Ständige Müdigkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gefühl ständiger Müdigkeit ist für viele Menschen eine alltägliche Belastung. In vielen Fällen kann jedoch trotz aufwendiger Diagnostik keine genaue Ursache gefunden werden. Müdigkeit tagsüber neigt häufig zur Chronifizierung und kann das Leben in allen Bereichen negativ beeinflussen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ständige Müdigkeit?

Sporadisch auftretende Müdigkeit an sich hat also noch keinen Krankheitswert, wohl aber ständige Müdigkeit, die als medizinisches Alarmsignal gewertet werden muss.

Eine zeitweise tagsüber auftretende Müdigkeit ist bei Erwachsenen noch normal und muss nicht zwingend pathologisch sein. Erst ab einem gewissen Ausprägungsgrad und wenn körperliche oder seelische Prozesse durch die Müdigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden, ist ein diagnostisches und therapeutisches Handeln notwendig.

Sporadisch auftretende Müdigkeit an sich hat also noch keinen Krankheitswert, wohl aber ständige Müdigkeit, die als medizinisches Alarmsignal gewertet werden muss. Die ständige Müdigkeit ist meist noch mit anderen unangenehmen Symptomen wie Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafmangel oder Abgeschlagenheit vergesellschaftet.

Je ausgeprägter die Aneinanderreihung dieser Symptome ist, umso dramatischer und einschränkender wird die dadurch herabgesetzte Lebensqualität von einem Betroffenen empfunden. Ständige Müdigkeit tritt in allen Bevölkerungsschichten auf, Frauen sind nach einhelliger Meinung von Schlafmedizinern stärker betroffen, was unter anderem mit dem speziellen weiblichen Hormonsystem zusammenhängen dürfte.

Immerhin geben mehr als 30 Prozent aller Erwachsenen über 16 Jahre an, zeitweilig oder häufig an ständiger Müdigkeit zu leiden. Die Untersuchungen und Umfragen haben interessanterweise aber auch gezeigt, dass Menschen aus höheren sozialen Schichten und solche, die in einer Partnerschaft leben, seltener von ständiger Müdigkeit betroffen sind.

Ursachen

Die Ursachenforschung ist bei ständiger Müdigkeit besonders wichtig, da sich auch schwere, lebensbedrohende Krankheitsbilder hinter diesem Symptom verbergen können. Bei der überaus großen Mehrheit der Patienten kann jedoch trotz eingehender Diagnostik und trotz des oftmals hohen Leidensdrucks keine genaue Ursache gefunden werden. Oft werden diese Patienten bei vielen Ärzten und Therapeuten vorstellig in der Hoffnung, doch noch eine Erklärung für ihre anhaltenden Beschwerden zu finden. Häufigste Ursache ständiger Müdigkeit ist Schlafmangel, verursacht durch Einschlaf- oder Durchschlafstörungen.

Hinter dem Schlafmangel kann wiederum ein ungünstiger Lebensstil gegen den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stehen, beispielsweise durch Schichtarbeit. Ebenfalls können Bewegungsmangel, Übergewicht, Diäten, Stress und trockene, schadstoffbelastete Luft zu ständiger Müdigkeit führen. Zu den ernsteren Ursachen für eine ständige Müdigkeit zählen Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut, Infektionskrankheiten, niedriger Blutdruck oder Tumorerkrankungen.

Diese können durch eine Anämie zum sogenannten Chronique fatigue Syndrome führen, welches ebenfalls mit bleierner Müdigkeit einhergeht. Auch bestimmte Allergien oder Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten können dazu führen, dass Menschen sich ständig schlapp und müde fühlen. Aus der Psychiatrie ist bekannt, dass auch Neurosen, Depressionen und Psychosen zeitweilig oder dauerhaft von schwerem Müdigkeitsempfinden begleitet sein können.

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Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Der Krankheitsverlauf ist oft chronisch, dann kann das Symptom der ständigen Abgeschlagenheit die gesamte Lebensqualität erheblich reduzieren. Oftmals kann der Arzt bereits anhand der Anamnese die infrage kommenden Ursachen für ständige Müdigkeit genauer eingrenzen. Der Arzt wird beispielsweise wissen wollen, wie der Müdigkeitsverlauf tagsüber ist, wie lange die Müdigkeit andauert oder welche Beschwerden sonst noch damit verbunden sind. Wichtig ist ebenfalls zu wissen, wie ein Patient schläft oder ob er schnarcht.

In diesem Fall kann sich eine erweiterte Diagnostik in einem Schlaflabor anschließen, um das Vorliegen eines Schlafapnoe-Syndroms zu diagnostizieren oder auszuschließen. Zur erweiterten Diagnostik gehören eine umfangreiche Blutuntersuchung mit der es beispielsweise möglich ist, einen Eisenmangel als Ursache auszuschließen. Um mögliche organische Ursachen auszuschließen, können unter anderem auch ein EKG, ein EEG oder eine Blutdrucklangzeitmessung durchgeführt werden.

Komplikationen

Chronische Müdigkeit kann sich, wenn unbehandelt, bis hin zu kompletter Bettlägrigkeit verschlimmern. Das beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen massiv. Folgeerkrankungen durch Bewegungsmangel oder einseitige Ernährung werden begünstigt. Verwandte und Freunde reagieren oft mit Unverständnis.

Dazu kommen die eigenen Gefühle der Überforderung und Unzulänglichkeit, die viele Patienten verspüren. Diese psychische Belastung kann eine Depression begünstigen. Der Tod ist mitunter eine indirekte Folge quälender Erschöpfung. Ein geringer Prozentsatz der suizidgefährdeten Patienten nimmt sich tatsächlich das Leben.

Selbst mit Behandlung haben viele Betroffene große Mühe, ihren Alltag zu bewältigen. Darunter leidet das soziale Umfeld, in erster Linie die Familie. Arbeiten werden auf das Nötigste beschränkt, für Unternehmungen mit Kindern oder Partner bleibt keine Kraft mehr. Wie manche Patienten berichten, reicht die ihnen zur Verfügung stehende Energie kaum für die Hausarbeit.

Dazu kommt, dass die oft teuren Medikamente und Nahrungsergänzungen sowie die häufigen Arztbesuche das Haushaltsbudget belasten. Vielen Menschen, die permanent müde sind, fehlt die Energie zum Arbeiten. Andere sind gezwungen, Teilzeit zu arbeiten. In jedem Fall leidet die Arbeitsqualität darunter und das Unfallpotenzial steigt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine ständige Müdigkeit kann verschiedene Ursachen haben und bedarf nicht in jedem Fall einer Behandlung durch einen Arzt. In den meisten Fällen tritt diese aufgrund von Stress oder Schlafstörungen auf und kann in der Regel relativ gut durch Mittel der Selbsthilfe behandelt werden. Sollte es allerdings plötzlich zu ständiger Müdigkeit kommen und diese den Patienten im Alltag stark einschränken, so kann ein Arzt aufgesucht werden. Im schlimmsten Falle leidet der Patient an einer Krebserkrankung, die zur Müdigkeit führt.

Auch bei einer stressbedingten Müdigkeit ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dabei kann auch direkt ein Psychologe besucht werden, da der Stress und die Müdigkeit meistens psychologische Ursachen haben. Falls dem Patienten die Ursache für die Müdigkeit noch nicht bekannt ist, kann in der Regel auch ein Allgemeinarzt um Rat gefragt werden. Ein Besuch ist auch dann zu empfehlen, wenn die Müdigkeit ohne besonderen Grund oder ohne starke körperliche Belastungen auftritt. Auch dabei kann es sich um eine schwerwiegende Grunderkrankung handeln.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer ständigen Müdigkeit sollte sich an der zugrunde liegenden Ursache orientieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn schwere Krankheiten oder Gesundheitsstörungen die Ursache sind. Eine Schlafapnoe ist heute durch medizinische Hilfsmittel wie Atemmasken gut behandelbar. Wenn ein Patient dann nicht mehr schnarcht, verschwindet die ständige Tagesmüdigkeit oft spontan.

Auch Herz und Kreislauf werden deutlich entlastet. Da viele Patienten mit Schlaf-Apnoe deutlich übergewichtig sind, ist jedes Kilo weniger auch ein Weg zu weniger Tagesmüdigkeit. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion, ein Eisenmangel oder Infektionen als Ursache chronischer Müdigkeit sind nach der Diagnosestellung oft erstaunlich gut behandelbar.

Liegen psychische Krankheiten als Ursache vor, dann können Verhaltens- oder Bewegungstherapien Abhilfe schaffen. Ist eine Medikamentennebenwirkung für das Symptom der ständigen Müdigkeit verantwortlich, dann können in den meisten Fällen alternative Präparate mit anderen Wirkstoffen oft dafür sorgen, dass die Müdigkeit verschwindet. Medikamente gegen einen zu hohen Blutdruck, Antihypertonika, verursachen als Nebenwirkung häufig Müdigkeit.

Ist das Symptom zu stark, dann kann auch die Dosis reduziert werden, wenn die Hauptwirkung der Blutdrucksenkung trotzdem erhalten bleibt. Auch das sogenannte Powernapping, also das kleine, kontrollierte Nickerchen zwischendurch, kann sehr hilfreich bei der Überwindung eines ständigen Müdigkeitsgefühls sein.

Aussicht & Prognose

Eine ständige Müdigkeit kann durch viele verschiedene Krankheiten ausgelöst werden. In den meisten Fällen führt die ständige Müdigkeit vor allem zu Stress und zu einer aggressiven Haltung, die aufgrund des Schlafmangels entsteht. Dadurch kommt es oft zu sozialen Problemen. Ohne Behandlung wird sich die ständige Müdigkeit nicht besseren, falls ihre Ursache nicht entdeckt und behandelt wird.

Eine Behandlung kann entweder durch einen Psychologen oder mit Hilfe von Medikamenten stattfinden. Oft versteckt sich hinter der ständigen Müdigkeit ein anderes Symptom, das dafür ursächlich ist. Falls dieses Symptom erfolgreich behandelt wird, verschwindet auch die ständige Müdigkeit und führt nicht zu weiteren Schwierigkeiten.

Neben der Müdigkeit selbst leiden die Betroffenen nicht selten unter Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und einem allgemeinen Unwohlsein. Damit wirkt sich die Müdigkeit auch auf den Arbeitsalltag aus und kann diesen ohne Behandlung negativ beeinflussen. Oft hilft bereits die Umstellung der Ernährung oder eine sportliche Betätigung, um der ständigen Müdigkeit entgegenzuwirken und diese einzudämmen. Eine Behandlung führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf.

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Vorbeugung

Patienten können auch bei ständiger Müdigkeit unbekannter Ursache durch nachhaltige und wirklich konsequente Änderungen im Lebensstil eine ganze Menge tun, um wieder mehr Vitalität und Spannkraft zu empfinden. Wichtig ist es, ein individuelles Gleichgewicht zwischen Entspannung und Leistungsfähigkeit herzustellen, damit der Teufelskreis aus Überarbeitung und Schlafmangel durchbrochen werden kann.

Es ist stets auf eine ausgewogene, vitaminreiche und fettarme Ernährung sowie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr tagsüber zu achten. Regelmäßiger Sport, Wechselduschen und Stressabbau bringen darüber hinaus den Kreislauf wieder in Schwung.

Das können Sie selbst tun

Da die ständige Müdigkeit die Konzentration deutlich einschränken kann, ist bei bestimmten Tätigkeiten besondere Vorsicht geboten. Dazu gehört zum Beispiel Autofahren, die Bedienung von Maschinen oder das Arbeiten auf Gerüsten oder Leitern. Wenn die Müdigkeit stark ausgeprägt ist oder mit anderen Komplikationen einhergeht, müssen Betroffene solche Tätigkeiten unter Umständen vermeiden. Andernfalls ist zumindest eine sehr sorgfältige Abwägung im Einzelfall erforderlich, um das Unfallrisiko für sich selbst und andere Personen nicht drastisch zu erhöhen.

Wenn die ständige Müdigkeit auf Schlafmangel (zum Beispiel bei Schlafstörungen) zurückgeht, kann eine gute Schlafhygiene die Behandlung unterstützen. Das Bett wird nur zum Schlafen genutzt und nicht tagsüber zum Sitzen oder Liegen. Ruhige Abendrituale und Entspannungsübungen bringen in einigen Fällen ebenfalls Verbesserungen. Feste Schlafenszeiten sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil einer guten Schlafhygiene.

Darüber hinaus kann eine gesunde Ernährung und ein ausgewogener Flüssigkeitshaushalt dabei helfen, die ständige Müdigkeit zu bekämpfen – vor allem bei Müdigkeit, die auf Mangelernährung zurückzuführen ist. Auch bei psychisch bedingter Müdigkeit (z. B. im Rahmen von Depressionen) kann eine nährstoffreiche Ernährung jedoch positive Auswirkungen haben und unterstützend wirken, ohne jedoch eine zielgerichtete Behandlung zu ersetzen.

Um den Alltag mit ständiger Müdigkeit zu bewältigen, benötigen einige Betroffene Hilfe von anderen Personen. Deshalb ist es oft sinnvoll, das Problem offen in der Familie anzusprechen und ggf. um vorübergehende Unterstützung zu bitten.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Verlag F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Ernährung. F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 2008

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