Hypophyseninsuffizienz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hypophyseninsuffizienz ist eine Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse. Da in der Hypophyse Botenstoffe für andere Hormondrüsen hergestellt werden, besteht bei Insuffizienz ein allgemeiner Hormonmangel. Die Ursachen liegen entweder in der Hypophyse selbst oder im Hypothalamus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hypophyseninsuffizienz?

Die Symptome einer Hypophyseninsuffizienz sind vielfältig. In der Regel ist nur der Vorderlappen von der Insuffizienz betroffen.
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Bei der Hypophyseninsuffizienz werden im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse nicht genügend Hormone produziert. Die Sekretion von stimulierenden Hormonen für die Schilddrüse, die Nebennierenrinde und die Gonaden ist somit begrenzt. Bei diesen Hormonen handelt es sich insbesondere um Wachstumshormone, LH, TSH, FSH und ACTH. Durch die so verringerte Stimulation der Nebennierenrinde, der Gonaden und der Schilddrüse werden auch in diesen Drüsen weniger Hormone gebildet.

Zu den wichtigsten Hormonen der Nebennierenrinde gehören die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Die bekanntesten Hormone der Schilddrüse sind Thyroxin und Calcitonin, während in den Gonaden vor allem die Sexualhormone gebildet werden. Die Hypophyseninsuffizienz ist daher mit entsprechend vielen Beschwerden verbunden. Der gesamte Hormonhaushalt gerät im Rahmen der Erkrankung aus dem Gleichgewicht, da die Sekretion der Hypophyse die Abgabe verschiedener Hormone reguliert.

Eine Sonderform der Insuffizienz ist das hypophysäre Koma. Ein plötzlicher Funktionsausfall der Hypophyse lässt hierbei von einer Sekunde zur anderen die Schilddrüse und die Nebennierenrinden stillstehen.

Ursachen

Als Ursachen für eine Hypophyseninsuffizienz kommen verschiedene Phänomene infrage. Tumore in diesem Bereich oder im Bereich des Hypothalamus können zum Beispiel die Sekretion des Hypophysenhormons beeinträchtigen. Auch Entzündungen in der Hirnanhangsdrüse oder im Hypothalamus können Insuffizienz hervorrufen. Genauso führen Autoimmunerkrankungen und Schlaganfälle zuweilen zu einer Hypophyseninsuffizienz.

Ursächliche Verletzungen sind ebenso denkbar. Vor allem Schädel-Hirn-Traumata können eine Rolle für die Insuffizienz spielen. Bei vielen dieser Traumata handelt es sich um Geburtstraumata infolge einer Steißgeburt. Verletzungen können sich aber auch als Folge von Operationen oder der Bestrahlung von Gehirntumoren einstellen. Eine weitere Ursache für die Hypophysenunterfunktion können Hirnnekrosen sein, wie sie zum Beispiel im Rahmen des Sheehan-Syndroms auftreten.

In einigen Fällen bleibt die Ursache für eine Hypophyseninsuffizienz unklar. Das heißt, dass beim heutigen Stand der Forschung längst nicht alle Zusammenhänge bekannt sind und die Krankheit noch nicht abschließend erforscht worden ist. Das hypophysäre Koma wird in der Regel immer durch einen Unfall oder eine plötzliche Verletzung der Hypophyse verursacht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Hypophyseninsuffizienz sind vielfältig. In der Regel ist nur der Vorderlappen von der Insuffizienz betroffen. Seltener besteht für die gesamte Hypophyse eine Insuffizienz. Wachstumsstörungen wie Minderwuchs sind eines der Leitsymptome. Da sich durch den Hormonmangel der Fettstoffwechsel verlangsamt, kann außerdem Fettsucht eintreten.

Bei Frauen kommen zu diesen Beschwerden in der Regel Störungen des Menstruationszyklus hinzu, da das Sexualhormon Östrogen nicht mehr in ausreichendem Maße produziert wird. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale können wegen dieses Hormonmangels in ihrer Entwicklung gehemmt sein. Oft tritt zusätzlich Diabetes insipidus ein. Bei dieser Krankheit stellt sich vermehrtes Durstgefühl ein. Die Patienten urinieren häufiger.

Welche Symptome ein Patient mit Hypophyseninsuffizienz neben diesen Leitsymptomen aufweist, kann bedeutend variieren. Grundsätzlich ergeben sich die auftretenden Störungen aus der physiologischen Wirkung des jeweiligen Hormonmangels an Gonaden-, Nebennierenrinden- und Schilddrüsenhormonen. Beim hypophysären Koma besteht neben Antriebslosigkeit ein langsamer Puls. Die Körpertemperatur sinkt und die Betroffenen verlieren das Bewusstsein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnostik beginnt bei einer Hypophysenunterfunktion mit einer umfangreichen Anamnese. Der Arzt kann auf Basis der Anamnese zum Beispiel Behandlungen oder Erkrankungen in Erfahrung bringen, die die Unterfunktion verursacht haben können. Im Blut bestimmt der Arzt die Menge des Wachstumshormons, LH und FSH, das thyreoideastimulierende Hormon, das adrenokortikotrope Hormon und das Prolaktin.

Zusätzlich wird ein Urin- oder Bluttest zur Bestimmung der Sexualhormone, der Schilddrüsenhormone und der Glukokortikoide durchgeführt. Durch einen Stimulationstest grenzt der Arzt die Lokalisation der Schädigung ein. Wenn die Störung vom Hypothalamus ausgeht, dann führt der Stimulationstest zur Produktion von Hormonen.

Die Hypothalamus-Botenstoffe zur Stimulierung der Hirnanhangsdrüse werden bei diesem Test in den Körper gegeben. Zur näheren Bestimmung der Ursache kann ein bildgebendes Verfahren angeordnet werden. Die Prognose bei einer Hypophyseninsuffizienz ist in der Regel günstig, da sich das Phänomen heute gut behandeln lässt. Das hypophysäre Koma kann allerdings lebensbedrohlich sein.

Komplikationen

In erster Linie kommt es durch die Hypophyseninsuffizienz zu Störungen des Wachstums und damit zu einem Minderwuchs. Dieser zeigt sich in den meisten Fällen schon in den jungen Jahren des Patienten. Weiterhin treten auch Beschwerden des Stoffwechsels auf, sodass die meisten Patienten auch an einer Fettsucht und damit auch an Übergewicht leiden.

Bei Frauen kommt es zu Störungen der Periode und zu anderen sexuellen Störungen und damit zu einem verzögerten Eintritt der Pubertät. Nicht stellt sich ein Diabetes ein, weswegen die meisten Patienten an einem verstärkten Durst leiden. Auch die Belastbarkeit der Patienten sinkt drastisch ab und es kann durch körperliche Anstrengungen zu einem Bewusstseinsverlust kommen. Dieser ist häufig auch mit Blässe und mit einem sehr niedrigen Puls verbunden.

Die Hypophyseninsuffizienz kann unterschiedlich behandelt werden, wobei die Behandlungsmöglichkeit in der Regel von der Ursache der Krankheit abhängt. In den meisten Fällen muss entweder der Tumor oder die Entzündung entfernt werden, wobei allerdings keine besonderen Komplikationen eintreten. Je früher die Krankheit diagnostiziert und therapiert wird, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Heilung des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es bei der Hypophyseninsuffizienz nicht zu einer Besserung der Beschwerden und damit nicht zu einer Selbstheilung kommt, muss bei dieser Erkrankung in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich ausfallen, sodass keine allgemeine Voraussage über diese erfolgen kann. Sollten sie allerdings über einen längeren Zeitraum auftreten und das Leben des Betroffenen erschweren, so sollte immer eine Untersuchung bei einem Arzt durchgeführt werden.

Es können Störungen des Wachstums auf die Krankheit hindeuten. Viele Patienten leiden an Minderwuchs und an einem gestörten Fettstoffwechsel, sodass es auch zu einer Fettsucht kommen kann. Ebenso kann Diabetes auf die Erkrankung hindeuten. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn der Patient an einem verlangsamten Puls und unter verringerter Belastbarkeit leidet.

In erster Linie kann bei der Hypophyseninsuffizienz ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Dieser kann die Beschwerden untersuchen und die Krankheit weiterhin diagnostizieren. Bei der weiteren Behandlung sind meist Untersuchungen durch andere Fachärzte notwendig.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Hypophyseninsuffizienz hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Tumore müssen zum Beispiel in einer Operation entfernt werden. Abhängig von der Malignität wird die Operation eventuell mit einer Strahlentherapie kombiniert. Bei entzündlichen Prozessen wird in der Regel Cortison verabreicht, um die Entzündung abklingen zu lassen. Wenn die Ursache der Insuffizienz nicht näher bestimmt werden kann, so wird in der Regel zu einer Hormonersatztherapie gegriffen.

Welche Hormone eingenommen werden müssen, hängt stark vom Ausmaß der Insuffizienz ab. Vor allem die Einnahme von korrekt dosierten Glukokortikoide ist lebenswichtig. Die Dosierung dieser Stresshormone muss erhöht werden, sobald sich der Patient unter Stress befindet. Wenn diese Erhöhung der Dosis nicht vorgenommen wird, kann das lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Für den Fall eines Falles sollten alle Patienten mit Glukokortikoidmangel einen Notfallausweis bei sich tragen.

Auch die Einnahme von Wachstumshormonen zählt häufig zur Therapie der Hypophyseninsuffizienz. Dasselbe gilt für die Verabreichung von Sexualhormonen. In der Regel werden die fehlenden Hormone bei einer Hypophyseninsuffizienz ungeklärter Ursache lebenslang eingenommen. Lediglich bei Prolaktinmangel und Oxytozinmangel muss kein Hormonersatz stattfinden.

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Vorbeugung

Der Hypophyseninsuffizienz lässt sich indirekt vorbeugen, indem beispielsweise Schädel-Hirn-Traumata ausreichend abgeklärt werden.

Nachsorge

Bei einer Hypophyseninsuffizienz beginnt die Nachsorge vier bis sechs Wochen nach dem Operationstermin. Nach der eigentlichen Therapie findet eine medikamentöse Behandlung statt. Im Zusammenhang damit ist eine genaue Kontrolle der Medikamenteneinstellung und des Gesundheitszustands der Patienten erforderlich. So kommt es im Laufe der Zeit zu Anpassungen der individuellen Dosis.

Grundsätzlich tauchen nach ein paar Jahren keine auffälligen Veränderungen bei den Betroffenen auf. Wenn die Erkrankung mit einer Infektion zusammenhängt, beispielsweise mit einer durch Bakterien entzündeten Hypophyse, ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken. Diese Art der Nachsorge konzentriert sich auf den verbesserten Heilungsprozess und dient auch der Vorbeugung.

Die Stärkung der Immunabwehr lässt sich durch eine ausgewogene Kost mit viel natürlichen Nahrungsmitteln sicherstellen. Ebenfalls nützlich sind regelmäßige körperliche Aktivitäten. Im Optimalfall findet ein häufiger Wechsel zwischen Anspannungsphasen und Entspannungspausen statt. Auf diese Weise können die Patienten die angesammelten Stresshormone besonders gut abbauen.

Gleichzeitig hilft die aktive Entspannung dabei, die pathogenen Keime erfolgreich zu bekämpfen. Im Zuge eines besseren Körpergefühls lernen die Patienten, achtsam zu sein. Das spielt eine wesentliche Rolle für den Heilungsprozess. So sorgt die effiziente Nachsorge für eine stabile Gesundheit und ein besseres Wohlbefinden.

Das können Sie selbst tun

Die Hypophyse oder Hirnanhangsdrüse hat einen wesentlichen Einfluss auf die Steuerung verschiedener Körperfunktionen. Sie kann als eine der wichtigsten hormonellen Steuerzentralen des Körpers angesehen werden. Ihre Steuerungsfunktion nimmt sie über die Produktion von Steuerhormonen oder direkt wirksamer Hormone wahr. Das bedeutet, dass eine Hypophyseninsuffizienz je nach Schweregrad erhebliche Auswirkungen auf bestimmte Körperfunktionen und auf die Psyche hat.

Eine festgestellte Hypophyseninsuffizienz sollte so schnell wie möglich im sinne einer Ursachenbekämpfung therapiert werden. Selbsthilfemaßnahmen sind so gut wie keine bekannt. Falls die Erkrankung auf einer Entzündung der Hypophyse durch Bakterien oder andere pathogene Keime beruht, kann eine Stärkung des Immunsystems den Heilungsprozess unterstützen und wirkt präventiv gegen eine Neuinfektion.

Das Immunsystem kann durch eine vielseitige Ernährung, die auch naturbelassene Nahrungsmittel enthält sowie durch regelmäßige Bewegung und durch ständigen Wechsel zwischen Anspannungs- und Entspannungsphasen gestärkt werden. Beispielsweise lassen sich Stresshormone, die sich im Laufe des Tages ansammeln können, falls keine aktiven Entspannungsphasen zwischengeschaltet wurden, durch leichten Sport effektiver abbauen als durch Entspannung auf dem Sofa. Das Immunsystem wird dadurch gestärkt und kann pathogene Keime wesentlich effektiver bekämpfen.

Eine Anpassung des Verhaltens im Alltag an eine Hypophyseninsuffizienz besteht darin, die vorhandenen Symptome bewusst wahrzunehmen und vor allem Gefahrensituationen zu vermeiden, die durch verschiedene – hormonell bedingte Defizite – entstehen können.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010

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