Küssen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ganz nüchtern bezeichnet ein Kuss den oralen, also mündlichen, Kontakt mit einem Gegenstand oder einem Lebewesen. In den meisten Kulturen ist das Küssen ein gesellschaftlich anerkannter Ausdruck von Zuneigung, Liebe und Freundschaft. Das Küssen leitet Prozesse im Körper ein, die etwa die Sexuelle Erregung steigern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Küssen?

Das Küssen leitet Prozesse im Körper ein, die etwa die Sexuelle Erregung steigern.

Die Lehre vom Küssen wird als Philematologie bezeichnet. Dabei geht es um die wissenschaftliche Betrachtung von kulturellen und sozialen Aspekten des Kusses, aber auch um die physiologischen Bedingungen.

Vermutlich entwickelte sich der Kuss aus dem Weitergeben vorgekauter Nahrung von Eltern an ihr Kind. Bei Tieren und manchen Völkern geschieht dies über Mund-zu-Mund-Kontakt. Eine andere Theorie überschneidet sich mit der sozialen Interaktion von Tieren über Berührungen im Kopfbereich. Hierüber erfolgt durch Geruch, Geschmack und Tastsinn die Wahl des Partners. Auch dies könnte die Entstehung des Kusses beeinträchtigt haben.

Es gibt verschiedene Arten des Küssens, denen unterschiedliche Bedeutungen und Funktionen zukommen. So kennt der Mensch den Handkuss, Küsschen, Nasen- oder Luftküsse. Eine intimere Art des Küssens bietet der Zungenkuss, bei dem in angenehmem Maße die Mundhöhle des Partners und seine Zunge mit der eigenen gestreichelt oder umspielt werden. Neben dem Menschen wurden verschiedene Menschenaffenarten bei Zungenküssen beobachtet.

Funktion & Aufgabe

Je nach Kultur wird das Küssen unterschiedlich bewertet. In manchen Kulturen sind Küsse auf offener Straße verpönt. Während in vielen Ländern der Kuss als eher intime Geste gilt, wird er in anderen als Freundschaftsgeste genutzt. In wieder anderen wird er als sexuelle Handlung eingestuft und in Verbindung zum sexuellen Vorspiel gesetzt. Dies gilt vor allem für Zungenküsse.

Die Gründe für das Küssen können demnach unterschiedlich sein. In erster Linie gilt das Küssen als Ausdruck für partnerschaftliche oder - je nach Art des Kusses - für familiäre Liebe. Die Bedeutung des Zungenkusses ist hierbei besonders hoch, da symbolisch die Distanz zwischen zwei Menschen durch den intimen Kuss aufgehoben wird. In vielen Kulturen und Ländern gilt der Kuss als Symbol, um die Eheschließung zu besiegeln.

Daneben kann das Küssen auch als Zuneigungssymbol angesehen werden. Begrüßungs- oder Abschiedsküsse zwischen allen Beteiligten sind dabei keine Seltenheit. In Frankreich sind Küsse auf die Wange zur Begrüßung oder beim Abschied üblich. Ähnlich ist es auch in Spanien, Italien, Polen oder Griechenland. In unterschiedlichen Ländern variiert hierbei auch die Anzahl der üblichen Wangenküsse.

Handküsse dienen daneben der Ehrerbietung und werden unter anderem als symbolische Handlung durchgeführt. Johannes Paul II. küsste beispielsweise den Boden eines Landes, das er zum ersten Mal betrat, um dem Land Respekt zu zollen.

Mediziner halten Küsse nicht nur für Balsam für die Seele. Einige sind der Ansicht, Küssen sei gesundheitsfördernd und wirke sich positiv auf das Immunsystem und das Herz aus. Beim Küssen schüttet der Körper eine große Menge an Hormonen aus. Ein Kuss wirkt sich dementsprechend auf den ganzen Körper aus. Blutdruck und Puls steigen und je nach Intensität des Kusses steigt auch die körperliche Erregung der Küssenden. Der Kreislauf wird hierbei in Schwung gebracht und die Durchblutung gefördert. Zudem wird die Lunge beim Küssen trainiert, da sich die Atemfrequenz beim Küssen erhöht.

Da beim Zungenkuss fast vierzig Muskeln im Gesicht aktiviert werden, lindert Küssen die Gefahr von verfrühter Faltenbildung. So dient der Kuss als natürliches Schönheitsmittel. Zudem verbrennt Küssen Kalorien. In zwei Minuten werden beim Küssen durchschnittlich immerhin fünfzehn Kalorien verbrannt.

Zu guter Letzt wirkt ein Kuss sich positiv auf das Gemüt aus. Er bekämpft Stress und depressive Verstimmungen. Zusätzlich vertreibt er Angst und Frustration. Die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, die Nebenniere Adrenalin. Diese Stoffe gemeinsam bekämpft negative Stresshormone. Liebeshormone werden hingegen in größerer Anzahl produziert. Berühren sich Lippen und Zunge, führen Nervenimpulse zu den Geschlechtsorganen und lösen freudige Erregung aus.

Was nur wenige Wissen: Küssen wirkt entkrampfend und kann so auch lästigen Schluckauf bekämpfen!

Laut einiger Zahnärzte kann die schönste Nebensache der Welt auch Parodontose und Karies mindern. Zusätzlich können offene ]]Wunde]]n durch häufiges Küssen besser heilen. Dies hängt mit den Wachstumsfaktoren im menschlichen Speichel zusammen.

Beim Ärztetag im Frühjahr 1992 deklarierten Ärzte das Küssen als gute Arznei gegen unterschiedliche Beschwerden, die im Alltag auftreten. Der Grund dafür ist seine schmerzstillende und stimmungsaufhellende Wirkung.

Schlussendlich kann ein Kuss auch als Schluckimpfung angesehen werden. Die körpereigenen Bakterien, die beim Küssen weitergegeben werden, härten ab und sind somit auch Grund für ein verbessertes Immunsystem.


Krankheiten & Beschwerden

Nichtsdestotrotz können beim Küssen auch Krankheiten übertragen werden. Dies bedingt sich durch den Speichelaustausch, der beispielsweise bei Zungenküssen stattfindet. Insbesondere bei Partnern kann es so zur Ansteckung mit verschiedenen Erkrankungen kommen. Beispielsweise können bakterielle Infektionen durch das Küssen übertragen werden. Das Gleiche gilt auch für Virusinfektionen.

Krankheiten, die übertragen werden können, sind Hepatitis B, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Erkältungskrankheiten. Dem hingegen ist eine Übertragung von HIV und AIDS durch das Küssen unwahrscheinlich, solange dabei keine Verletzungen im Mund vorliegen. Eine häufig durch Küsse und direkten Mundkontakt übertragene Erkrankung ist Lippenherpes. Dabei handelt es sich um eine äußerst ansteckende Virusinfektion, bei der sich im Mundbereich Bläschen bilden, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.

Quellen

  • Becker-Carus, C., Wendt, M.: Allgemeine Psychologie. Springer 2. Auflage, Berlin 2017
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Psychrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2003

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