Hypophyse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hypophyse, auf Deutsch Hirnanhangsdrüse, ist eine etwa haselnusskerngroße Hormondrüse, die auf Höhe von Nase und Ohren in der mittleren Schädelgrube lokalisiert ist. Sie arbeitet eng mit dem Hypothalamus zusammen und steuert ähnlich einer Schnittstelle zwischen Gehirn und körperlichen Vorgängen die Freisetzung von lebenswichtigen Hormonen, die u.a. Einfluss auf Stoffwechsel, Wachstum und Fortpflanzung nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hypophyse?

Die Hypophyse, auf Deutsch Hirnanhangsdrüse, ist eine etwa haselnusskerngroße Hormondrüse, die auf Höhe von Nase und Ohren in der mittleren Schädelgrube lokalisiert ist.

Der Name Hypophyse leitet sich von dem altgriechischen Begriff hypóphysis ab und bedeutet wörtlich übersetzt: das untere / unterhalb anhängende Gewächs. Damit ist ihre Position schon recht gut beschrieben. Denn die Hypophyse „hängt“ in der Tat unter dem Gehirn. Der Hirnanhangsdrüse, auf Lateinisch Glandula pituitaria, kommt eine sehr zentrale Bedeutung im Hormonhaushalt und in dessen zentraler Steuerung zu.

Sie ist nur etwa 1 cm groß und ein Gramm „schwer“, umso größer ist ihr Einfluss auf das endokrine System (Hormonsystem) des Körpers. Gemeinsam mit dem Hypothalamus, mit dem sie verbunden ist und eine Funktionseinheit bildet, spielt sie eine wichtige Rolle bei der Freigabe von unterschiedlichsten Hormonen. Darüber hinaus ist die Hypophyse der einzige Teil innerhalb des Gehirns, bei der die Blut-Hirn-Schranke umgangen werden kann.

Diese ist ein Schutz des zentralen Nervensystems gegen Stoffe, die nicht in die Hirnsubstanz eindringen dürfen: Als nur zum Teil durchlässige Schranke regelt die Blut-Hirn-Schranke somit den selektiven Stoffaustausch. Dadurch können die Hormone, die im Gehirn bzw. im Hypothalamus gebildet werden, über die Hypophyse aus dem Hirn in den Blutkreislauf gelangen.

Auf diese Weise stellt die Hirnanhangsdrüse (zusammen mit dem Hypothalamus) eine Verbindung zwischen dem Nerven- und Hormonsystem des Körpers dar und verbindet und koordiniert so die Nachrichtensysteme im menschlichen Körper.

Anatomie & Aufbau

Die Hirnanhangsdrüse ist an der Schädelbasis gelegen, etwa auf Höhe von Augen und Ohren. Sie sitzt in der sogenannten Hypophysenloge und hängt wie ein Tropfen unterhalb des Hypothalamus, mit dem sie durch den Hypophysenstiel verbunden ist. Die Knochenstruktur, in dem die Hypophyse eingebettet ist, wird als Türkensattel bezeichnet.

So bildet die Hypophyse zusammen mit dem Hypothalamus eine Funktionseinheit, die die zwei lebenswichtigen Nachrichtensysteme im menschlichen Körper miteinander verbindet: Das Nervensystem und das Hormonsystem werden von der zentralen Steuerungseinheit des Hormonsystems reguliert, dem Hypothalamus und der mit ihr verbundenen Hypophyse. Diese besteht aus mehreren Teilen, die sich nicht nur funktionell, sondern auch entwicklungsgeschichtlich und damit histologisch (den Zelltyp betreffend) voneinander unterscheiden:

Der Hypophysenvorderlappen (auch Adenohypophyse) ist der entwicklungsgeschichtlich ältere Teil und enthält unterschiedliche, hormonproduzierende Drüsenzellen. Der Hypophysenhinterlappen (auch Neurohypophyse) besteht hauptsächlich aus Nervenzellfortsätzen, die sogenannten Axome.

Daneben gibt es noch den Hypophysenzwischenlappen. Während der Hypophysenvorderlappen aus der Rathke-Tasche entspringt, einer Fortsetzung des sogenannten Rachendaches, gehört der Hypophysenhinterlappen streng genommen zum Zwischenhirn. Der große Unterschied liegt darin, dass die Adenohypophyse, gesteuert vom Hypothalamus, selbst Hormone produziert, während die Neurohypophyse rein als Speicherungs- und Abgabe-/Sekretionsorgan für die im Hypothalamus erzeugten Effekthormone Oxytocin und ADH zuständig ist.

Funktion & Aufgaben

Die Hypophyse stellt also eine Art Schnittstelle dar und ist in ihrer Funktion einzigartig. Denn da sie ja als einziger Teil im Gehirn nicht der Blut-Hirn-Schranke unterworfen ist, kommt ihr auch eine große Bedeutung zu: An ihr liegt es, die in der Adenohypophyse gebildeten, aber auch die im Hypothalamus erzeugten Effekthormone in den allgemeinen Blutkreislauf abzugeben.

Die Adenohypophyse bzw. der Hypophysenvorderlappen bildet selbst in umfangreichem Maße Hormone. Hier wird zwischen Hormonen, die auf ihre Zielorgane direkte Wirkung haben (die sogenannten nichtglandotropen Hormone), und den glandotropen Hormonen, die die Hormonbildung nachgelagerter hormonproduzierender Drüsen stimulieren, unterschieden. Zu den unmittelbar auf das Zielorgan wirkenden Hormonen zählen das Somatropin (kurz: STH, Wachstumshormon) und Prolaktin (regelt u.a. den Milchfluss).

Zu der zweiten Gruppe, den glandotropen Hormonen, gehören das Follikelstimulierende Hormon (kurz: FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH), die beide zu den auf die Keimdrüsen wirkenden „gonadotropen“ Hormone gehören. Daneben bildet der Hypophysenvorderlappen weitere glandotrope (und „nichtgonadotrope“, d.h. nicht die Keimzellen betreffenden) Hormone, wie das Thyroideastimulierende Hormon (kurz: TSH; stimuliert die Schilddrüse) und das Adrenocorticotrope Hormon (kurz: ACTH).

Des Weiteren entstehen im Hypophysenvorderlappen Lipotropin (LPH), Beta-Endorphin sowie met-Enkephalin. Im Hypophysenzwischenlappen werden u.a. die melanozytenstimulierenden Hormone oder Melanotropine (kurz: MSH) gebildet. Der Hypothalamus steuert und reguliert mithilfe von Statinen und Liberinen die gesamte Hormonproduktion der Hypophyse. In der Neurohypophyse (Hypophysenhinterlappen) werden dagegen das im Hypothalamus gebildete Hormon Oxytocin sowie das Antidiuretische Hormon (kurz: ADH) gespeichert und ausgeschüttet.


Krankheiten & Beschwerden

Erkrankungen der Hypophyse stellen keineswegs eine Seltenheit dar. Abhängig von der Untersuchungsmethode und dem Alter können bei etwa 10 – 25 % der Bevölkerung pathologische Hypophysenveränderungen festgestellt werden. Die meisten davon verlaufen allerdings ohne Symptome und bedürfen auch keiner Therapie.

Für die genaue Diagnosestellung sind umfangreiche hormonelle, und meist sehr aufwendige dynamische Testverfahren notwendig, zumal viele Hormone auch von zahlreichen anderen Faktoren (wie Tageszeit, Stress etc.) abhängig sind. Grundsätzlich kann es zu einer Über- oder Unterfunktion des Hypophysen-Hinter- oder Vorderlappens kommen, und zwar mit normaler oder auch gestörter Hormonfunktion. Vor allem die hormonbildenden Teile der Hirnanhangsdrüse können einen Funktionsausfall bzw. eine Unterfunktion (Hypophyseninsuffizienz und Panhypopituitarismus), aber auch eine Überfunktion entwickeln.

Letztere meist in Form eines Tumors, der einen Hormonüberschuss zur Folge hat. Bei diesem sogenannten Hypophysenadenom kann es z.B. zu einer erhöhten Sekretion des Wachstumshormones Somatotropin kommen, was sich körperlich als Akromegalie auswirkt: einem übermäßigen Wachstum, insbesondere der Beine und Arme. Eine Folge des Hypophysenadenoms und des Hypopituitarismus (also Hormonüberproduktion der Hirnanhangsdrüse) kann auch zu einer erhöhten Produktion von ACTH und dem Morbus Cushing führen.

Hier zeigen sich massive Störungen des Wasserhaushaltes und das typische Bild einer starken Ödembildung im Gesicht und Körper. Aber nicht nur direkte körperliche Auswirkungen durch die hormonale Überproduktion bei einem Hypophysenadenom können zu schweren Erkrankungen führen. Dies sind nur zwei mögliche körperliche Auswirkungen, da die Hypophyse auf zahlreiche endokrinologische und organische Prozesse Einfluss nimmt und somit auch andere Erkrankungen (wie an der Schilddrüse, Nebennieren, u.a.) aus pathologischen Veränderungen der Hypophyse resultieren.

Aus diesem Grund ist die Symptomatik im Laufe von Erkrankungen der Hypophyse auch äußerst unterschiedlich und eine ärztliche und diagnostische Herausforderung. Die Vergrößerung der Hypophyse kann darüber hinaus zu einem Problem durch die Raumverdrängung werden. Durch den Druck auf Seh- und Gesichtsnerven können schwere Augenmuskellähmungen und Gesichtsfeldausfälle auftreten.

Hier besteht ein erhebliches Risiko für dauerhafte Schädigungen, weshalb eine operative Entfernung des Tumors, häufig durch die Nase, durchgeführt werden muss. Neben umfangreichen hormonellen Untersuchungen kann oftmals auch in bildgebenden Verfahren (Gehirn-Computertomographie, Magnetresonanztherapie und Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie) eine weitere differentialdiagnostische Abklärung erfolgen.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Weniger, W.: Gehirn und Nervensystem. Facultas, Wien 2019

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