, da während dieser Erkrankung erhebliche Komplikationen z.B. Epilepsie auftreten können.

Wird die Nackensteife durch eine Blutung im Gehirn verursacht, so muss zwingend abgeklärt werden, wo genau die Blutung im Gehirn ist. Hier ist sehr schnelles Handeln der Neurochirurgen erforderlich, da die Blutung zu Schäden am Gehirn führen kann, die nicht mehr reversibel sind. Weiterhin kann eine Blutung im Gehirn innerhalb schnellster Zeit zu Atemproblemen und zum Tod des Patienten führen.

Besonders bei bakteriellen Infekten, wie einer eitrigen Angina verbessern sich die Symptome unter der Gabe von Antibiotika recht schnell, und die Nackensteife verschwindet.

Nackensteife, die durch Erkrankungen an der Halswirbelsäule auftritt, bedarf einer Abklärung, welche Strukturen der Halswirbelsäule geschädigt sind. Je nach Ergebnis dieser Untersuchung erfolgt dann eine gezielte Therapie in Form von Medikamenten und Krankengymnastik. Bei schweren Bandscheibenvorfällen, die ebenfalls mit Nackensteife einhergehen können, ist oftmals eine Operation erforderlich.


Aussicht & Prognose

Meningismus ist durch eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung verursacht. Die Prognose hängt deshalb vor allem davon ab, was die Krankheit verursacht und wie schnell die Betroffenen fachgerecht behandelt werden. Besonders wenn die Erkrankung bakterieller Herkunft ist, muss rasch mit Antibiotika behandelt werden. Denn unbehandelt endet es sonst fast immer tödlich. Bei einer rechtzeitigen Behandlung ist jedoch die Aussicht gut, dass die Patienten wieder ganz gesund werden.

Wie hoch allerdings die Chancen auf eine vollständige Genesung sind, ist vom Erregertyp sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen abhängig. Dementsprechend ist eine Prognose manchmal für Senioren und für Säuglinge ungünstiger. Ihr Immunsystem ist meist nicht so leistungsfähig wie bei gesunden Erwachsenen. Eine durch Viren verursachte Erkrankung ist deutlich weniger lebensbedrohlich.

Trotzdem hängt auch hier die Prognose von dem jeweiligen Virus sowie dem körperlichen Allgemeinzustand ab. Insbesondere die ersten Tage sind kritisch. Hat der Erkrankte diese aber gut überstanden, ist die Heilungschance meist gut. Die Krankheit heilt dann im Regelfall innerhalb mehrerer Wochen ohne jegliche Folgeschäden aus.

In seltenen Fällen kann die Erkrankung anhaltende neurologische Schäden mit sich bringen. Dies können Lähmungserscheinungen, Gehörschäden oder Beeinträchtigungen von Psyche oder Verhalten sein. Komplikationen sowie Langzeitschäden treten meistens dann auf, wenn die Erkrankung zudem auf das Gehirn überspringt.

Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung des Meningismus ist nicht möglich. Durch bestimmte Impfungen lässt sich das Risiko herabsetzen, nach einem Zeckenbiss zu erkranken bzw. an Gehirnhautentzündungen.

Halswirbelsäulenschäden lassen sich vermeiden durch abwechslungsreiche Tätigkeiten, Gymnastik und viel Bewegung. Um den Gefäßveränderungen im Gehirn vorzubeugen, die unter Umständen zu einer lebensgefährlichen Blutung im Gehirn führen können, ist es wichtig, dass fettreiches Essen, Nikotin und Übergewicht gemieden werden. Weiterhin ist darauf zu achten, dass der Blutdruck nicht erhöht ist.

Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ist es sehr selten möglich, Veränderungen an den Gefäßen zu erkennen, so dass in Einzelfällen durch die frühzeitige Behandlung ein Meningismus vermieden werden kann.

Nachsorge

Inwiefern eine Nachsorge notwendig wird, hängt vom Ausgang der Ersttherapie ab. In der Regel bleiben bei einer rechtzeitigen Behandlungsaufnahme keine Folgeschäden zurück. Daher existiert kein Grund für engmaschige Nachkontrollen wie man sie aus Krebsbehandlungen kennt. Ein Rezidiv kann sich nicht aus der Grunderkrankung herausbilden. Um ein Wiederauftreten der Nackensteife zu verhindern, sind nur wenige Maßnahmen geeignet.

Im Rahmen der Nachsorge kann ein Arzt das Risiko einer erneuten Erkrankung durch bestimmte Impfungen reduzieren. Andere Formen der Prävention fallen hingegen in den Verantwortungsbereich des Patienten. So gilt ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und ohne Suchtmittelkonsum als beste Art der vorbeugenden Nachsorge.

Andere Ziele verfolgt die Nachsorge, wenn Folgeschäden aus der Erstbehandlung zurückbleiben. Dann geht es darum, den Lebensalltag zu unterstützen und Nachteile zu minimieren. Auch sollen keine neuen Komplikationen auftreten. Umfang und Art der Nachsorge richten sich nach den individuellen Beschwerden.

So können bei Gehörschäden Hilfsmittel verordnet werden. Verhaltensauffälligkeiten lassen sich im Rahmen einer Psychotherapie behandeln. Neurologische Schädigung und Lähmungen können sogar zu einer lebenslangen Hilfsbedürftigkeit führen. Die meisten Patienten mit dauerhaften Beeinträchtigungen werden darüber hinaus auch medikamentös behandelt.

Das können Sie selbst tun

Zur Linderung der Beschwerden und Vermeidung von Gefahren kann bei Nackensteife durch eigenes Verhalten beigetragen werden. Dabei ist auch darauf zu achten, dass ein natürliches Zurechtrenken des Kopfes aufgrund der Erkrankung gefährlich sein kann und daher unterbleiben muss. Dies gilt ebenso für intensive sportliche Aktivitäten, insbesondere gymnastische Übungen.

Hilfreich ist eine eher verhaltene Reaktion auf schmerzhafte Nackenverspannungen mit Wärme oder Kälte sowie leichter Massage. Vorteilhaft ist auch eine Arbeitsplatzgestaltung nach ergonomischen Gesichtspunkten. Dabei sollte die passende Wahl von Stuhl und Tisch bei der Verrichtung von Bürotätigkeit im Vordergrund stehen. Regelmäßige Pausen mit etwas Bewegung dienen dazu, bestehende Beschwerden nicht durch länger dauernde, unveränderte Sitzhaltungen zu verstärken. Für Autofahrten sollte unbedingt beachtet werden, dass ein plötzliches Aufprallen von Kopf und Nacken auf die angebrachte Nackenstütze schmerzhaft und gefährlich sein könnte. Eine richtig eingestellte, gut gepolsterte Nackenstütze ist daher empfehlenswert.

Unnötige Belastungen im Alltag für den Nacken- und Wirbelsäulenbereich sollten vermieden werden. Dazu zählt auch eine falsche Körperhaltung, Stress und Zugluft. Mit der Auswahl der passenden Matratze und des Kissens kann eine möglichst beschwerdefreie Nachtruhe gefördert werden. Falls die Nackensteife durch einen chronisch auftretenden Schmerz begleitet wird, ist eine geduldige Einstellung gefragt. Entspannungstechniken können dazu beitragen, psychisch besser mit der Erkrankung umgehen zu können.

Quellen

  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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