Vitaminmangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der allgemeine, akute oder chronische Vitaminmangel - medizinisch auch Hypovitaminose genannt - ist ein Mangelzustand, der zahlreiche Erkrankungen nach sich ziehen kann. Als gut behandelbare Mangelsituation kann dem Vitaminmangel durch orale Gaben von Vitaminen und eine Kostumstellung abgeholfen werden. Alle Stoffwechselstörungen, die durch einen akuten oder chronischen Vitaminmangel entstehen, können bei entsprechender Kost und Therapie vollständig geheilt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Vitaminmangel?

Die Anzeichen für Vitaminmangel können sich vielfältig darstellen. Sie entwickeln sich je nach vorhandenem Defizit.
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Vitaminmangel ist als akutes oder chronisches Nicht-Vorhandensein der benötigten Vitamine im Organismus definiert. Besteht der Vitaminmangel an einem oder mehreren lebenswichtigen Vitalstoffen über längere Zeit, kann er gravierende Vitamin-Mangelerkrankungen wie Skorbut, Pellegra oder Beri-Beri nach sich ziehen.

Vitaminmangel kann sowohl durch eine akute oder chronische Minderversorgung als auch durch eine falsche Kombination von Nahrungsmitteln, eine gestörte Verwertung der Vitamine im Organismus oder einen erhöhten Verbrauch von Vitaminen - beispielsweise bei einer Chemotherapie oder Schwangerschaft - definiert sein.

Ursachen

Angesichts der freien Zugänglichkeit zu Nahrungsergänzung und Nahrungsmitteln, die über synthetische Vitamine aufgepeppt werden, sollte ein Vitaminmangel in unseren Breiten eigentlich ausgeschlossen sein. Defizite in der Verarbeitung von industriell hergestellten Lebensmitteln oder ein Mangel an Vitaminen bei einseitiger Ernährung werden heutzutage über "Functional Food" oder Vitaminpräparate ausgeglichen.

Tatsache ist aber, dass oft ein allgemeiner Vitaminmangel als Folge unzureichender Ernährung oder einseitiger Kost auftritt. Gravierender Vitaminmangel wird in den Entwicklungsländern oder bei Magersucht verzeichnet. Im Alter kann es durch unzureichende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu einem latenten Vitaminmangel kommen. In den industrialisierten Ländern sorgt stark verarbeitete Nahrung immer öfter dafür, dass ein latenter oder akuter Vitaminmangel diagnostiziert wird.

Am Häufigsten wird chronischer Vitaminmangel auf Fehlernährung, Aufnahmestörungen, Mehrverbrauch bei Schwangerschaften oder bestimmten Erkrankungen, bestimmte Krankheiten oder als Folgeerscheinung bestimmter medizinischer Eingriffe oder Behandlungen zurückgeführt. Einem akuten Vitaminmangel begegnet der Organismus, indem er sich aus seinen Depots bedient oder Hunger anmeldet.

Die meisten Vitamine müssen allerdings täglich zugeführt werden und können nicht im Körper gespeichert werden. Auslösend für einen Vitaminmangel kann auch das Zusammentreffen verschiedener Faktoren sein. Stress als Vitaminräuber in Verbindung mit einseitiger und vitalstoffarmer Ernährung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig einen Vitaminmangel nach sich ziehen.

Auch eine Chemotherapie kann einen dramatischen Vitaminmangel auslösen. Bestimmte Erkrankungen - beispielsweise akute oder chronische Leber- und Nierenfunktionsstörungen, die relativ selten vorkommende Lichtallergie oder Diabetes - können Vitaminmangel auslösen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Anzeichen für Vitaminmangel können sich vielfältig darstellen. Sie entwickeln sich je nach vorhandenem Defizit. Bestimmte Anzeichen kommen als Mangelsymptom für mehrere Vitamine infrage. Der zeitliche Verlauf bis zum Auftreten von Symptomen ist vitaminabhängig verschieden. Die körperlichen und seelischen Reaktionen können von einfachen Müdigkeitserscheinungen bis zu gefährlichen Herz-/Kreislaufproblemen, Krebserkrankungen oder Depressionen führen.

Als Anzeichen für einen Vitamin-A-Mangel kommen Veränderungen der Sehfähigkeit, insbesondere bei Dämmerung und Dunkelheit in Betracht. Außerdem kann sich eine erhöhte Müdigkeit und Infektanfälligkeit sowie eine trockene, schuppige Haut entwickeln. Ein Mangel an Vitamin B1 kann ebenfalls Müdigkeit sowie Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Vergesslichkeit hervorrufen.

Eine Unterversorgung mit dem Vitamin B2 kann zu Muskelschwäche, depressiven Verstimmungen und einer schlechten Fettverbrennung führen. Zu wenig B3 kann zu Schlafstörungen, Hautproblemen und vorzeitiger Erschöpfung führen. Als Symptome für einen Vitamin B5-Mangel können sich Konzentrationsschwäche, niedriger Blutdruck sowie Kopfschmerzen und Schwindel einstellen.

Ebenso kann es zu Heißhunger und Muskelkrämpfen kommen. Eine Unterversorgung mit dem Vitamin B6 kann Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen oder Appetitlosigkeit verursachen. Gefühls- und Bewegungsstörungen, Verwirrtheit, Nervenschäden oder Atembeschwerden können durch ein Defizit an Vitamin B12 auftreten.

Ein Mangel am Hauptschutzvitamin C kann zu verminderter Leistungsfähigkeit und Infektanfälligkeit führen. Zu wenig Vitamin D kann bei Kindern Wachstumsstörungen bewirken und insgesamt erhöhte Müdigkeit und Infektanfälligkeit verursachen. Auf einen Vitamin-E-Mangel können Muskelprobleme, eine beschleunigte Hautalterung sowie Konzentrationsstörungen hinweisen.

Diagnose & Verlauf

Je nach Ursache sind Diagnose und Verlauf von Vitaminmangel unterschiedlich. Zunächst aber muss er überhaupt auffallen. Bei chronischer Unterernährung oder mehrfacher Chemotherapie ist ein Vitaminmangel wahrscheinlich, bei anscheinend normaler Ernährung aber eher nicht.

Eine allgemeine Minderversorgung kann lange unbemerkt geschehen. Zudem kann es nur an einem Vitamin mangeln oder die Aufnahme von Vitaminen kann aus vielen Gründen gestört sein, ohne dass es auffällt. Meist bemerkt man einen Vitaminmangel erst an einer Blutarmut, chronischer Müdigkeit, an länger anhaltendem Leistungsabfall, an Hautproblemen, Kreislaufstörungen, Nachtblindheit, Osteoporose oder anderen Symptomlagen.

Neu geborene Kinder können durch einen mütterlichen Vitaminmangel an so genannten Neuralrohrdefekten, beispielsweise Spina bifida, leiden. Sie enden meist mit dem Tod des Kindes. Zu Rachitis kommt es, wenn Vitamin D fehlt, zu Skorbut durch Vitamin-C-Mangel. Beiden Vitaminmangel Erkrankungen kann man heutzutage leicht begegnen.

Komplikationen

Ein Vitaminmangel kann verschiedene Komplikationen hervorrufen. Bleibt die Erkrankung über einen längeren Zeitraum unbehandelt, macht sich dies zunächst durch ein schlechtes Hautbild und eingerissene Mundwinkel, sogenannte Rhagaden, bemerkbar. Ein Mangel an den Vitaminen B5, B6 und B12 kann eine Blutarmut hervorrufen, die sich unter anderem an übermäßiger Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Konzentrationsproblemen und vermehrten Infekten bemerkbar macht.

Wird ein Vitamin-D-Mangel nicht ausgeglichen, erhöht sich das Risiko für eine Osteomalazie, eine Knochenerweichung, die mit Fehlstellungen, chronischen Schmerzen und anderen Komplikationen verbunden ist. Weiterhin kann ein Vitaminmangel zu Folgeerkrankungen wie Skorbut, Beri-Beri, Korsakow-Syndrom oder Anenzephalie führen. Ebenso können Nervenschmerzen und neurologische Ausfallerscheinungen auftreten.

Ein Vitamin-A-Mangel kann eine Xerophthalmie hervorrufen, die im fortgeschrittenen Stadium zur Erblindung des Patienten führt. Schwangere, die unter Folsäuremangel leiden, riskieren, dass sich bei ihrem Kind ein offener Rücken entwickelt. Die Auswirkungen einer solchen Spina bifida können Fehlstellung und Muskelungleichgewichte im Hüft-, Knie- und Fußgelenk-Bereich sein.

Bei etwa der Hälfte der Kinder tritt eine Wirbelsäulenverkrümmung auf. Bei der Behandlung eines Vitaminmangels kann es schlimmstenfalls zu Vergiftungserscheinungen durch Nahrungsergänzungspräparate kommen. Eine intravenöse Zuführung der fehlenden Vitamine zieht gelegentlich Infektionen und Verletzungen nach sich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Müdigkeit, Schwindel und andere Anzeichen von Vitaminmangel auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Womöglich liegt eine ernste Erkrankung zugrunde oder das Essverhalten muss unter ärztlicher Anleitung angepasst werden. In jedem Fall sollte ein Vitaminmangel abgeklärt werden. Bei einigen Vitaminen wie Vitamin B12 und Vitamin D kann der Vitaminanteil im Körper selbst getestet werden. Entsprechende Heimtests sind in der Apotheke oder beim Arzt erhältlich. Personen, die an einer Essstörung leiden, sind besonders gefährdet für einen Vitaminmangel. Auch bei älteren Menschen und Personen mit der Bluterkrankheit tritt rasch ein Mangel auf.

Wer zu diesen Risikogruppen zählt oder an einer anderen Erkrankung leidet, sollte bei ungewöhnlichen Symptomen sofort den Arzt informieren. Der richtige Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Internist. Bei psychisch bedingten Essstörungen sollte ein Psychologe hinzugezogen werden. Der Ernährungsberater erstellt gemeinsam mit dem Patienten einen Ernährungsplan und gibt Tipps, wie der Alltag besser gestaltet werden kann.

Ein Vitaminmangel äußert sich durch eindeutige Symptome. Blässe und Müdigkeit deuten auf eine Blutarmut hin, welche zügig abgeklärt werden muss. Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsschwäche sind deutliche Mangelerscheinungen. Treten sie länger als einige Tage am Stück auf, muss der Arzt aufgesucht werden. Eltern, die bei ihrem Kind Anzeichen eines Vitaminmangels feststellen, sprechen mit dem Kinderarzt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Vitaminmangel ist relativ leicht. Sie kann über eine Änderung der Essgewohnheiten erfolgreich sein. Bei bestimmten Erkrankungsformen in Folge von Vitaminmangel kann es sinnvoll sein, zusätzlich Nahrungsergänzungspräparate einzunehmen.

Um gefährliche Über- oder Unterdosierungen bestimmter Vitamine zu verhindern, sollten diese unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Bei anderen Vitaminen wird ein Überschuss einfach ausgeschieden.

Ist der Vitaminmangel nicht auf ernährungsbedingte Defizite zurückzuführen, sondern auf organische Erkrankungen oder Aufnahmestörungen, müssen diese behandelt werden.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung bei Vitaminmangel genügt eine vitalstoff- und abwechslungsreiche Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe enthält. Bekannte Vitaminräuber wie Weißmehl, Zucker oder Stress sollten reduziert werden. Vitamin D kann nur durch Sonnenlicht gebildet werden, daher ist ein täglicher Aufenthalt an frischer Luft sinnvoll.

Nachsorge

Eine erfolgreich behandelte akute Hypovitaminose bedarf keiner komplizierten Nachsorge. Sofern Fehl- oder Unterernährung den Vitaminmangel bedingt, sollte der Patient oder die Patientin mit einem Arzt oder noch besser einem Ernährungswissenschaftler neue Richtlinien für die allgemeine Ernährung entwickeln. Deren Einhaltung und Wirksamkeit sind unbedingt durch regelmäßige Blutuntersuchungen im Labor zu kontrollieren.

Einem erneuten Absinken des stabilisierten Vitaminspeicher kann so frühzeitig entgegen gewirkt und die erfolgreiche Weiterbehandlung sichergestellt werden. Die Heilung der für Vitaminmangel typischen trocknen und rissigen Haut kann zusätzlich mit äußerlich auf die entsprechenden Hautstellen aufgetragenen Cremes unterstützt werden. Normalerweise regulieren sich jedoch auch diese Begleiterscheinungen genauso schnell wie die spezifischen Symptome.

Durch Hypovitaminose verursachte Beschwerden bilden sich vollständig und von selbst zurück. Irreversible Schäden treten in Industrieländern wie Deutschland in der Regel nicht auf. Es müssen also bis auf die Nachkontrolle des Blutes in regelmäßigen Abständen keine besonderen Nachsorgemaßnahmen ergriffen werden.

Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die körpereigenen Vitaminspeicher während der Behandlung vollständig wieder aufgefüllt wurden. Grundsätzlich ist die Einhaltung der vorbeugenden Maßnahmen, also ein optimierter Ernährungs- und Lebensstil, gleichzeitig die beste Nachsorge.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Vitaminmangel sollte zunächst der Arzt konsultiert werden. Begleitend dazu können einige Selbsthilfe-Maßnahmen ergriffen werden. Ein leichter Vitaminmangel kann durch eine Umstellung der Ernährung ausgeglichen werden. Auf dem Speiseplan sollten vitaminreiche Speisen wie Obst und Gemüse stehen. Auch magerer Fisch, Bohnen und Vollkornprodukte gehören zur Diät, da diese Lebensmittel Stoffe enthalten, welche die Aufnahme der Vitamine im Körper unterstützen.

Bei einem schweren Vitaminmangel müssen Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt am besten in Rücksprache mit dem Arzt, um einen Vitaminüberschuss und allergische Reaktionen zu vermeiden. Begleitend dazu sollte auf ausreichend Schlaf und Ruhe geachtet werden. Der Körper ist bei einem Vitaminmangel in der Regel sehr geschwächt, weshalb auch keine anstrengenden sportlichen Aktivitäten ausgeführt werden sollten. Nach einigen Wochen sollte der Vitaminmangel behoben sein. Die Betroffenen sollten sich allerdings noch einmal ärztlich untersuchen lassen, um sicherzugehen.

Nachdem der Mangel ausgeglichen wurde, darf wieder Sport getrieben werden. Moderate körperliche Aktivität regt den Stoffwechsel an und trägt zu einer schnellen Aufnahme der Vitamine bei. Begleitend dazu muss auf etwaige Warnsignale des Körpers geachtet werden. Bei starker Müdigkeit, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder depressiven Verstimmungen liegt womöglich bereits ein schwerer Mangel zugrunde, der ärztlich behandelt werden muss.

Quellen

  • Bässler, K.-H.: Vitamin-Lexikon. Urban & Fischer, München 2002
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Pietrzik, K., Golly, I., Loew, D.: Handbuch Vitamine. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008

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