Trommelschlägelfinger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Symptome Trommelschlägelfinger

Mit dem Begriff Trommelschlägelfinger werden aufgetriebene Zehen- und Fingerendglieder bezeichnet. Trommelschlägelfinger sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom von bestimmten Herz- und Lungenerkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Trommelschlägelfinger?

Die medizinische Bezeichnung - Digiti hippocratici - beschreibt eine Auftreibung der Fingerendglieder mit begleitender Schwellung der Weichteile.
Trommelschlägelfinger (Digiti hippocratici) sind auch unter dem Namen Kolbenfinger bekannt. Die medizinische Bezeichnung beschreibt eine Auftreibung der Fingerendglieder mit begleitender Schwellung der Weichteile. Die Finger wirken kolbenartig. Häufig gehen Trommelschlägelfinger mit Uhrglasnägeln einher. Das Symptom zeigt sich bei Erkrankungen der Leber, Herz, Lunge oder Magen-Darm-Trakt.

Ursachen

Zu den häufigsten Ursachen für Trommelschlägelfinger gehören Lungenerkrankungen und Herzerkrankungen. So wird dieses medizinische Phänomen oft bei Lungenkrebs beobachtet. Aber auch andere Lungenerkrankungen können Kolbenfinger verursachen. Dazu gehören beispielsweise die Bronchiektasen. Bronchiektasen sind sackförmige Aufweitungen der Bronchien. Diese werden durch wiederkehrende Infektionen verursacht. Auch das Lungenemphysem, eine Überblähung der Lungenbläschen (Alveolen), kann zu Trommelschlägelfingern führen.

Das Emphysem ist in der Regel die Folge einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD). Die Mukoviszidose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der in den Atemwegen und in der Lunge ein zähflüssiger Schleim produziert wird. Hier können Trommelschlägelfinger ebenso wie bei der Lungentuberkulose beobachtet werden. In einigen Fällen können die aufgetriebenen Finger auf chronische Herzerkrankungen oder Herzfehler zurückgeführt werden. Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) oder der Herzmuskelschicht (Myokarditis) sowie die eher seltenen Herztumore können ebenfalls Ursachen sein.

Trommelschlägelfinger können auch im Rahmen von Lebererkrankungen entstehen. Hauptursache ist hier die Leberzirrhose. Bei einer Leberzirrhose wird das Lebergewebe irreversibel zerstört und durch Bindegewebe oder Narbengewebe ersetzt. Ursachen für eine Leberzirrhose sind die chronische Hepatitis C und Alkoholmissbrauch.

Magen-Darm-Erkrankungen können ebenfalls zu Trommelschlägelfinger führen. Häufigste Auslöser sind hier chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch Menschen mit einer gastrointestinalen Tuberkulose, Polypen im Dickdarm, chronischer Amöbenruhr oder Darmkrebs können aufgetriebene Finger ausbilden. Bei all diesen Erkrankungen zeigen sich die Trommelschlägelfinger an beiden Händen.

Für einseitige Kolbenfinger gibt es nur wenige Ursachen. Denkbare Auslöser sind Aneurysmen, Entzündungen der Lymphbahnen und der Pancoast-Tumor. Der Pancoast-Tumor ist eine spezielle Form des Lungenkrebses. Es handelt sich dabei um ein rasch wachsendes Bronchialkarzinom an der Lungenspitze.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Trommelschlägelfinger sind angeschwollen und vergrößert. Im Bereich der Endglieder zeigt sich zusätzlich eine Weichteilverdickung. Diese kolbenartige Auftreibung wird durch Sauerstoffmangel im Blut verursacht. Diese Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) stimuliert die Produktion von Wachstumssubstanzen. Dadurch entstehen viele neue kleine Blutgefäße (Kapillaren). Des Weiteren wird zusätzliches Knochengewebe gebildet. Der Körper reagiert damit auch auf die vermehrte Belastung der Fingerspitzen.

Die Schwellung der Finger wird also durch die zusätzlichen Kapillaren und die Zunahme von kollagenem Knochengewebe verursacht. Trommelschlägelfinger treten häufig in Zusammenhang mit Uhrglasnägeln auf. Aufgrund der Verdickung der Fingerendglieder sind auch die Nägel verändert. Sie sind größer als Nägel von gesunden Menschen, nach außen gewölbt und rundlich geformt.

Da trotz der neuen Kapillaren nicht ausreichend Sauerstoff in die Finger gelangt, sind diese oft bläulich gefärbt. In der medizinischen Fachsprache wird diese Blaufärbung als Zyanose bezeichnet.

Komplikationen

Trommelschlegelfinger entstehen zum Beispiel bei Lungenerkrankung vor allem beim Bronchialkarzinom. Im Verlaufe des Krebses kann es zu Aushusten von Blut und Sekreten kommen. Zudem können Krebszellen zerfallen und so hohes Fieber beim Betroffenen auslösen. Ein Lungenkrebs führt nicht selten zum Tode. Aber auch Emphyseme oder Tuberkulose können zu Atemnot und Brustschmerzen beim Betroffenen führen.

Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kann in Herzrhythmusstörungen ausarten. Beim Vorhofflimmern können sich an der Wand Blutgerinnsel bilden, die sich lösen können und mit dem Blutstrom verschleppt werden. Daraus entstehen Schlaganfälle oder eine Lungenembolie, die ebenfalls durch Brustschmerz und Atemnot gekennzeichnet wird. Ein Kammerflimmern kann in einen Kreislauftod und schließlich in einen Herztod übergehen.

Chronische Lebererkrankungen wie Hepatitis können in eine Leberzirrhose übergehen. Die Leber kann nicht mehr richtig arbeiten und es werden nicht mehr genügend Proteine hergestellt. Dies führt zu Ödemen und Gerinnungsstörungen. Auch eine Vergrößerung der Milz mit dementsprechenden Oberbauchschmerzen kann die Folge sein. Zudem steigt bei einer Leberzirrhose das Risiko, an einem Leberkarzinom zu erkranken.

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn besteht die Gefahr einer inneren Blutung. Zudem kann es zu einem Verschluss des Darmes kommen (Ileus), welcher lebensgefährlich sein kann. Auch das Risiko an einem Darmkrebs zu erkranken ist erhöht.

Behandlung & Therapie

Trommelschlägelfinger sind immer ein Hinweis auf eine schwere Grunderkrankung. Zur Abklärung können verschiedene Diagnoseverfahren zum Einsatz kommen. Am Anfang steht immer eine ausführliche Anamnese. Im Anamnesegespräch erfragt der behandelnde Arzt Symptome, Vorerkrankungen, Medikationen und andere relevante Hintergrundinformationen. Mithilfe einer Blutgasanalyse kann der Sauerstoffmangel im Blut erfasst werden.

Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung der Lunge, kann eine Röntgendiagnostik weitere Hinweise liefern. Auch Computertomografie oder Magnetresonanztomografie kommen zum Einsatz. Mithilfe der Bronchoskopie und der Mediastinoskopie kann der Zustand der Lunge beurteilt werden. Um die Leistungsfähigkeit der Lunge quantitativ zu bestimmen, wird die Spirometrie genutzt. Erkrankungen des Herzens erfordern in der Regel zunächst eine EKG-Untersuchung. Die weitere Diagnostik erfolgt dann mittels Sonografie.

Bei dem Verdacht auf eine Mukoviszidose wird zunächst das Blut untersucht. Hier findet sich ein erhöhter Blutwert des Enzyms Trypsin. Ist vermehrt Trypsin im Blut vorhanden, wird ein Schweißtest durchgeführt. Bei Menschen, die an Mukoviszidose erkrankt sind, ist der Gehalt von Natrium und Chlorid im Schweiß erhöht.

Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen erfolgt die Diagnose mittels Ultraschall und Endoskopie. Die Diagnose wird zudem durch die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe gesichert. Hinweise auf eine Leberzirrhose liefert das Blutbild. Die Leber kann ihrer Entgiftungsaufgabe nicht mehr ausreichend nachkommen, sodass sich im Blut Abfallstoffe ansammeln. Zudem sind die Leberwerte erhöht.

Trommelschlägelfinger können nur durch Behandlung der Ursprungserkrankung beseitigt werden. Geht die chronische Hypoxie zurück, so verschwinden auch Trommelschlägelfinger und Uhrglasnägel wieder. Tumore der Lungen werden in der Regel mit Chemotherapeutika behandelt. Die Prognose ist insbesondere beim Pancoast-Tumor aber eher schlecht.

Auch das Lungenemphysem ist nicht reversibel. Die Hypoxie wird medikamentös behandelt. Dafür werden sogenannte Bronchodilatatoren verabreicht. Diese erweitern die Atemwege und vermindern so die Luftnot. Des Weiteren kommen Glucocorticoide und PDE-4-Hemmer zum Einsatz. Die Mukoviszidose ist ebenfalls nicht heilbar. Die Patienten müssen regelmäßig schleimlösende Medikamente inhalieren.

In schweren Fällen kann eine Lungentransplantation erforderlich sein. Liegt den Trommelschlägelfingern eine Herzschwäche zugrunde, können herzstärkende Medikamente wie Digitalispräparate eingesetzt werden. Die Leberzirrhose wird überwiegend mit ernährungstherapeutischen Maßnahmen behandelt. Die Betroffenen müssen Vitamine substituieren und zwingend jegliche Lebertoxine vermeiden.

Aussicht & Prognose

Bei Trommelschlägelfingern sind die Finger beim Patienten stark angeschwollen. Neben diesem Symptom leiden die meisten Patienten auch an den sogenannten Uhrglasnägeln. Sollte nicht genügend Sauerstoff über das Blut in die Finger gelangen, so färben sich die Finger blau. Über einen langen Zeitraum kann dies den Extremitäten großen Schaden zufügen.

In vielen Fällen treten die Trommelschlägelfinger als Symptom bei einer Krebserkrankung auf. In diesem Falle ist keine allgemeine Voraussage der Krankheit möglich. Allerdings tritt das Symptom auch während Erkrankungen und Entzündungen in der Lunge auf und kann damit zu einer Atemnot, krankhaften Atemgeräuschen und zu Schmerzen in der Brust führen. Hier kann es im schlimmsten Falle zu einem Schlaganfall kommen.

Bei den Trommelschlägelfingern sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel wird eine Untersuchung mit Hilfe von Röntgenaufnahmen oder einer MRT-Aufnahme durchgeführt und gibt Informationen über die Ursache dieses Symptoms. Die Trommelschlägelfinger werden nur dann verschwinden, wenn auch die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird.


Vorbeugung

Trommelschlägelfingern lässt sich nur indirekt vorbeugen, indem mögliche ursächliche Erkrankungen verhindert werden. Bei den meisten Erkrankungen ist dies nur teilweise möglich. Da Rauchen und Alkohol aber Risikofaktoren für zahlreiche Erkrankungen darstellen, die Trommelschlägelfinger zur Folge haben, sollten diese Genussgifte möglichst gemieden werden.

Das können Sie selbst tun

Da Trommelschlägelfingern immer eine ursächliche Erkrankung zugrunde liegt, ist der Schritt in eine Selbsthilfegruppe oft der Richtige. Dies könnten, je nach Grunderkrankung, die Anonymen Alkoholiker sein, eine Selbsthilfegruppe für Tumor- oder Krebskranke oder auch für Menschen, die an Mukoviszidose leiden. Die Ursachen der „unförmigen“ Finger sind immer gravierend und psychisch oft sehr belastend, so dass der Austausch mit Betroffenen für manchen eine große Hilfe sein kann.

Ein Rückgang der starken Schwellungen an den Fingern kann nur durch die Behandlung der Grunderkrankung erreicht werden. Kann die chronische Unterversorgung der Finger mit Sauerstoff beseitigt werden, so können sich auch die Trommelschlägelfinger wieder regenerieren und zu ihrer ursprünglichen Form zurückfinden.

Es ist auf jeden Fall wichtig, sich beim Auftreten von Trommelschlägelfingern (oft verbunden mit Uhrglasnägeln) umgehend in medizinische Behandlung zu begeben und von Eigenbehandlungen mit Handbädern oder ähnlichem abzusehen, da keinerlei Verbesserung der Symptome zu erwarten wäre. Alkohol und Zigaretten sollten auf jeden Fall gemieden werden, da sie die Sauerstoffzufuhr zu den Extremitäten zusätzlich beeinträchtigen. Auch können diese Genussgifte die Grunderkrankungen negativ beeinflussen oder sogar erst hervorrufen.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

Das könnte Sie auch interessieren