Gutartiger Tumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein gutartiger Tumor ist ein Tumor, der nicht die Kriterien für einen malignen oder einen semimalignen Tumor erfüllt. Im Gegensatz zu bösartigen Tumoren metastasieren gutartige Tumore nicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein gutartiger Tumor?

Die Symptome sind abhängig von der Lage und von der Größe des Tumors. Adenome des Magen-Darm-Trakts wölben sich in das Darmlumen hinein, sodass es zu Behinderungen der Stuhlpassage kommen kann.
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Als Tumor wird die Zunahme von Gewebe bezeichnet. Synonym wird der Begriff Neoplasie genutzt. Neoplasien sind Neubildungen von Körpergeweben, die durch eine gestörte Regulation des Zellwachstums entstehen. Dabei können sämtliche Gewebe im Körper betroffen sein. Es kann zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Varianten unterschieden werden. Bösartige Tumore werden in der Umgangssprache als Krebs bezeichnet.

Gutartige Tumore sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zwar das umliegende Gewebe verdrängen, es aber nicht infiltrieren. Zudem bilden sie keine „Absiedlungen“. „Absiedlungen“ ist ein anderes Wort für Metastasen. Im Gegensatz dazu wachsen maligne Tumoren invasiv. Sie wachsen in das umgebende Gewebe ein und zerstören es dadurch. Zudem verbreiten sie sich über den Blut- oder den Lymphweg. Als Zwischenform existieren die semimalignen Tumore. Sie setzen in der Regel keine Metastasen, wachsen aber destruierend und infiltrierend.

Gutartige Tumore grenzen sich vom gesunden Gewebe durch Kapseln oder Pseudokapseln gut ab. Das Gewebe der Tumore ist homogen und gut differenziert. Die Zellen zeigen nur wenige oder gar keine Zellveränderungen. Die mitotische Aktivität ist gering. Das bedeutet, dass die gutartigen Tumore eine geringe Zellteilungsrate haben.

Bei den gutartigen Tumoren findet eine weitere Differenzierung nach ihrer Herkunft statt. Ein gutartiger Tumor ist immer nach dem lateinischen Namen seines Ursprungsgewebes benannt. An diesen Namen wird die Endung "-om" angehängt. So wird der gutartige Tumor des epithelialen Drüsengewebes beispielsweise Adenom genannt. Ein gutartiger Tumor, der vom Fettgewebe ausgeht, nennt sich Lipom.

Ursachen

Die Ursachen und die Entstehung von gutartigen Tumoren sind noch nicht vollständig geklärt. Die genetische Disposition scheint eine Rolle zu spielen. Zudem wird die Entstehung einiger benigner Tumore durch die Einnahme bestimmter Medikamente gefördert. So steigt beispielsweise bei Frauen aufgrund von langjähriger Einnahme oraler Verhütungsmittel das Risiko ein Leberzelladenom zu entwickeln.

Andere Tumore treten bei fast allen Menschen ab einem bestimmten Alter auf. Die benigne Prostatahyperplasie zählt zum Beispiel als Volkskrankheit. Der Großteil der Männer ab 50 Jahren hat eine gutartig vergrößerte Prostata. Auch Adenome der Mandeln treten gehäuft auf. Hier sind jedoch meist Kinder betroffen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome sind abhängig von der Lage und von der Größe des Tumors. Adenome des Magen-Darm-Trakts wölben sich in das Darmlumen hinein, sodass es zu Behinderungen der Stuhlpassage kommen kann. Die Folge sind Verstopfungen und Schmerzen beim Stuhlgang. Auch Blutbeimengungen im Stuhl können auftreten.

Adenome der Mandeln, die auch als Polypen bezeichnet werden, können Schwierigkeiten bei der Atmung und eine erhöhte Infektanfälligkeit zur Folge haben. Adenome der Schilddrüse können unabhängig vom Hormonregelkreis Schilddrüsenhormone produzieren. Die Folge ist eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mit Symptomen wie Durchfall, Herzrasen, Schwitzen oder Gewichtsabnahme. Auch Adenome der Nebennieren können Hormone produzieren.

Bei einer Überproduktion von dem Hormon Cortisol kann sich ein Morbus Cushing entwickeln. Typische Symptome dieses Hypercortisolismus sind Gewichtszunahme, Müdigkeit, Stiernacken und Pergamenthaut. Adenome der Prostata führen häufig zu Beschwerden beim Wasserlassen. Je nach Größe des Tumors kann auch der Stuhlgang beeinträchtigt sein.

Adenome der Eierstöcke verursachen erst dann Beschwerden, wenn sie aufgrund ihres Wachstums andere Organe verdrängen. Typische Symptome sind Völlegefühl, Probleme beim Stuhlgang und beim Wasserlassen, Unterleibsschmerzen und Kreuzschmerzen. Wenn das Adenom der Eierstöcke Hormone produziert, kann es unabhängig vom Zyklus zu Blutungen kommen. Leberzelladenome gehen häufig mit starken Bauchschmerzen einher.

Zudem kann es zu Nekrosen mit lebensgefährlichen Blutungen kommen. Adenome der Hypophyse führen zu einer vermehrten Hormonausschüttung. Je nach Hormonart können unterschiedliche Symptome entstehen.

Diagnose

Zur Diagnose von gutartigen Tumoren stehen verschiedene Untersuchungsverfahren zur Verfügung. Mithilfe der Röntgenuntersuchung können krankhafte Veränderungen von Organen oder Körperteilen sichtbar gemacht werden. Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie zum Einsatz. Einige Adenome werden entfernt und anschließend mikroskopisch untersucht, um bösartigen Krebs auszuschließen.

Komplikationen

Auch ein gutartiger Tumor kann eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. Zunächst besteht das Risiko, dass die Wucherung das umliegende Gewebe zusammendrückt und dabei Hohlorgane schädigt. Wird ein Blutgefäß zusammengedrückt, kann es zur Sauerstoffunterversorgung von Gliedern oder Organen kommen. Im schlimmsten Fall stirbt dadurch das Gewebe ab.

Ein gutartiger Tumor im Magen-Darm-Trakt kann Verstopfungen oder einen Darmverschluss verursachen. Ist die Galle betroffen, kann der Urin unter Umständen nicht mehr richtig abfließen und es kommt zu einem Gallenrückstau. Ein solcher Rückstau kann unter anderem zu einer Gelbsucht, aber auch zu Infektionen und einer Harnstauungsniere führen.

Daneben kann ein gutartiger Tumor auch Durchblutungsstörungen hervorrufen. Dadurch können sich Blutgerinnsel bilden, die viele weitere lokale Komplikationen auslösen können. Ein Tumor in der Darmwand kann unter Umständen durch die Darmwand brechen, was meist eine lebensbedrohliche Entzündung des Bauchfells zur Folge hat.

In der Folge eines Durchbruchs können sich weitere Fisteln an anderen Organen wie der Harnblase oder der Gebärmutter bilden, die sich wiederum entzünden können. Bei der Entfernung eines gutartigen Tumors besteht die Gefahr von Gewebe- und Nervenverletzungen. Körperlich erschöpfende Therapiemethoden wie die Chemotherapie können weitere Beschwerden verursachen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Auch bei einem gutartigen Tumor sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dadurch kann die Ausartung des Tumors verhindert werden. In der Regel ist der Arzt dann aufzusuchen, wenn es ohne einen besonderen Grund zu einer Gewichtsabnahme und zu Beschwerden im Bereich des Magens und des Darms kommt.

Vor allem kann ein blutiger Stuhlgang auf diesen Tumor hindeuten. Die meisten Patienten leiden an Schmerzen beim Stuhlgang oder an starken Verstopfungen. Weiterhin ist der Besuch beim Arzt dann notwendig, wenn der Patient häufig unter Herzrasen oder starkem Schwitzen leidet.

Auch eine Überfunktion der Schilddrüse deutet sehr häufig auf einen gutartigen Tumor hin. Neben den Beschwerden beim Stuhlgang sollten auch Schmerzen beim Wasserlassen immer von einem Arzt untersucht werden. Ebenso können ein Völlegefühl oder starke Blähungen auf diese Krankheit hinweisen.

Da die Beschwerden nicht immer spezifisch sind, können sich schon regelmäßige und frühzeitige Untersuchungen sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken. In erster Linie kann beim Verdacht auf einen gutartigen Tumor ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Dieser verweist den Betroffenen in der Regel an einen Internisten oder an einen Urologen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Art, der Lokalisation und der Größe des Tumors. Während kleine Tumore im Darmbereich selten Beschwerden machen, kann ein kleiner gutartiger Tumor im Gehirn schon starke Beschwerden verursachen. Bei Adenomen im Darm besteht die Neigung zu einer Umwandlung in bösartige Tumore, sodass die Adenome im Rahmen einer Darmspiegelung in der Regel entfernt werden.

Auch Adenome der Mandeln werden, sofern schon im Kindesalter Beschwerden vorliegen, mittels Adenotomie entfernt. Bei Adenomen der Schilddrüse wird der betroffene Teil der Schilddrüse mittels Radiojodtherapie zerstört oder in einem operativen Eingriff entfernt. Ebenso werden hormonproduzierende Adenome der Nebennieren chirurgisch entfernt.

Adenome der Prostata werden normalerweise medikamentös behandelt. Dazu kommen Phytopharmaka und biogene Arzneistoffe zum Einsatz. Bei starken Beschwerden ist eine invasive oder operative Behandlung indiziert. Bei Adenomen der Eierstöcke wird auch operiert. Bei Frauen nach dem 40. Lebensjahr wird der gesamte Eileiter entfernt.

Nach den Wechseljahren werden zudem die Gebärmutter, die Eierstöcke und beide Eileiter entfernt. Bei großen Adenomen der Leber wird ebenfalls zu einer chirurgischen Entfernung geraten. Wachstumshormonproduzierende Tumore der Hypophyse können hingegen medikamentös verkleinert werden. Je nach Größe des Tumors muss aber eventuell auch operiert werden.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einem gutartigen Tumor ist abhängig von der Lage und der Größe der Gewebeveränderung. Die Lebenserwartung ist im Normalfall nicht verkürzt. Einige Patienten können trotz der Unregelmäßigkeit bis zu ihrem Lebensende eine beschwerdefreie Lebensführung genießen. Dennoch besteht das Risiko, dass der Tumor auf umliegende Organe, Gelenke, Drüsen, Gefäße oder Nerven drückt. Damit ist deren Funktionsfähigkeit beeinträchtigt und es kommt zu Beschwerden. Bei einem weiteren Wachstum des Tumors, verschlechtert sich allmählich die Gesundheit des Patienten.

In schweren Fällen kommt es zu Störungen oder vollständigen Ausfällen einzelner Systeme. Das tägliche Leben ist eingeschränkt und der Patient ist auf Hilfe angewiesen. Ohne eine medizinische Versorgung können innere Verletzungen auftreten, Schmerzen entstehen oder sich ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln. Aufgrund der Enge führen gutartige Tumore im Innern des Schädels häufig zu Einschränkungen der Gehirntätigkeit. Es treten Unterbrechungen der Sinnesfunktionen ein und aufgenommene Informationen können nicht mehr ausreichend verarbeitet werden.

Obgleich gutartige Tumore im Normalfall leicht entfernt werden können, besteht bei einer ungünstigen Lage des Tumors die Gefahr, dass eine Entfernung zu Komplikationen und Beschädigungen der Umgebung führt. In schweren Fällen können gutartige Tumore im weiteren Entwicklungsverlauf mutieren. Sobald sie bösartig werden, verschlechtert sich die Prognose des Patienten erheblich.


Vorbeugung

Da die Ursache der meisten gutartigen Tumore bisher ungeklärt ist, ist eine Vorbeugung nicht möglich.

Nachsorge

Die Art und Dauer der Nachsorge richtet sich nach der Lage und Behandlung des gutartigen Tumors. Oftmals sind keine Nachsorge-Maßnahmen notwendig. Wurde der gutartige Tumor operativ entfernt, sollte die Heilung der Operationsnarben beobachtet werden. Kommt es zu postoperativen Komplikationen, wird eine intensive Nachsorge notwendig.

In der Regel wird nach erfolgreicher Entfernung des Tumors im Zuge von mehreren Kontrolluntersuchungen untersucht, ob es zu einem Wiederauftreten von Tumoren kommt. An manchen Körperregionen wie etwa im Bereich der Brust können Betroffene dies selbst durch regelmäßiges Abtasten feststellen. Dennoch sind auch in diesen Fällen regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt anzuraten.

Das genaue Intervall der Kontrollen wird vom jeweiligen Facharzt festgelegt. Manche Formen von gutartigen Tumoren regen nach ihrer Entfernung das Wachstum des Gewebes stark an, wodurch es auch vermehrt zur Bildung neuer Geschwüre kommen kann. Es besteht daher teilweise ein erhöhtes Risiko, dass bösartige Tumore entstehen.

Sobald die Betroffenen wieder Veränderungen wahrnehmen, sollten sie daher unabhängig von den vereinbarten Kontrollintervallen einen Facharzt konsultieren. In einigen Fällen können gutartige Tumore bedingt durch ihre Lage und ihrem Wachstum inoperabel und langfristig auch tödlich sein. Die Betroffenen sollten in diesen Fällen engmaschig überwacht werden.

Das können Sie selbst tun

Wird ein gutartiger Tumor festgestellt, ist nicht in jedem Fall eine medizinische Behandlung erforderlich. Welche Schritte im Detail ergriffen müssen und was die Betroffenen selbst tun können, hängt von Art, Lokalisation und Größe des Tumors ab.

Adenome der Mandeln, der Prostata, im Darm oder im Gehirn werden in der Regel operativ entfernt. Patienten müssen sich auf einige Wochen Bettruhe einstellen und unter Umständen auch ihre Ernährung umstellen. Letztlich wird der Arzt dem Patienten mitteilen, welche Schritte dieser selbst ergreifen kann. So sind bei größeren Darmtumoren mitunter Vorbereitungen für eine vorübergehende Inkontinenz sinnvoll.

Bei gutartigen Hirntumoren können aufgrund der Komplexität des Eingriffs schwere Komplikationen auftreten. Es empfiehlt sich darum, frühzeitig therapeutische Unterstützung einzuholen. Zur Vorbereitung auf den Klinikaufenthalt gehört auch die Organisation aller notwendigen Dokumente, Medikamente und Hilfsmittel. Zudem sollten Freunde und Verwandte informiert werden.

Verläuft der Eingriff erfolgreich, darf der Patient das Krankenhaus in der Regel nach wenigen Tagen wieder verlassen. Danach sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen angezeigt. Mitunter ist auch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten sinnvoll, um das Risiko einer erneuten Tumorbildung zu senken.

Quellen

  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009

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