Sommergrippe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Sommergrippe wird ein grippaler Infekt in der Sommerzeit verstanden. So stark ausgeprägt wie bei einer Influenza sind die Beschwerden jedoch nicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Sommergrippe?

Die typischen Symptome bei einer Sommergrippe sind die gleichen wie bei einem grippalen Infekt in Herbst und Winter. So leiden die Patienten zunächst unter Schnupfen, Halskratzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen.
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Bei einer Sommergrippe handelt es sich im Grunde genommen um eine einfache Erkältung, die besonders in den Monaten Juni, Juli und August auftritt. Trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung Sommergrippe zeigen sich jedoch nur die milden Symptome eines grippalen Infekts und nicht die ausgeprägten Beschwerden einer Influenza (echte Grippe).

Auslöser der Sommergrippe sind Enteroviren wie Coxsackie-Viren oder Echoviren, während die echte Grippe von Influenza-Viren verursacht wird. Die Symptome einer Sommererkältung gleichen denen eines konventionellen grippalen Infekts.

Ursachen

Verantwortlich für den Ausbruch einer Sommergrippe sind Viren, zu denen in erster Linie Enteroviren gehören. Enteroviren kommen auf der ganzen Welt vor und können sich im Darm vermehren. Von dort aus werden sie mit dem Stuhl aus dem Organismus ausgeschieden. Im Unterschied zu gewöhnlichen Erkältungsviren verbreiten sich die Enteroviren durch Schmierinfektionen.

Im Falle von unzureichender Hygiene ist es möglich, dass die betroffene Person die Enteroviren durch einen Handschlag weitergibt. Durch das Einatmen von Tröpfchen, die durch Husten oder Niesen abgegeben werden, gelangen die Erreger nur selten in den Körper. Bis zum Ausbruch der Krankheit können mitunter zwei bis vier Wochen vergehen. Bei normalen Erkältungsviren beträgt die Inkubationszeit lediglich drei bis vier Tage.

Eine ideale Einlasspforte finden die Keime vor, wenn der Körper bereits geschwächt ist. Dabei kann es sich um trockene oder gereizte Mund- und Nasenschleimhäute handeln. Darüber hinaus spielen auch die großen Temperaturunterschiede, die in den Sommermonaten herrschen, eine bedeutende Rolle.

So stellen sie für das Abwehrsystem des Organismus eine große Herausforderung dar. Kommt es zu einer zu starken Abkühlung des erwärmten Körpers aufgrund von geöffneten Autofenstern, Klimaanlage oder dem Genuss von kalten Getränken, hat dies eine zunehmende Austrocknung des Organismus zur Folge. Dadurch steigt wiederum das Risiko einer Sommergrippe.

Als weitere mögliche Urheber einer Sommergrippe kommen zu lang ausgedehnte Sonnenbäder oder eine ungenügende Zufuhr an Flüssigkeit in Betracht. So wird dadurch das Abwehrsystem ebenfalls geschwächt und reagiert anfälliger auf Virenbefall.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die typischen Symptome bei einer Sommergrippe sind die gleichen wie bei einem grippalen Infekt in Herbst und Winter. So leiden die Patienten zunächst unter Schnupfen, Halskratzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Im weiteren Verlauf können Halsschmerzen, Husten, Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Fieber hinzukommen.

In manchen Fällen sind auch Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen im Bereich des Möglichen, weil die Sommergrippe mit einem Magen-Darm-Infekt einhergeht. Die betroffenen Personen fühlen sich schlapp und krank. Gefährlich ist eine Sommergrippe in der Regel nicht.

Die Gefahr von Komplikationen besteht jedoch bei Menschen, bei denen bereits im Vorfeld ein geschwächtes Immunsystem vorliegt, oder bei Babys. Im schlimmsten Fall drohen eine Herzklappenentzündung oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) mit tödlichem Ausgang.

Besonders betroffen von einer Sommergrippe sind Kinder, bei denen die Erkrankung jedoch in den meisten Fällen einen harmlosen Verlauf nimmt. Nicht selten werden die auslösenden Viren in der Kindertagesstätte oder im Kindergarten übertragen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Leidet der Patient unter heftigen Symptomen oder halten die Beschwerden längere Zeit an, empfiehlt sich der Besuch eines Arztes. Der Mediziner kann die Diagnose normalerweise bereits anhand der Schilderung der Beschwerden stellen. Außerdem führt er eine körperliche Untersuchung durch und nimmt dabei Hals und Rachen genauer unter die Lupe, um Rötungen oder Schwellungen zu ermitteln.

Als wichtige Hinweise gelten angeschwollene Nasenschleimhäute sowie Schwellungen an den Lymphknoten. Falls erforderlich, hat der Arzt die Option, eine Stuhlprobe oder eine Blutprobe vornehmen zu lassen. Diese wird anschließend in einem Labor analysiert. In der Regel bereitet die Diagnose einer Sommergrippe keinerlei Schwierigkeiten.

Die Dauer einer Sommergrippe beträgt im Durchschnitt sieben Tage. Wer sich körperlich schont, viel Flüssigkeit zu sich nimmt und in regelmäßigen Abständen sein Zimmer lüftet, kann den Erkrankungszeitraum ein wenig verkürzen.

Komplikationen

Ältere Personen, Kinder und Menschen mit Immunschwäche sind besonders anfällig für Komplikationen der Sommergrippe. Diese erleiden im Zusammenhang mit einer Influenza häufig eine Lungenentzündung oder Entzündungen von Mittelohr, Nasennebenhöhlen und anderen inneren und äußeren Organen. Bestehende Lungenerkrankungen wie Bronchitis, Asthma oder die chronisch obstruktive Lungenerkrankung können sich verstärken.

Neben diesen bakteriellen Superinfektionen kann eine Sommergrippe auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Herzschäden hervorrufen. In Folge einer Gehirn- oder Rückenmarks-Entzündung können Schäden am Muskelgewebe und am zentralen Nervensystem auftreten. Eine typische Folge-Erkrankung ist auch das Reye-Syndrom, bei dem Leber und Gehirn geschädigt werden. Bei einem schweren Verlauf kann eine Sommergrippe chronische Erkrankungen hervorrufen oder sogar tödlich verlaufen.

Bei der medikamentösen Behandlung einer Sommergrippe sind verschiedene Neben- und Wechselwirkungen denkbar. So können Oseltamivir und ähnliche Arzneimittel unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, anaphylaktische Reaktionen und Ödeme hervorrufen. In seltenen Fällen kann es zu Folgeerkrankungen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom oder einer toxischen epidermalen Nekrose kommen. In Folge einer längeren Einnahme können schwerwiegende Schäden an Nieren, Leber, Herz und Lungen auftreten. Zudem kann sich ein Suchtverhalten und daraus resultierend eine Sucht entwickeln.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Durchschnittlich dauert eine Sommergrippe sieben bis zehn Tage, wobei bereits ab dem dritten Tag eine Besserung zu bemerken ist. Verschlimmern sich die Symptome, hält die Sommergrippe länger an oder kommt hohes Fieber hinzu, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Kann der Schnupfen aus den Stirn- und Nasennebenhöhlen nicht abfließen, setzt er sich fest. Dadurch kommt es zu Entzündungen. Bei starken Kopfschmerzen im Zusammenhang mit der Sommergrippe, insbesondere beim Vornüberbeugen, ist von einer Stirn- oder Nasennebenhöhlenentzündung auszugehen. Sie sollte durch den Hausarzt oder den Hals-Nasen-Ohrenarzt behandelt werden.

Ebenso ist es sinnvoll, einen der vorbenannten Mediziner aufzusuchen, wenn der Schnupfen gelbgrün aussieht. Hierfür können Bakterien verantwortlich sein, die mit einem Antibiotikum behandelt werden. Treten infolge der Sommergrippe Probleme beim Atmen auf, ist dies ein mögliches Indiz für eine Lungenentzündung. Auch diese Vermutung muss durch den Hausarzt oder den Pneumologen abgeklärt werden. Bei kleinen Kindern, alten und chronisch kranken Menschen ist das Immunsystem schwach ausgebildet. Sie sollten bei einer Sommergrippe mit stärkeren Beschwerden unverzüglich dem Hausarzt vorgestellt werden.

Behandlung & Therapie

Bei der Therapie der Sommergrippe steht die Linderung der Symptome im Vordergrund. Wichtig ist, den Infekt konsequent auszukurieren und einige Tage im Bett zu bleiben, auch wenn das Sommerwetter noch so schön ist. Während der Genesungsphase braucht der Körper vor allem viel Ruhe. Als hilfreich gilt zudem das Spülen der Nasenschleimhaut mit Salz. Durch den hohen Salzgehalt lassen sich die Schleimhäute desinfizieren und beruhigen.

Zur Stärkung des Abwehrsystems können dem Körper vermehrt Vitamine und Mineralstoffe verabreicht werden. Besonders zu empfehlen sind Zink, Vitamin C sowie Magnesium. Als hilfreich bei einer Sommergrippe gilt zudem die Anwendung von altbewährten Hausmitteln wie Ingwer. Zu diesem Zweck werden vier bis fünf Ingwerscheiben aufgekocht und als Tee eingenommen.

Über entzündungshemmende Eigenschaften verfügen außerdem Salbeitee und Kamillentee, die sich als Gurgellösung verabreichen lassen. Sinnvoll gegen Fieber ist das Anlegen von Wadenwickeln oder das Durchführen einer Schwitzkur mit Lindenblütentee oder Holunderblütentee. Weitere mögliche Behandlungsmittel sind Quarkwickel um den Hals, Lutschtabletten gegen Halsschmerzen aus der Apotheke sowie Fenchel und Eukalyptus gegen Husten.

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Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu einer Sommergrippe kommt, gilt es, das Auskühlen des Körpers zu vermeiden. Im Auto oder im Büro sollte daher die Klimaanlage nicht zu hoch eingestellt werden. Auch auf den Genuss von eiskalten Getränken ist besser zu verzichten. Nach dem Baden muss die nasse Kleidung rasch ausgetauscht werden.

Eine Sommergrippe drückt sich durch erkältungsähnliche Symptome wie Husten, Schnupfen und allgemeinem Unwohlsein aus. Gelegentlich kommt Fieber zu den Beschwerden hinzu. Einer intensiven Nachsorge bedarf es bei einem leichten Verlauf nicht. Bei einer stärker ausgeprägten Sommergrippe empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt. Behandlung und Nachsorge sind die gleichen wie bei einem herkömmlichen grippalen Infekt.

Nachsorge

Bei der Sommergrippe kann eher Vorsorge statt Nachsorge getroffen werden. Dazu kann der Betroffene selbst seinen Anteil beitragen. Eine gesunde, vitaminreiche Ernährung schützt vor einer erneuten Erkrankung. Zugluft durch Klimaanlagen sollte trotz der Sommerwärme vermieden oder verringert werden. Sie begünstigt das Austrocknen der gereizten Schleimhäute.

Zudem ist auf genügend Ruhe und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Die Getränke dürfen aber nicht zu kalt oder mit Eiswürfeln angereichert sein, sondern sollten vorher eine leichte Zimmertemperatur annehmen. Lauwarmer Kamillen- oder Pfefferminztee ist dafür am besten geeignet.

Tritt nach einer Woche keine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustandes ein, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Die verschriebenen Medikamente werden den jeweiligen Symptomen angepasst (entzündungshemmend, abschwellend, schleimlösend...). Hinter dem Schnupfen kann sich eine unentdeckte Pollenallergie verbergen. Ein Allergologe kann den Betroffenen darauf testen.

Das können Sie selbst tun

Die Sommergrippe kann von Betroffenen auch durch Selbsthilfe bewältigt werden, wenn es sich um keinen besonders schweren Verlauf handelt. Grundsätzlich gelten die gleichen Maßnahmen wie bei der klassischen Wintergrippe oder -erkältung ebenfalls. Zusätzlich ist besondere Rücksicht auf die warmen Außentemperaturen und den damit verbundenen häufig auftretenden Flüssigkeitsverlust bei den betroffenen Patienten zu achten. Bei Begleiterkrankungen ist aber vorsichtshalber der Arzt aufgesucht werden.

Die Flüssigkeit ist am besten mit Wasser und Kräuter- oder Früchtetees auszugleichen, die in der warmen Jahreszeit auch kühl getrunken werden können. Bei Fieber sind kühlende Wadenwickel ein bewährtes Hausmittel, während die oberen Atemwege durch Inhalationen befreit werden könnnen. Es ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn sich fieberfreie Patienten auch im Freien wie im Garten aufhalten, hier ist aber ein Platz im Schatten ratsam. Auch ist es wichtig, dass sich die Betroffenen aufgrund der warmen Temeraturen nicht allzu luftig anziehen.

Die Sommergrippe wird häufig durch Enteroviren ausgelöst und ist daher nicht selten auch mit Bauchschmerzen und Übelkeit verbunden. Hier heißt Selbsthilfe auch, den Magen-Darm-Trakt zu schonen. Auf Süßes und Fettes ist ebenso zu verzichten wie auf Alkohol und zu viel Kaffee. Wer raucht, sollte den Nikotinverbrauch zumindest in der Akutphase der Erkrankung deutlich einstellen, um die Atemwege nicht noch mehr zu belasten.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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