Schwarze Haarzunge

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schwarze Haarzunge bezeichnet eine Veränderung der Zunge, die durch einen dunklen und pelzigen Zungenbelag charakterisiert ist. Sie ist kosmetisch zwar störend, aber in den meisten Fällen harmlos. Nachfolgend werden die Ursachen, Symptome, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten erläutert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine schwarze Haarzunge?

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem Brennen und an einem Juckreiz auf der Zunge leidet. Dabei kommt es auch zu Mundgeruch und zu einer dauerhaften Übelkeit, sodass der Betroffene auch den Appetit vollständig verliert.
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Die Schwarze Haarzunge ist bei rund 3 Prozent der Bevölkerung zu finden, insbesondere bei Männern. Sie äußert sich im dunklen, pelzartigen Belag im mittleren bis hinteren Drittel der Zunge. Dieser entsteht durch die Verlängerung der Fadenpapillen auf der Zunge, welche von ungefähr 1 mm bis zu 1,8 cm anwachsen und diesen pelzartigen Belag bilden.

Diese „Haare“ werden durch Lebens- und Genussmittel sowie Mikroorganismen grün, braun bis hin zu schwarz gefärbt. Der Zungenbelag kann sehr weit ausgedehnt sein und bis in den so genanntem Schlund reichen, wo er beim Sprechen und Schlucken ein sehr unangenehmes und störendes Kitzeln und zum Teil auch einen Würgreiz verursacht. In vielen Fällen verschwindet die Schwarze Haarzunge nach mehreren Wochen oder Monaten von selber wieder.

Ursachen

Die Fadenpapillen werden oftmals von pigmentbildenden Bakterien und zum Teil auch durch Infektionen mit Candida albicans gefärbt. Bei Letzterem tritt häufig zusätzlich ein starkes Zungenbrennen auf. Eine weitere Möglichkeit sind eingenommene Lebens- und Genussmittel (Zigaretten, Kaffee, Tee und Alkohol) oder Medikamente, beispielsweise Kortison oder Antibiotika, durch welche die lokale Umgebung in der Mundhöhle verändert wird.

Es sind verschiedene mögliche Risikofaktoren bekannt, doch die genaue Ursache konnte bisher noch nicht aufgeklärt worden. Ebenso von Bedeutung scheinen eine schlechte Mundhygiene sowie ein ungenügendes Abschaben der Zunge an Zähnen, Gaumen und Lebensmitteln zu sein, beispielsweise wenn Flüssignahrung eingenommen wird und zu wenig feste Nahrung gekaut wird.

Häufig wird das Auftreten des schwarzen Zungenbelags auch bei einer Hefepilzinfektion, einem Vitaminmangel (insbesondere Vitamin B) und einem übermäßigen Tabakkonsum beobachtet. Ebenso als Gründe infrage kommen eine Chemotherapie oder Strahlenbehandlung, AIDS und starkes Untergewicht. Weitere mögliche Auslöser sind reizende Substanzen wie starke Mundwasser oder -spülungen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Schwarze Haarzunge zeigt sich an einem gefärbten, haarigen Belag auf der Zunge. Die Verfärbungen können grau, grün, gelb, braun bis hin zu schwarz sein. Mögliche Beschwerden sind Juckreiz, Zungenbrennen, Geschmacksveränderungen, beispielsweise ein metallischer Geschmack, Mundgeruch, Appetitmangel und Übelkeit.

Beim Schlucken und Sprechen ist es möglich, dass die „Haare“ ein Kitzeln oder einen Brechreiz auslösen. Bei einer extremen Ausprägung kann der Zungenbelag zu Schluck- bis hin zu Sprechstörungen führen. Die Schwarze Haarzunge kann von selber wieder verschwinden oder auch über einen langen Zeitraum bestehen bleiben.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose sollte grundsätzlich in einer ärztlichen Behandlung gestellt werden. Hierbei bilden die verlängerten Papillen über 3 mm das wichtigste Kriterium. Der Grund hierfür ist, dass die Zunge auch nur vorübergehend ohne eine Verlängerung der Fadenpapillen gefärbt sein kann. Die kann beispielsweise bei einem Verzehr von Heidelbeeren oder anderen Früchten sein.

Aber auch bei dem Genuss von Rotwein, der Anwendung von Mundspülungen oder der Einnahme von Bismuthsalzen kann dies der Fall sein. Ein ähnliches Bild können auch Erkrankungen hervorrufen, zum Beispiel eine Haarleukoplakie, Candidamykose und dergleichen. Daher ist die gründliche Befragung des Patienten sehr wichtig.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei dieser Beschwerde nicht zu besonderen Kompilkationen oder zu schwerwiegenden Beschwerden. Auch die Gesundheit des Patienten wird dabei in der Regel nicht negativ beeinträchtigt, sodass die Beschwerde auch nicht in jedem Fall behandelt werden muss. Die meisten Betroffenen leiden dabei an einer Verfärbung der Zunge.

Diese Verfärbung kann von einem Juckreiz begleitet werden, sodass es auch zu einem Brennen oder zu Schmerzen auf der Zunge kommen kann. Ebenso wirkt sich die Erkrankung negativ auf das Geschmacksempfinden aus, sodass es dabei zu Veränderungen kommen kann. Weiterhin leiden die Betroffenen häufig an einem Mundgeruch, an Übelkeit oder ebenso an Erbrechen. Die Lebensqualität des Patienten wird dabei erheblich eingeschränkt und verringert.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, führt die Erkrankung häufig zu Schluckbeschwerden oder auch zu Sprachstörungen. In der Regel kann die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten relativ gut behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht ein. Nur in seltenen Fällen sind operative Eingriffe notwendig. Auch die Lebenserwartung des Patienten bleibt von der Erkrankung unverändert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Diese Krankheit sollte nach Möglichkeit immer durch einen Arzt behandelt werden. Dabei kommt es in der Regel nicht zu einer selbständigen Heilung, sodass eine Behandlung durch einen Arzt unabdingbar ist. Weiterhin kann es auch zur einer Verschlechterung der Beschwerden kommen, falls die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt wird. In erster Linie muss auch die Grunderkrankung erkannt werden, die für diese Beschwerde verantwortlich ist. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem Brennen und an einem Juckreiz auf der Zunge leidet. Dabei kommt es auch zu Mundgeruch und zu einer dauerhaften Übelkeit, sodass der Betroffene auch den Appetit vollständig verliert.

In vielen Fällen deuten auch Beschwerden beim Sprechen oder beim Schlucken auf diese Krankheit hin. Ein Arzt ist vor allem dann aufzusuchen, wenn der Patient an einer schwarz gefärbten Zunge leidet und die Färbung nicht wieder von alleine verschwindet. Bei dieser Krankheit kann in der Regel ein Hautarzt oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung richtet sich allerdings nach den genauen Beschwerden und nach der zugrundeliegenden Erkrankung.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer schwarzen Haarzunge kann sowohl ohne Medikamente als auch medikamentös erfolgen: Zunächst empfiehlt sich die regelmäßige Reinigung des Zungenbelags mittels weicher Zahnbürste oder Zungenreiniger. Eine gute Mundhygiene ist die optimale Möglichkeit, um Verunreinigungen zu beseitigen und die erneute Entstehung zu verhindern. Starke Mundspülungen müssen abgesetzt werden, denn sie können die Beschwerden auslösen und fördern.

Nach Möglichkeit sollten die Risikofaktoren eliminiert werden. Die Verfärbung kann beispielsweise nach dem Absetzen oder Reduzieren von auslösenden Medikamenten beseitigt werden. Bei einer bestehenden Mundtrockenheit gilt es, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Können die Symptome nicht gelindert werden, sind Medikamente eine weitere Möglichkeit. Herbei können Keratolytika wie Salicylsäure, Trichloressigsäure oder Harnstoff in einer entsprechenden Verdünnung lokal angewendet werden. Diese Mittel sollten natürlich ärztlich verschrieben werden. Äußerliche oder innerliche Antimykotika kommen nur dann zum Einsatz, wenn eine Pilzbesiedelung mit Candida albicans festgestellt wurde. In schweren Fällen kann der pharmazeutische Wirkstoff Isotretinoin zur Behandlung in Betracht gezogen werden.

Hierbei müssen jedoch die Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, da zahlreiche Nebenwirkungen möglich sind. Die Therapie richtet sich grundsätzlich danach, wie stark ausgeprägt die Schwarze Haarzunge ist. In leichteren Fällen führt gewöhnlich die Umstellung der Ernährung sowie die Vermeidung von Noxen, beispielsweise Rauchen, zum Rückgang der Symptome und Beschwerden. In ausgeprägten Fällen hingegen kann die chirurgische Abtragung unter einer Lokalanästhesie notwendig sein.


Vorbeugung

Die optimale Vorbeugung einer Schwarzen Haarzunge liegt in einer guten Mundhygiene, einer gesunden und einer ballaststoffreichen Ernährung. Eine weiche Zahnbürste oder ein spezieller Zungenreiniger können den Abrieb des dunklen Belags auf der Zunge deutlich unterstützen. Auch hilfreich ist es, die Nahrung gründlich zu kauen. Ein Belag, welcher aus Nahrungsresten, Keimen und Zellen auf der Zunge bleibt, muss durch einen entsprechenden Abrieb beseitigt werden.

Daher sollten Obst, Rohkost und festes Brot gründlich gekaut werden. Die Zunge wird auf diese Weise möglichst intensiv abgerieben. Zudem sollte auch auf das Rauchen verzichtet werden. Potentiell auslösende Faktoren gilt es zu meiden. Daher ist es in erster Linie wichtig, die Ursachen für die Schwarze Haarzunge zu finden.

Nachsorge

Die schwarze Haarzunge verschwindet oft nach einigen Wochen oder Monaten von selbst wieder. In schweren Fällen ist eine symptomatische Therapie mit Vitamin-C-Tabletten oder Zungenschabern möglich. Nachdem das Leiden wieder zurückgegangen ist oder auskuriert wurde, ist eine Nachsorge durch den Arzt vonnöten. Die Nachsorge erfolgt durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt, den Zahnarzt oder den Hausarzt.

Der Mediziner führt eine körperliche Untersuchung durch und bespricht anschließend mit dem Patienten etwaige Symptome oder Nebenwirkungen der verordneten Medikamente. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung werden der Mundraum und insbesondere die Zunge untersucht. Hierfür verwendet der Arzt einen Zungenschaber. Gegebenenfalls muss noch einmal ein Abstrich genommen werden. Die schwarze Haarzunge kann mit Begleiterscheinungen wie Entzündungen im Mundraum einhergehen, die es abzuklären gilt.

Werden keine Auffälligkeiten festgestellt, kann die Therapie beendet werden. In der Regel genügt eine einmalige Nachsorge-Untersuchung. Sollten Komplikationen auftreten, muss die Therapie wieder aufgenommen werden. Der Patient sollte in regelmäßigen Abständen den Arzt konsultieren, bis das Leiden auskuriert wurde. Da die schwarze Haarzunge mitunter auch eine psychische Belastung darstellen kann, ist unter Umständen ein Nachgespräch mit einem Therapeuten sinnvoll. Die genauen Maßnahmen der Nachsorge orientieren sich am Symptombild.

Das können Sie selbst tun

Eine schwarze Haarzunge kann mit als auch ohne Medikamente behandelt werden. Entscheidend hierfür ist die vorliegende Symptomatik. Eine sehr gute Mundhygiene ist das A und O bei einer schwarzen Haarzunge. Regelmäßiges Reinigen mit einer weichen Zahnbürste oder einem Zungenreiniger kann in einigen Fällen schon zum Erfolg führen. Hierbei steht im Vordergrund, bestehende Verunreinigungen zu beseitigen und eine erneute Entstehung zu verhindern. Verzichtet werden sollte allerdings auf starke Mundspülungen. Sie können unter Umständen zu weiteren Problemen führen.

Auch Risikofaktoren sollten weitgehendst ausgeschaltet werden. Hier sei an erster Stelle der Nikotinkosum zu nennen. Oftmals helfen schon diverse Umstellungen der Ernährung und Gewohnheiten, um in leichten Fällen zur Linderung oder dem Rückgang der Erkrankung zu führen. Auch Medikamente verschiedenster Art können Ursache für diese Erkrankung sein. Der behandelnde Arzt sollte sorgfältig die bestehende Medikation überprüfen und gegebenenfalls Unverträglichkeiten feststellen.

Falls es durch diese Maßnahmen nicht zu einer Linderung der Beschwerden kommt, ist auch eine medikamentöse Behandlung möglich. Mittel der Wahl sind hier Keratolytika wie Salicylsäure, Trichloressigsäure oder Harnstoffe. Sie werden nach ärztlicher Verordnung in entsprechender Verdünnung lokal aufgetragen. Antimykotika kommen nur nach gesicherten Erkenntnissen über die Ursache der schwarzen Haarzunge zum Einsatz. Da hier unter Umständen Nebenwirkungen auftreten können, ist der Einsatz genau abzuwägen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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