Schilddrüsenhormone

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die beiden Schilddrüsenhormone T3 (auch Trijodthyronin) und L4 (auch L-Thyroxin oder Levothyroxin) werden in den Epithelzellen der Schilddrüse produziert. Ihre Steuerung unterliegt dem Regelhormon TSH basal (Thyreoidea-stimulierendes Hormon oder Thyreotropin), das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird. Die klassischen Schilddrüsenerkrankungen, die mit den Hormonen zusammenhängen, sind die Über- und Unterfunktion sowie Autoimmunerkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Schilddrüsenhormone?

Die Aufgaben der Schilddrüsenhormone sind lebensnotwendig, sodass sie bei einer Unterfunktion des Organs oder einer operativen Entfernung lebenslang ausgeglichen werden müssen.
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Im Hinblick auf die Hormone, die die Schilddrüsenfunktion beeinflussen, müssen die in der Schilddrüse selbst hergestellten T3 und T4 sowie das in der Hirnanhangsdrüse hergestellte TSH unterschieden werden. Das Schilddrüsenhormon T3 wird auch als Trijodthyronin bezeichnet. Es wird zu einem Teil direkt in der Schilddrüse gebildet, zu einem anderen Teil dem Körper kontinuierlich über die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in T3 zur Verfügung gestellt. Man unterscheidet im Blut die gebundene Form, das sogenannte Gesamt-T3, sowie die freie Form.

Das fT3 kommt in einem geringeren Anteil vor, ist aber für aussagekräftige Blutuntersuchungen besonders relevant. Auch das Schilddrüsenhormon T4 gibt es in der freien Form, die dann als fT4 bezeichnet wird. T4 ist dasselbe wie L-Thyroxin oder Levothyroxin. Die zentrale Regelung der Schilddrüsenhormone erfolgt über die Hypophyse, die das Steuerungshormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon oder auch Thyreotropin) ausschüttet. In den C-Zellen der Schilddrüse wird das Hormon Calcitonin gebildet, das aufgrund seiner Funktion nicht zu den eigentlichen Schilddrüsenhormonen zählt.

Anatomie & Aufbau

Die klassischen Schilddrüsenhormone werden aufgrund ihres molekularen Aufbaus als T3 und T4 bezeichnet: Die Zahl 3 beim Trijodthyronin kommt daher, weil das Hormon drei Jodatome in seiner Struktur besitzt. Beim L-Thyroxin oder Levothyroxin sind es vier Jodatome, daher das Kürzel T4. Die Bildung dieser beiden klassischen Schilddrüsenhormone erfolgt in den sogenannten Thyreozyten, den Follikelepithelzellen des Organs, das sich schmetterlingsförmig an der Vorderseite des Halses unterhalb des Kehlkopfs befindet.

Das TSH dagegen wird über die Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet – eine Hormondrüse, die sich in der mittleren Schädelgrube befindet. Die Hypophyse ist mit der Schilddrüse über einen komplizierten Regelkreis verbunden. Er wird auch als thyreotroper Regelkreis bezeichnet und reguliert die Bereitstellung der Schilddrüsenhormone in der erforderlichen Konzentration über den Blutweg.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgaben der Schilddrüsenhormone sind lebensnotwendig, sodass sie bei einer Unterfunktion des Organs oder einer operativen Entfernung lebenslang ausgeglichen werden müssen. T3 und T4 haben eine Vielzahl von Funktionen, die verschiedenste Organsysteme betreffen. Sie sind an zahlreichen Stoffwechselfunktionen maßgeblich beteiligt und dienen der Aufrechterhaltung eines einwandfrei funktionierenden Organismus.

Unter anderem sorgen sie dafür, dass der Körper die für die uneingeschränkte Leistungsfähigkeit notwendige Energie erhält. Das geschieht unter anderem dadurch, dass die Schilddrüsenhormone ihren Beitrag dazu leisten, dass der Körper wachsen und seine Zellen ungehindert reifen können – übrigens auch schon beim Fötus. Aus diesem Grund ist besonders auch bei Kindern und Jugendlichen eine optimale Versorgung mit den Hormonen wichtig. Auch die Verwertung von Nährstoffen aus der Nahrung wird mithilfe der Schilddrüsenhormone verbessert.

Die Hormone beeinflussen die Körpertemperatur und das Herz-Kreislauf-System, steuern Stimmung und Konzentration und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Sowohl beim T3 als auch beim T4 ist nur der freie Anteil wirksam, der im Körper nicht an Transportproteine gebunden ist. Darüber hinaus ist die biologische Wirksamkeit von fT3 (freies Trijodthyronin) um ein Mehrfaches höher als beim freien T4.

Eine übergeordnete Rolle kommt dem TSH zu, das die Abläufe zentral nach seiner Ausschüttung aus der Hirnanhangsdrüse regelt. Über einen sensiblen Steuerungsmechanismus wandert das Thyreoidea-stimulierende Hormon von der Hypophyse zur Schilddrüse und löst dort die Bildung von T3 und T4 aus. Auf anderem Weg können die Schilddrüsenhormone ihrerseits im Rahmen einer negativen Rückkopplung die TSH-Produktion in der Hypophyse drosseln, sodass im Optimalfall ein Gleichgewicht bewirkt wird.


Krankheiten

Typische Erkrankungen, die in Zusammenhang mit den Schilddrüsenhormonen zusammenhängen, sind die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse sowie die Autoimmunerkrankungen Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow. Bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) arbeitet die Schilddrüse über das erforderliche Maß hinaus. Der Organismus läuft auf Hochtouren. Typische Anzeichen sind unter anderem Schwitzen, Herzklopfen und -rasen, Durchfall, Gewichtsverlust bei normaler Nahrungsaufnahme und eine oft grundlose Nervosität.

Anhand einer Blutuntersuchung ist die Hyperthyreose an einem erhöhten freien T3 und T4 beziehungsweise einem erniedrigten TSH erkennbar. Umgekehrt verhalten sich die schilddrüsenspezifischen Laborwerte bei der Unterfunktion (Hypothyreose): Das TSH ist oberhalb der Norm, das freie T3 und T4 sind zu niedrig. Entsprechend verhalten sich auch die körperlichen und psychischen Symptome: Ein Patient mit einer Schilddrüsenüberfunktion nimmt oft ungewollt zu, friert leicht, ist häufig müde und kann unter Verstopfung leiden. Zu den Autoimmunerkrankungen zählen Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis. Bei Morbus Basedow bildet der Körper Antikörper gegen das eigene Schilddrüsengewebe. Er geht daher oft mit einer Hypothyreose, der Unterfunktion der Schilddrüse, einher.

Weitere mögliche Symptome sind die bekannte Kropfbildung (Struma) im unteren Bereich des Halses sowie eine endokrine Orbitopathie, die durch deutlich hervorgetretene Augen auffällt. Beim Hashimoto-Thyreoiditis gibt es zwei unterschiedliche Erkrankungsvarianten. Beide bilden eine Unterfunktion (Hypothyreose) aus, wobei sich die anfängliche Zerstörung des Schilddrüsengewebes auch zunächst in einer Überfunktion zeigen kann. Ist die Schilddrüse, zum Beispiel aufgrund einer Krebserkrankung oder einer störenden Kropfbildung, entfernt worden, ist eine lebenslange Substitution mit den lebenswichtigen Schilddrüsenhormonen notwendig.

Quellen

  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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