Borreliose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Borreliose oder Lyme-Borreliose ist eine Infektionserkrankung, die vor allem durch Zecken beziehungsweise Holzböcke übertragen und beim Menschen ausgelöst wird. Dabei sind die verursachenden Bakterien die sobezeichneten Borrelien.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Borreliose?

Ein Zeckenbiss oder Zeckenstich kann verschiedene Krankheiten in den Wirtsorganismus übertragen. Am bekanntesten ist hierbei die Borreliose.

Die Lyme-Borreliose, oder umgangsprachlich Borreliose, ist eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi oder verwandten Arten.

Die Bezeichnung, der durch Zeckenstiche übertragenen Krankheit, die für eine Vielzahl verschiedener, teilweise schwerwiegender Symptome verantwortlich gemacht wird, setzt sich aus dem Namen der Ortschaft Lyme im US-Bundesstaat Connecticut, in der die Borreliose 1975 erstmals beschrieben wurde, und dem Namen des französischen Bakteriologen Borrel zusammen.

1982 gelang erstmals Nachweis und Anzucht der im Folgenden Borrelia burgdorferi genannten Bakterien durch den Schweizer Willy Burgdorfer.

Ursachen

Borreliose wird durch Zeckenstiche übertragen. In Europa gilt der gemeine Holzbock (auch Zecken) als Hauptüberträger der Lyme-Borreliose. In Teilen Süddeutschlands sind bis zu 50% der Zecken mit dem Erreger verseucht. Je länger die Zecke in der Haut verbleibt, desto größer ist die Gefahr der Ansteckung.

Etwa ein Viertel bis die Hälfte aller mit dem Erreger infizierten Personen erkrankt tatsächlich an einer Borreliose.

Auch in Nordeuropa steigt die Zahl der Infektionen, wofür Klimaveränderungen, aber auch ein gestiegener Bekanntheitsgrad der Krankheit verantwortlich gemacht werden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Lyme-Borreliose ist mitunter schwer zu erkennen, weil sie im Anfangsstadium nicht zwingend Beschwerden verursachen muss. Im Normalfall verläuft die Erkrankung in drei Stufen:

  • Stufe 1

Das erste Anzeichen einer Borreliose kann eine Wanderröte (Erythema migrans) in der Nähe der Bissstelle ein paar Tage oder Wochen nach einem Zeckenbiss sein, eventuell verbunden mit grippeähnlichen Beschwerden, Kopf-/Gliederschmerzen und Fieber. Die Symptome leicht mit einer Sommergrippe verwechselt werden. Die Bissstelle sollte vorsichtshalber eine Weile beobachtet werden.

  • Stufe 2

Über die Blutbahn gelangen die Erreger zu verschiedenen Organen und können da, wo sie sich festsetzen, Beschwerden verursachen, bei Kindern häufig eine Hirnhautentzündung oder Lähmungen der Gesichts- oder Halsnerven. Generell können die Erreger Schmerzen und Lähmungserscheinungen in den Nerven hervorrufen und am Herzen Entzündungen und Reizleitungsstörungen verursachen.

  • Stufe 3

Nach Monaten bis Jahren kann die Borreliose Gelenkentzündungen in den betroffenen Gelenken verursachen (Lyme-Arthritis), meistens im Kniegelenk. Die Schmerzen können in Schüben auftreten, aber auch dauerhaft anhalten. An Armen und Beinen kann es zu bläulichen Hautverfärbungen kommen. Ein weiteres Symptom kann eine chronische Entzündung des Rückenmarks und Gehirns sein mit Lähmungen als Spätfolge. Im schlimmsten Fall kann die Erkrankung chronisch werden.

Verlauf

Da Borreliose alle Organe befallen kann und sich oft in Bindegeweben oder Gelenken "versteckt", kann eine Vielzahl eher unspezifischer Symptome auftreten. Es gibt aber auch typische Anzeichen: So ist das Erythema migrans, die Wanderröte, die innerhalb von Tagen bis Wochen um die Einstichstelle auftritt, charakteristisch für die lokale Infektion und damit das erste Stadium der Erkrankung.

Im zweiten Stadium streut der Erreger und breitet sich in der Folge über den gesamten Körper aus. Am Anfang kommt die Borreliose nicht selten mit dem typischen Beschwerdebild eines grippalen Infekts daher. Bei einer Neuroborreliose können die Lähmung der Gesichtsmuskulatur und starke Nervenschmerzen auftreten. Bei einem Gelenkbefall haben die Betroffenen "springende" Gelenkschmerzen und wiederkehrende Entzündungen in einzelnen oder mehreren Gelenken, die sogenannte Lyme-Arthritis.

Auch Herzmuskelentzündungen können auf eine Borreliose zurückgeführt werden. Das dritte Stadium der Erkrankung ist durch die Chronifizierung und Verschlechterung der oben genannten Symptomatik gekennzeichnet. Auch nach langen symptomfreien Perioden kann es zu rezidivierenden Hirnhautentzündungen und irreversiblen Nervenschädigungen kommen.

Komplikationen

In Europa und Nordamerika handelt es sich bei der Borreliose meist um die Lyme Borreliose. Andere Borreliosen wie das Rückfallfieber treten fast ausschließlich in den Tropen auf. Unbehandelt kann es bei der Lyme Borreliose zu erheblichen Komplikationen kommen, die in der Spätphase nur schwer behandelbar sind, weil sich die auslösenden Borrelien häufig nicht nur vor dem Immunsystem verbergen, sondern auch nicht immer von einer Behandlung mit Antibiotika erfasst werden können.

Falls es den Bakterien gelingt, nach der Infektion in die Blutbahn zu gelangen, können sie sich im Körper ausbreiten und vorwiegend Gelenke, Herz, Nerven und Hirnhäute befallen mit zum Teil ungünstiger Prognose. Vor allem der Umstand, dass für sie die Blut-Hirn-Schranke überwindbar ist, kann zur Entwicklung der sogenannten Neuroborreliose führen.

Die Krankheit ist mit irreversiblen, schwerwiegenden Empfindungs- und Bewegungsstörungen assoziiert, die sich teilweise erst nach Jahren einstellen. Diskutiert wird auch das Post Lyme Borreliose Syndrom, das im angelsächsischen Sprachgebrauch mit chronic fatigue syndrome bezeichnet wird. Allerdings sind die Symptome unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen oder Mangelerscheinungen verursacht werden.

Bei einer frühen Behandlung der Borreliose mit Antibiotika, die sich zunächst durch ein kreisrundes Erythem um die Einstichstelle der Zecke herum bemerkbar macht, sind die Erfolgsaussichten gut. Weitere Komplikationen sind dann nicht mehr zu befürchten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Symptome einer Borreliose sind unspezifisch und weisen nicht immer direkt auf die Erkrankung hin. Tritt wenige Tage bis einige Wochen nach einem Zeckenbiss ein kreisförmiger roter Fleck in der Nähe der Einstichstelle auf, der sich warm anfühlt und zunehmend ausbreitet, sollte umgehend ein Arztbesuch erfolgen. Auch wenn dieses charakteristische Symptom fehlt, empfiehlt es sich, bei unklarem Fieber, starken und immer wiederkehrenden Gelenk- und Kopfschmerzen sowie geschwollenen Lymphknoten ärztlichen Rat einzuholen.

Dies gilt nicht nur, wenn ein vorangegangener Zeckenstich bekannt ist, sondern auch beim bloßen Verdacht, dass eine Infektion stattgefunden haben könnte. Treten Taubheitsgefühle, Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen an Händen, Beinen oder im Gesicht auf, sollte der Weg ebenso baldmöglichst zum Arzt führen.

In den Wochen nach einem Zeckenstich können auch recht unscheinbare Beschwerden erste Hinweise auf eine Borreliose geben: Um eine Infektion frühzeitig zu diagnostizieren, ist auch bei ungewöhnlich stark ausgeprägter Müdigkeit, übersteigerter Reizbarkeit oder undefinierbarem allgemeinen Krankheitsgefühl ein Arztbesuch anzuraten.

Spätestens im zweiten Stadium der Erkrankung, die häufig mit Nervenentzündungen, großflächigen Rötungen, massiven Gelenkschwellungen und in manchen Fällen psychischen Beeinträchtigungen einhergeht, muss umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Die Diagnose einer Borreliose gilt als schwierig, da heute übliche Laborverfahren das Bakterium nicht mit hoher Zuverlässigkeit nachweisen können. Auch Jahre nach einer durchgemachten Borreliose können noch Antikörper gegen den Erreger im Blut gefunden werden, ohne dass eine aktive Infektion vorliegt.

Die Borreliose gilt in den ersten beiden Stadien als heilbar, wenn ausreichend Antibiotika über einen längeren Zeitraum gegeben werden. Hierbei sind zellgängige Antibiotika vorzuziehen, da sich Borrelia burgdorferi auch intrazellulär ansiedeln kann. Mittel der Wahl sind in Frühstadien Tetracycline (vor allem Doxycyclin), bei fortgeschrittener Erkrankung werden Cephalosporine eingesetzt (etwa Ceftriaxon). Allerdings wirken diese Medikamente nicht immer zuverlässig.

In 10 bis 50 Prozent der Fälle bleibt die Therapie erfolglos und muss wiederholt werden. Das dritte Stadium der Krankheit gilt als schwer therapierbar. Trotz der erschwerten Diagnosestellung bei der Borreliose ist die Prognose allgemein günstig. Schwere chronische Verlaufsformen sind selten. Als multisystemische Infektion ist die Borreliose aber nicht zu unterschätzen und muss konsequent und möglichst frühzeitig behandelt werden, um eine effektive Bekämpfung von Borrelia burgdorferi zu gewährleisten.

Aussicht & Prognose

Eine Borreliose kann ganz unterschiedlich verlaufen. Bei Patienten mit sehr gut entwickeltem Immunsystem bricht die Krankheit nach einer Infektion entweder gar nicht aus oder verläuft nahezu ohne Symptome. In diesem Fall sind auch ohne medizinische Behandlung keine Spätfolgen zu befürchten. Sofern sich die sogenannte Wanderröte einstellt, treten bei den meisten Patienten einige Zeit später grippeähnliche Symptome, insbesondere Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen, auf.

Wird die Borreliose in dieser frühen Phase richtig diagnostiziert und adäquat behandelt, ist die Prognose für den Betroffenen sehr gut. Nur in seltenen Fällen reagiert der Erreger nicht auf die verabreichten Antibiotika, so dass die Behandlung mit einem anderen Wirkstoff wiederholt werden muss. Dies kann dazu führen, dass die Nebenwirkungen, die mit einer Antibiotikatherapie oftmals verbunden sind, stärker ausfallen als üblich.

Im nächsten Stadium breitet sich der Erreger im gesamten Körper aus, was sehr häufig zu Beschwerden wie Gesichtslähmungen, Nervenschmerzen und Gelenkentzündungen führt. Auch in diesem Stadium kann die Krankheit noch erfolgreich behandelt werden. Der Patient erholt sich nach der Gabe von Antibiotika in der Regel wieder vollständig von der Borreliose.

Erreicht die Krankheit jedoch das dritte Stadium und wird chronisch, muss, auch Jahre nach der Erstinfektion, mit rezidivierenden Hirnhautentzündungen und irreversiblen Nervenschäden gerechnet werden.


Nachsorge

Sobald die Borreliose mit Hilfe von Antibiotika vollständig auskuriert wurde, ist keine weitere Behandlung vonnöten. Die Langzeittherapie beschränkt sich darauf, durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen sicherzustellen, dass der Erreger vollständig verschwunden ist. Nach drei Monaten wird zunächst einmal kontrolliert, ob die Erkrankung erneut ausgebrochen ist.

Wenn dies nicht der Fall ist, gilt die Borreliose als ausgeheilt. Eine chronische Borreliose bedarf regelmäßiger Behandlungen und Untersuchungen in Abständen von vier bis sechs Monaten. Nach einigen Sitzungen mit Antibiotika-Gabe sollten zunächst die Allgemeinsymptome verschwinden, bevor die spezifischen Beschwerden der Borreliose-Erkrankung langsam abklingen.

Durch regelmäßige Behandlungen wird die Anzahl der Erreger weiter reduziert, weshalb langfristig eine Besserung der symptomatischen Beschwerden zu erwarten ist. Sollten nach Monaten oder Jahren Komplikationen auftreten, die für einen erneuten Ausbruch der Erkrankung sprechen, muss der Arzt konsultiert werden. Womöglich muss eine Therapie mit Antibiotika eingeleitet werden, um Rückstände des Erregers zu zerstören.

Zur Nachsorge können in diesem Zusammenhang auch Schonung und Ruhe gehören. Durch gutes Beobachten und regelmäßigen Arztkontakt können etwaige Beschwerden frühzeitig erkannt und von dem zuständigen Arzt behandelt werden. Bei chronischen Beschwerden kann auch eine Psychotherapie Teil der Nachsorge sein.

Das können Sie selbst tun

Eine Borreliose-Infektion kann bis heute nicht vollständig kuriert werden. Durch einige Selbstmaßnahmen und Mittel kann das Leben mit der Erkrankung allerdings erleichtert werden.

So empfehlen sich zunächst Allgemeinmaßnahmen wie das Kühlen von juckenden Stellen, das Liegen mit erhöhtem Kopf (bei Kopf- und Nervenschmerzen) und Schonung. Ganz allgemein lassen sich die Beschwerden durch diätische Maßnahmen wie den Verzicht auf Essig, Alkohol und Milcheiweiße lindern. Je nach Symptomatik können außerdem verschiedene Globuli versucht werden.

Bei gerötetem Hautausschlag, Lähmungserscheinungen und Rheumatismus helfen beispielsweise die Präparate Ledum palustre und aconitum. Bei Zuckungen und Krämpfen der Muskulatur verspricht Atropa belladonna Linderung. Welches Globuli im Detail in Frage kommt, sollte zuvor mit dem Hausarzt besprochen werden. Weitere Ansprechpartner sind Heilpraktiker und Fachärzte für das jeweilige Leiden.

Darüber hinaus empfiehlt sich Betroffenen nach der Diagnose eine psychologische Beratung. Im Gespräch mit einem Therapeuten können die Ängste und Sorgen, die mit einer Borreliose-Infektion verbunden sind, aufgearbeitet werden. Dadurch können kurzfristig Maßnahmen zur Selbsthilfe erarbeiten und langfristig die Lebensqualität gesteigert werden. Auch Gespräche mit anderen Erkrankten helfen im Umgang mit der Infektion.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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