Schlafapnoe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Schlafapnoe

Von Schlafapnoe spricht man, wenn die Atmung während des nächtlichen Schlafes aussetzt. Daher kann man auch von einem Schlafapnoe-Syndrom sprechen, bei der eine Einengung der oberen Luftwege auftritt. Außerdem kann die Ursache auch eine Fehlfunktion oder Störung der Atemmuskulatur sein. Manchmal sind auch andere Krankheiten (z.B. Herzinsuffizienz) für eine Schlafapnoe verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schlafapnoe?

Schematische Darstellung zur Anatomie des Rachens beim Schnarchen und Schlafapnoe-Syndrom. Klicken, um zu vergrößern.

Die Schlafapnoe ist durch mehr als zehn Sekunden lang andauernde Atemstillstände (Apnoen) während des Schlafs gekennzeichnet. Die Anzahl der Apnoen in der Stunde bestimmen den Schweregrad der Erkrankung. Diese Atemstillstände führen durch kurzzeitigen Sauerstoffmangel zu oft unbemerkten Aufwachreaktionen, die den Nachtschlaf unterbrechen. Ein erholsamer Schlaf ist nicht mehr möglich.

In Deutschland sind bis zu vier Prozent der Bevölkerung betroffen. Das männliche Geschlecht leidet häufiger an Schlafapnoe. Klassische Symptome sind massives Schnarchen, Kopfschmerzen, Schwindel, trockener Mund und eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit. Letzteres führt zu einer deutlich reduzierten Leistungsfähigkeit, Sekundenschlaf kann auftreten.

Durch den chronischen Stress kann es im Verlauf zu Depressionen, Bluthochdruck mit Gefahr für Herzinfarkte oder Schlaganfälle und erektiler Dysfunktion kommen. Die Diagnose wird durch die Anamnese und durch Überwachung im Schlaflabor gestellt.

Ursachen

Hierbei wird zunächst zwischen zentraler und peripher obstruktiver Schlafapnoe unterschieden. Die obstruktive Form ist deutlich häufiger. Dabei kommt es zu einer Entspannung der Rachenmuskeln im Schlaf. So fällt bei der Einatmung ein Teil der Luftröhre zusammen und verlegt den Atemweg (Obstruktion). Fällt der Atemweg nicht vollständig zusammen, liegt eine abgeschwächte Ausprägung vor (so genannte Hypopnoe).

Begünstigt wird ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom durch erhebliches Übergewicht, eine behinderte Nasenatmung (Polypen bei Kindern, Tumore oder Missbildungen) und Drogen (Alkohol, Nikotin, Schlafmittel). Aber auch eine Veranlagung zu einer schlaffen Rachenmuskulatur kann auslösend sein. Die zentrale Form entsteht durch Schäden (z.B. Morphinintoxikation) oder Krankheiten (z.B. Borreliose) des ZNS. Die Folge ist eine gestörte Atemregulation im Gehirn. Die zentrale Schlafapnoe ist meist erblich bedingt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein häufiges Symptom für eine Schlafapnoe ist eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit. Diese kann auftreten, obwohl eine angemessene Nachtschlafdauer zu verzeichnen war. Nach dem Schlaf in einem gemeinsamen Schlafraum berichten oftmals Lebenspartner von unregelmäßigen lauten Schnarchgeräuschen. Das Aussetzen der Atmung bewirkt durch den reduzierten Sauerstoffgehalt des Blutes einen Alarmzustand des Körpers.

Der Blutdruck steigt an und die Atemmuskeln werden aktiviert. Dabei können auch Herzrhythmusstörungen auftreten. Ein plötzliches kurzzeitiges Aufwachen ist möglich. Die Betroffenen fühlen sich morgens wie gerädert. Sie gähnen bereits am Frühstückstisch und wirken energielos. Die schlechte Schlafqualität durch die stressigen Einflüsse zahlreicher Atemaussetzer kann die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit erheblich einschränken.

Der sogenannte Sekundenschlaf am Steuer stellt eine große Gefahr dar. Außerdem kann das chronische Schlafdefizit täglich zu Kopfschmerzen oder depressiven Verstimmungen führen. Ebenso können Angstzustände auftreten. Als Symptome für eine Schlafapnoe sind auch Erektionsstörungen und ein vermindertes sexuelles Lustgefühl möglich.

Außerdem kommen als Anzeichen ein Nachlassen der Gedächtnisleistung sowie Mundtrockenheit infrage. Die fehlende nächtliche Erholung kann sich ebenfalls durch Gereiztheit äußern. Das beklemmende Gefühl von Benommenheit und Schläfrigkeit bleibt während des gesamten Tages erhalten. Anzeichen für eine Schlafapnoe können auch plötzlich auftretende Schwindelanfälle sein. Ebenso zählen aufgrund der intensiven Mundatmung morgendliche Halsschmerzen und Sodbrennen zu den Symptomen.

Komplikationen

Zu den häufigsten Komplikationen einer Schlafapnoe zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Viele Betroffene leiden unter Bluthochdruck, der sich nur schwer mit Medikamente positiv beeinflussen lässt. Herzrhythmusstörungen können ebenfalls auftreten, langfristig begünstigt die Erkrankung die Entwicklung einer Koronaren Herzkrankheit. Der erniedrigte Sauerstoffgehalt des Blutes bewirkt eine Verdickung des Blutes, Patienten mit einer Schlafapnoe haben daher ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden.

Überdurchschnittlich viele Betroffene versterben am plötzlichen Herztod. Als weitere Komplikation ist die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) zu nennen, die bei Schlafapnoikern oftmals mit einer Fettstoffwechselstörung einhergeht und in vielen Fällen schlecht auf eine medikamentöse Behandlung anspricht. Bei Operationen kommt es häufiger als üblich zu Zwischenfällen, die einen Abbruch des Eingriffs erfordern: Grund dafür können akutes Lungenversagen, eine Lungenembolie oder eine Blutdruckentgleisung sein.

Auch während der Nachsorge treten öfter Probleme auf, die einen längeren Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen. Im Alltag macht sich die Schlafapnoe an starker Müdigkeit und Konzentrationsstörungen bemerkbar, die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, ihre beruflichen Aufgaben zu bewältigen. In vielen Fällen ist es Betroffenen durch die Neigung zum Sekundenschlaf nicht möglich, ein Kraftfahrzeug zu lenken oder Maschinen zu bedienen. Ständige Müdigkeit und Leistungseinbussen können Depressionen auslösen. Unbehandelt kann die Schlafapnoe die Lebenserwartung um bis zu zehn Jahre verkürzen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Symptome wie Durchschlafstörungen und Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder Schwindel nach dem Aufstehen können auf eine Schlafapnoe hindeuten. Der Hausarzt muss konsultiert werden, wenn diese Symptome in mehreren Nächten pro Woche auftreten und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Sollten weitere Symptome wie starkes nächtliches Schwitzen oder Einschlafneigungen am Tag hinzukommen, empfiehlt sich ein sofortiger Arztbesuch. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom wird durch Übergewicht und ein erhöhtes Lebensalter begünstigt. Ebenso zählt die Einnahme von Beruhigungsmitteln oder Schlaftabletten zu den Risikofaktoren und sollte zügig abgeklärt werden.

Die zentrale Schlafapnoe wird durch neurologische Erkrankungen ausgelöst, kann jedoch auch nach einem Zeckenbiss und der daraus resultierenden Borreliose auftreten. Ebenso begünstigt ein Schlaganfall das Leiden. Wenn im Zusammenhang mit den Risikofaktoren die genannten Symptome auftreten, muss der Hausarzt oder ein Schlaflabor aufgesucht werden. Die eigentliche Behandlung erfolgt in der Regel in einer Fachklinik. Der Hausarzt kann die verordneten Medikamente verschreiben und nach der Diagnose gegebenenfalls auch die regelmäßigen Verlaufskontrollen durchführen.

Behandlung & Therapie

Die effektivste Behandlung bei Schlafapnoe ist - nach Reduktion der Risikofaktoren - die CPAP-Beatmung (CPAP: Continuous Positive Airway Pressure). Diese erfolgt über eine Beatmungsmaske für Mund oder Nase. Neuerdings kann auch eine Nasenbrille eingesetzt werden. Der Ventilationsmodus wird so eingestellt, dass ein dauerhafter positiver Druck (Überdruck von ca. 5 bis 20 Millibar) gehalten wird.

So kann verhindert werden, dass die Rachenmuskeln zusammenfallen ("innere Schienung"). Ebenfalls kann so das Schnarchen verhindert werden. Auch wenn die Masken im ersten Moment erschreckend wirken, so sind Anwender wenig beeinträchtigt. Es erfolgt eine schnelle Gewöhnung und die Lebensqualität wird umgehend gesteigert.

Ist diese Beatmungsform nicht möglich, kann eine BIPAP-Ventilation eingesetzt werden (BIPAP: Biphasic Positive Airway Pressure). Diese muss im Gegensatz zur CPAP-Beatmung meist kontinuierlich in den Nächten durchgeführt werden. Wird eine Beatmung vom Patienten abgelehnt, kann eine so genante Protrusionsschiene in den Mund eingeführt werden, welche ein Zusammenfallen der Luftwege verhindert. Eine Versorgung mit einem naso-pharyngealen Stent hat ein ganz ähnliches Wirkprinzip.

Zur Reduktion von Tagesmüdigkeit kann Modafinil (Medikament zur Narkolepsie-Therapie) eingesetzt werden. In leichteren Fällen ist eine Behandlung mit Theophyllin (klassische Indikation bei Asthma und COPD) möglich, welches zentral stimulierende Effekte aufweist.

Reichen die konservativen Therapien nicht aus oder möchte der Patient eine kausale Therapie, kann operativ interveniert werden. Bei der bimaxillären Operation wird chirurgisch der Rachenraum vergrößert. Die Ergebnisse sind gut. Außerdem kann durch Strom Gewebe im Rachenraum "verbrannt" werden. Durch die narbige Schrumpfung wird der Raum hinter der Zunge erweitert.


Vorbeugung

Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Schlafapnoe ist die Gewichtsreduktion. Ein Normalgewicht sollte das Ziel sein. Auf Alkohol und Nikotin sollte verzichtet bzw. der Konsum eingeschränkt werden. Auch Schlafmittel sollten sparsamen Einsatz finden. Es konnte gezeigt werden, dass das Spielen von Blasinstrumenten einen protektiven Effekt hat. Dies erklärt sich daraus, dass durch das Blasen die Rachenmuskulatur gestärkt wird.

Nachsorge

Die Diagnose Schlafapnoe verlangt normalerweise die lebenslange Nutzung des verordneten Atemtherapiegeräts, daher ist die kontinuierliche Nachsorge für ein nachhaltiges Lebensgefühl unverzichtbar. Die hierfür veranschlagten Nachsorge-Routinen können je nach Leistungserbringer voneinander abweichen, meist erfolgen diese aber jährlich. Mit Hilfe spezieller Messgeräte, welche der Patient leihweise für eine Nacht mit nach Hause bekommt, werden alle vitalen Werte im Schlaf aufgezeichnet.

Hierzu gehören beispielsweise Pulsmessungen, die Dauer einzelner Schlafphasen sowie die Sauerstoffsättigung im Blut. Die Auswertung erfolgt am darauffolgenden Tag beim behandelnden Arzt. Über die Jahre können sich die Schlafgewohnheiten des Patienten verändern, sodass gegebenenfalls Anpassungen am Atemgerät vorzunehmen sind.

Zudem ist es möglich, dass sich die Bedürfnisse des Patienten mit der Zeit wandeln. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass die Atemluft als zu trocken empfunden wird. Die Verordnung eines zusätzlichen Geräts, welches die Atemluft durch Wasser anfeuchtet und erwärmt, kann in diesem Fall Linderung verschaffen.

Bei tagtäglicher Verwendung der Atemmaske bleiben natürliche Verschleißerscheinungen nicht aus. Ein Anruf beim zuständigen Leistungserbringer genügt, um die Neulieferung von Filtern, Atemschlauch, Atemmaske sowie sonstigen Kleinteilen sicherzustellen.

Das können Sie selbst tun

Patienten, die an einer Schlafapnoe leiden, haben im Alltag zahlreiche Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Diese Möglichkeiten können sowohl dazu beitragen, eine Schlafapnoe gar nicht erst auftreten zu lassen oder die Symptome zu bekämpfen.

Einfach und wirkungsvoll ist es, die Schlafposition so zu verändern, dass die Rückenlage vermieden wird. Vielen Patienten ist damit bereits geholfen. Bei übergewichtigen Patienten ist eine Gewichtsreduktion ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem erholsamen und gesunden Schlaf. Sport spielt dabei eine doppelt wichtige Rolle: Einerseits hilft regelmäßige Bewegung dabei, überschüssige Pfunde abzubauen. Andererseits unterstützt sportliche Betätigung die Bekämpfung der Schlafapnoe wirkungsvoll.

Naheliegend ist auch der Verzicht auf Nikotin. Das Rauchen beeinträchtigt die Atmung direkt und negativ. Schlafapnoe-Patienten sollten daher auch mit Blick auf ihre Gesundheit allgemein das Rauchen einstellen. Weniger drastisch sieht es beim Alkohol aus. Hier ist ein vollkommener Verzicht nicht unbedingt notwendig, aber Maßhalten ist angesagt. So wird empfohlen, vier Stunden vor dem Einschlafen keinen Alkohol mehr zu trinken und übermäßigen Genuss alkoholischer Getränke insgesamt zu vermeiden.

Darüber hinaus gelten für Schlafapnoe-Patienten alle Empfehlungen, die auch sonst für einen gesunden Schlaf gelten. Dazu gehört eine nicht zu hohe Temperatur im Schlafzimmer, eine gute Matratze oder die ausreichende Belüftung des Schlafzimmers.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

Das könnte Sie auch interessieren