Zwerchfell

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Zwerchfell ist ein unwillkürlich arbeitender Muskel, der den Brust- vom Bauchraum trennt und maßgeblich an der Atmung beteiligt ist. Bei jedem Atemzug leistet es effiziente Arbeit, durch das Zwerchfell ist es dem Menschen überhaupt möglich, das Lachen auszuüben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Zwerchfell?

Das ca. 3 – 5 mm dicke Zwerchfell weist die Form einer kuppelförmigen Platte auf, die von einer Bindegewebsschicht umhüllt ist.
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Das Zwerchfell wird mit medizinischem Fachausdruck Diaphragma (nicht zu verwechseln mit dem Diaphragma der Empfängnisverhütung) genannt und beschreibt eine Platte aus Muskeln und Sehnen, die den Bauchraum (Abdomen) vom Brustraum (Thorax) trennt.

Bei einer durchschnittlichen Dicke von etwa 3 – 5 mm übernimmt es beim Menschen die Aufgabe des wichtigsten Atemmuskels. Zieht sich der Muskel durch Kontraktion zusammen, atmet der Mensch ein. Durch die Entspannung des Zwerchfells erfolgt das Ausatmen. Das Zwerchfell ist des Weiteren maßgeblich daran beteiligt, dass der Mensch lachen kann.

Durch das Zwerchfell verlaufen Hauptschlagader, Speiseröhre und Hauptvenen. Nerven und Blutgefäße sind in die Muskel-Sehnen-Platte eingebettet. In seiner Funktion stellt das Zwerchfell bei Menschen und Säugetieren eine Besonderheit dar. Eine Ausnahme im Tierreich bilden nur die Krokodile, die, mit einer für die Atmung zuständigen Bindegewebskapsel, über eine ähnliche Mechanik zur Inspiration verfügen.

Anatomie & Aufbau

Das ca. 3 – 5 mm dicke Zwerchfell weist die Form einer kuppelförmigen Platte auf, die von einer Bindegewebsschicht umhüllt ist. Im abdominalen Raum wird es zusätzlich vom Bauchfell, im Thoraxbereich vom Brustfell bedeckt. In der Mitte des Zwerchfells befindet sich eine meist v-förmige Sehnenplatte, in der eng miteinander verwobenen Sehnenfasern verwoben sind.

Die Sehnenplatte ist von quer gestreiften muskulären Kuppeln bedeckt, die ihre Ansätze an der Lendenwirbelsäule, dem Brustbein und den Rippen finden. Das Zwerchfell weist drei große und mehrere kleine Öffnungen auf. Die größeren Öffnungen bezeichnen den Aortenschlitz, das Hohlvenenloch sowie den Speiseröhrenschlitz. Während Aorten- und Speiseröhrenschlitz nur locker durch Bindegewebe fixiert und somit leicht verschiebbar sind, ist die Hohlvene in Form eines Ringes aus Bindegewebe fest mit dem Zwerchfell verwachsen.

Nur so können sich die Muskeln des Zwerchfells beim Einatmen zusammenziehen, ohne dass die Hohlvene zusammenfällt. Die Versorgung mit Blut übernehmen vier Arterien, die Steuerung des Zwerchfells erfolgt durch den Nervus phrenicus, der dem Rückenmark im 3. – 5. Halssegment entspringt. Das Zwerchfell arbeitet geräuschlos und ist unwillkürlich gesteuert.

Funktionen & Aufgaben

Das Zwerchfell repräsentiert sich als zentraler Motor der Atmung und fördert mehr als zwei Drittel der gesamten Atemtätigkeit. Durch Kontraktionen der kuppelförmigen Muskelplatte zieht sich das Zwerchfell zusammen und sinkt ab, es erfolgt der Vorgang des Einatmens.

Während sich dabei das Volumen im Brustraum vergrößert, wird der abdominale Raum verringert, die Organe werden nach unten in den Bauchraum gedrückt. Der dadurch entstehende Unterdruck lässt Luft in die Lungen strömen und ermöglicht so das Einatmen. Durch den Druck des Zwerchfells auf den abdominalen Raum wölbt sich der Bauch beim Einatmen vor. In entspannter Position strömen so rund 500 ml Luft in die Lungen. Die Entspannung des Zwerchfells, die durch eine erneute Anhebung vom Bauch- in den Brustraum erfolgt, löst durch das Zusammenpressen der Lunge das Ausatmen aus.

Dieser Vorgang geschieht wie das Einatmen unwillkürlich und geräuschlos. Durch die Erschlaffung und Hebung des Zwerchfells bei der Ausatmung kann die Luft aus den Lungen entweichen und der vorgewölbte Bauch flacht erneut ab. Abseits der Atmung hat das Zwerchfell auch maßgeblichen Anteil daran, dass Menschen den Vorgang des Lachens ausüben können. Das menschliche Lachen, das sich physiologisch als eine erhöhte Tätigkeit an Atmungsbewegungen kennzeichnet, wird demnach ebenso vom Zwerchfell gesteuert.

In Kombination mit den Bauchmuskeln kann das Zwerchfell Druck im abdominalen Raum aufbauen, ohne dass sich der Bauch nach außen wölbt. Diese Funktion findet ihre Anwendung in Form der sogenannten „Bauchpresse“ beim Stuhlgang oder bei Geburtswehen.

Krankheiten

Auf Grund seiner effizienten und geräuschlosen Arbeit wird dem Zwerchfell oftmals wenig Bedeutung zugemessen. Es macht sich häufig erst dann bemerkbar, wenn es durch Erkrankungen oder Beschwerden beeinträchtigt ist. Als relativ harmlos darf hierbei der Schluckauf erwähnt werden, der durch eine spontane und ruckartige Verkrampfung des Zwerchfells ausgelöst wird.

Seitenstechen verspürt man im wichtigsten Atemmuskel dann, wenn eine Überbelastung bei gleichzeitiger Sauerstoffunterversorgung vorliegt. Liegt ein Zwerchfellbruch vor, verlagern sich die Organe aus dem abdominalen Raum in den Brustraum. Ein Zwerchfellbruch kann angeboren sein, aber auch im späteren Leben entstehen und meist operativ behandelt werden. Beschwerden äußern sich in Entzündungserscheinungen im Bereich der Speiseröhre, Völlegefühl und Übelkeit sowie Atemnot.

In Folge von schweren Brustkorb- und Bauchverletzungen kann ein Riss im Zwerchfell (Ruptur) entstehen, der auf Grund der hohen Mortalitätsrate schleunigst operativ behoben werden muss. Erschwerte Atmung in Kombination mit einer Vorwölbung des Zwerchfells in den Brustkorb deuten oft auf einen Zwerchfellhochstand hin. Dieser wird oft durch abnorme Veränderungen im Abdominalraum oder Lungenerkrankungen ausgelöst.

Schmerzen und begrenzte Bewegungsfreiheit des Zwerchfells beim Atmen deuten auf eine Entzündung der Muskelgruppen hin. Funktionseinschränkungen des Zwerchfells zeigen sich manchmal über Atem- und Stimmprobleme, da das Zusammenziehen des Zwerchfells gleichzeitig das Senken des Kehlkopfs steuert und die Stimme entlastet. Eine zu flache Atmung, Verspannungen, psychische Probleme und Stress können zu einer massiven Bewegungseinschränkung führen.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Riemann, J., Fischbach, W., Galle, P., Mössner, J.: Gastroenterologie. Band 2. Thieme, Stuttgart 2008

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