Atropin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Atropin ist eine giftige Substanz aus der Gruppe der Alkaloide. In der Natur findet man es in Nachtschattengewächsen wie der Tollkirsche oder der Engelstrompete. Die unkontrollierte Einnahme von Atropin kann tödlich sein, trotzdem findet der Wirkstoff vielfältigen und wichtigen Einsatz auf dem Gebiet der Medizin.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Atropin?

Atropin hemmt diese Funktionen des Parasympathikus, wodurch die Leistungsfähigkeit des Körpers erhöht wird.

Neben seinem natürlichen Vorkommen in Nachtschattengewächsen wird das für medizinische Zwecke verwendete Atropin synthetisch hergestellt. Der Pharmazeut Philipp Lorenz Geiger gilt als Entdecker des Wirkstoffs.

Dieser wird eingeordnet in die Gruppe der Parasympatholika, das sind Substanzen, die auf den Parasympathikus wirken. Der Parasympathikus ist ein Teil des menschlichen Nervensystems, der dafür verantwortlich ist, den Stoffwechsel zu regulieren, den Körper zu regenerieren und für Ruhe und Erholung im Körper zu sorgen.

Atropin hemmt diese Funktionen des Parasympathikus, wodurch die Leistungsfähigkeit des Körpers erhöht wird.

Pharmakologische Wirkung

Der Wirkstoff Atropin hat Einfluss auf verschiedene Funktionen und Organe im Körper. Durch die blockierende Wirkung auf den Parasympathikus wird durch die vermehrte Aktivität des Sympathikus der Herzschlag beschleunigt.

Aus dem gleichen Grund erweitern sich die Bronchien in den Lungen, wodurch sich die Atmung verbessert. Die Einnahme von Atropin äußert sich zudem durch verminderte Speichel- und Schweißbildung. Eine starke Lichtempfindlichkeit und verminderte Sehfähigkeit treten zudem auf. Ebenso nimmt die Magen- und Darmtätigkeit ab.

Als Nebeneffekt lässt sich eine Erweiterung der Pupillen beobachten. All diese körperlichen Reaktionen sind auf die vermehrte Tätigkeit des Sympathikus zurückzuführen. Ist dies der Fall, schaltet der Körper auf „Angriff“, das bedeutet, dass eine erhöhte Handlungsbereitschaft entsteht, die normalerweise ihren Zweck in Gefahrenfällen erfüllt, um zu kämpfen oder zu fliehen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In der Medizin hat man sich diese Wirkungen des Atropins zunutze gemacht. Bereits im 19. Jahrhundert verwendete man den Wirkstoff bei Asthmaerkrankungen. Der Lungenkrankheit, die zu akuter Atemnot führen kann, wurde durch die Bronchien erweiternden Eigenschaften des Atropins Abhilfe geschaffen. Wegen vielfältiger Nebenwirkungen verwendet die Medizin heute jedoch andere Mittel zur Behandlung der Krankheit.

Einen festen Platz hat das Atropin heutzutage in der Notfallmedizin. Leidet ein Patient unter einer zu niedrigen Herzfrequenz (einer sogenannten Bradykardie), wird das Mittel zur Erhöhung der Herzfrequenz eingesetzt. Patienten unter Narkose leiden aufgrund des Narkosemittels häufiger unter Bradykardien, sodass Atropin auch in der Anästhesie Einsatz findet.

Bei Krämpfen im Magen- und Darmtrakt kann Atropin hilfreich sein, die Anwendung zu diesem Zweck ist allerdings relativ selten. Zudem findet es Verwendung in der Augenheilkunde. Dabei dient es dazu, die Pupillen des Patienten zu erweitern, was für manche Untersuchungen und Diagnosen notwendig sein kann.

Auch bei Inkontinenz, Problemen bei der Blasenentleerung oder bei einer Reizblase kann Atropin als Medikament verwendet werden. Sehr selten wird Atropin bei schmerzhaften Regelblutungen eingesetzt, denn es gibt neuere und effektivere Medikamente zur Behandlung dieser Problematik.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Risiken und Nebenwirkungen von Atropin sind, verglichen mit seinem relativ beschränkten therapeutischen Einsatz, immens. Keinesfalls sollte der Wirkstoff ohne ärztlichen Rat eingenommen werden, denn es besteht akute Vergiftungs- und somit Lebensgefahr. Besonders die unkontrollierte Einnahme von Nachtschattengewächsen wie der Engelstrompete oder des Stechapfels als Rauschmittel macht das Risiko aufgrund der schwer zu berechnenden Dosis unkalkulierbar.

Neben Halluzinationen treten diverse Vergiftungserscheinungen auf. Diese äußern sich zunächst durch Hautrötungen und Herzrasen. Im Anschluss daran können Bewusstlosigkeit und Atemlähmungen folgen. Ab diesem Zeitpunkt ist der Zustand des Patienten in fast allen Fällen bereits hoffnungslos, es tritt mit großer Wahrscheinlichkeit der Tod ein. Bei Toten durch Atropinmissbrauch stellte man Leberverfettungen und Hautblutungen fest, die im Zuge der Vergiftung auftreten. Kinder vertragen nur extrem niedrigen Dosen Atropin.

Die Behandlung einer Überdosierung erfolgt durch die Entleerung des Magen- und Darmtraktes sowie durch künstliche Beatmung.

Patienten klagen bei der kontrollierten Einnahme von Atropin (also unter ärztlicher Aufsicht) häufig über Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen sowie Herzrasen. Weiterhin können Hautrötungen, extreme Unruhe und Appetitlosigkeit auftreten. All diese Nebenwirkungen ergeben sich aus der hemmenden Wirkung des Atropins auf den Parasympathikus.

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