Anästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anästhesie ist ein medizinisches Verfahren mit welchem die körperliche Schmerzempfindung und bestimmte Funktionen des Körpers ausgeschaltet werden. Es wird eingesetzt, um operative Eingriffe oder Diagnoseverfahren für den Patienten schmerzfrei durchführen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Anästhesie?

Im Unterschied zu Lokalanästhesie, bei denen die Schmerzausschaltung nur einzelne Regionen des Körpers umfasst, ist der Patient bei einer Vollnarkose nicht erweckbar, bis das Narkosemittel nachlässt.

Es gibt verschiedene Arten von Anästhesien, am bekanntesten sind die Allgemeinanästhesie (Vollnarkose), die Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) und die Regionalanästhesie (Betäubung von größeren Bereichen).

Der Begriff Anästhesie kommt aus dem Griechischen und wird aus den Worteilen an - ohne und aisthesis - Empfindung zusammengesetzt. Mit einer Anästhesie wird Empfindungslosigkeit und damit Schmerzfreiheit, entweder im ganzen Körper oder lokal begrenzt, hergestellt. Durchgeführt wird die Anästhesie von einem Facharzt, dem Anästhesisten.

Die Schmerzfreiheit wird durch Verabreichen von Medikamenten, in Form von Injektionen in die Vene oder in bestimmte Nervenbahnen, oder durch die Gabe von Narkosegasen erreicht. Bei einer Vollnarkose tritt vollständige Bewusstlosigkeit ein, so dass der Patient die medizinischen Eingriffe nicht wahrnimmt; bei lokaler und regionaler Betäubung ist der Patient wach, empfindet aber keinen Schmerz.

Funktion, Wirkung, Anwendung & Ziele

Anästhesien werden immer dann eingesetzt wenn Behandlungen oder diagnostische Untersuchungen Schmerzen verursachen würden. Dies ist bei operativen Eingriffen der Fall, bei bestimmten Diagnoseverfahren, bei Geburten und in der Schmerztherapie.

Operationen werden je nach Umfang und Dauer des Eingriffs unter örtlicher Betäubung oder unter Vollnarkose durchgeführt. Zur Diagnostik wird die Anästhesie bei Verfahren wie beispielsweise der Endoskopie (Spiegelung = Einführen einer Kamera in Organe) oder der Angiographie (Einspritzen von Kontrastmittel in die Gefäße des Herzens) eingesetzt. Der Verlauf von Geburten wird mit Hilfe der Periduralanästhesie (PDA) erleichtert, da die Wehen durch die Betäubung nicht mehr gespürt werden.

Aber auch für Kaiserschnitte wird sie eingesetzt, um der werdenden Mutter die Möglichkeit zu geben, die Geburt bei Bewusstsein zu erleben. Schließlich kommt Anästhesie auch bei der Therapie von chronischen Schmerzzuständen zum Einsatz. Mittels in den Körper eingesetzter Medikamentenpumpen werden dauerhaft Schmerzmittel in den Körper abgegeben, die dem Patienten Schmerzfreiheit ermöglichen.

Die Allgemeinanästhesie oder Vollnarkose schaltet mittels verschiedener Medikamente die Schmerzempfindung des ganzen Körpers aus und versetzt den Patienten in völlige Bewusstlosigkeit. Die Komponenten sind schmerzstillende, betäubende und entspannende Substanzen. Sie verhindern den Schmerz, versetzen den Patienten in eine Art Tiefenschlaf und lassen die Muskeln erschlaffen.

Finden längere Eingriffe statt, so wird bei einer Allgemeinanästhesie ein Tubus (Beatmungsschlauch) in die Luftröhre eingeführt, um dauerhaft eine ausreichende Atmung sicherzustellen. Während der Operation überprüft der Narkosearzt ständig die Körperfunktionen des Patienten und reguliert die Stärke der Anästhesie dementsprechend.

Bei der Lokalanästhesie werden begrenzte Areale des Körpers so betäubt, dass dort kein Schmerz mehr wahrgenommen werden kann. Der Patient bleibt bei Bewusstsein und die Motorik funktioniert weiterhin. Wenn beispielsweise eine Wunde an der Hand genäht werden muss, so kann der Arzt gezielt die Nerven medikamentös betäuben, die für die Versorgung und damit für die Wahrnehmung dieser Stelle zuständig sind. Auch der Zahnarzt wendet die Lokalanästhesie bei der Behandlung von Zähnen an, indem er das Anästhetikum nur in den Nerv des betroffenen Zahnes einspritzt.

Regionalanästhesien betäuben einen größeren Bereich des Körpers als das bei der örtlichen Anästhesie der Fall ist. Bei der Periduralanästhesie beispielsweise wird das betäubende Mittel in den sogenannten Periduralraum eingespritzt und verhindert damit die Schmerzempfindung in der gesamten unteren Körperregion.


Gefahren & Risiken

Durch modernste Geräte und gut ausgebildete Fachärzte sind die Gefahren bei einer Anästhesie heutzutage sehr gering. Es können nach der Vollnarkose durch Überempfindlichkeit seitens des Patienten Übelkeit und Erbrechen auftreten, meist werden jedoch den Narkosemitteln schon vorbeugend Medikamente beigemischt, die diese Nebenwirkung verhindern.

Ein mögliches Risiko bei einer Anästhesie mit Intubation ist die falsche Positionierung des Tubus in die Speiseröhre statt in die Luftröhre, doch passiert dies äußerst selten und wird in der Regel sofort bemerkt. Aspiration von eventuell noch vorhandenem Mageninhalt stellt eine weitere Gefahr dar. Um diese auszuschließen dürfen Patienten vor einer Narkose keine Nahrung mehr zu sich nehmen.

Bei lokaler und regionaler Anästhesie können Blutergüsse oder Infektionen an der Injektionsstelle auftreten, sowie allergische Reaktionen vorkommen. Es sind Verletzungen der Nerven möglich und selten kann es zu Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckabfall kommen.

Quellen

  • Roewer, N., Thiel, H.: Taschenatlas der Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roewer, N., Thiel, H., Wunder, C.: Anästhesie compact. Thieme, Stuttgart 2012
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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