Kammerflimmern (Kammerflattern)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Kammerflimmern beziehungsweise Kammerflattern des Herzens, umgangssprachlich auch Herzflimmern oder Herzflattern genannt, ist ein höchst bedrohlicher Vorgang für das Leben des Menschen. Es bedeutet immer akute Lebensgefahr und bei Verdacht auf Kammerflimmern muss der Patient sofort in die Hände eines Arztes, der dann akute Notfallmaßnahmen einleitet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kammerflimmern?

Die Defibrillation ist eine Behandlungsmethode gegen Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder Herzrasen, Vorhofflimmern und Vorhofflattern bei der durch starke Stromstöße eine gesunde Herzaktivität wiederhergestellt werden soll.

Wenn Kammerflimmern des menschlichen Herzens vorliegt, ist bei dem betroffenen Menschen kein Puls mehr zu fühlen. Es kommt zu unkontrollierten Kontraktionen und Zuckungen des Herzens, weil durch krankhafte Herzrhythmusstörungen kein geordneter Herzschlag mehr stattfindet.

Der Herzmuskel pumpt nur noch unregelmäßig und unbehandelt eventuell gar nicht mehr. Kammerflimmern kommt oft als Komplikation während eines Herzinfarktes vor. Wird der Patient nicht umgehend adäquat behandelt, kann er am Kammerflimmern sterben.

Ursachen

Die Ursachen des Kammerflimmerns sind vielfältig. Herz-Kreislauferkrankungen entstehen sehr oft durch jahrelanges Rauchen, aber auch durch andere organische Erkrankungen wie Leber- und Nierenschäden. Ebenso begünstigen eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel Herzerkrankungen.

Die Hauptursache für Kammerflimmern ist aber eine Erkrankung des Herzens selbst, die so genannte Koronare Herzerkrankung. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für das Kammerflimmern und den plötzlichen Herztod.

Auch Kaliummangel bei Nierenversagen oder durch falsche, fettreiche Ernährung kann zu Kammerflimmern führen. Akute Schockzustände und elektrische Schläge können ebenfalls das akute Kammerflimmern verursachen.

In seltenen Fällen können auch übermäßiger Stress (meist verbunden mit einem Herzinfarkt) indirekt zu Kammerflimmern führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Beginnendes Kammerflimmern (Kammerflattern) macht sich oftmals einige Minuten zuvor durch verschiedene diffuse Symptome bemerkbar. Betroffene verspüren zunächst häufig leichte Schwindelanfälle und Benommenheit, welche mit starker Übelkeit einhergehen können. Vielfach gesellen sich außerdem kalte Schweißausbrüche, innere Unruhe und ein Engegefühl in der Brust hinzu.

Im weiteren Verlauf kommt es zu Herzrasen. Die Herzfrequenz nimmt hier auf bis zu 250 Schläge pro Minute zu – normal sind etwa 60 bis 80 Schläge pro Minute. Der Betroffene leidet unter zunehmender Kurzatmigkeit, welche sich bis hin zu akuter Atemnot steigern kann. Durch die Überlastung des Herzens kommt es vielfach zu linksseitigen Brustschmerzen, welche auf den linken Arm und die Schulter ausstrahlen können.

Das Kammerflimmern mündet in der Regel in einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch, der Betroffene verliert innerhalb weniger Sekunden das Bewusstsein. Typischerweise wird die Haut der ohnmächtigen Person bleich, die Lippen verfärben sich blau. In der Regel sind die Pupillen geweitet und starr, es lassen sich weder Blutdruck noch Puls feststellen.

Auch die Atemtätigkeit setzt aus. Während der Ohnmacht kommt es bei vielen Patienten zu einer unkontrollierten Darm- oder Blasenentleerung. In vielen Fällen kündigt sich das Kammerflimmern nicht über derartige Warnsignale an, sondern tritt spontan und ohne vorherige Anzeichen auf. Einige Betroffene verspüren wenige Tage zuvor lediglich eine stark verminderte körperliche Belastbarkeit.

Diagnose & Verlauf

Der Patient, der an akutem Kammerflimmern leidet, fällt schon nach wenigen Sekunden in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Es treten schwere Krämpfe auf und die Pupillen sind auffällig erweitert. Das Gehirn wird nun nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.

Unbehandelt oder zu spät behandelt kommt es beim Kammerflimmern des Herzens schon nach mehreren Minuten zu irreparablen Hirnschäden und kurz darauf tritt unvermeidlich der Tod ein. Beim geringsten Verdacht auf Kammerflimmern oder Herzinfarkt leitet der Notarzt Sofortmaßnahmen ein.

Daneben muss schnellst möglich ein EKG gemacht werden, um die Herztätigkeit des Patienten zu überwachen. Außerdem wird umgehend das Blut des Patienten untersucht, sobald er im Krankenhaus angekommen ist. Viele Städte und Landkreise verfügen über spezielle Krankenwagen, die für akute Herzpatienten ausgestattet sind und in denen alle Sofortmaßnahmen durchgeführt werden können. Aber auch halbautomatische Defibrillatoren, die sich inzwischen in vielen öffentlichen Einrichtungen befinden, können Zeit sparen und Leben retten.

Komplikationen

Beim Kammerflimmern handelt es sich um einen lebensgefährlichen Zustand für den Patienten. Sollte dieser Zustand nicht behandelt werden, so kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten kommen. In der Regel muss die Behandlung akut durch einen Notarzt oder direkt im Krankenhaus erfolgen.

Die weiteren Komplikationen und Beschwerden hängen in der Regel von der Ursache und von der Behandlung ab. Die Betroffenen können durch das Kammerflimmern auch das Bewusstsein verlieren und sich dabei eventuell bei einem Sturz auch verletzen. Ebenso kann der gesamte Kreislauf des Körpers versagen. Sollte der Betroffene das Bewusstsein verlieren, so können die inneren Organe und das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden.

Dabei kommt es zu irreversibel Schädigungen, sodass der Betroffene auch nach der Behandlung möglicherweise an Lähmungen oder an Störungen der Sensibilität leidet. Die Behandlung dieser Beschwerde erfolgt mit Hilfe eines Defibrillators und führt in der Regel nicht zu Komplikationen. Allerdings kann nicht jeder Patient dabei gerettet werden. Eventuell ist ein Herzschrittmacher notwendig, damit der Betroffene weiterhin überleben kann. In den meisten Fällen wird die Lebenserwartung des Patienten durch das Kammerflimmern deutlich verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Störungen des Herzrhythmus gehören zu schwerwiegenden gesundheitlichen Symptomen, die stets von einem Arzt untersucht werden müssen. Dauerhafte sowie vorübergehende Unregelmäßigkeiten weisen auf Probleme der Herztätigkeit hin, die in einer Kontrolluntersuchung abgeklärt werden müssen. Bei Schmerzen im Brustkorb, einer stechenden oder ziehenden Wahrnehmung in der Brust, Herzrasen sowie einer Veränderung des Blutdrucks sollte ein Arzt aufgesucht werden. Leidet der Betroffene unter Übelkeit, Schwindel oder Gangunsicherheiten, besteht Anlass zur Besorgnis.

Kommt es zu einer Auffälligkeit der Atmung, ist die Einleitung ärztlicher Untersuchungen dringend anzuraten. Bei einer Kurzatmigkeit wird der Organismus über eine längere Zeit mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Diese Unterversorgung kann einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen und zu einem vorzeitigen Ableben führen. Bei einer Benommenheit oder dem Verlust des Bewusstseins muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Erste-Hilfe-Maßnahmen sind von anwesenden Personen einzuleiten, damit das Überleben des Betroffenen gesichert wird.

Stellt sich ein nicht kontrollierbares Zittern ein oder entwickelt sich eine innere Unruhe, zeigen sich die ersten Anzeichen einer gesundheitlichen Problematik. Da das Kammerflimmern mit einer hohen Lebensgefährdung verbunden ist, sollte schnellstmöglich bei einer Zunahme der Beschwerden reagiert werden. Ein Notarzt wird bei einer kontinuierlichen Zunahme der Pulsfrequenz, einer inneren Hitzeentwicklung, bei Schweißausbrüchen oder einem plötzlichen Stillstand des Herz-Kreislaufs benötigt.

Behandlung & Therapie

Zuerst wird der Notarzt oder verfügbares medizinisches Personal sofortige Reanimationsmaßnahmen einleiten. Diese Reanimation soll eine Wiederbelebung des Herz-Lungensystems bewirken. Das akute Kammerflimmern wird anschließend mit einem so genannten Defibrillator behandelt. Dieser Apparat wird eingesetzt, um den normalen Herzrhythmus und Herzschlag wieder in Gang zu bringen.

Danach spritzt der Arzt dem Patienten noch zusätzlich Antiarrhythmika. Diese Medikamente stabilisieren das Herz-Kreislaufsystem und bewirken eine Normalisierung der elektrischen Erregungsleitung des menschlichen Herzens. Der Patient, der Kammerflimmern erlitten hat, wird im Krankenhaus auf die Intensivstation verbracht. Mit moderner Apparatemedizin wird er nahtlos überwacht, bis sein Zustand sich merklich stabilisiert hat und er auf einer Normalstation weiterbehandelt werden kann.

Wer einmal einen Anfall von Kammerflimmern oder einen Herzinfarkt erlitten hat, schwebt künftig in Gefahr, dass ihm das gleiche noch einmal passiert und er dies ein zweites Mal nicht überlebt. Deshalb wird der Arzt schon im Krankenhaus Vorsorgemaßnahmen treffen, um neuerliches Kammerflimmern zu vermeiden. Das eventuelle Einpflanzen eines Herzschrittmachers und dauerhafte medikamentöse oder operative Behandlung der ursprünglichen Ursachen sind meist unumgänglich.


Aussicht & Prognose

Wird der Betroffene bei einem Kammerflimmern nicht unverzüglich intensivmedizinisch betreut, ist die Prognose ungünstig. Es droht das vorzeitige Ableben des Patienten, da das Herzflattern eine Notfallsituation des Betroffenen darstellt und für ihn eine akute Lebensgefahr bedeutet. Sind unverzüglich mit dem Beginnen des Kammerflimmern Maßnahmen der Ersten Hilfe durch anwesende Personen eingeleitet worden und findet innerhalb weniger Minuten eine ärztliche Versorgung statt, verbessern sich die Aussichten auf eine Genesung.

Bei einem grundsätzlich gesunden Menschen besteht das Risiko langfristiger Beeinträchtigungen. Die Rettung des Lebens ist in den meisten Fällen erfolgreich. Meist muss eine Umstellung der aktuellen Lebensführung erfolgen und körperliche sowie emotionale Belastungen sind zu vermeiden. Sie können jederzeit zu einem Rückfall vorhandener Beschwerden führen und eine erneute Lebensgefahr auslösen.

Liegen weitere Grunderkrankungen, wie starkes Übergewicht, eine Herzkrankheit oder ein Nierenversagen vor, hat dies einen ungünstigen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Neben dauerhaften Schäden der Organe und Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeiten des Organismus, drohen körperliche wie psychische Folgeerkrankungen. Die Lebensqualität nimmt deutlich ab und eine Umstrukturierung des gesamten Alltags ist notwendig, da die gewohnten Pflichten nicht mehr eigenständig erfüllt werden können. Es treten irreversible Schädigungen ein, die jederzeit zu Komplikationen und der Gefährdung des Lebens führen können. Lähmungen oder mehrfache operative Eingriffe sind wahrscheinlich.

Vorbeugung

Wer Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems vorbeugen möchte, sollte unbedingt die Vorsorgeuntersuchungen der Kassen in Anspruch nehmen. Schon Menschen ab 35 Jahren können sich regelmäßig untersuchen lassen. Wer bei sich selbst unregelmäßigen Herzschlag oder gar Schmerzen in der Herzgegend feststellt, sollte sich zudem umgehend vom Hausarzt oder einem Kardiologen untersuchen lassen. Ein 24 Stunden EKG kann bei unklaren Beschwerden Klarheit bringen, falls das normale EKG keine Auffälligkeiten anzeigt.

Das Rauchen und der übermäßige Konsum von Alkohol schaden allen Organen und somit auch dem Herzen. Wer sich viel bewegt, gesund ernährt und auf Genußgifte verzichtet, kann koronaren Herzerkrankungen und Kaliummangel vorbeugen. Sollte eine solche Erkrankung bereits vorliegen, so müssen Behandlungstermine penibel eingehalten und verordnete Medikamente unbedingt eingenommen werden.

Nachsorge

Ein überstandenes Kammerflimmern oder Kammerflattern ist eine Erkrankung, die zwingend durch eine ärztliche Nachsorge zu begleiten ist. Dies betrifft unter anderem den Defibrillator, der den Patienten in vielen Fällen zur Sicherheit in die Brust implantiert worden ist. Funktion und Sitz müssen stimmen, um den Schutz für den Betroffenen in optimalen Ausmaß zu gewährleisten.

Des weiteren hängt die Nachsorge auch von einer eventuellen Grunderkrankung ab, die das Kammerflimmern oder -flattern ausgelöst hat. Wenn eine strukturelle Herzerkrankung festgestellt wurde, ist diese in vom Arzt definierten regelmäßigen Abständen in ihrem Verlauf zu kontrollieren. Dazu gehören Ultraschall und EKG, aber auch Belastungs-EKG, bildgebende Verfahren wie das MRT oder auch die invasive Untersuchung durch den Herzkatheter.

Wenn die körperliche Fitness im Rahmen der Nachsorge gestärkt werden kann, wird dies ebenfalls mit dem behandelnden Arzt, zum Beispiel dem Hausarzt, einem Internisten oder dem Kardiologen, abgesprochen. Hier gibt es Rehasport-Gruppen, die speziell auf die Bedürfnisse kardiologischer Patienten abgestimmt sind. Auch Spaziergänge an der frischen Luft sind hilfreich.

Die Ernährung ist am besten cholesterinbewusst, ohne viel Fett, zu gestalten. Auf Alkohol, Nikotin und allzuviel Koffein ist besser zu verzichten. Für die psychische Bewältigung eines überstandenen Kammerflimmerns können Entspannungsverfahren oder auch Yoga im Rahmen der Nachsorge sehr hilfreich sein.

Das können Sie selbst tun

Das Kammerflimmern (Kammerflattern) gehört als potenziell lebensbedrohliche Rhythmusstörung des Herzens in sofortige notärztliche Behandlung. Aufgrund der häufig rasch eintretenden Bewusstlosigkeit ist Selbsthilfe durch den betroffenen Patienten in der Regel nicht möglich.

Nach einem überstandenen Kammerflimmern gibt es jedoch einige Verhaltensweisen, die für den Patienten im Alltag wichtig sind. Je nachdem, was als Ursache für das Kammerflimmern oder Kammerflattern festgestellt wurde, kann der Patient in Rücksprachen mit dem behandelnden Hausarzt, Internisten oder Kardiologen aktiv zu seiner Herzgesundheit beitragen. Das betrifft insbesondere eine gesunde Ernährung sowie ein dosiertes Maß an sportlicher Bewegung, dass durch den meist implantatierten Defibrillator sowohl in Eigenregie als auch in Herzsportgruppen möglich ist. Auch die Stärkung des Immunsystems zur Abwehr von Infekten und eine Reduzierung eventuellen Übergewichts sind sinnvoll. Zudem liegt es am Patienten, den Stress in seinem privaten oder beruflichen Umfeld bestmöglich auf ein Minimum zu reduzieren.

Auch die seelische Verfassung gilt es Patienten nach einem bedrohlichen Kammerflimmern (Kammerflattern) zu stärken. Auch hier hilft moderates Training. Zudem ist eine psychische Stabilisierung durch die Aufarbeitung in Gesprächen ebenso möglich wie durch den Spaziergang mit dem Hund oder das Erlernen einer Entspannungsmethode wie etwa der Progessiven Muskelrelaxation nach Jacobsen. Auch sanfte Yogastile stabilisieren das innere Gleichgewicht der oft deutlich.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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