Hämolyse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hämolyse oder Hämolytische Anämie ist eine durch eine Vielzahl an möglicher Ursachen Zerstörung der roten Blutkörperchen, die sich nur schwer vorbeugen und behandeln lässt und in schlimmen Fällen häufig zum Tode führen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hämolyse?

Zu den klassischen Symptomen einer Hämolyse gehören Zittern, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel und Kurzatmigkeit bis hin zu Herzrasen unter Belastung.
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Bei einer Hämolyse handelt es sich um eine Erkrankung, die dazu führt, dass sich die roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozyten auflösen.

Indem die Zellmembran der Erythrozyten geschädigt wird, tritt das Hämoglobin, bei dem es sich um den Farbstoff der roten Blutkörperchen handelt, in das eigentlich farblose Plasma über. Es wird zwischen der sogenannten physiologischen Hämolyse und der gesteigerten Hämolyse unterschieden.

Im ersten Fall handelt es sich um ein natürliches Absterben der Erythrozyten nach 120 Tagen. Der zweite Fall beschreibt ein erhöhtes Auflösen der Erythrozyten, das über den natürlichen Erythrozytenkreislauf hinaus geht und als krankhaft angesehen werden muss.

Ursachen

Die Ursachen für eine Hämolyse sind vielfältig. Eine auftretende Hämolyse kann ein Symptom einer anderen Grunderkrankung sein oder aber durch mechanische Prozesse gleichermaßen auftreten oder auch genetisch bedingt sein.

So können sowohl durch schwere Infektionen und Autoimmunerkrankungen Hämolysen auftreten, als auch durch Vergiftungen, Herzklappenprothesen und Verbrennungen oder Defekte der Erythrozytenmembranen oder des Hämoglobins. Auch Parasiten können eine mögliche Ursache für die Entstehung einer gesteigerten Hämolyse sein.

Ein erster Hinweis auf eine krankhaft bedingte Hämolyse ist ein braun verfärbter Urin. Die Verfärbung kommt dadurch zustande, dass bei einer gesteigerten Hämolyse vermehrt Hämoglobin über den Urin (siehe auch Blut im Urin) ausgeschieden wird. Ein Arzt kann bei einem Verdacht auf eine gesteigerte Hämolyse verschiedene Tests durchführen.

Wenn sich im Blut eine erhöhte Zahl junger Erythrozyten bei einer gleichzeitigen geringeren Konzentration an Hämoglobin feststellen lassen, ist dies ein weiterer Hinweis auf eine mögliche Hämolyse. Sogenannte Coombs-Tests helfen dabei, eine Erkrankung sicher zu diagnostizieren. Nicht immer wird eine gesteigerte Hämolyse jedoch sofort erkannt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den klassischen Symptomen einer Hämolyse gehören Zittern, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel und Kurzatmigkeit bis hin zu Herzrasen unter Belastung. Die charakteristische Blässe der Haut wird von weiteren Symptomen einer Gelbsucht begleitet. So treten Bauchschmerzen, Fieber und ein allgemeines Unwohlsein auf, oft begleitet von einer starken Abgeschlagenheit.

Bei vielen Patienten stellen sich zudem Schüttelfrost und Kopfschmerzen ein. Kommt es zu einer hämolytischen Krise, können Symptome wie starke Magenschmerzen, hohes [[Fieber9] und 8[Kreislaufbeschwerden]] auftreten. In schweren Fällen kommt es zum Kreislaufkollaps. Oft bilden sich Gallensteine und es kommt zu einer Vergrößerung der Milz, wodurch weitere Symptome hinzukommen können. Bei einem schweren Verlauf entwickeln sich Thrombosen oder es kommt zum Nierenversagen.

Auch eine hämolytische Anämie kann auftreten und sich durch die typischen Anzeichen einer Blutarmut bemerkbar machen. Wird die Hämolyse nicht ausreichend behandelt, kann es gegebenenfalls zum Bewusstseinsverlust kommen. Die Beschwerden treten meist einige Tage bis Wochen nach der ursächlichen Erkrankung auf und bleiben über Monate oder sogar Jahre bestehen. Bei einigen Patienten bilden sich die Symptome von selbst zurück, sobald der Auslöser behoben wurde. In anderen Fällen verläuft die Hämolyse tödlich.

Diagnose & Verlauf

Als Folge einer gesteigerte Hämolyse können verschiedene Komplikationen auftreten: Als vergleichsweise harmlose Ursache kann es aufgrund einer Hämolyse zu Gallensteinen kommen. Im schlimmsten Fall kommt es jedoch zu Thrombosen, zu Nierenversagen oder einer hämolytischen Anämie.

Bei dieser werden im Gegensatz zu einem gesunden Körper, der in der Lage ist, ständig neue Erythrozyten nachzubilden, so dass bei der physiologischen Hämolyse die Zahl der Erythrozyten im Blut stetig gleich bleibt, mehr Erythrozyten zerstört als nachgebildet werden können.

Im weiteren Verlauf kann es zu einer mangelhaften Sauerstoffversorgung des Gewebes kommen. Aufgrund der vielen möglichen Komplikationen kann eine Hämolyse in nicht wenigen Fällen chronisch werden und sogar zum Tod führen.

Komplikationen

Im schlimmsten Fall kann die Hämolyse zum Tode des Patienten führen. Dabei werden die roten Blutkörperchen zerstört, sodass es zu unterschiedlichen Beschwerden und Einschränkungen kommt. Der Betroffene fühlt sich krank und müde und leidet an einer starken Abgeschlagenheit. Weiterhin kann auch eine Gelbsucht auftreten, bei welcher der Patient zusätzlich auch an Fieber und an Bauchschmerzen leidet.

Der Betroffene kann gegebenenfalls das Bewusstsein verlieren und klagt über starke Kopfschmerzen und Übelkeit. In der Regel können keine besonderen körperlichen Tätigkeiten mehr ausgeübt werden, sodass es zu einer starken Einschränkung im Leben des Patienten kommt. Durch die Vergrößerung der Milz kommt es weiterhin zu starken Schmerzen in der Bauchregion.

Im schlimmsten Falle kann sich eine Niereninsuffizienz herausbilden, bei welcher der Patient auf eine Spenderniere oder auf eine Dialyse angewiesen ist. Falls die Beschwerden nicht behandelt werden, kommt es in der Regel zum Tod des Patienten. Die Behandlung erfolgt dabei immer kausal und wird in Form eines operativen Eingriffes durchgeführt. Hierbei treten nur selten Komplikationen auf, wenn der Eingriff schon frühzeitig erfolgt. Die Lebenserwartung kann verringert werden, wenn die Hämolyse erst spät behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Gelbsucht deuten auf eine Hämolyse hin. Wenn diese Anzeichen scheinbar ohne Grund auftreten und nicht von selbst wieder abklingen, ist ärztlicher Rat gefragt. Patienten, die plötzlich an Gallensteinen oder Anzeichen einer Milzvergrößerung leiden, sollten einen Arzt aufsuchen. Sollten sich äußerliche Krankheitszeichen wie Blässe und eingefallene Augen bemerkbar machen, muss der Hausarzt konsultiert werden. Bei Anzeichen einer hämolytischen Krise, die sich etwa durch Fieber und Bauchschmerzen äußern kann, ist der Notarzt der richtige Ansprechpartner.

Selbiges gilt bei Nierenversagen, Thrombosen oder einer hämolytischen Anämie. Eine Hämolyse wird durch schwere Infektionen und Autoimmunerkrankungen ausgelöst. Auch Vergiftungen, Verbrennung oder Autoimmunerkrankungen gehören zu den möglichen Ursachen. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, muss bei den erwähnten Symptomen umgehend mit dem zuständigen Arzt sprechen. Bei starken Beschwerden wird am besten das nächste Krankenhaus aufgesucht bzw. sollte sofort der Rettungsdienst eingeschaltet werden. Da die Hämolyse immer wieder auftreten kann, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Hausarzt oder einen Internisten angezeigt.

Behandlung & Therapie

Um eine krankhafte Hämolyse effizient behandeln zu können, muss zu allererst festgestellt werden, ob es sich bei der Hämolyse um eine angeborene Form oder eine andere Ursache handelt. Unterliegt der Hämolyse eine andere Erkrankung, verschwindet die Hämolyse üblicherweise mit der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung.

Für die Dauer der Genesung kann, um eine Steigerung der Hämolyse zu vermeiden, eine Transfusion von Erythrozytenkonzentraten notwendig werden. Ist die Hämolyse auf genetische Ursachen zurückzuführen, bleibt als Behandlung häufig nur ein operativer Eingriff, bei dem die Milz entfernt wird. Die gleiche Behandlung erfolgt oftmals, wenn die Hämolyse zustande kam, weil das jeweilige Immunsystem des Betroffenen selbst Antikörper gebildet hat, die für die Zerstörung der Erythrozyten verantwortlich sind, und eine medikamentöse Behandlung nicht oder nicht mehr ausreichend ist.

Bei mechanischen Ursachen, muss zur Behandlung der Hämolyse logischer Weise die Ursache abgestellt werden. Bei einer Hämolyse, der eine Herzklappenprothese unterliegt, kann es im schlimmsten Fall zu einem notwendig werdenden Austausch der Prothese kommen. Bluttransfusionen sind häufig nicht zur Behandlung einer Hämolyse geeignet.


Vorbeugung

Einer Hämolyse lässt sich nur schwer und nur unter bestimmten Umständen vorbeugen, wie beispielsweise, dass der Hämolyse keine genetische Veranlagung zugrunde liegt. Ein risikoarmes Verhalten, wie beispielsweise ein Schutz vor einer möglichen Intoxikation oder einer Autoimmunerkrankung sind häufig die einzigen Möglichkeiten, um sich vor einer Hämolyse zu schützen.

Nachsorge

In der Nachsorge- und Genesungsphase der Hämolyse kann eine Transfusion eingeleitet werden, um den Patienten Erythrozytenkonzentrate zuzuführen. Damit lindern die Ärzte die Erkrankung. Wenn genetische Ursachen vorliegen, entscheiden sich die Ärzte oft für eine operative Entfernung der Milz, da die Behandlung mit Medikamenten kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.

Die Patienten können in der sich anschließenden Phase ihre Lebensweise umstellen, um das Risiko einer Intoxikation zu minimieren. Eine gesunde Lebensweise ist dabei eine wirksame Methode, um die Immunkräfte zu kräftigen und die Gefahr von Autoimmunerkrankungen einzuschränken. So verbessert sich der Schutz vor einer Hämolyse.

Des Weiteren sollten die Patienten auf Verfärbungen im Urin achten, die auf die Erkrankung hinweisen können. Bei Auffälligkeiten ist ein kurzfristiger Arzttermin zu vereinbaren. Die anschließende Diagnostik zeigt auf, ob die Veränderung mit der Erkrankung zusammenhängt. Durch eine ausgewogene Ernährungs- und Lebensweise können sich die Betroffenen vor den Beschwerden schützen.

Auf Alkohol und Genussmittel wie Kaffee und Nikotin sollten die Risikopatienten verzichten, sonst verschlechtert sich ihr Allgemeinzustand. Abhängig von der Situation und vom Fitnessstatus ist ein sanftes bis mittleres Bewegungsprogramm sinnvoll, das den Kreislauf anregt, das Immunsystem stabilisiert und Übergewicht reduziert.

Das können Sie selbst tun

Die Hämolyse ist eine ernsthafte Erkrankung des Blutes, die der betroffene Patient weder selbst diagnostizieren, noch selbst behandeln kann. Häufig macht sie sich durch eine dunkle Verfärbung des Urins bemerkbar. Für die Verfärbung des Urins kann es aber auch andere Ursachen geben. Beobachtet der Patient eine solche Verfärbung, so sollte er unverzüglich seinen Arzt aufsuchen und eine entsprechende Diagnostik durchführen lassen. Begleiterscheinungen der Hämolyse sind ein Gefühl von Mattigkeit und Abgeschlagenheit sowie teilweise starke Kopfschmerzen, die durch den gestörten Stoffwechsel verursacht werden.

Die Behandlung der Hämolyse wird in Absprache mit dem Arzt und unter regelmäßigen Kontrollen vorgenommen. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Patient den besprochenen Behandlungsplan einhält und zu den Untersuchungen erscheint. Zur Unterstützung der Behandlung sollte der Patient alle Dinge und Gewohnheiten unterlassen, die zu einer Belastung des Organismus und damit zu einer Schwächung führen.

Idealerweise strebt der Patient während der Behandlung der Hämolyse einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil an. Auf Genussgifte wie Alkohol, Kaffee in größeren Mengen, Nikotin oder Drogen sollte dringend verzichtet werden. Je nach dem Allgemeinzustand des Patienten kann ein leichtes bis mittleres Bewegungs- oder Sportprogramm das Immunsystem und das Herz-Kreislaufsystem stärken. So wird der Organismus bei der Genesung unterstützt. Übergewicht sollte reduziert werden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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