Cortisol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cortisol ist ein Hormon, das für den menschlichen Körper lebensnotwendig ist. Es wird im Organismus selbst gebildet und fungiert hauptsächlich als sogenanntes Stresshormon. Da es auch auf das Immunsystem wirkt, wird es in der Medizin unter anderem als Entzündungshemmer eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cortisol?

Cortisol ist ein Hormon, das für den menschlichen Körper lebensnotwendig ist.

Cortisol, auch bekannt unter dem Namen Hydrocortison, ist ein körpereigenes Hormon, das für den menschlichen und auch tierischen Organismus lebenswichtig ist.

Gebildet wird es in der Nebennierenrinde. Cortisol ist besonders als Stresshormon bekannt. Darüber hinaus hat es Einfluss auf zahlreiche Vorgänge im Körper, so zum Beispiel den Blutzucker, den Fettstoffwechsel und das Immunsystem. Der Cortisolspiegel im Körper variiert und ist abhängig beispielsweise von den Tageszeiten.

So ist er am frühen Morgen allgemein am höchsten und erreicht seinen Tiefpunkt gegen Mitternacht. Bestimmte Lebensumstände wie ein hoher Stresslevel oder eine Schwangerschaft können deutlichen Einfluss auf den Cortisolspiegel nehmen, ebenso wie verschiedene Krankheiten.

Pharmakologische Wirkung

Im Körper hat Cortisol zahlreiche wichtige Aufgaben. Aus diesem Grund muss es dem Organismus künstlich zugeführt werden, falls dieser nicht in der Lage ist, es selbst in ausreichender Menge zu bilden.

Unter anderem ist das Hormon daran beteiligt, den Kohlenhydrathaushalt mithilfe verschiedener Prozesse in der Leber zu regulieren. Auch der Fettstoffwechsel - insbesondere die Förderung von Adrenalin und Noradrenalin - benötigt Cortisol für den optimalen Ablauf aller Prozesse, ebenso wie der allgemeine Proteinumsatz des Körpers. Darüber hinaus kann es den Blutzuckerspiegel erhöhen.

Im Darm und in der Niere wird das Hormon mithilfe von Sauerstoff in Cortison, ein verwandtes Steroidhormon, umgewandelt. Auch auf das Immunsystem hat Cortisol einen direkten Einfluss. Es kann auf die Verteilung der Blutkörperchen einwirken und auch das Immunsystem unterdrücken, was es in der Medizin als Entzündungshemmer sehr nützlich macht. In erster Linie ist Cortisol als Stresshormon bekannt.

Zusammen mit den sogenannten Katecholaminen, zu denen Adrenalin und Dopamin zählen, steigt der Cortisolspiegel in Stresssituationen deutlich an und ermöglicht so entsprechende Reaktionen. Allerdings wirkt Cortisol selbst träger als die Katecholaminen und qualifiziert sich so auch als Helfer bei der Genexpression: Hier ist es an der Synthese von Proteinen aus genetischen Informationen beteiligt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In der Medizin wird Cortisol aufgrund seiner Vielseitigkeit für zahlreiche Zwecke eingesetzt. Die dazu verwendete synthetische Form, die in verschiedenen Medikamenten enthalten ist, nennt sich Hydrocortison.

In hoher Dosierung wirkt immunsuppressiv, d. h. die Abwehrkräfte unterdrückend. Es wird diesbezüglich eingesetzt, um starke Reaktionen des Immunsystems zu verhindern, wie es etwa bei einigen Krankheiten notwendig werden kann. Auch die Entstehung von Entzündungen kann so vermieden werden. Cortisol bzw. Hydrocortison kann sowohl innerlich als auch äußerlich verabreicht werden.

Erstere findet beispielsweise bei Asthma, chronischer Bronchitis oder auch bei rheumatischen Erkrankungen statt. Die entzündungshemmende Wirkung kann die Beschwerden deutlich lindern. Die Einnahme von Cortisol bzw. Hydrocortison findet je nach Krankheitsbild und individuellem Fall entweder oral oder intravenös statt.

Eine äußere Anwendung in Form von Salben oder Tinkturen findet etwa bei Neurodermitis, allergischen Reaktionen oder anderen entzündlichen Hauterkrankungen statt. Meist können Symptome wie Juckreiz, Ausschlag, Schmerzen oder Rötungen mithilfe der Medikamente schnell gelindert werden.


Verabreichung & Dosierung

Cortisol, auch bekannt als Hydrocortison, ist ein Steroidhormon, das in der medizinischen Praxis häufig als entzündungshemmendes und immunsuppressives Mittel eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Cortisol sind folgende Punkte zu beachten:

Dosierung: Die Dosierung von Cortisol variiert je nach der Art und Schwere der Erkrankung. Bei der Behandlung von akuten Erkrankungen wie einem schweren Asthmaanfall oder anderen entzündlichen Erkrankungen kann eine höhere Dosis erforderlich sein. Bei chronischer Anwendung, etwa zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wird häufig eine niedrigere Erhaltungsdosis verwendet. Die Dosierung muss individuell angepasst und regelmäßig überprüft werden.

Verabreichungsweg: Cortisol kann oral, intravenös oder als topische Anwendung verabreicht werden. Die Wahl des Verabreichungsweges hängt von der spezifischen medizinischen Situation und der Dringlichkeit der Behandlung ab.

Nebenwirkungen: Langzeitbehandlungen mit Cortisol können zu Nebenwirkungen führen, darunter Gewichtszunahme, Osteoporose, erhöhtes Infektionsrisiko und mögliche Nebenniereninsuffizienz. Eine sorgfältige Überwachung durch den Arzt ist erforderlich, um Risiken zu minimieren.

Tapering: Bei längerfristiger Verwendung von Cortisol sollte die Dosis schrittweise reduziert werden, anstatt die Behandlung abrupt zu beenden. Dies hilft, das Risiko einer Nebenniereninsuffizienz zu vermeiden, die auftreten kann, wenn die körpereigene Cortisolproduktion durch die exogene Zufuhr unterdrückt wird.

Überwachung: Patienten, die Cortisol erhalten, sollten regelmäßig auf mögliche Nebenwirkungen und die Wirksamkeit der Behandlung überprüft werden. Dazu gehören Blutdruckkontrollen, Blutzuckermessungen und gegebenenfalls Knochendichtemessungen.

Die Verabreichung von Cortisol erfordert eine sorgfältige medizinische Überwachung und Anpassung, um eine effektive und sichere Behandlung zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Cortisol bzw. das in der Medizin verabreiche synthetische Hydrocortison bietet zahlreiche positive Effekte bei unterschiedlichen Krankheitsbildern.

Allerdings bringt das Hormon auch einige Nebenwirkungen mit sich, die nicht unterschätzt werden dürfen. So kann eine längere Einnahme höherer Dosen unter anderem zu einer Gewichtszunahme, zu Wassereinlagerungen oder zu Störungen des Blutzuckerspiegels führen. Auch eine Osteoporose ist als spätere Folge einer konzentrierten Gabe von Cortisol/Hydrocortison recht häufig. Wird das Hormon äußerlich verabreicht, kann die Haut auf Dauer dünner und so allgemein anfälliger für Infektionen werden.

Des Weiteren darf Cortisol/Hydrocortison nach erfolgter Therapie nicht abrupt abgesetzt werden, da sonst eine sogenannte Rebound-Reaktion (ein erneutes heftiges Auftreten der vorherigen Symptome) ausgelöst werden kann. Experten sprechen hier von einem notwendigen "Ausschleichen" der Behandlung.

Kontraindikationen

Cortisol wird in verschiedenen medizinischen Situationen als entzündungshemmendes und immunsuppressives Mittel eingesetzt. Trotz seiner breiten Anwendung gibt es mehrere typische Kontraindikationen, bei denen die Anwendung von Cortisol vermieden oder mit besonderer Vorsicht durchgeführt werden sollte:

Infektionen: Die Anwendung von Cortisol kann das Immunsystem unterdrücken und somit die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen. Bei aktiven bakteriellen, viralen, pilzlichen oder parasitären Infektionen sollte Cortisol nur unter strenger medizinischer Überwachung eingesetzt werden.

Impfungen: Cortisol kann die Immunantwort auf bestimmte Lebendimpfstoffe abschwächen. Die Verabreichung von Lebendimpfstoffen sollte während einer Cortisolbehandlung vermieden werden, da dies zu einer unzureichenden Immunantwort oder im schlimmsten Fall zur Erkrankung durch den Impfstoff führen kann.

Schwere Magen-Darm-Geschwüre: Cortisol kann das Risiko von Magen-Darm-Perforationen bei Patienten mit bestehenden schweren Magen-Darm-Geschwüren erhöhen. Bei solchen Patienten muss die Anwendung mit besonderer Vorsicht erfolgen.

Schwere psychiatrische Erkrankungen: Bei Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen, insbesondere bei jenen mit einer Vorgeschichte von steroidinduzierter Psychose, sollte Cortisol nur unter sorgfältiger Abwägung und Überwachung verwendet werden, da es psychische Symptome verschlimmern kann.

Schwangerschaft und Stillzeit: Cortisol passiert die Plazentaschranke und kann auch in die Muttermilch übergehen. Obwohl es in bestimmten Situationen während der Schwangerschaft verwendet wird, sollte es nur verabreicht werden, wenn der Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus überwiegt. Während der Stillzeit sollte ebenfalls Vorsicht geboten sein.

Diese Kontraindikationen unterstreichen die Notwendigkeit einer gründlichen medizinischen Evaluation vor der Verwendung von Cortisol, um sicherzustellen, dass die Behandlung sicher und angemessen ist. Es ist wichtig, die individuellen Risiken und den gesundheitlichen Zustand jedes Patienten zu berücksichtigen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Cortisol ist ein körpereigenes Steroidhormon, das auch synthetisch für therapeutische Zwecke verwendet wird. Die Verwendung von Cortisol kann verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweisen, die sowohl die Wirksamkeit des Cortisols als auch die anderer Medikamente beeinflussen können:

NSAIDs (Nichtsteroidale Entzündungshemmer): Die Kombination von Cortisol mit NSAIDs kann das Risiko für gastrointestinale Ulzerationen und Blutungen erhöhen. Dies ist besonders wichtig bei Patienten, die bereits anfällig für Magen-Darm-Probleme sind.

Diuretika: Cortisol kann zu Flüssigkeitsretention führen, und die gleichzeitige Anwendung mit Diuretika wie Furosemid (Schleifendiuretika) oder Thiaziden kann zu einem verstärkten Kaliumverlust führen. Es ist wichtig, den Elektrolythaushalt sorgfältig zu überwachen.

Antidiabetika: Cortisol kann den Blutzuckerspiegel erhöhen, was bei Diabetikern die Einstellung ihres Blutzuckers erschweren kann. Personen, die Insulin oder andere blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, müssen möglicherweise ihre Dosis anpassen, wenn sie mit Cortisol behandelt werden.

Antikoagulantien: Cortisol kann die Wirkung von Antikoagulantien wie Warfarin verstärken, was das Blutungsrisiko erhöht. Engmaschige Überwachung und eventuelle Anpassung der Warfarin-Dosierung können erforderlich sein.

Impfstoffe: Cortisol kann die Immunantwort auf einige Impfstoffe abschwächen, insbesondere auf Lebendimpfstoffe. Dies kann die Wirksamkeit der Impfung verringern und sollte bei der Planung von Impfungen berücksichtigt werden.

CYP3A4-Induktoren und -Inhibitoren: Medikamente, die das Enzym CYP3A4 beeinflussen, können die Metabolisierung von Cortisol beeinflussen. Enzyminduktoren wie Rifampicin oder Phenobarbital können die Clearance von Cortisol erhöhen, während Inhibitoren wie Ketoconazol die Cortisolspiegel erhöhen können.

Diese Interaktionen zeigen, dass bei der Verabreichung von Cortisol eine sorgfältige Überlegung und Überwachung notwendig sind, insbesondere wenn Patienten gleichzeitig andere Medikamente einnehmen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Cortisol aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet ist, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die als entzündungshemmende oder immunsuppressive Agenten eingesetzt werden können:

Prednison und Prednisolon: Diese synthetischen Glukokortikoide haben ähnliche entzündungshemmende und immunsuppressive Eigenschaften wie Cortisol, können aber bei einigen Patienten besser vertragen werden. Sie sind besonders nützlich in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen, allergischen Reaktionen und Asthma.

Budesonid: Ein weiteres synthetisches Kortikosteroid, das hauptsächlich bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verwendet wird. Budesonid hat eine hohe lokale Wirksamkeit bei relativ geringer systemischer Absorption, was das Risiko von Nebenwirkungen verringert.

Dexamethason: Ein potentes Kortikosteroid, das in Situationen eingesetzt wird, in denen eine starke entzündungshemmende oder immunsuppressive Wirkung erforderlich ist. Es wird oft in der Krebstherapie und zur Behandlung von schweren allergischen Reaktionen verwendet.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs): Für die Behandlung von Entzündungen und Schmerzen, die mit weniger schweren Erkrankungen verbunden sind, können NSAIDs wie Ibuprofen oder Naproxen eine Alternative sein. Sie wirken entzündungshemmend, sind aber nicht immunsuppressiv.

Biologische Therapien: Für bestimmte chronische Erkrankungen, insbesondere autoimmunbedingte und entzündliche Erkrankungen, können biologische Medikamente wie TNF-Blocker (z.B. Infliximab) oder Interleukin-Inhibitoren (z.B. Anakinra) eingesetzt werden. Diese zielgerichteten Therapien können spezifische Teile des Immunsystems modulieren, um Entzündungen zu reduzieren, ohne die breite Immunsuppression von Cortisol zu bewirken.

Diese Alternativen bieten unterschiedliche Wirkmechanismen und Nebenwirkungsprofile, die es ermöglichen, eine personalisierte Behandlung zu planen, die sowohl wirksam als auch gut verträglich ist. Es ist wichtig, jede Alternative in enger Absprache mit einem Gesundheitsdienstleister zu erwägen, um die am besten geeignete Option zu wählen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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