Adynamie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Adynamie bezeichnet einen Zustand allgemeiner Erschöpfung und ausgeprägter Antriebslosigkeit. Sie tritt als Folge von unterschiedlichen körperlichen und seelischen Störungen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Adynamie?

Die Adynamie bezeichnet einen Zustand allgemeiner Erschöpfung und ausgeprägter Antriebslosigkeit.

Die Adynamie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eher ein Symptom. Dieses Symptom besitzt unabhängig von seiner Entstehung immer das Erscheinungsbild eines allgemeinen Energiemangels.

Der Organismus ist also so erschöpft, weil ihm für die Aufrechterhaltung wichtiger körperlicher Vorgänge Energie fehlt. Dabei ist es unerheblich, wie dieser Energiemangel zustande kommt. Wichtige körperliche Prozesse werden bei Adynamie aber reduziert, um Energie zu sparen. Die Ursachen für eine Adynamie sind vielfältig. Es liegen ihr oft sehr unterschiedliche Krankheiten zugrunde.

Das können sowohl seelische als auch körperliche Störungen sein. Eine typische seelische Störung mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit ist z. B. die Depression. Wichtige körperliche Störungen, die eine Adynamie entwickeln können, sind u. a. Morbus Addison, Hypokaliämien, Hyperkalzämien, das chronische Müdigkeitssyndrom CFS und Muskeldystrophien.

Ursachen

Es gibt also keine einheitliche Ursache für eine Adynamie. Bei der konkreten Ausprägung des Symptoms spielt jedoch ein allgemeingültiger Prozess eine Rolle. Fehlt aus irgendeinem Grund Energie, kommt es zu einer Reduzierung wichtiger körperlicher Funktionen.

Eine Ursache des Energiemangels ist die Störung der Energiegewinnung. Das trifft u. a. zu, wenn die zugeführten Nährstoffe nicht richtig verwertet werden können, z. B. bei einer Malabsorption von Nährstoffen im Darm. Oder die Glukose kann nicht richtig genutzt werden bei Insulinmangel (Diabetes). Da Energie ja durch Verbrennung erzeugt wird, kann z. B. auch ein Sauerstoffmangel zu Adynamie führen. Außerdem finden alle chemischen Vorgänge des Lebens im wässrigen Milieu statt.

Bei einer Erkrankung, die durch starke Austrocknung gekennzeichnet ist, wird auch dadurch die Energiebereitstellung verhindert. Weiterhin können verschiedene hormonelle Störungen Energie freisetzende Prozesse hemmen, wie z. B. bei Morbus Addison. Vielen seelischen Erkrankungen liegen außerdem Störungen der Nervenreizweiterleitung zugrunde, sodass energetische Prozesse gar nicht erst in Gang kommen.

Zuguterletzt kann es auch sein, dass der Körper zwar genügend Energie bereitstellt, diese jedoch für die Abwehr feindlicher Angriffe von Mikroorganismen einsetzen muss. Dann fehlt an anderer Stelle auch wieder Energie und es kommt zur Adynamie.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Adynamie treten verschiedene Symptome einer Erschöpfung auf. Die Betroffenen fühlen sich müde und schlapp, haben keine Motivation und verspüren insgesamt ein verringertes Wohlbefinden. Oft treten Depressionen und apathische Zustände auf, die sich durch eine Teilnahmslosigkeit und einen Rückzug aus dem sozialen Leben äußern. Auch körperliche Beschwerden können auftreten.

So leiden einige Betroffene beispielsweise an Kopfschmerzen, die sich im Verlauf der Erkrankung zu einer ausgeprägten Migräne entwickeln können. Auch akute oder chronische Muskelschmerzen können auftreten. Begleitend dazu kommt es oft auch zu Zuckungen, Bewegungsstörungen und Sensibilitätsstörungen im betroffenen Bereich. Die anhaltende Erschöpfung wirkt sich auch auf den Magen-Darm-Trakt aus – es kommt zu Übelkeit und Erbrechen, Bauchkrämpfen und gelegentlich auch zu stressbedingtem Durchfall.

Langfristig kann es zum Reizdarmsyndrom kommen. Eine Adynamie kann Fieber hervorrufen, dass sich durch Schweißausbrüche, einen erhöhten Puls und andere typische Krankheitszeichen bemerkbar macht. Weitere körperliche Symptome sind Hals- und Gelenkschmerzen, geschwollene Lymphnoten und Frösteln. Je nach Schwere der Erkrankung können diese Symptome das Wohlbefinden erheblich beeinflussen und zu einer lähmenden geistigen und körperlichen Ermüdung führen. Meist treten die Beschwerden schleichend auf und verstärken sich im Verlauf.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Adynamie ist leicht gestellt. Sie ist ja "nur" ein Symptom, welches man bereits durch Augenschein feststellt. Die eigentliche Aufgabe ist es, die zugrunde liegende Erkrankung zu diagnostizieren.

Dazu muss der Arzt sich die anderen Symptome anschauen und aufgrund vorliegender Erfahrungen entsprechende diagnostische Maßnahmen durchführen. So mangelt es z. B. bei Morbus Addison an den Hormonen Kortisol und Aldosteron. Ein Hinweis auf diese Erkrankung ist die massive Braunfärbung der Haut.

Durch entsprechende Laboruntersuchungen kann die Diagnose abgesichert werden. Bei anderen Erkrankungen ist das häufig nicht so einfach. Das gilt besonders für Erkrankungen, wo die Adynamie das Leitsymptom ist, wie z. B. bei CFS (chronisches Müdigkeitssyndrom) und bestimmten seelischen Erkrankungen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Adynamie bezeichnet das Gegenteil von Dynamik und Energiereichtum. Wenn es zu einer ausgeprägten Erschöpfungssituation und zunehmender Antriebslosigkeit kommt, sollte der Betroffene das ernst nehmen. Die Hintergründe dieses plötzlichen oder schleichend eintretenden Energieverlustes sollten ärztlicherseits abgeklärt werden. Die Adynamie ist jedoch eher das Symptom einer Erkrankung, als dass sie selbst einen Erkrankungswert hat. Wichtig ist die Erkenntnis, dass der Körper aus irgendeinem Grund alle Energien zurückgefahren hat, um auf ein Problem hinzuweisen.

Der Besuch eines Betroffenen beim Arzt sollte spätestens erfolgen, wenn die Adynamie zu einem zunehmenden Rückzug von gesellschaftlichen Verpflichtungen führt und tägliche anfallende Arbeiten unmöglich macht. Berufliche Einschränkungen sind als Konsequenz der Schwäche zu erwarten. Der Hausarzt ist die erste Anlaufadresse, da er den Patienten kennt. Nimmt der Hausarzt die erschlagende Erschöpfung und Energielosigkeit seines Patienten ernst, leitet er zahlreiche Untersuchungen zur Abklärung ein. Problematisch ist dabei die Vielfalt der möglichen Auslöser.

Bei Verdacht auf psychische Probleme wie Depressionen oder Burn-out ist eine Überweisung an einen Psychiater oder eine spezialisierte Klinik zu erwarten. Bei einem Verdacht auf körperliche Ursachen können verschiedene Mediziner hinzugezogen werden. Ein Arzt für innere Medizin kann nach Stoffwechselentgleisungen oder Schilddrüsenfehlfunktionen suchen. Er sollte auch andere Möglichkeiten prüfen, um der Adynamie auf die Spur zu kommen.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung einer Adynamie gehört natürlich die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung. In vielen Fällen ist das einfach. So kann der beim Morbus Addison vorliegende Hormonmangel durch eine Substitutionstherapie behandelt werden.

Die Hormongaben sind hier dauerhaft angezeigt, weil das Hormon bildende Organ, die Nebenniere, bei dieser Erkrankung unwiderruflich zerstört ist. Auch die Behandlung von Austrocknungszuständen nach starken Wasserverlusten ist einfach durch Elektrolytinfusionen auszugleichen. Nach dem Erkennen schwerer Infektionen sind auch diese gut zu behandeln. Das Gleiche gilt auch für den Diabetes.

Schwieriger wird es bei Krebserkrankungen, da die Krebsbehandlung mit Chemotherapie wiederum die Adynamie verstärkt. Hier hat die lebensrettende Behandlung der Grunderkrankung Vorrang. Besonders kompliziert gestaltet sich die Therapie von Erkrankungen mit Adynamie als Hauptsymptom, wie z. B. bei CFS oder einer Depression, weil hier oftmals die Ursachen nicht bekannt sind.

Aussicht & Prognose

Durch die Adynamie fühlt sich der Patient im Allgemeinen sehr müde und antriebslos. Die Belastbarkeit des Patienten sinkt extrem ab und es erfolgt ein Rückzug aus dem sozialen Leben. In den meisten Fällen hängt der weitere Verlauf der Adynamie stark von der ursächlichen Krankheit ab. Es kommt allerdings nicht selten zur Ausbildung psychischer Beschwerden und Depressionen.

Diese wirken sich sehr negativ auf den Alltag und die Beziehungen des Betroffenen aus und können damit zu schweren Beschwerden und zu einer Traurigkeit führen. Teils leiden die Betroffenen auch an Selbstmordgedanken. In einigen Fällen können sich die Betroffenen auch selbst verletzen.

Welche Behandlung bei der Adynamie notwendig ist, hängt in erster Linie von der Grunderkrankung ab. In einigen Fällen reicht eine psychologische Behandlung vollständig aus. Nicht selten gibt es allerdings körperliche Ursachen für die Adynamie, sodass zum Beispiel auch operative Eingriffe notwendig sind, um diese Beschwerden zu lindern. Daher kann auch nicht allgemein vorausgesagt werden, ob die Lebenserwartung durch die Adynamie verringert wird.


Vorbeugung

Eine allgemeine Empfehlung zur Vorbeugung einer Adynamie ist die Einhaltung einer gesunden Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung, Verzicht auf Rauchen und wenig negativem Stress. Das verringert die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Erkrankungen, die Adynamie hervorrufen, kann sie aber nicht ausschließen.

Nachsorge

Inwiefern eine Nachsorge nach diagnostizierter Adynamie notwendig wird, hängt von der Grunderkrankung ab. Einigen Patienten gelingt es, die typischen Symptome dauerhaft abzustellen. Eine Immunität hat sich dann allerdings nicht eingestellt. Vielmehr geht der Erfolg auf das Fehlen der auslösenden Krankheit zurück.

Betroffene können dann selbst einen Beitrag dazu leisten, dass es ihnen besser geht. Gemeinhin gelten allgemeine Vorbeugemaßnahmen als sinnvoll. Dazu zählen eine gesunde Ernährung, tägliche Bewegung und der Verzicht auf Suchtmittel. Bei manchen Betroffenen ist hingegen eine Dauerbehandlung angezeigt. Die Nachsorge begleitet sie teilweise ein Leben lang.

Stellt eine hormonelle Störung an der Nebenniere den Ursprung dar, ist eine Substitutionstherapie notwendig. Blutuntersuchungen und eine Anpassung der Therapie finden in regelmäßigen Abständen statt. Bei Krebs wird die Nachsorge meist aufgeschoben. Der Fokus liegt auf der Behandlung der Tumorerkrankung. Die Adynamie legt sich dann im Idealfall von alleine.

Nach ärztlicher Meinung gelten Depressionen als problematische Ursache. Wegen der oft ungeklärten Beweggründe ist eine Behandlung schwierig. Mediziner bestimmen Psychotherapien und eine medikamentöse Begleitung. Eine Verschlechterung der Lage lässt sich nicht ausschließen. Schon kleine Belastungen im Alltag sind können daher mit großen Folgen verbunden sein.

Das können Sie selbst tun

Symptome wie Abgeschlagenheit, chronische Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit werden unter dem Stichwort "Adynamie" zusammengefasst. Adynamie kann verschiedene Ursachen (zum Beispiel Depressionen) haben. Diesen Ursachen gilt es medizinisch auf den Grund zu gehen.

Jedoch können Betroffene auch selbst zur Verbesserung ihres Zustandes beitragen. Es ist erwiesen, dass regelmäßiger Sport aktivierend wirkt. Die Blutzirkulation wird angeregt, der Körper wird mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt, es bilden sich neue synaptische Verknüpfungen im Gehirn und neue Blutgefäße. Emotionaler Stress wird zudem abgebaut.

Auch eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Ballaststoffen und anderen wichtigen Nährstoffen trägt zur Verbesserung des Gesamtzustandes bei. Der Körper benötigt bestimmte Nährstoffe, um reibungslos funktionieren zu können. Regelmäßiges, aber maßvolles und bewusstes Essen ist wichtig.

Zudem ist eine richtige Balance zwischen Aktivität und Ruhephasen hilfreich. Ausreichend Schlaf (sieben bis acht Stunden) und gesunde Aktivitäten den Tag über mit entsprechenden Auszeiten helfen dabei, viele Prozesse im Körper zu verbessern. Nach Möglichkeit sollten Betroffene versuchen, sich selbst zu aktivieren. Jedoch gilt es auch, Überforderung zu vermeiden. Auf Alkohol und Nikotin sollte weitgehend verzichtet werden, da diese Genussgifte dem Körper zusätzlich Kraft rauben.

Quellen

  • Battegay, E. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2012
  • Möller, H.-J. (Hrsg.): Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

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