Calcitriol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Calcitriol ist ein sehr wirksames Secosteroid, das auf Grund seiner Struktur den Steroidhormonen ähnelt. Es wird in verschiedensten Geweben, vorwiegend aber in den Nieren hydroxyliert und manchmal auch als Medikament verschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Calcitriol?

Calcitriol ist wichtig für die Absorption von Phosphat und Calcium im Dünndarm, wobei die Calcium durch so genannte Calciumkanalproteine aufgenommen wird. Anschließend erfolgt der Transport durch die Zelle und die Abgabe ins Blut.
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Im Gegensatz zu anderen Vitaminen kann Vitamin D im Körper selbst hergestellt werden. Zu Mangelerscheinungen kommt es nur bei zu wenig Sonnenlicht oder auf Grund von Stoffwechselstörungen.

Als Calcitriol wird die Wirkform von Vitamin D3 beschrieben, die für den Kalziumhaushalt im Körper verantwortlich ist. Mit Hilfe eines Vitamin-D-Rezeptors wird es in den Kern der Zelle transportiert, wo der Komplex an die DNA assoziiert. Calcitriol wirkt dabei

  • fördernd auf die Spermienbewegung
  • als Schutz vor unterschiedlichen Arten von Krebs
  • günstig auf das Immunsystem, da viele Infekte besser abgewehrt werden können

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Calcitriol spielt eine wesentliche Rolle für den Calciumhaushalt des Körpers. Ein akuter Vitamin-D-Mangel kann zu Knochenkrankheiten wie Osteomalazie oder Rachitis führen.

Calcitriol ist wichtig für die Absorption von Phosphat und Calcium im Dünndarm, wobei die Calcium durch so genannte Calciumkanalproteine aufgenommen wird. Anschließend erfolgt der Transport durch die Zelle und die Abgabe ins Blut. Die Calciumaufnahme ist dabei vom Calcitriol-Vorkommen abhängig. Ein weiteres wesentliches Zielorgan für Calcitriol sind die Knochen. Das Knochengewebe ist einem ständigen Ab- und Neuaufbau ausgesetzt, wobei hier das Parathormon, Calcitriol sowie der Calciumblutspiegel zusammenwirken. Calcitriol ist dabei essentiell für einen geregelten Ab- und Aufbau der Knochen, außerdem trägt es dazu bei, dass Osteocalcin gebildet wird. Calcitriol hat auch eine sehr positive Wirkung auf das Immunsystem.

Es trägt zur Verbesserung der Infektabwehr bei und schützt vor verschiedenen Autoimmunkrankheiten wie kreisrundem Haarausfall oder Schuppenflechte. Des Weiteren schützt es vor bestimmten Arten von Krebs und wirkt auf den Blutdruck, die Muskulatur und das Nervensystem. Unabdingbar ist Calcitriol auch für die Freisetzung der Schilddrüsenhormone bzw. für die Insulinsekretion. Dabei wirkt Calcitriol nicht regulierend, sondern beeinflusst andere Regulationsmechanismen. Ein normaler Calcitriol-Wert ist vom Alter abhängig und liegt bei Erwachsenen zwischen 20 und 67 ng/l. Besonders bei Kindern und schwangeren Frauen ist der Vitamin-D3-Wert äußerst wichtig, damit ein gesundes Wachstum gewährleistet werden kann.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Calcitriol wird aus 7-Dehydrocholesterin gebildet. Dabei durchläuft das Hormon im Rahmen seiner Synthese die Haut, die Leber und die Niere. In der Haut wird Calciol (Vitamin D3) gebildet. Über das Blut gelangt es dann zur Leber, wobei es an einen Vitamin-D-Rezeptor gebunden wird. In der Leber wird das Calciol zu Calcidiol umgewandelt, in der Niere erfolgt schließlich die Umwandlung zu Calcitriol mit HIlfe einer zweiten OH-Gruppe.

Die Ausscheidung von Calcitriol erfolgt vorwiegend über die Galle, wobei der Großteil an einem so genannten enterohepatischen Kreislauf teilnimmt und anschließend wieder zurück in den Körper gelangt. Die einzelnen Zwischenstufen weisen dabei sehr unterschiedliche Halbwertszeiten auf, wobei die Halbwertszeit von Calcitriol bei etwa drei bis fünf Stunden liegt. Die Zufuhr von Vitamin D über verschiedene Lebensmittel spielt nur eine relativ untergeordnete Rolle, da in Gegenden, die reich an Sonnenlicht sind, der Bedarf an Vitamin D zum größten Teil über die Eigensynthese abgedeckt wird.

Speziell aber im Winter und im Herbst sollten Nahrungsmittel, die einen hohen Ergocalciferol-Gehalt bzw. Cholecalciferol-Gehalt aufweisen, verzehrt werden. Dazu gehören Lebensmittel wie Fisch, Eier oder Avocados.


Krankheiten & Störungen

Wenn die Calcitriol-Konzentration auf Grund eines Vitamin-D-Mangels sehr niedrig ist, so tritt Rachitis auf. Werden die Patienten dann mit Vitamin D behandelt, so steigt der Calcitriol-Spiegel über den Normwert an.

Eine Rachitis ist sehr selten, daher muss neben dem Calcitriol-Spiegel immer auch der Calcidiol-Spiegel gemessen werden. Eine weitere Erkrankung ist die Osteomalazie, eine Knochenweiche, die im Erwachsenenalter auftritt und deren Ursache ein Mangel an Calcitriol ist. Auch bei Nieren- und Lebererkrankungen, wie zum Beispiel chronischer Niereninsuffizienz oder Leberzirrhose, kann das über die Haut aufgenommene Vitamin D nicht ausreichend zu Calcitriol hydroxyliert werden. Ist die Calcitriol-Konzentration zu hoch, so kann eine so genannte Sarkoidose auftreten.

Dabei bilden sich in der Lunge Gewebeknötchen und die Betroffenen leiden an Husten und Kurzatmigkeit. Der Vitamin-D3-Spiegel steigt außerdem bei bösartigen Tumoren sowie bei einer überaktiven Nebenschilddrüse. Auch nach einer Nierentransplantation kann es zu einer Erhöhung des Calcitriol-Spiegels kommen. Des Weiteren lösen auch erbliche Defekte eine erhöhte Produktion von Calcitriol aus. Weitere Symptome, die auf einen Vitamin-D-Mangel hinweisen, sind:

Eine sehr hoch dosierte Zufuhr von Vitamin D kann in seltenen Fällen auch bis zum Tod führen. Aus diesem Grund sind alle Präparate mit über 1000 I.E. Vitamin D rezeptpflichtig. Bei einer Überdosierung mit Vitamin D treten folgende Symptome auf:

Eine Vergiftung mit Vitamin D kann allerdings nur auf Grund der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten auftreten.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009

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