Lippenherpes (Herpes labialis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lippenherpes (Herpes labialis) ist eine der bekanntesten Arten von Herpes. Von Lippenherpes sind fast 90 Prozent aller Menschen infiziert. Jedoch bricht die Krankheit nicht bei jedem aus. Besonders Menschen, die ein schwaches Immunsystem haben sind änfällig für diese Krankheit. Typische Anzeichen für Herpes sind nässende oder eiternde Bläschen am Mund und an den Lippen. Außerdem kommt es in diesem Bereich zu starken Juckreizen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lippenherpes?

Infektion, Schweregrad und Dauer einer Lippenherpes variieren von Patient zu Patient. Die erste Phase der Infektion ist gekennzeichnet von einem Kribbeln, Spannen und Brennen im Lippenbereich.
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Herpesinfektionen und Lippenherpes (Herpes labialis) werden durch Viren verursacht und zählen zur Familie der Herpesviridae. Es wird vermutet, dass mehr als 90 Prozent der Weltbevölkerung mit Herpesviren infiziert sind. Die Lippenbläschen werden hervorgerufen durch das „Herpes-simplex-Virus-Typ 1“. Dieses wird wiederum unterteilt in HSV Typ 1 und HSV Typ 2. Die Unterform HSV Typ 1, welcher als Lippenherpes (Herpes labialis) bezeichnet wird, begrenzt sich in der Regel auf Lippen und Mund und zählt zu den häufigsten Herpesinfektionen.

Herpes genitales, der HSV Typ 2, betrifft dagegen vor allem die Geschlechtsteile. Die Infektion mit Lippenherpes (Herpes labialis) erfolgt oftmals bereits im Kindesalter und kann ein Leben lang unbemerkt bleiben. Zum eigentlichen Lippenherpes (Herpes labialis) kommt es, wenn das Immunsystem geschwächt ist. In der Regel verläuft die Infektion relativ ungefährlich und äußert sich in juckenden und nässenden Bläschen.

Ursachen

Prinzipiell kann sich jede Person durch verschiedene Kontaktarten mit Lippenherpes (Herpes labialis) anstecken. Die Herpesviren einer infizierten Person werden durch den direkten Kontakt oder durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen. Somit ist eine Ansteckungsgefahr gegeben beim Niesen, Husten, Sprechen, Küssen oder dem gemeinsamen Benutzen von Trinkgläsern.

Das Ausbrechen des Lippenherpes (Herpes labialis) kann durch folgende Faktoren begünstigt werden:

  • Schwächung des Organismus zum Beispiel durch Krankheiten oder Erkältungen
  • starke Sonneneinstrahlung
  • hormonelle Schwankungen, Schwangerschaft oder Menstruation
  • psychische Belastungen
  • Klimareize

Bei mehr als einem Drittel der betroffenen Menschen besteht die Tendenz zum wiederkehrenden Auftreten von Lippenherpes (Herpes labialis).

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Lippenherpes kann über einen langen Zeitraum zwischen den Ausbrücken ohne Symptome verlaufen. Der erste Ausbruch ist zumeist von einem milden Verlauf gekennzeichnet. Schon vor dem Auftreten der typischen Bläschen kommt es zu einem Spannungsgefühl, zu Taubheit oder zu Schmerzen an den Lippen. [[[Hautrötungen|Rötungen]], ein Kribbeln oder Juckreiz kommen ebenso vor.

Diese Empfindungen halten einige Stunden oder Tage an. Anschließend kommt es zur Bildung von Bläschen, welche auch ineinander überlaufen können. Die Erstinfektion ist dabei häufig auch mit einem Anschwellen der Lymphknoten am Hals einhergehend. Es kann zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl kommen. Dazu zählen Abgeschlagenheit, Fieber und allgemeines Unwohlsein. Die aufgetretenen Bläschen werden dicker und füllen sich mit Flüssigkeit, bis sie schließlich aufplatzen.

Dabei sind die Bläschen hochinfektiös. Nach dem Abplatzen entstehen offene Wunden, die schließlich verschorfen und binnen zwei Wochen abheilen. Dabei können die Infektionsherde auch am Naseneingang, auf den Wangen oder um die Augen herum auftreten. In seltenen Fällen finden sich die Infektionen im inneren Mundbereich und werden dann als Mundfäule bezeichnet. Hier äußert sich Lippenherpes mit kleinen Geschwüren, welche rasch zerfallen und stark schmerzen. Herpes labialis bringt in dieser Form meist starkes Fieber mit sich.

Krankheitsverlauf

Infektion, Schweregrad und Dauer einer Lippenherpes variieren von Patient zu Patient. Die erste Phase der Infektion ist gekennzeichnet von einem Kribbeln, Spannen und Brennen im Lippenbereich. Diese Symptome sind typische Warnsignale eines Lippenherpesausbruches. Innerhalb kurzer Zeit kommt es zur Bläschenbildung. Die mit einer klaren Flüssigkeit oder eitriger Substanz gefüllten Bläschen sind hochansteckend und werden als sehr schmerzend empfunden.

Nach ein bis zwei Tagen öffnen sich die Lippenbläschen, wobei sich ein roter Rand um die Wunde bildet. Im weiteren Verlauf schließen sich die Bläschen und trocknen aus. Der Heilungsprozess setzt ein, indem die Wunde verkrustet. Durch die ständige Beanspruchung der Lippen beim Essen oder Reden leiden die Betroffenen meist unter einem schmerzhaften Aufplatzen der Kruste. Zu diesem Zeitpunkt besteht jedoch keine Ansteckungsgefahr mehr. Nach spätestens zwei Wochen ist die Lippenherpes (Herpes labialis) – Infektion abgeheilt.

Komplikationen

Im Fall von aufkeimendem Herpes mit Bläschenbildung und damit einhergehender Hautreizung, kann es zu einer Sekundärinfektion mit Bakterien kommen. In diesen Fällen wird das Hautbild stark geschädigt und Herpesviren wie Bakterien breiten sich über die Lippen hinaus. Symptome können Juckreiz, trockene, nässende oder schmerzende Hauptartien sein.

Komplikationen können vor allem bei der Erstinfektion mit HSV-1 oder HSV-2 auftreten. Hier können die gehäuft auftretenden Bläschen, die in einigen Fällen vorhanden sind, zu Geschwüren verschmelzen - verstärkt wird dieser Affekt ebenfalls durch eine Sekundärinfektion - oder auf den Mundraum übergreifen. Die Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen fallen dann stärker aus. Kinder sind davon eher betroffen.

Zudem können sich Herpes-simplex-Viren durch Verschleppung an nahezu beliebigen Hautpartien ansiedeln, wobei Verletzungen ein besonders leicht zu besiedelndes Ziel darstellen. In Kombination mit Schuppenflechten können sie schwerwiegende Ekzeme verursachen, die Schmerzen und ein starkes Krankheitsgefühl auslösen. Wandernde Viren können zudem über den Blutfluss weitere Bereiche infizieren. Netzhautinfektionen, Infektionen der Speiseröhre und weitere sind möglich.

Besonders gefährlich ist ein Ausweiten der Infektion auf das zentrale Nervensystem. Unbehandelt liegt die Sterblichkeitsrate bei 70 Prozent. Auch im Blut verweilende Viren können zu immer neuen Infektionen führen, was im schlimmsten Fall eine generalisierten Infektion und zur sogenannten Herpes-simplex-Sepsis führt. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind von diesen Komplikationen häufiger betroffen als ansonsten gesunde Menschen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Lippenherpes muss nicht in allen Fällen ein Arzt aufgesucht werden. Leidet der Betroffene erstmalig unter den Veränderungen der Lippe, empfiehlt sich eine grundsätzliche Abklärung durch den Arzt. Kommt es wiederholt zu einem Befall der Lippen genügt im weiteren Verlauf häufig die Versorgung des Patienten mit angebotenen Präparaten aus der Apotheke. Cremes oder Pflaster sollten unverzüglich auf die veränderten Stellen aufgetragen werden, damit sich der Virus nicht weiter ausbreitet. Heilen die Lippenbläschen innerhalb der kommenden Tage selbständig ab, kann ein Arztbesuch vermieden werden. Ein Arztbesuch wird notwendig, wenn es sehr häufig zu der Ausbildung eines Lippenherpes kommt.

Heilen die Stellen an der Lippe nicht aus oder vermehren sich die Bläschen kontinuierlich, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu starken Problemen bei der Nahrungsaufnahme oder zu einem ungewollten Gewichtsverlust, ist ein Arztbesuch anzuraten. Beschwerden mit einem Zahnersatz oder im Umgang mit Zahnspangen sollten mit einem Arzt besprochen werden. Ist der Mundinnenraum befallen oder stellen sich am Körper weitere Bläschen ein, ist ebenfalls ein Arztbesuch zu empfehlen. Kommt es zu einem starken Unwohlsein, anhaltender Kraftlosigkeit oder Schmerzen im Gesicht, ist ein Arzt aufzusuchen. Taubheitsgefühle oder Sensibilitätsstörungen im Gesicht sollten ebenfals von einem Arzt abgeklärt werden.

Behandlung & Therapie

Lippenherpes (Herpes labialis) wird in der Regel nur bei stark ausgeprägten Beschwerden therapiert. In diesem Fall sind lediglich die Symptome, nicht aber die Ursache behandelbar. Die Bläschen können lokal mit desinfizierenden Zusätzen behandelt werden. Um die Virenvermehrung zu hemmen, werden antivirale Salben verwendet. Bei schwerwiegenden oder wiederkehrenden Auftreten von Lippenherpes (Herpes labialis) kann der Arzt antivirale Medikamente verordnen. Treten Komplikationen oder Fieber auf ist grundsätzlich ein Arztbesuch ratsam. Im Normalfall heilt eine Lippenherpes - Infektion folgenlos aus.

Die Anwendung von Hausmitteln bei Lippenherpes (Herpes labialis) wie Zahncreme, Teebaumöl oder Knoblauch ist weit verbreitet. Jedoch konnte die Wirksamkeit bisher nicht nachgewiesen werden. Cremes, die antivirale Wirkstoffe enthalten, sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und können mehrmals täglich mit einem Wattestäbchen auf die Bläschen aufgetragen werden.

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Aussicht & Prognose

Die Aussichten lassen sich als äußerst günstig bezeichnen. Lippenherpes stellt keine schwerwiegende Erkrankung dar. Einzig eine Übertragung sollte man verhindern, damit sich nicht andere Personen anstecken oder sich die Erkrankung auf andere körpereigene Regionen ausweitet. Gerade der Kontakt zu Kleinkindern und alten Menschen ist zeitweise zu meiden. Sie gelten als vergleichsweise anfällig für Infektionen. Damit die charakteristischen Bläschen verschwinden, müssen Patienten meist gar nichts unternehmen. Nach gut zwei Wochen haben sich die Reizungen und Spannungen von allein abgebaut und das kosmetische Problem ist behoben. Bestimmte Medikamente und Salben verkürzen sogar den Heilungsprozess.

Problematisch erscheint, dass die auslösenden Viren im Körper verbleiben. Das renommierte Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass etwa 85 Prozent der erwachsenen, bundesdeutschen Bevölkerung an HSV1 infiziert ist. Diese Gegebenheit ermöglicht ein wiederholtes Aufkommen des Lippenherpes. Der verläuft dann aber in der Regel ebenso milde wie beim ersten Mal. Findet eine Übertragung an andere Körperstellen statt, ist dieses auf eine unzureichende Hygiene zurückzuführen. Auge, Haut, Gehirn und die Genitalien sind aber statistisch gesehen nur sehr selten von einer Ansteckung betroffen. Ein Impfstoff gegen das Virus ist bisher nicht erhältlich.

Vorbeugung

Lippenherpes (Herpes labialis) tritt vorwiegend bei einem geschwächten Immunsystem auf. Um das zu verhindern, kann der Organismus durch eine gesunde ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung gestärkt werden. Des Weiteren können folgende Maßnahmen dazu beitragen ein wiederholtes Auftreten von Lippenherpes (Herpes labialis) zu vermeiden:

  • Bei starker Sonneneinstrahlung entsprechende Sonnencremes auch im Mundbereich auftragen.
  • Niemals die eigenen Bläschen oder von anderen infizierten Personen berühren. Insbesondere die Flüssigkeit ist hochinfektiös. So kann eine Ansteckung oder eine Übertragung auf andere Körperstellen weitestgehend ausgeschlossen werden.
  • Bei Kontakt mit den Lippenherpes-Bläschen sind die Hände gründlich zu reinigen und desinfizieren.

Nachsorge

Bei schwerwiegenden Fällen in denen sich die Ausbreitung regelmäßig wiederholt, sollten Patienten unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser stellt eine Diagnose auf Grund äußerer Betrachtung. Nur selten wird der Erreger gesondert im Labor bestimmt. Die Eigenart der Erkrankung bringt es mit sich, dass keine planmäßige Nachuntersuchung anfällt.

in der Regel klingt Lippenherpes entweder von selbst ab oder wird erfolgreich mit antiviralen Medikamenten bekämpft. Um das Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern, eignen sich keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen, die auf ärztliches Handeln gründen. Eine wirksame Impfung gibt es bisher nicht.

Anfällige Patienten sollten daher darauf achten, den Austausch von Lippenstiften oder gleichen Getränkebechern und Tassen zu vermeiden. Sie sollten ihr Immunsystem stärken, indem sie sich ausgewogen ernähren, sich regelmäßig bewegen und ausreichend schlafen. Dauerhafter Stress kann ebenso zur Schwächung des Immunsystems beitragen. Nach einem Abklingen der Beschwerden sind im Allgemeinen keinen besonderen Komplikationen zu befürchten.

Das können Sie selbst tun

Lippenherpes kündigt sich in der Regel durch ein Jucken oder Brennen der betroffenen Hautstellen an. Bereits bei den aller ersten Anzeichen sollten freiverkäufliche Virostatika aus der Apotheke aufgetragen werden. Bei der Anwendung genügen kleine Mengen, die Applikation sollte aber während der Frühphase der Infektion in kurzen Zeitabständen wiederholt werden. Diese Wirkstoffe, wie zum Beispiel Aciclovir, hemmen die Virusvermehrung, dadurch wird das Fortschreiten der Infektion gestoppt. Bereits vorhandene Bläschen bilden sich schneller wieder zurück.

Wer lieber auf Naturheilmittel zurückgreift, kann eine Kur mit Echinacea-Präparaten versuchen, die die Abwehrkräfte stärken und so den Ausbruch der Krankheit verhindern sollen. Für akute Fälle gibt es auch Cremes und Salben zur Behandlung von Lippenherpes auf Basis von Echinacea. Auch Teebaumöl soll das Abheilen der Bläschen begünstigen. Haben sich die Bläschen bis in den Mundraum ausgebreitet, kann das Spülen mit Salbeitee schmerzlindernd wirken und das Risiko für Sekundärinfektionen senken.

Die Lippenherpeserreger ist hoch ansteckend. Der Betroffene muss deshalb unbedingt darauf achten, dass er die Viren nicht durch mangelnde Hygiene oder unbedachte Gesten auf andere Körperteile überträgt. Besonders gefährdet sind die Schleimhäute und die Augen. Keinesfalls sollte der Betroffene die infizierte Stelle an den Lippen berühren und sich danach die Nase putzen oder die Augen reiben. Innerhalb eines Haushalts sollten bis zum vollständigen Abheilen der Bläschen keine Gegenstände, insbesondere keine Handtücher, Gläser oder Besteck geteilt werden.

Quellen

  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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