Korsakow-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Korsakow-Syndrom

Unter dem Korsakow-Syndrom verstehen Mediziner eine Form der Gedächtnisstörung (Amnesie), die zu den psychischen Störungen zählt. Der Patient hat große Schwierigkeiten, sich neu Erlebtes oder Gelerntes zu merken. Oftmals tritt das Korsakow-Syndrom infolge langjährigen Alkoholmissbrauchs auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Korsakow-Syndrom?

In vielen bekannten Fällen wurde das Korsakow-Syndrom durch einen jahrelangen Alkoholmissbrauch verursacht. Die Erkrankung zählt daher auch als eine der schwersten Gehirn- und Gedächtnisschädigungen, die im Zusammenhang mit Alkoholismus auftreten können.
© pfluegler photo – stock.adobe.com

Das Korsakow-Syndrom, alternativ auch Morbus Korsakow oder amnestisches Psychosyndrom genannt, ist eine psychische Störung. Genauer gesagt handelt es sich um eine Form der Amnesie (Gedächtnisstörung).

Während Amnesien allgemein entweder ältere Erinnerungen oder neu Erlebtes betreffen können, haben Patienten mit dem Korsakow-Syndrom besondere Schwierigkeiten mit kürzlichen oder gar jetzigen Ereignissen. In schweren Fällen können Informationen nicht einmal über wenige Sekunden behalten werden. Die entstehenden Lücken werden dann mit alten oder ausgedachten Erinnerungen gefüllt.

Neben solchen reinen Gedächtnislücken kann das Korsakow-Syndrom außerdem von starker Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und motorischen Störungen begleitet sein. Nicht selten entsteht Morbus Korsakow als Folge einer Alkoholkrankheit. Im chronischen Stadium ist die Schädigung des Gehirns dabei meist so schwer, dass eine normale Funktion nicht wiederhergestellt werden kann.

Ursachen

In vielen bekannten Fällen wurde das Korsakow-Syndrom durch einen jahrelangen Alkoholmissbrauch verursacht. Die Erkrankung zählt daher auch als eine der schwersten Gehirn- und Gedächtnisschädigungen, die im Zusammenhang mit Alkoholismus auftreten können.

Sie kann aber auch durch ein Schädel-Hirn-Trauma, Vergiftungen, Hirnblutungen oder bestimmte Infektionskrankheiten wie Typhus verursacht werden. Oftmals geht dem eigentlichen Korsakow-Syndrom eine sogenannte Wernicke-Encephalopathie voraus. Hierbei handelt es sich um einen Vitamin B1-Mangel, der ebenfalls durch Alkoholismus verursacht werden kann (Alkohol stört den Stoffwechsel und somit die Aufnahme und Verwertung unter anderem von Vitamin B1).

Die Symptome wie Gedächtnisverlust, motorische Störungen oder Augenzucken können durch eine erhöhte Gabe von Vitamin B1 gelindert werden. Bleibt die Wernicke-Encephalopathie unbehandelt, kann sie in ein chronisches Korsakow-Syndrom übergehen, dessen Behandlung deutlich schwieriger ausfällt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Beim Korsakow-Syndrom handelt es sich um ein schwerwiegendes psychiatrisches Syndrom, das zumeist durch übermäßigen, langfristigen Alkoholkonsum, häufig in Verbindung mit Mangelernährung, ausgelöst wird. Speziell chronischer Alkoholmissbrauch vermag das Syndrom auszulösen. Schlechte Ernährung hingegen vermag das Syndrom zusätzlich zu beschleunigen.

Sogar einmalige Alkoholexzesse bei schlechter körperlicher Konstitution können zu einem schlagartigen Auftreten führen. Das Korsakow-Syndrom ist ferner eine Art von Gedächtnisverlust, der unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Während in vielen Fällen das Langzeitgedächtnis noch in Takt ist, ist das Kurzzeitgedächtnis deutlich in Mitleidenschaft gezogen.

Sobald das Korsakow-Syndrom in Verbindung mit einem alkoholbedingten Gehirnschlag oder Kollaps auftritt, kann langfristig Gedächtnisverlust mitunter als retrograde oder anterograde Amnesie festgestellt werden. Das schlägt sich besonders im Sprachgebrauch des Patienten nieder, sodass eine mehr oder weniger starke Wernicke-Aphasie hinzukommen kann. Die Sprache kann verwaschen klingen und beinhaltet unmotivierten Wiederholungen.

Empfangene Sprachinformationen werden nicht richtig oder unvollständig verarbeitet. Das liegt vorrangig an der Wernicke Region des Gehirns. Vieles wird schnell vergessen oder gelangt nicht ins Langzeitgedächtnis, was ebenfalls an der Sprache abzulesen ist. Ferner können Artikulationsprobleme hinzukommen, die je nach Ausprägung denen von Trinkern ähneln. Das Korsakow-Syndrom gilt nach einer gewissen Erholungsphase des Patienten als irreversibel. Betroffene gelten als pflegebedürftig bis hin zu hilflos.

Diagnose & Verlauf

Der behandelnde Arzt kann ein Korsakow-Syndrom insbesondere anhand der Ausprägung der Gedächtnisstörungen diagnostizieren. Besonders, wenn eine Alkoholabhängigkeit vorliegt, können ausgeprägte Störungen des Kurzzeitgedächtnisses auf ein Korsakow-Syndrom hindeuten.

Dies gilt besonders dann, wenn weitere Symptome wie ein gestörtes Zeitgefühl, motorische Störungen oder ein verstärktes Kälteempfinden ebenfalls vorhanden sind. Um andere Erkrankungen des Gehirns auszuschließen, sollte die Krankengeschichte des Einzelnen ausführlich betrachtet werden. Zusätzlich kann eine Computertomografie stattfinden, die Auskunft über den Zustand des Gehirn gibt.

Eine Blutuntersuchung ermittelt, ob ein Vitamin B1-Mangel vorliegt. Schäden, die bereits durch ein Korsakow-Syndrom entstanden sind, gelten allgemeinhin als irreparabel. Findet eine frühzeitige Behandlung statt, kann die Funktion der betroffenen Gehirnregionen verbessert, wenn auch nicht vollständig wieder hergestellt werden. Dennoch bleiben Patienten mit dem Korsakow-Syndrom häufig ein Pflegefall.

Komplikationen

In erster Linie führt das Korsakow-Syndrom zu sehr starken Störungen des Gedächtnisses. Die Betroffenen können sich dabei in der Regel nicht an bestimmte Geschehnisse erinnern und können dabei auch Geschehens abstreiten. Nicht selten führt das Korsakow-Syndrom daher zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Auch der soziale Kontakt wird durch das Korsakow-Syndrom nicht selten eingeschränkt.

Ebenso führt das Syndrom zu einer starken Abgeschlagenheit und zu einer Müdigkeit des Patienten. Die Betroffnen leiden nicht selten auch an Stimmungsschwankungen. Auch die Belastbarkeit der Betroffenen nimmt durch das Korsakow-Syndrom stark ab, sodass die Patienten die gwohnten Tätigkeiten des Alltags in der Regel nicht mehr ausführen können. Auch die Ausübung der beruflichen Tätigkeit ist in den meisten Fällen aufgrund der Erkrankung nicht mehr möglich.

In der Regel hängt der weitere Verlauf des Syndroms von der Ausprägung der Schädigungen ab. In einigen Fällen kann dabei keine Behandlung mehr stattfinden. Die Patienten müssen auf jeden Fall den Alkoholmissbrauch stoppen, damit es nicht zu weiteren Schäden kommt. Mit Hilfe verschiedener Therapien können bestimmte Erinnerungen wiederhergestellt werden. Eine vollständige Heilung kann dabei allerdings nicht garantiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die über eine längere Zeit täglich eine große Menge Alkohol konsumiert haben, sollten einen Arzt aufsuchen. Erleiden diese Menschen neben Entzugserscheinungen oder Problemen bei der Alltagsbewältigung auch Störungen der Gedächtnistätigkeit, ist ein Arztbesuch notwendig. Können erlebte Ereignisse, Erinnerungen oder neu erworbene Fähigkeiten nicht korrekt aus dem Gedächtnis abgerufen werden, benötigt der Betroffene Hilfe. Treten Gedächtnislücken auf oder können persönliche Fakten nicht mehr vollständig wiedergegeben werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Erkrankte des Korsakow-Syndroms können sich neue Entwicklungen ihres Lebens nicht merken.

Ebenfalls ist es ihnen nicht möglich, sich an vergangene Geschehnisse zu erinnern. Oftmals werden Begebenheiten von ihnen vehement abgestritten. Ein Arzt wird benötigt, damit eine umfangreiche Untersuchung eingeleitet werden kann. Entwickelt sich eine Konfabulation, ein Zustand in dem vorhandene Gedächtnislücken durch freie Gedanken und erfundene Geschichten gefüllt werden, muss ein Arztbesuch erfolgen.

Störungen der Orientierung oder eine mangelnde körperliche Hygiene sind Hinweise, die auf Unregelmäßigkeiten hinweisen. Ist Arzt ist aufzusuchen, damit der Betroffene eine ausreichende medizinische Versorgung erhält. Leidet der Erkrankte an einer Antriebslosigkeit, einer Abgeschlagenheit oder einer erhöhten Müdigkeit, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei einer depressiven Stimmung, wechselnden Stimmungsbildern, einer Apathie, Appetitlosigkeit oder anderen Verhaltensauffälligkeiten ist ein Arzt zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Werden bei einem Patienten die Anzeichen für ein Korsakow-Syndrom festgestellt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Im Rahmen dieser werden dem Betroffenen hohe Dosen Thiamin (Vitamin B1) verabreicht, was intravenös oder auch in Tablettenform geschehen kann.

Ist die Erkrankung noch nicht sehr weit fortgeschritten, lässt sich auf diese Weise eine rasche und deutliche Besserung des Gesundheitszustands erreichen. In einem chronisches Stadium des Korsakow-Syndroms bleibt eine medikamentöse Therapie meist ohne Erfolg. Grundsätzlich gelten die bereits im Gehirn entstandenen Schäden als irreparabel, was bedeutet, dass die volle Erinnerungsfähigkeit auch durch eine intensive Therapie nicht wiederhergestellt werden kann.

Allerdings gibt es Ansätze, mit denen die Gedächtnisfunktion des Patienten verbessert werden kann. Dazu zählt ein konstant stattfindendes Gedächtnistraining, bei dem der Betroffene spielerisch dazu angehalten wird, sich zu erinnern. Auch ein Aufarbeiten der eigenen Biografie kann dabei hilfreich sein. Ist eine Alkoholerkrankung Ursache für das Korsakow-Syndrom, sollte parallel eine Behandlung derselben stattfinden, um ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden.


Aussicht & Prognose

Das Korsakow-Syndrom ist eine Gehirnerkrankung. Diese äußert sich durch einen Verfall der Gedächtnisleistungen. Die Betroffenen fabulieren sich irgendwelche vermeintlichen Erinnerungen zurecht.

Oftmals kommt es durch Magersucht oder jahrelangen Alkoholabusus zu einer Gehirnentzündung. Die Gehirnentzündung kann dem Korsakow-Syndrom vorausgehen. Ausgelöst wird diese oft durch einen schweren Vitamin B-Mangel. Man spricht dann von einem Wernicke-Korsakow-Syndrom. Dieses ist nur teilweise behandelbar und kaum revidierbar.

Das Korsakow-Syndrom kann auch Ursachen haben, die nicht mit Alkoholismus in Verbindung stehen. Ursachlich für das Korsakow-Syndrom sind Schlaganfälle, schwere Schädelverletzungen oder Tumor-Bildungen im Gehirn. Auch Virusinfektionen können ein Korsakow-Syndrom auslösen. Die Prognose für die Betroffenen ist auch hier schlecht.

Die Aussichten auf Heilung hängen zum Teil von der Schwere des Korsakow-Syndroms ab. Je schwerer es ist, desto schlechter ist die Prognose. Bei nicht ganz so schweren Verläufen können die Symptome des Korsakow-Syndroms behandelt werden. Sie verschwinden aber meist nicht gänzlich. Die Gedächtnisleistung bleibt dauerhaft gemindert.

Die Erkrankung ist chronisch. Die meisten Betroffenen erlangen nicht mehr ihren gewohnten Zustand. Viele Patienten mit Korsakow-Syndrom sind dauerhaft pflegebedürftig. Bei einigen lässt sich der verwirrte Zustand jedoch durch die Gabe von Vitamin B1 verbessern. Die Prognose lässt sich nur verbessern, wenn die Alkoholabhängigkeit, die auslösende Grunderkrankung oder die Essstörung dauerhaft überwunden werden.

Vorbeugung

Um einem Korsakow-Syndrom vorzubeugen (und andere teils lebensbedrohliche Erkrankungen zu vermeiden), ist es selbstverständlich ratsam, Alkoholmissbrauch insbesondere über einen längeren Zeitraum zu vermeiden. Besteht bereits eine Abhängigkeit, sollte diese zeitnah therapiert werden, damit es nicht in der Folge zu schweren und irreparablen Gehirn- und Gedächtnisstörungen kommt.

Nachsorge

Im Rahmen der Nachsorge des Korsakow-Syndroms ist es grundlegend, den aktuellen gesundheitlichen Zustand des Patienten zu ermitteln. Diese Feststellung erfolgt ambulant durch neurologische und psychologische Untersuchungen. Dabei wird erkennbar inwieweit einzelne kognitive Funktionsbereiche des Gehirns des Patienten Schaden genommen haben. So wird es dann möglich sein, die kognitiven Fähigkeiten und Ressourcen des Patienten herauszustellen und zu beschreiben.

Mit diesem Ansatzpunkt sind dann individuell abgestimmte Therapien möglich. Logopädische, gedächtnistherapeutische und physiotherapeutische Maßnahmen können dann die festgestellten Fähigkeiten und Ressourcen des Patienten sehr gut einen langen Zeitraum erhalten. Somit kann einem Verlust der noch vorhandenen Möglichkeiten des Patienten entgegengewirkt werden.

Außerdem ist es möglich, allein durch eine absolute Alkoholabstinenz eine allgemeine Stabilität des Patienten und eine Verbesserung bei den Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltages herzustellen. Vitamingabe, wie das Vitamin B1, und die dauerhafte Abstinenz können zu leichten Fortschritten beim Patienten führen.

Daraus kann sich ergeben, dass es dem Patienten gelingt, mit dem Korsakow-Symdrom seinen Alltag weitestgehend oder teilweise mit therapeutischer Unterstützung zu bewältigen. Für diese eingeschränkte Lebensführung stehen geeignete Wohn- und Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Hier werden dann fortlaufend dem Patienten Therapieangebote unterbreitet, die weiterhin zum Erhalt seiner Fähigkeiten beitragen können.

Das können Sie selbst tun

Begleitend zur medikamentösen Therapie, können die Symptome des Korsakow-Syndroms durch Veränderungen im Lebensstil und gezielte Gegenmaßnahmen behandelt werden.

Zur Festigung und Verbesserung der Gedächtnisfunktion empfiehlt sich zum Beispiel ein konstantes Gedächtnistraining. Dieses kann sowohl unter fachlicher Anleitung als auch selbstständig durchgeführt werden und hilft dem Betroffenen dabei, die bereits entstandenen Schäden zu korrigieren. Einen ähnlichen Effekt hat ein Aufarbeiten der eigenen Biographie.

Ist eine Alkoholerkrankung ursächlich für die Erkrankung, muss diese ebenfalls behandelt werden. Der Betroffene sollte sich hierfür an den zuständigen Arzt wenden und nach Möglichkeit auch eine Selbsthilfegruppe aufsuchen. Freunde und Angehörige können eine wichtige Stütze bei der Behandlung einer Alkoholsucht sein. Liegt dem Korsakow-Syndrom ein Vitamin-B1-Mangel zugrunde, ist eine Ernährungsumstellung notwendig. Sind Hirnblutungen oder Vergiftungen ursächlich, ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Unterstützt wird diese am besten durch Schonung und die Einhaltung der vom Arzt empfohlenen Diät.

Bleibende Schäden werden abhängig vom jeweiligen Leiden behandelt. So kann motorischen Störungen mit Krücken und anderen Hilfsmitteln entgegengewirkt werden, während chronische Depressionen mittels einer intensiven Gesprächstherapie und sportlicher Betätigung gelindert werden können.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M.H.(Hrsg.): Internationale Klassifikation psychischer Störungen – ICD 10, Kapitel V (F), klinisch-diagnostische Leitlinien. Huber, Bern 2011
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015

Das könnte Sie auch interessieren