Alkoholkrankheit (Alkoholismus)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Untersuchungen über Alkoholkrankheit und Alkoholismus in Deutschland zeichnen eine bestimmte Altersgruppe ab, die der Gefahr des Alkoholmissbrauchs am meisten ausgesetzt ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen weisen eindeutig darauf hin, dass die Hauptkonsumenten von alkoholischen Getränken im Alter zwischen 18 und 40 Jahren zu finden sind. In dieser Altersgruppe sind die übermäßigen Trinker besonders häufig. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir in den nächsten Jahrzehnten mit einer zunehmenden Anzahl von Alkoholikern im krankhaften Sinne rechnen müssen, wenn wir heute bei dieser Altersgruppe nicht eine Änderung ihres Verhaltens dem Alkohol gegenüber erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines über Alkoholismus

Eine Alkoholkrankheit kann bei Betroffenen sowohl akut als auch im chronischen Verlauf zu den unterschiedlichsten Folgen führen. Dabei ist vor allem die Leber betroffen.

Bei der weiteren Analyse unserer Untersuchungen war festzustellen, dass hauptsächlich die ledigen Personen (Singles) sowie die arbeitenden und arbeitslosen Frauen und Männer bedroht sind (bei Frauen ist das eine Gleichberechtigungstendenz, die wir uns bestimmt nicht wünschen). Wir müssen bei den Umfragen immer wieder feststellen, dass die Menschen wenig über Alkohol und Alkoholismus wissen. Das ist nicht verwunderlich, weiß die Mehrzahl der Ärzte doch selbst nur sehr wenig über die Ursachen des Alkoholismus.

Obwohl alkoholische Getränke schon Jahrhunderte hindurch genossen werden, hat man sich erst im 19. und 20. Jahrhundert mit der wissenschaftlichen Erforschung der Alkoholproblematik beschäftigt, ohne jedoch in genügendem Umfang die Ursachen des Alkoholismus zu klären.

Die Feststellung des Blutalkoholgehalts - eine wichtige Voraussetzung für die quantitative Messung der qualitativen Veränderung des menschlichen Verhaltens — wurde hauptsächlich durch bestimmte Entdeckungen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ermöglicht. Eine spezifische Methode jedoch, das heisst eine Methode, die nur Äthylalkohol (Ethylalkohol) bestimmt, haben deutsche und schwedische Wissenschaftler unabhängig voneinander erst im Jahre 1951 entwickelt.

Diese Tatsache bedeutet, dass wir - streng wissenschaftlich gesehen - bis zu den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts keine spezifische Methode für den Äthylalkoholnachweis hatten. Heute sind wir imstande, den physiologischen sowie erhöhten Blutalkoholgehalt mit absoluter Sicherheit nachzuweisen. Ja, wir können sogar durch Rückrechnung die Konzentration des Alkohols im Blut feststellen, die während der "Tatzeit" vorhanden war, und auf diese Weise indirekt den Grad der Beeinflussung bestimmen. Erst unsere heutigen Methoden, den Grad der Trunkenheit festzustellen, sind exakt und zuverlässig.

Diese erfreuliche Tatsache ist jedoch gleichzeitig ein Hinweis, wie stark wir in anderen Fragen des Alkoholismus noch in den Anfangsgründen stecken müssen - zum Beispiel bei der für unsere Gesellschaft prinzipiellen Frage: Weshalb entwickeln sich bestimmte Menschen zu Alkoholikern?

Der exakte Alkoholnachweis kann zwar die augenblickliche Lage erfassen - nicht aber die Phase, in der sich jemand zum Alkoholiker entwickelt; und er kann auch keine Antwort darauf geben, wieweit dieser Zustand bei den betreffenden Personen bereits fortgeschritten ist. Wir möchten hier nicht die verschiedenen Theorien zu dieser Frage anführen - man betone Theorien -, denn wir wissen ja bis jetzt nicht, warum und wann ein Mensch zum Alkoholiker wird.

Alkoholikertypen nach Jellinek

Wir halten es aber für notwendig, die am meisten anerkannte Theorie der Entwicklungsphasen des Alkoholismus - ausgearbeitet von E. M. Jellinek - an dieser Stelle kurz zu skizzieren. Wir sind überzeugt, dass diese Theorie der Wirklichkeit am meisten entspricht und für jeden Alkoholiker in irgendeiner Beziehung typisch ist.

Problemtrinker (Alpha-Trinker)

Das Trinken hat bei uns ein gesellschaftliches Motiv. Die Leute trinken bei verschiedenen gesellschaftlichen Gelegenheiten. Nicht nur der zukünftige Alkoholiker bemerkt nach einer bestimmten Zeitspanne, dass ihm das Trinken eine Erleichterung, eine Entspannung verschafft.

Anfangs ist er ganz richtig der Meinung, dies komme durch die frohe Stimmung in der Gesellschaft, also durch die Begleitumstände und das Ritual des Trinkens, weniger durch den Genuss des alkoholischen Getränks selbst zustande. (Dies ist mit der Herausbildung bedingter Reflexe erklärbar, bei denen alle zeitlich mit einem positiven Reaktionsablauf zusammenfallenden Faktoren nach regelmäßiger Wiederholung bereits allein den ganzen Verhaltens- und Empfindungsablauf hervorrufen.

So kann - nachdem jemand wiederholt Entspannung während des Alkoholgenusses in Gesellschaft empfunden hat - auch der Alkohol allein die Entspannung bei ihm auslösen.)

Gelegenheitstrinker (Beta-Trinker)

Bald spürt der Gelegenheitstrinker den Zusammenhang zwischen dem Getränk und der Erleichterung. Er trinkt größere Mengen als die anderen, denn er benötigt, um das Gefühl der Entspannung herbeizuführen — das ja anfangs tatsächlich durch die Gesellschaft mitbedingt war -, immer mehr Alkohol; das heißt, sein Trinken wird regelmäßig. Das ist die Anfangsphase des Alkoholismus, die fließend in die zweite, die Warnungsphase, übergeht. Jetzt wird sich der Mensch der Tatsache bewusst, dass er anders trinkt als seine Mitbürger und größere Mengen Alkohol braucht, um die Entspannung herbeizuführen. Er hat die Feststellung gemacht, dass das Trinken für ihn keine gesellschaftliche Angelegenheit ist, sondern ein Bedürfnis - er bekommt Schuldgefühle.

Suchttrinker (Gamma-Trinker)

Ein charakteristisches Symptom für die Warnungsphase (Suchttrinker) sollen die sogenannten Gedächtnislücken sein; der Mensch kann sich an bestimmte Vorgänge, die in der Trunkenkeit passiert sind, nicht mehr erinnern. Er fürchtet Kritik, schämt sich auch und beginnt deshalb, sich aus seinem Gesellschaftskreis zurückzuziehen. In dieser Phase übersieht er seine Situation noch und könnte sich daraus befreien, wenn er wüßte, dass er sich in diesem Entwicklungsstadium befindet. Leider ahnen die meisten Menschen nicht, die glauben, durch das Trinken, die sie belastenden Probleme lösen zu können, dass dieses Stadium nach einigen Jahren fließend in die kritische Phase des Alkoholismus übergeht.

Für diese Phase ist der Verlust der Kontrolle über das Trinken charakteristisch. Nimmt der Betreffende schon einmal ein alkoholisches Getränk zu sich, dann spürt er das Bedürfnis, immer weiter zu trinken - bis er volltrunken ist. Er kann sich nach dem ersten Glas die weiteren Gläser nicht versagen; er kann jetzt aber noch entscheiden, ob er den ersten Schluck überhaupt macht. Er ist also in diesem Stadium in der Lage, wochenlang oder sogar über Monate ohne Alkohol zu leben.

Nach dieser Zeit glaubt er aber, sich jetzt mit nur einem Schluck befriedigen zu können, und ahnt nicht, dass der mit Notwendigkeit eintretende Verlust der Kontrolle über sein Trinken nicht seiner Willensschwäche entspringt, sondern das Ergebnis des Missbrauchs an seinem Körper ist, eines komplizierten krankhaften Mechanismus krankhafter Reflexionen, den er nicht mehr beherrschen kann. Um aus dieser Situation herauszukommen, versucht er, sein Betrinken immer mehr unter irgendeinem Vorwand zu rechtfertigen. Er sucht glaubhafte Begründungen, weshalb er sich gerade in diesem oder jenem konkreten Fall betrinken musste. Diese Begründung braucht er in erster Linie für sich selbst, dann mehr und mehr für seine Umgebung.

Spiegeltrinker (Delta-Trinker)

Sein Trinken ist allgemein aufgefallen - die Gesellschaft beginnt, sich für sein Trinken zu interessieren. Deshalb weicht er dem Gesellschaftskreis und seiner Familie aus und isoliert sich. Diesen Menschen müssen wir schon als Alkoholiker bezeichnen. Er beginnt den Tag jetzt schon mit dem Morgentrunk, tagsüber braucht er einige Erhaltungstrunke, und erst am Abend trinkt er sich voll. Es ist ganz klar, dass diese Lebensweise keine normale Arbeitsleistung ermöglicht, dass er in finanzielle und gesellschaftliche Schwierigkeiten gerät und eines Tages keinen Ausweg mehr sieht. Und damit beginnt die Endphase des Alkoholismüs: Jetzt betrinkt er sich während der Arbeit, wozu schon ganz kleine Mengen genügen, die er früher ohne weiteres vertragen hat.

Als typisches Zeichen dieser Phase ist also das Sinken der Alkoholverträglichkeit zu betrachten. Seine Lügen, das Selbstbeschwindeln brechen zusammen; er wird von der Familie und den Freunden verlassen und steht hilflos allein. Eine Heilung im wahrsten Sinne des Wortes ist hier nur dann möglich, wenn der Betreffende sein Leben lang kein alkoholisches Getränk mehr anrührt, denn er kann das mäßige gesellschaftliche Trinken nie mehr erlernen. Wie E. M. Jellinek und nach ihm andere Wissenschaftler nachgewiesen haben, dauern die einzelnen Phasen immer Jahre.

Ursachen

Weshalb aber der eine zum Alkoholiker wird und der andere nicht, ist bis heute nicht bekannt. Bisher ist es uns nicht gelungen, in der Anfangsphase festzustellen, ob sich dieser Mensch zum Alkoholiker entwickeln wird oder nicht. Eine Tatsache aber ist einwandfrei bewiesen: Ohne Alkohol kann kein Alkoholismus entstehen. Deshalb unsere Forderung, alle Menschen, so spät wie möglich mit dem Alkohol in Berührung kommen zu lassen - deshalb die gesetzlichen Bestimmungen, die Kindern und Jugendlichen den Alkoholgenuss unmöglich machen beziehungsweise erschweren sollen.

Doch ärztliche Forderungen und gesetzliche Bestimmungen allein werden nie ausreichen, den Alkoholmissbrauch entscheidend einzudämmen. Die Bekämpfung des Alkoholismus ist ein gesellschaftliches Problem, an dem alle mitwirken müssen. Das beginnt bereits in der Familie, im Arbeitskreis usw. Vielleicht mag dieser oder jener der Meinung sein, das Trinken sei doch gar nicht so schlimm. Wie falsch dieses Bagatellisieren ist, hat uns die Darstellung der Entwicklungsphasen des Alkoholismus gezeigt.

Wenn wir heute schätzen müssen, dass ein Prozent der Bevölkerung chronisch alkoholgeschädigt ist, also der letzten geschilderten Phase zugehört, dann ist das für alle gesellschaftlichen Ebenen bis zu den kleinsten familiären Kreisen Grund genug, ihre Bräuche zu überprüfen und zu überlegen, ob es angebracht ist, jede sich bietende Gelegenheit mit "Alkohol zu begießen".


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Alkoholkrankheit macht sich in erster Linie durch das Verhalten eines Abhängigen bemerkbar. Betroffene haben das Verlangen, Alkohol zu konsumieren und verlieren dann oftmals die Kontrolle über ihr Trinkverhalten. Zu diesen klassischen Anzeichen kommen weitere körperliche und psychische Symptome hinzu. Äußerlich macht sich die Erkrankung unter anderem durch ein gerötetes und aufgedunsenes Gesicht, Tränensäcke und eine belegte Zunge bemerkbar.

Abhängige leiden zudem an übermäßigem Schwitzen, vor allem an den Händen und im Gesicht. Außerdem kann es zu einem Gewichtsverlust und glasigen Augen kommen. Trinken die Betroffenen nicht, beginnen die Hände zu Zittern (Tremor) und es kommt zu weiteren Entzugserscheinungen. So sind Betroffene häufig gereizt und leiden unter depressiven Verstimmungen, wenn sie nicht konsumieren.

Auch innere Unruhe, Vergesslichkeit und Konzentrationsmangel gehören zu den typischen psychischen Symptomen. Eine Alkoholkrankheit kann außerdem Schlafstörungen hervorrufen und beim Betroffenen zu Impotenz führen. Wenn diese Beschwerden über den Zeitraum von mehreren Wochen und Monaten auftreten und mit einer Vernachlässigung des Umfelds einhergehen, kann von einer Abhängigkeit ausgegangen werden. Im weiteren Verlauf äußert sich eine Alkoholkrankheit durch schwere Leberschäden und mitunter auch durch eine Abnahme des körperlichen und geistigen Leistungsvermögens.

Komplikationen

Eine Alkoholkrankheit (Alkoholismus) kann beim Betroffenen sowohl akut als auch im chronischen Verlaufe zu den unterschiedlichsten Folgen. Dabei ist vor allem die Leber betroffen. Bei chronischem Alkoholkonsum können sich vermehrt Fette in der Leber ansammeln, es entsteht eine gelblich, teigig aussehende Fettleber, die im Verlaufe zu einer Leberzirrhose entwickeln kann.

Diese ist vor allem durch Synthesefunktionsstörung gekennzeichnet, es werden weniger Proteine für das Blut produziert, dazu zählen unter anderem die wichtigen Gerinnungsfaktoren, die Blutungszeit wird dadurch verlängert. Aber auch die Blutzirkulation in der Leber ist gestört. Das Blut wird vermehrt in Umgehungskreisläufen gelenkt. Dadurch entstehen Krampfadern im Bereich der Speiseröhre, welche platzen können und zu starken inneren Blutungen führen können.

Auch Hämorrhoiden können die Folge sein. Daneben ist dadurch auch die Entgiftungsfunktion der Leber gestört. Es sammeln sich vermehrt Gifte im Körper an, dazu zählt vor allem das gefährliche Ammoniak, was zu einer hepatischen Enzephalopathie führen kann. Auch Bakterien können sich infolgedessen im Blut ausbreiten und so zu einer Sepsis führen.

Des Weiteren wird durch den Alkoholkonsum auch das Gehirn geschädigt, so dass es zum Korsakow-Syndrom führen kann. Der Betroffene hat keinerlei Bezug mehr zur Realität, weiß nicht mehr wo er ist und wer er ist. Häufig zeigen sich hier Konfabulationen, was heißt, dass der Betroffene Gedächtnislücken durch spontan erfundene Gegebenheiten überspielt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Solange noch keine psychische oder körperliche Abhängigkeit vom Alkohol besteht, kann das Problem in vielen Fällen durch eine konsequente Änderung der Trinkgewohnheiten ohne ärztliche Hilfe bewältigt werden. Ein Arztbesuch sollte erfolgen, wenn das Bedürfnis nach Alkohol ständig vorhanden ist und der Alkoholkonsum außer Kontrolle gerät.

Körperliche Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Zittern und Schlafstörungen bei reduzierter Alkoholmenge oder völligem Verzicht geben ebenso Anlass zur ärztlichen Untersuchung wie die notwendige kontinuierliche Steigerung der Alkoholzufuhr, um das Auftreten dieser Beschwerden zu vermeiden. Das Gespräch mit einem Arzt ist auch anzuraten, wenn die Alkoholkrankheit weite Teile des Lebens bestimmt und andere Bereiche wie etwa Familie, Hobbys und Beruf dafür vernachlässigt werden.

Eine regelmäßige Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss oder das wiederholte alkoholisierte Erscheinen am Arbeitsplatz weisen ebenfalls auf eine Alkoholsucht hin, die mit Hilfe eines Arztes behandelt werden muss. Erster Ansprechpartner ist dabei in der Regel der Hausarzt, zu dem bereits eine vertrauensvolle Beziehung besteht:

Je nach Ausmaß der Suchtproblematik kann dieser die Überweisung zu einem Psychologen oder eine stationäre Einweisung in die Wege leiten. Leber, Magen, Darm, Herz und Gehirn werden durch ständigen übermäßigen Alkoholkonsum stark in Mitleidenschaft gezogen – dadurch auftretende Beschwerden bedürfen umgehend einer Abklärung durch Hausarzt, Internisten oder Neurologen.

Aussicht & Prognosen

Eine Alkoholkrankheit stellt einen sehr ungesunden Zustand für den Körper des Patienten dar und kann im schlimmsten Falle auch zum Tode führen. In vielen Fällen führt eine dauerhafte Einnahme von Alkohol zu irreversiblen Schäden an den inneren Organen des Körpers und auch am Gehirn. Weiterhin kann es durch die Alkoholkrankheit auch zu psychischen Beschwerden kommen. Viele Betroffene leiden an Depressionen und anderen psychischen Beschwerden.

Nicht selten werden die Patienten unter Alkoholeinfluss auch aggressiv und können sich selbst oder andere Menschen stark verletzen. Die Lebenserwartung wird durch eine Alkoholkrankheit deutlich eingeschränkt und verringert. Die Betroffenen leiden auch an einer ständigen Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ebenfalls erhöht sich das Risiko eines Herzinfarktes enorm.

Die Behandlung der Alkoholkrankheit kann durch einen Psychologen oder in einer geschlossenen Klinik erfolgen. In einigen Fällen kann auch der Betroffene selbst die Behandlung eigenständig durchführen. Ob es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann allerdings nicht universell vorausgesagt werden. In vielen Fällen können die Schäden nicht mehr rückgängig gemacht werden. Dabei kann es zu psychischen und neurologischen Einschränkungen kommen.


Nachsorge

Um den Erfolg einer Entzugstherapie langfristig zu sichern, sollte der Patient auch nach Abschluss weiterhin psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Diese findet in der Regel ambulant in Suchtberatungsstellen oder bei niedergelassenen Ärzten und Therapeuten statt, auch ein Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein.

Dem Alkoholkranken werden dabei Wege aufgezeigt, Konflikte zu lösen und alltäglichen Belastungen standzuhalten, ohne Hilfe im Alkohol zu suchen. Bei einer hohen Rückfallgefährdung kann auch eine vorübergehende Unterbringung in einer speziellen Wohneinrichtung für Suchtkranke angebracht sein. Weiterhin gehören zur Nachsorge Wiedereingliederungsmaßnahmen, die eine Rückkehr in den Beruf und das gesellschaftliche Leben ermöglichen.

Soziale Isolation und Langeweile stellen in der trockenen Phase einer Alkoholkrankheit eine große Gefahr dar - es ist daher empfehlenswert, Hilfe zur sinnvollen Strukturierung des Tagesablaufs und zur Freizeitgestaltung anzunehmen. Familie und Freunde sollten den Patienten bei einem Neuanfang ohne Alkohol unterstützen und seine Abstinenz respektieren: Keinesfalls darf er zum Trinken ermutigt werden.

In vielen Fällen ist es nötig, sich vom alten Bekanntenkreis zu lösen und einen neuen Freundeskreis aufzubauen - die Förderung sozialer Kontakte spielt daher in der Nachsorge eine wesentliche Rolle. Ebenso wichtig sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen, um alkoholbedingte Organschäden frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.

Das können Sie selbst tun

Eine Alkoholkrankheit muss immer unter fachmännischer Aufsicht behandelt werden. Begleitend dazu können die typischen Beschwerden während eines Entzugs durch einige Hausmittel und Tricks gelindert werden.

Zunächst empfiehlt es sich, mögliche Auslöser für das Suchtverlangen zu ermitteln und zu eliminieren. Ein angenehmes Umfeld und der Kontakt mit verständnisvollen Menschen sind wichtige Grundpfeiler für einen erfolgreichen Entzug. Stress und körperliche Anstrengung sollten in den ersten Tagen nach Möglichkeit vermieden werden. Sinnvoller sind Maßnahmen wie Meditation oder leichte Entspannungsübungen, welche Körper und Psyche bei dem Alkoholentzug unterstützen.

Im Hinblick auf die Ernährung gilt: ausschließlich reiz- und salzarme Kost und wenig tierische Fette. Der Speiseplan sollte sich aus ballaststoffreichen Vollkornprodukten, viel Eiweiß, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und den Vitaminen A, C und E sowie Zink und Thiamin zusammensetzen.

Daneben empfehlen sich leberschonende Tees aus Mariendistelsamen oder Heidelberger Pulver. Auch Baldrian und Johanniskraut können aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung eingesetzt werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt empfehlen sich auch leichte Schlaf- oder Schmerzmittel, immer abhängig von der Ausprägung der Alkoholkrankheit und der körperlichen Verfassung. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten sämtliche Maßnahmen im Vorfeld mit dem Arzt abgesprochen werden.

Quellen

  • Möller, H., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2002
  • Tretter, F.: Suchtmedizin kompakt. Schattauer, Stuttgart 2008

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