Lymphatische Filariose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine lymphatische Filariose ist eine tropische Infektionskrankheit, die auf einen Befall des menschlichen Lymphsystems mit parasitären Würmer zurückzuführen ist. Männer stellen eine besondere Risikogruppe dar, insbesondere für die chronische lymphatische Filariose, die mit stark ausgeprägten Schwellungen im Genitalbereich einhergeht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine lymphatische Filariose?

Die ersten Krankheitszeichen treten oft erst nach Monaten oder Jahren auf. Frühestens drei Monate nach der Infektion stellen sich Fieberschübe und geschwollene Lymphknoten ein.
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Als lymphatische Filariose wird eine in den Tropen vorkommende Erkrankung des Lymphsystems bezeichnet, die auf eine Infektion mit bestimmten Würmern (sogenannte Filarien) aus der Familie der Fadenwürmer (Nematoden) zurückzuführen ist und die durch Stechmücken übertragen wird.

Eine lymphatische Filariose manifestiert sich nach einer Inkubationszeit von einem Monat bis zu mehreren Jahren anhand akuter Entzündungen der Lymphknoten und –-gefäße, Fieberschüben, asthmatischen Beschwerden sowie allergischen Hustens (akute Phase). Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium kann eine lymphatische Filariose zu einer dauerhaften Schädigung der Lymphgefäße führen, durch welche die Lymphflüssigkeit nicht mehr abfließen kann und sich Lymphvarizen (Erweiterungen der Lymphknoten und -gefäße) bilden.

Durch die Einwanderung von Lymphflüssigkeit in benachbarte Strukturen entwickeln sich Lymphödeme, die extreme Ausprägungen im Bereich der Gliedmaßen, Genitalien und Brust annehmen können und zu der für chronische lymphatische Filariose charakteristischen Elephantiasis führen.

Ursachen

Eine lymphatische Filariose ist auf eine Infektion mit fadenförmigen Würmern (Filarien) aus der Familie der Nematoden (Fadenwürmer) zurückzuführen. Die wichtigsten Erreger einer lymphatischen Filariose sind Wuchereria bancrofti (Afrika, Südostasien, Mittel- und Südamerika, Pazifik), Brugia malayi (Südostasien) und Brugia timori (Indonesien).

Dabei werden die Erreger einer lymphatischen Filariose durch Stechmücken, sogenannte Anopheles, übertragen, die sich im Vorfeld bei einem infizierten Menschen mit Wurmlarven (Mikrofilarien) angesteckt haben.

Diese reifen im Organismus der Stechmücke zu infektionsfähigen Larven heran. Wird ein Mensch von einer infizierten Mücke gestochen, siedeln sich die Mikrofilarien über die Blutbahn im Lymphsystem an, wo sie zu geschlechtsreifen Filarien ausreifen, weitere Larven hervorbringen und die für das akute Stadium einer lymphatischen Filariose kennzeichnenden Entzündungsreaktionen hervorrufen.

Etwa drei bis acht Monate nach der Infektion infiltrieren die Mikrofilarien erstmals das Blutsystem des mit lymphatischer Filariose Infizierten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine lympathische Filariose kann sich durch ganz unterschiedliche Symptome äußern. Die ersten Krankheitszeichen treten oft erst nach Monaten oder Jahren auf. Frühestens drei Monate nach der Infektion stellen sich Fieberschübe und geschwollene Lymphknoten ein. Durch die Verlegung der Lymphwege kann es immer wieder zu Entzündungen der Lymphgefäße und -knoten kommen.

Bei fehlender Behandlung können bleibende Schäden am Lymphsystem zurückbleiben. Zuvor entwickeln sich typischerweise Lymphödeme, die eine Schwellung von Brust, Genitalien und Gliedmaßen hervorrufen. Der Bereich um die Infektion schmerzt und verursacht bei Berührung ein unangenehmes Druckgefühl. Im Extremfall kann die lympathische Filariose Atembeschwerden hervorrufen und dadurch einen Asthmaanfall auslösen.

Begleitend dazu treten allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf. Die Betroffenen fühlen sich körperlich und geistig erschöpft und sind meist nicht mehr im Stande, den täglichen Aufgaben nachzugehen. Äußerlich ist die Erkrankung des Lymphsystems an den sichtbaren Schwellungen und dem kränklichen Aussehen der Betroffenen zu erkennen.

Der Arzt kann erhöhte Blutwerte für eosinophile Granulozyten feststellen, die eindeutig auf eine Filariose hinweisen. Erfolgt eine umgehende Behandlung, klingen die Symptome meist schnell wieder ab. Infolge der Schwächung des Immunsystems können allerdings sekundäre Pilz- oder Bakterieninfektionen auftreten, die einer eigenständigen Therapie bedürfen.

Diagnose & Verlauf

Da lymphatische Filariose eine tropischen Infektionskrankheit ist, geben Auslandsaufenthalte in den gefährdeten Gebieten einen ersten Hinweis in Bezug auf die Diagnosestellung.

Daneben wird eine lymphatische Filariose anhand der kennzeichnenden Symptome diagnostiziert. Im Rahmen einer Blutanalyse kann eine erhöhte Konzentration der eosinophilen weißen Blutkörperchen im Serum (Eosinophilie) sowie die für Filarien spezifischen Antikörper festgestellt werden. Im späteren Verlauf (chronische Filariose) können Mikrofilarien im Serum nachgewiesen werden.

Da die Erreger vor allem nachts das Blut infiltrieren, sollte die Blutprobe zu dieser Zeit genommen werden. Bei frühzeitiger Diagnose und rechtzeitigem Therapiebeginn weist die Infektionskrankheit eine gute Prognose auf.

Untherapiert führt eine lymphatische Filariose zu schweren Verläufen und sehr stark ausgeprägten Schwellungen (Elephantiasis), die für die Betroffenen eine erhebliche psychische Belastung darstellen können.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen in erster Linie an einem sehr hohen Fieber. Es kommt weiterhin auch zu einer starken Abgeschlagenheit und ebenso zu einer Müdigkeit des Patienten. Auch die Belastbarkeit wird deutlich verringert, sodass es eventuell zu verschiedenen Einschränkungen im Alltag des Betroffenen kommen kann. Weiterhin treten Entzündungen an den Lymphknoten auf, die zu Schmerzen führen können.

In schwerwiegenden Fällen erleiden die Betroffenen einen Asthmaanfall und haben im allgemeinen Atembeschwerden. Durch schwere Atembeschwerden kann es auch zu einem Bewusstseinsverlust kommen, bei welchem die Betroffenen auch einen Sturz erleiden und sich dabei verletzen können. Weiterhin treten auch Schwellungen auf. Die Patienten leiden nicht selten auch an psychischen Belastungen oder an Depressionen. Die Lebensqualität des Patienten wird durch diese Krankheit erheblich verringert und eingeschränkt.

Die Behandlung dieser Krankheit erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten. Dabei treten keine besonderen Komplikationen ein. Einige der Medikamente können allerdings zu Nebenwirkungen führen dabei möglicherweise Kopfschmerzen oder Fieber verursachen. In der Regel kommt es bei der Behandlung zu einem positiven Krankheitsverlauf. Das Immunsystem muss sich nach der Behandlung allerdings erholen, sodass der Betroffene anfälliger für andere Erkrankungen oder Infekte ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Sobald die typischen Anzeichen einer lympathischen Filariose bemerkt werden, ist ein Besuch in der Arztpraxis angeraten. Sollten die Beschwerden sich nach einigen Tagen nicht von selbst zurückbilden oder sogar stärker werden, muss ebenfalls ein Arzt informiert werden. Der Betroffene spricht am besten sofort mit dem Hausarzt, der die Filariose abklären oder ausschließen kann. Anschließend kann die geeignete Behandlung eingeleitet und dadurch weitere Komplikationen oder Spätfolgen abgewendet werden.

Treten die Beschwerden einige Monate nach einer Reise in eines der Risikogebiete auf, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Ein Mückenstich im Urlaub sollte unmittelbar nach der Rückkehr ins Heimatland von einem Arzt abgeklärt werden. Auch nach dem Kontakt mit einer möglicherweise infizierten Person muss auf etwaige Warnzeichen geachtet werden. Die lympathische Filariose wird von einem Allgemeinmediziner oder Internisten behandelt. In schweren Fällen muss ein Lymphologe oder eine Fachklinik für Infektionskrankheiten aufgesucht werden. Kinder müssen bei Anzeichen einer lympathischen Filariose sofort dem Kinderarzt vorgestellt werden.

Behandlung & Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen zielen in erster Linie auf das Abtöten der Erreger mit Hilfe von Anthelminthika (Wurmmitteln). Diese Medikamente enthalten spezifische Giftstoffe, die den Stoffwechseln der Erreger negativ beeinträchtigen. Gute Ergebnisse wurden diesbezüglich mit Diethylcarbamazin erreicht, wobei das Medikament über mehrere Tage in Abhängigkeit vom Körpergewicht des Betroffenen verabreicht wird (bspw. 50 mg am 1.,3 x 50 mg am 2.Tag, 3 x 100 mg am 3. Tag und 3 x 2 mg/kg Körpergewicht vom 4. bis 21. Tag der Behandlung).

Diethylcarbamazin kann allerdings Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen und Fieber hervorrufen. Daneben kommen Ivermectin (Avermectin) für die Behandlung von Mikrofilarien und Albendazol (Anthelminthikum) gegen adulte (erwachsene) Erreger zum Einsatz. Unter Umständen liegen in den Lymphstrukturen Mikrofilarien vor, die sich bereits mit einer Kapsel umhüllt haben und entsprechend nicht auf die Therapie ansprechen.

In diesen Fällen muss die Behandlung der lymphatischen Filariose wiederholt werden. Da das Immunsystem bei einer lymphatischen Filariose stark geschwächt ist, können in einigen Fällen sekundäre Infektionen (Pilze, Bakterien) vorliegen, die entsprechend therapiert werden sollten. Eine Lymphdrainage ist gegen den Lymphstau behilflich. Bei stark ausgeprägten Lymphödemen (Elephantiasis) können operative Maßnahmen bei einer lymphatischen Filariose angezeigt sein, um den Lymphstau zu beseitigen.


Aussicht & Prognose

Die Tropenkrankheit hat eine günstige Prognose, sobald eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird. Die Gabe von Arzneien führt im Normalfall schnell zu einer Linderung der vorhandenen Beschwerden. Nach einigen Wochen kann der Betroffene als geheilt aus der Behandlung entlassen werden.

Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung kommt es häufig zu einer Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit. Es sind Verzögerungen des Heilungsprozesses zu erwarten und Probleme der Atemtätigkeit treten auf. Diese können Angstzustände oder eine akute und damit lebensbedrohliche Situation auslösen. Für eine günstige Prognose sollte daher bereits bei den ersten Anzeichen und körperlichen Veränderungen die Konsultation eines Arztes stattfinden.

Bei einem stabilen Immunsystem können die Krankheitserreger meist schnell bekämpft werden. Die verschriebene Medikamente unterstützen das körpereigene Abwehrsystem im Heilungsprozess und tragen dazu bei, dass die abgestorbenen Krankheitserreger schnellstmöglich aus dem Organismus abtransportiert werden können. Zudem hilft eine Lymphdrainage gegen den Lymphstau. Mit diesem Behandlungsmaßnahmen ist der Betroffene gut aufgestellt und erhält eine gute Aussicht auf eine baldige Genesung.

Treten Komplikationen auf, müssen operative Maßnahmen eingeleitet werden. Eine Operation ist mit Risiken verbunden und kann Komplikationen auslösen. Verläuft der Eingriff störungsfrei, wird im Anschluss die medikamentöse Behandlung fortgesetzt. Unterstützend sollte für eine gute Prognosestellung eine optimale Ernährung stattfinden.

Vorbeugung

Da gegen eine lymphatische Filariose bislang kein Impfstoff zur Verfügung steht, beschränken sich die vorbeugenden Maßnahmen auf einer Expositionsprophylaxe. Diese besteht im Tragen langer Kleidung , der Anwendung von Moskitonetzen , die gegebenenfalls mit Insektenschutzmitteln imprägniert werden, sowie dem Einsatz von sogenannten Reppelents (mückenabweisende Gele, Sprays, Lotionen, Cremes), die vor Mückenstichen und somit lymphatischer Filariose schützen.

Nachsorge

Bei dieser Erkankung tritt in der Regel hohes Fieber bei Betroffenen auf. Es kommt zu einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit der Betroffenen. Die Belastbarkeit wird erheblich verringert, sodass es zu vielen Einschränkungen im Alltag kommen kann. Die Lebensqualität von Betroffenen wird durch die Erkrankung erheblich beeinträchtigt, daher ist die Hilfe von Freunden und Verwandten in dieser Zeit unerlässlich.

Betroffene leiden in schlimmen Fällen an ständiger Atemnot und Asthmaanfällen, weshalb sie körperliche Anstrengungen weitesgehend unterlassen sollten. Nicht selten leiden Betroffene an starken Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, da Betroffene können nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen. Die Unterstützung mit Hilfe eines Psychologen kann dabei helfen, die Krankheit besser anzunehmen und den Umgang damit dauerhaft leichter zu gestalten.

Die Behandlung von der Erkrankung erfolgt in den meisten Fällen mit der Hilfe von Medikamenten, die nach der vorgegebenen Dosis eingenommen werden sollten. Nach der Behandlung ist das Immunsystem jedoch geschwächt, sodass die Erkrankten anfälliger für Infektionen sind, daher empfiehlt es sich, übermäßigen Aktionismus zu vermeiden und den Alltag schonend wieder aufzunehmen.

Das können Sie selbst tun

Begleitend zur medikamentösen Therapie, können Filariose-Patienten selbst einige Maßnahmen ergreifen, um den Heilungsverlauf zu unterstützen. Körperliche Schonung und Bettruhe sind besonders wichtig. Gerade in den ersten drei bis fünf Tagen der Erkrankung sollte das Immunsystem nicht weiter belastet werden, damit die Würmer möglichst rasch ausgespült werden können.

Eine passende Diät fördert die Genesung zusätzlich und lindert außerdem typische Symptome wie Bauchschmerzen und Übelkeit. Der Ernährungsplan wird am besten mit Hilfe eines Ernährungsmediziners ausgearbeitet. Bei einem Lymphstau sollte außerdem das Gewicht reduziert werden. Es empfiehlt sich eine gesunde, salzarme Ernährung, die mit viel Bewegung (nach der akuten Krankheitsphase) und Stressvermeidung verbunden wird.

Sollten Schmerzen auftreten, können in Rücksprache mit dem Arzt verschiedene Mittel aus der Naturheilkunde eingesetzt werden. Auch bei Kopfschmerzen, Fieber und Asthmaanfällen helfen unter Umständen alternative Präparate, zum Beispiel Belladonna, Teufelskralle oder Arnika. Sollten sich im Verlauf der Erkrankung größere Komplikationen einstellen, muss mit der lymphatischen Filariose noch einmal zu einem Arzt gegangen werden. Bei einem schweren Verlauf ist von weiteren Selbsthilfe-Maßnahmen unbedingt abzusehen, insofern der zuständige Arzt nichts Gegenteiliges vorschlägt.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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