Zwerchfellhochstand

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Zwerchfellhochstand verstehen Mediziner eine Positionsveränderung des Zwerchfells. Dabei wölbt es sich nach oben in Richtung Thorax. Die Ursachen für einen Hochstand des Zwerchfells können unterschiedlich ausfallen und bedürfen nicht immer einer medizinischen Behandlung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Zwerchfellhochstand?

Als Hauptsymptome bei einem Zwerchfellhochstand treten Atemwegsbeschwerden auf. In leichten Fällen ist lediglich die Atemfähigkeit etwas eingeschränkt.
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Wenn Experten von einem Zwerchfellhochstand sprechen, meinen sie damit eine kranial, also nach oben gerichtete Vorwölbung des Zwerchfells. Die Muskel-Sehnen-Platte, die Bauchhöhle und Brustraum voneinander trennt, verschiebt sich dabei nach oben zum Brustkorb hin. Diese Verschiebung kann sowohl nach links als auch nach rechts erfolgen.

Der Zwerchfellhochstand bildet den Gegensatz zum Zwerchfellniederstand, bei dem die Wölbung nach unten in Richtung Bauchraum erfolgt. Der Zwerchfellhochstand ist keine eigenständige Erkrankung, sondern meist ein Begleitsymptom einer bereits bestehenden Krankheit. Nicht selten sucht der Betroffene den Arzt aufgrund der durch die Zwerchfellwölbung verursachten Symptome wie Kurzatmigkeit oder Blähungen auf.

Meist ist die Diagnose derselben aber ein Zufallsbefund. Die Art der Behandlung richtet sich in großem Maße nach der zugrunde liegenden Erkrankung, die für die Positionsveränderung des Zwerchfells verantwortlich ist.

Ursachen

Häufig kommt es zu einem Zwerchfellhochstand, wenn sich im Brust-Bauchraum eine Veränderung befindet, infolge derer die Muskel-Sehnen-Platte ihre ursprüngliche Position nicht beibehalten kann. Dabei kann es sich unter anderem um eine Fehlbildung der Lunge oder auch um eine Lungenentzündung handeln.

Eine bestehende Skoliose gilt ebenso als ein möglicher Verursacher des Zwerchfellhochstands wie ein Herzinfarkt. Eine Erkrankung der Leber, beispielsweise eine Fett- oder Stauungsleber oder auch eine Zyste oder ein Tumor in dieser Region kann dazu führen, dass sich das Zwerchfell nach oben wölbt.

Eine deutlich vergrößerte Milz ist ebenfalls ein potenzieller Auslöser der Beschwerden. Während der Schwangerschaft ist es nicht selten, dass sich das Zwerchfell infolge des Fötuswachstums entsprechend wölbt. In diesem Fall handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um einen natürlichen Zustand, der als Konsequenz der sich ausdehnenden Gebärmutter zustande kommt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Als Hauptsymptome bei einem Zwerchfellhochstand treten Atemwegsbeschwerden auf. In leichten Fällen ist lediglich die Atemfähigkeit etwas eingeschränkt. Es kann aber auch zu schwerwiegender Atemnot kommen. Des Weiteren leidet der Patient an einem Druckgefühl auf den Rippenbogen. Die Atmung wird bei körperlicher Anstrengung oder bei der Nahrungsaufnahme noch zusätzlich belastet.

Das Gleiche gilt auch bei Blähungen. Blähungen sind aber oft auch die Folge eines Zwerchfellhochstandes. Schmerzen treten nur im Zusammenhang mit der Atmung oder bei Druckausübung auf. Isoliert betrachtet ist ein Zwerchfellhochstand gut behandelbar. Er wird jedoch durch Verdrängungsprozesse hervorgerufen, die häufig durch die Vergrößerung innerer Organe ausgelöst werden.

Daher muss die jeweilige Ursache behandelt werden. Die Begleitsymptome sind abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. So gibt es linksseitigen, rechtsseitigen und beidseitigen Zwerchfellhochstand. Da bei allen drei Formen die Beschwerden ähnlich sind, kann nur eine genaue Untersuchung Aufschluss über die Art der Erkrankung geben. Die rechte Zwerchfellkuppel kann bei einer Lebervergrößerung und die linke bei einer Milzvergrößerung oder bei Veränderungen Magen-Darm-Traktes angehoben werden.

Der beidseitige Zwerchfellhochstand deutet möglicherweise auf eine Zwerchfellentzündung, eine Zwerchfelllähmung, einen Tumor oder auf Veränderungen im Bauchraum hin. Eine Zwerchfellentzündung entsteht aber manchmal auch in der Folge eines Zwerchfellhochstandes. Sie ist durch eine schmerzhafte und starke Einschränkung der Atemfunktion gekennzeichnet und kann einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

Diagnose & Verlauf

Besteht der Verdacht auf einen Zwerchfellhochstand, findet zunächst ein umfangreiches Gespräch mit dem Patienten statt. So werden die genauen Beschwerden ermittelt, und nicht selten ergibt sich auch schon eine mögliche Ursache, die in dem spezifischen Fall infrage kommt.

Sicherheit erlangt der Mediziner in den meisten Fällen durch eine entsprechende Röntgenaufnahme, welche die Positionsveränderung des Zwerchfells sichtbar macht. Unterstützend sind auch CT- und MRT-Aufnahmen denkbar, um die Diagnose zu unterstützen. Der Verlauf eines Zwerchfellhochstands entscheidet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Krankheit.

Tritt die Wölbung aufgrund einer Schwangerschaft auf, besteht kein Grund zu Besorgnis, da sie sich nach der Geburt wieder von selbst zurückbildet. Eine unbehandelte Fettleber kann zu weiteren Lebererkrankungen führen und schlimmstenfalls auch die Bildung eines Tumors nach sich ziehen. Dieser kann unbehandelt lebensbedrohlich für den Patienten werden.

Komplikationen

Ein Zwerchfellhochstand muss nicht immer zu Komplikationen oder zu schwerwiegenden Beschwerden führen. Aus diesem Grund ist auch nicht immer eine medizinische Behandlung notwendig. Die Betroffenen können beim Zwerchfellhochstand allerdings an einer sehr starken Atemnot und ebenso an Atembeschwerden leiden.

In diesem Fall kann es durch die Atemnot zu einer Blaufärbung der Haut kommen. Die Organe und das Gehirn werden dabei nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt. Sollte die Erkrankung nicht behandelt werden, so können die inneren Organe auch irreversibel geschädigt werden. Auch eine Kurzatmigkeit kann dabei auftreten.

Aufgrund der Atembeschwerden können viele Betroffene nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen und auch keine sportlichen oder anstrengenden Aktivitäten ausführen. Der Alltag des Patienten wird durch die Erkrankung sehr stark eingeschränkt und die Lebensqualität dadurch verringert. Auch eine Fettleber und andere Lebererkrankungen können durch den Zwerchfellhochstand eintreten und sich möglicherweise negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen auswirken.

Die Behandlung der Krankheit erfolgt in der Regel ohne Komplikationen und richtet sich dabei immer nach der Grunderkrankung. In den meisten Fällen können die Beschwerden allerdings reaktiv gut eingeschränkt und gelindert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Störungen oder Beeinträchtigungen der Atmung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Anlass zur Besorgnis besteht, wenn die Unregelmäßigkeiten über eine längere Zeit anhalten oder zunehmen. Kommt es aufgrund der Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit zu Zuständen der Angst, zu Schlafstörungen oder panischen Reaktionen, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Unbehandelt kann die Atemnot lebensbedrohlich werden. Daher sollte eine Untersuchung eingeleitet werden, sobald es Probleme bei der Ausführung körperlicher Aktivitäten oder sportlicher Übungen gibt. Können die gewohnten Aufgaben und Verpflichtungen nicht mehr beschwerdefrei ausgeführt werden, ist eine Klärung der Ursache anzuraten.

Bei Blähungen, Verdauungsbeschwerden, Unregelmäßigkeiten des Magen-Darm-Traktes, einem allgemeinen Unwohlsein sowie einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Es handelt sich hierbei um Symptome, die auf eine vorliegende Erkrankung hindeuten und daher weiter verfolgt werden sollten. Kommt es zu einem Druckschmerz, einem Engegefühl oder Unregelmäßigkeiten bei der Aufnahme von Lebensmitteln, benötigt der Betroffene medizinische Hilfe.

Treten Unstimmigkeiten bei alltäglichen Vorgängen wie Lachen, Husten sowie Sprechen auf, empfiehlt es sich, diese von einem Arzt kontrollieren zu lassen. Auffälligkeiten des Verhaltens, Apathie oder ein Rückzug deuten ebenfalls auf das Bestehen einer gesundheitlichen Störung hin. Die Unregelmäßigkeiten sind mit einem Arzt zu besprechen.

Behandlung & Therapie

Wurde eindeutig ein Zwerchfellhochstand festgestellt, richtet sich die geeignete Behandlungsmethode vornehmlich nach der bestehenden Grunderkrankung. Wie bereits erwähnt erfordert das Wölben des Zwerchfells in der Schwangerschaft keine Behandlung, da es sich von allein zurückbildet, wenn die Gebärmutter ihre normale Größe erreicht.

Unter Umständen können aber die Begleitsymptome wie Blähungen und Atemprobleme behandelt werden, sofern sie häufig und/oder stark auftreten. Eine Lungenentzündung wird mit Medikamenten therapiert. Da die Verursacher meist Bakterien sind, werden hier Antibiotika verabreicht, welche die Infektion bekämpfen. Kommt es aufgrund starken Übergewichts zum Zwerchfellhochstand, ist eine Gewichtsreduktion anzuraten. Auch das Verzehren kleinerer Portionen kann den Druck auf das Zwerchfell lindern.

Bei einer Fettleber muss ebenfalls unter Umständen das Gewicht des Patienten reduziert werden. Auch eine Ernährungsumstellung kann hier die Beschwerden lindern. Eine Zyste oder ein Tumor muss häufig operativ entfernt werden, um eine Wiederherstellung des Normalzustands zu erreichen. Handelt es sich um eine Krebserkrankung, ist außerdem eine Chemotherapie anzuraten. Bei dieser werden die Krebszellen am Wachsen gehindert und zerstört.


Vorbeugung

Einem Zwerchfellhochstand kann in einigen Fällen effektiv vorgebeugt werden. Da es sich um ein Symptom und nicht um eine eigenständige Krankheit handelt, gelten die vorbeugenden Maßnahmen den Erkrankungen, die für die Positionsveränderung verantwortlich sind.

Eine gesunde Lebensführung mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung beugt Übergewicht und einer Verfettung der Leber vor. Auch manche Krebserkrankungen werden durch einen ungesunden Lebensstil begünstigt und können durch eine Veränderung der Gewohnheiten verhindert werden. Übergewicht sollte immer reduziert werden, um mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Kommt es zu häufigen und starken Blähungen und zu Atemproblemen, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann feststellen, ob es sich um einen Zwerchfellhochstand handelt, und gegebenenfalls die Grunderkrankung diagnostizieren und eine geeignete Therapie einleiten.

Nachsorge

In der Nachsorge muss man davon ausgehen, dass die Grunderkrankungen für den Zwerchfellhochstand gefunden und behandelt wurden, so dass sich das Zwerchfell wieder richtig positionieren konnte. Je nachdem, wie lange der betroffene Patient jedoch unter einem Zwerchfellhochstand gelitten hat, ist seine Atmung möglicherweise noch immer eingeschränkt. Zigaretten sind in diesem Fall tabu.

Regelmäßige Atemübungen machen bewusst, wie viel Lungenkapazität überhaupt da ist, wie tief ein- und wie lange ausgeatmet werden kann. Es gibt spezielle Meditationskurse, die auch Atemübungen anbieten, aber auch im Yoga wird immer wieder die Atmung trainiert. Mit der Atmung stabilisiert sich auch die Sauerstoffversorgung des Körpers. Jetzt kann der Patient wieder mit Sport beginnen.

Empfehlenswert ist in jedem Fall das Laufen oder Fahrradfahren an der frischen Luft, weil es Herz und Kreislauf stabilisiert. Zudem sorgt Sport für ein besseres Körperbewusstsein. Das ist gerade dann wichtig, wenn der Zwerchfellhochstand aufgrund von Übergewicht aufgetreten ist. Dann sollte ein Hauptaugenmerk sein, abzunehmen und danach das eigene Körpergewicht im Normalbereich zu halten.

Dazu kommen verschiedene Diäten in Betracht, die Untersuchungen zufolge alle ähnlich erfolgreich sind, vorausgesetzt, sie werden konsequent durchgeführt. Der Patient sollte auf jeden Fall darauf achten, sich gesund zu ernähren und dazu frische Lebensmittel verwenden, möglichst aus biologischem Anbau. Alkohol und Süßgetränke sollten gemieden und stattdessen viel klares Wasser getrunken werden.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Zwerchfellhochstand ist eine ärztliche Abklärung notwendig. Je nach Ursache können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die ärztliche Behandlung zu unterstützen.

Liegt dem Zwerchfellhochstand ein organisches Leiden wie eine Fettleber oder ein Lebertumor zugrunde, gelten Ruhe und Schonung sowie eine Anpassung der Ernährung. Der Patient wird in der Regel an einen Facharzt verwiesen, der weitere Tipps geben kann. Kommt es im Rahmen einer Schwangerschaft zu einem Zwerchfellhochstand, muss die Wölbung in erster Linie beobachtet werden. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme liegt darin, auf ungewöhnliche Symptome und Beschwerden zu achten und diese dem Arzt mitzuteilen.

Liegt dem Zwerchfellhochstand eine Skoliose zugrunde, sind weitere Maßnahmen wie die Einnahme alternativen Heilmittel sinnvoll. Eine Fehlbildung der Lunge kann nur operativ behandelt werden. Allerdings gibt es spezielle Lungengymnastik, welche Linderung bringen kann. Auch bei einer Zwerchfelllähmung beschränken sich die Selbsthilfe-Maßnahmen auf die Einhaltung der ärztlichen Vorgaben. Ist eine Splenomegalie bzw. deren Ursache verantwortlich für den Zwerchfellhochstand, muss je nach Auslöser etwa die Ernährung umgestellt (bei einer Eisenmangelanämie) oder das Leiden durch Schonung auskuriert werden (bei infektiösen Ursachen wie Virushepatitis oder Mononukleose).

Aufgrund der vielen möglichen Ursachen eines Zwerchfellhochstands, sollten die Selbsthilfe-Maßnahmen ausführlich mit einem Facharzt besprochen werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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