Osteomalazie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Osteomalazie

Osteomalazie ist eine Schmerzen verursachende Erweichung der Knochen. Sie wird meist verursacht durch einen Mangel an Vitamin D oder Kalzium.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Osteomalazie?

Zu Beginn äußert sich die Osteomalazie durch Muskelschwäche sowie unspezifische Knochen- und Gelenkschmerzen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der charakteristische Buckel.
© Yulia Furman – stock.adobe.com

Osteomalazie bezeichnet das Aufweichen der Knochen im menschlichen Körper, häufig verursacht durch einen Mangel an Vitamin D. Bei Kindern werden diese Symptome auch als Rachitis bezeichnet.

Weiche, von Osteomalazie betroffene, Knochen laufen höherer Gefahr verletzt zu werden oder zu brechen als härtere und gesündere Knochen. Osteomalazie ist nicht mit Osteoporose zu verwechseln, eine andere Störung, die ebenfalls zu Knochenverletzungen führen kann. Osteomalazie entsteht durch einen Defekt im Knochenbildungsprozess, während Osteoporose eine Schwächung der bereits entwickelten Knochenstruktur bezeichnet.

Muskel- und Knochenschmerzen sind die häufigsten Anzeichen und Symptome für Osteomalazie. Eine Behandlung von Osteomalazie beinhaltet die Korrektur des vorherrschenden Mangels von Kalzium und Vitamin D; sowie die gezielte Heilung jeder zugrundeliegenden Erkrankung, die mit der Entwicklung der Osteomalazie in Verbindung steht.

Ursachen

Der menschliche Körper verwendet Kalzium und Phosphate um starke Knochen zu bilden. Die Erkrankung an Osteomalazie entsteht meist durch eine mangelnde Versorgung dieser Nährstoffe innerhalb der Diät. Ebenso, wenn der Körper die Stoffe nicht ausreichend verarbeiten kann.

Vitamin D wird vom Körper gebildet, wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft. Vitamin D wird benötigt um Kalzium zu verarbeiten. So kann Osteomalazie bei Menschen auftreten, die keine oder nur wenig Zeit im Sonnenlicht verbringen, oder in Gegenden leben, in denen die Sonnenscheindauer kurz oder die Luft stark verschmutzt ist.

Auch durch bestimmte Operationen des Magens (Gastrektomie) kann Osteomalazie entstehen. Da die Aufnahme von Vitamin D aus Lebensmitteln so vermindert wird. Zöliakie, Leber- oder Nierenschäden können ebenso zu Osteomalazie führen, da sie essentielle Körperprozesse stören.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu Beginn äußert sich die Osteomalazie durch Muskelschwäche sowie unspezifische Knochen- und Gelenkschmerzen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der charakteristische Buckel. Die zunehmende Verkrümmung des Oberkörpers ist mit chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Durch die optischen Veränderungen können sich zudem seelische Beschwerden einstellen.

Ein einmal entstandener Buckel kann meist nicht mehr behoben werden, weshalb die Fehlstellung eine andauernde Belastung für die Betroffenen darstellt. Als Folge der reduzierten Knochendichte besteht außerdem eine erhöhte Anfälligkeit für Frakturen. Betroffen sind vor allem Oberschenkelhals und Wirbelknochen. Liegt den Beschwerden eine Mangelernährung zugrunde, können sich Symptome wie Schwäche, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen einstellen.

Zudem sind die Betroffenen häufig abgemagert und haben ein kränkliches Aussehen. Wird die Ursache der Osteomalazie frühzeitig behandelt, klingen die beschriebenen Symptome im Normalfall wieder ab. Die meisten Patienten sind spätestens ein bis zwei Monate nach Behandlungsbeginn beschwerdefrei. Bei fehlender Behandlung führt die Knochenerweichung zu weiteren Frakturen und Deformationen.

Langfristig kommt es zu Versteifungen, chronischen Schmerzen und schließlich zur Bettlägerigkeit. Die Erkrankung nimmt unbehandelt also einen schweren Verlauf, der mit weiteren Symptomen und Beschwerden verbunden ist. Auch äußerliche Anzeichen wie der beschriebene Rundrücken werden mit dem Fortschreiten der Erkrankung stärker.

Diagnose & Verlauf

Um die Ursache der Osteomalazie auszumachen und mögliche andere Krankheiten auszuschließen, wird der Patient möglicherweise folgende Untersuchungen an sich durchführen lassen müssen. Blut- und Urintest: Falls die Osteomalazie durch einen Mangel an Vitamin D oder durch Phosphat-Verlust hervorgerufen wird, können diese abnormen Werte im Blut oder im Urin nachgewiesen werden.

Röntgenuntersuchung: Osteomalazie führt zu charakteristischen Verletzungen in den Knochenstrukturen, die auf Röntgenbildern ausgemacht werden können.

Knochenbiopsie: Während einer Knochenbiopsie führt der Arzt eine dünne Nadel durch die Haut in den Knochen ein. Es wird eine kleine Probe des Knochen entnommen, um diese anschließend unter dem Mikroskop zu untersuchen. Auch wenn die Biopsie sehr akkurat zur Bestimmung von Osteomalazie ist, wird sie nur selten angewandt.

Komplikationen

Die Osteomalazie ist eine Erkrankung, die mit ausreichender Versorgung des Körpers mit Vitamin D verhindert werden kann. Bei bestehender Erkrankung sind schwerwiegende Komplikationen nur mit Hilfe einer intensiven Behandlung vermeidbar. Unbehandelt entwickelt sich in der Regel eine sogenannte schleichende pathologische Fraktur.

Da hier die Knochen jedoch weicher sind, finden die Brüche nicht plötzlich, sondern schleichend statt. Sie äußern sich somit in zunehmenden Verkrümmungen an Stellen, wo verstärkte Biegebeanspruchungen vorliegen. So kommt es zur Verkrümmung des Oberkörpers. Besondere Biegebeanspruchungen herrschen auch am Oberschenkelhals, sodass bei Osteomalazie häufig auch Oberhalsschenkelbrüche auftreten können. Das ist besonders bei älteren Personen der Fall, da bei ihnen aufgrund der oft starken Unterversorgung mit Vitamin D neben der Knochenerweichung auch eine verstärkte Osteoporose besteht.

Oberschenkelhalsbrüche bereiten den Patienten meist starke Schmerzen und führen zu Einschränkungen der Beweglichkeit. Der Heilungsprozess schreitet in der Regel nur sehr langsam voran. Bei der konservativen Behandlung einer Oberschenkelhalsfraktur besteht ein erhöhtes Risiko für Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Aufgrund dieser Tatsache kann die Osteomalazie bei älteren Personen auch häufiger zum Tode führen. Gerade deshalb ist gerade bei älteren Menschen auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zu achten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Abbau der allgemeinen körperlichen Belastungsfähigkeit oder Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sollten einem Arzt vorgestellt werden. Kommt es zu allgemeinen Problemen des Bewegungsapparates oder einer Auffälligkeit der Körperhaltung, ist ein Arztbesuch anzuraten. Charakteristisch für Erkrankte der Osteomalazie ist eine verkrümmte Körperhaltung. Zudem leiden die Betroffenen unter Schmerzen. Auf die Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes ist bis zur Rücksprache mit einem Mediziner grundsätzlich zu verzichten. Es können Nebenwirkungen auftreten, die eine weitere Verschlechterung der Gesundheit zur Folge haben. Störungen der Konzentration, Abgeschlagenheit oder Mattigkeit sind mit einem Arzt zu besprechen.

Nehmen die vorhandenen Beschwerden an Umfang oder Intensität zu, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Eine Abnahme der Lebensqualität oder eine Verringerung des Wohlbefindens sollten ärztlich abgeklärt werden. Können die alltäglichen Verpflichtungen oder sportliche Aktivitäten nicht mehr in der gewohnten Form wahrgenommen werden, benötigt der Betroffene Hilfe. Versteifungen des Muskelapparates, eine innere Schwäche sowie Abgeschlagenheit und Mattigkeit sind Anzeichen einer behandlungsbedürftigen Erkrankung. Halten die Unregelmäßigkeiten über mehrere Tage oder Wochen an, wird ein Arzt benötigt.

Unbehandelt kommt es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Störungen sowie weiteren optischen Veränderungen des Knochenbaus. Treten zusätzlich seelische oder emotionale Probleme auf, ist ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten. Sozialer Rückzug, Weinerlichkeit oder Veränderungen der Persönlichkeit sind mit einem Arzt zu besprechen.

Behandlung & Therapie

Wenn Osteomalazie durch eine Fehlernährung oder mangelnde Sonnenbestrahlung hervorgerufen wird, kann dieser Mangel durch eine einfache Zuführung von Vitamin D behandelt werden.

Normalerweise nehmen betroffene Patienten Vitamin D-Präparate oral ein. Über die Dauer von einigen Wochen oder Monaten. Weniger üblich ist die direkte Injektion von Vitamin D durch eine Vene in den Arm. Falls auch die Level von Kalzium und Phosphor niedrig sind, wird gegebenenfalls auch hier eine Therapie mit Präparaten verschrieben. Zusätzlich verbessert die Behandlung einer zugrundeliegenden Erkrankung wie Nierenversagen oder Primär biliäre Zirrhose auch die Symptome der Osteomalazie.

Betroffenen wird meist geraten, vermehrt das Sonnenlicht aufzusuchen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, sich mehreren kürzere Einheiten (15 Minuten täglich) Sonnenlicht auszusetzen, als längeren unregelmäßigen Einheiten (Sonnenbrandrisiko).

In fortgeschrittenen Fällen kann es für die Betroffenen nötig sein, die schwachen Knochen mit Orthesen zu stützen oder verformte Knochen durch Operationen zu korrigieren. Durch eine erfolgreiche Behandlung können die Auswirkungen und Symptome von Osteomalazie vollständig geheilt werden, manchmal bereits in wenigen Monaten.


Aussicht & Prognose

Im Allgemeinen ist die Osteomalazie eine gut behandelbare und heilbare Krankheit, wobei ihre Aussicht stark davon abhängt, wann die Diagnose der Erkrankung erfolgt ist. Je früher die beginnende Knochenerweichung oder bestimmte Mangelzustände diagnostiziert und durch optimale Therapie behoben werden, umso minimaler sind die Auswirkungen der Demineralisierung und umso besser die Prognose.

Meist wird durch eine ausreichende medikamentöse Behandlung – Einnahme von hochdosiertem Vitamin D und Calcium – eine Ausheilung in vier bis sechs Monaten erreicht. Auf diese Weise können oft auch Skelettveränderungen umgekehrt werden. Bei Kleinkindern korrigieren sich bestehende Knochendeformitäten oft spontan. Dennoch können bei manchen Betroffenen bleibende Verformungen der Knochen möglich sein. In solchen Fällen sowie bei sehr stark verformten Knochen – im Falle von zu später Diagnose – müssen chirurgische oder orthopädische Eingriffe vorgenommen werden.

Für alle Betroffenen, ältere Menschen, Vegetarier sowie Personen mit dunklem Teint (die aufgrund Emigration in nördlichere Gebiete weniger Sonnenlicht genießen können) gilt jedoch auch weiterhin, auf eine ausreichende Vitamin D- und Calcium-Zufuhr zu achten. Dazu sollte eine vitaminreiche Nahrungszufuhr (Fisch, Lebertran, Eigelb, Milch, Milchprodukte) und genügend Aufenthalt an der Sonne beherzigt werden. Dank der routinierten Prophylaxe im Säuglingsalter tauchen Rachitis und Osteomalazie in Europa heutzutage nur noch selten auf. Zur Vorbeugung ist die tägliche Zuführung von Vitamin D-Tropfen über die ersten drei Lebensjahre daher von immenser Wichtigkeit.

Vorbeugung

Da die direkten Ursachen für Osteomalazie eindeutig auszumachen sind, kann jeder einen guten Beitrag zur Prävention leisten. So sollte regelmäßig der direkte Aufenthalt im Sonnenlicht gesucht werden. 15 Minuten pro Tag reichen aus. Auch innerhalb der Ernährung sollte darauf geachtet werden Lebensmittel mit hohem Vitamin D-Anteil zu sich zu nehmen. Hierzu zählen: ölige Fischsorten wie Lachs und Sardinen; auch Getreideprodukte wie Brot, oder Milchprodukte wie Joghurt sind reich an Vitamin D.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Osteomalazie in den meisten Fällen nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Betroffene frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen zu verhindern. Im schlimmsten Fall kommt es durch die Krankheit zu Brüchen an den Knochen, wenn sie nicht richtig behandelt wird.

Die Betroffenen sind dabei in der Regel auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten und Präparaten angewiesen, welche die Beschwerden lindern und einschränken können. Dabei sind auch die Anweisungen des Arztes immer zu beachten, wobei der Arzt bei Fragen oder bei Unklarheiten immer zuerst zu kontaktieren ist. Weiterhin sollte auch eine direkte Exposition in der Sonne vermieden werden, um die Beschwerden nicht zu provozieren.

Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen des Betroffenen notwendig, wobei auch die inneren Organe und vor allem die Nieren regelmäßig kontrolliert werden sollten. In schwerwiegenden Fällen ist bei der Osteomalazie die Transplantation einer Niere notwendig, wobei dadurch in der Regel auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert ist. Der weitere Verlauf ist allerdings sehr stark von der Ausprägung der Krankheit und auch vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht möglich ist.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Osteomalazie müssen in erster Linie Maßnahmen ergriffen werden, um den zugrunde liegenden Vitamin-D- und Kalziummangel auszugleichen. Die Patienten müssen ihre Ernährung umstellen und Lebensmittel mit ausreichend Vitaminen und Mineralien verzehren. Bewährt haben sich zum Beispiel Bananen, Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch, Käse, Eier und Pilze. Gleichzeitig sollte auf ungesunde Speisen und Getränke wie Fast Food und Alkohol verzichtet werden.

Darüber hinaus sollten Osteomalazie-Patienten sich schonen. Zu viel körperliche Bewegung kann zu Verletzungen und Frakturen führen, die aufgrund der zugrunde liegenden Knochenerweichung nur langsam verheilen. Sportliche Betätigung sollte nur in Rücksprache mit dem Orthopäden stattfinden. Es empfiehlt sich eine Physiotherapie, die zu Hause durch einfache gymnastische Übungen unterstützt werden kann. Bei einer Osteomalazie verschlechtert sich die Knochengesundheit immer weiter, weshalb der Betroffene frühzeitig eine Gehhilfe verwenden sollte.

Da sich das Leiden und die damit verbundenen Einschränkungen mitunter auch auf die Psyche auswirken können, sollten die Patienten eine Therapie in Anspruch nehmen. Unterstützend helfen Gespräche mit Freunden und anderen Betroffenen. Der Arzt kann den Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufbauen und gegebenenfalls Tipps für weitere Selbsthilfe-Maßnahmen geben.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

Das könnte Sie auch interessieren