Kauen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kauen erzeugt verschluckbare Bissen und ist weitaus mehr als die Verkleinerung von Nahrung im Mund. Es ist der erste Schritt des Verdauungsvorgangs und entscheidend für gesunde Zähne und einen intakten Darm.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Kauen?

Kauen erzeugt verschluckbare Bissen und ist weitaus mehr als die Verkleinerung von Nahrung im Mund. Es ist der erste Schritt des Verdauungsvorgangs.

Beim mechanischen Kaufvorgang wird die Nahrung zwischen den Zahnreihen positioniert, durch rhythmische Kieferbewegungen zerkleinert, zerquetscht und mit den Zähnen zermahlen.

Kauen leitet mithilfe von Speichel und Enzymen den Verdauungsvorgang ein. Der Unterkiefer bewegt sich dabei auf und ab sowie eingeschränkt in seitlicher Richtung. Nach dem Kauen wird der Speisebrei verschluckt und gelangt durch die Speiseröhre in den Magen, wo die Verdauung fortgesetzt wird.

Während die meisten Wirbeltiere nicht kauen können, sind die höher entwickelten Säugetiere mit Kauorganen ausgestattet. Der menschliche Kiefer besitzt mit den Backenzähnen kräftige Mahlzähne, und mit Schneide- und Eckzähnen spitzere Reißzähne, die zum Abbeißen und groben Zerkleinern der Speisen dienen.

Die Art der Nahrung bestimmt den Kaufvorgang. Feste Nahrung wie Fleisch erfordert intensives Kauen zum Zerkleinern, bei vegetarischer Kost hängt der Kaufvorgang ebenfalls von der Beschaffenheit der Pflanze ab. Zellulosehaltige Pflanzenteile sind hart und müssen gut gekaut werden, damit sie nicht schwer im Magen liegen.

Funktion & Aufgabe

Wer die Körperfunktionen so effektiv nutzt, wie sie von der Natur gedacht sind, verbraucht ein Minimum an Energie und erzeugt höchste Effizienz. Beim Kauen wird das besonders deutlich. Gründliches Kauen ist elementarer Teil gesunder Ernährung und für eine gute Verdauung wichtig. Dennoch legen wir in unserer schnelllebigen Zeit im immer weniger Wert darauf.

Damit die Verdauung einwandfrei funktioniert, sollte jeder Bissen vor dem Schlucken wenigstens 30 Mal gekaut werden. Weil kräftiges Kauen bei einem gesunden Menschen auch den Speichelfluss anregt, kann die Nahrung so noch besser durchmischt werden.

Je besser wir kauen, desto weniger Arbeit haben Magen und Darm später. Verdauungsprobleme und Schmerzen treten somit seltener auf. Auch die Gefahr, Luft zu schlucken, ist durch das kräftige Kauen geringer.

Die gute Speicheldurchmischung hat günstige Auswirkungen auf die Insulinproduktion des Organismus. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass gründliche Kauer nach dem Essen niedrigere Insulin- und Blutzuckerwerte aufwiesen als hastige Esser.

Durch langsames und konzentriertes Kauen wird die Zunge gründlich mit Speisebrei umspült. Die Geschmacksknospen der Zunge werden aktiviert und regen die Sinne an, sodass Menschen Geruch und Geschmack der Speisen intensiver wahrnehmen.

Der Speichel enthält Immunzellen, welche schädliche Eindringlinge wie Bakterien bekämpfen. Wer gut kaut, bekommt seltener Erkältungen und andere Erkrankungen. Auch der Kiefer profitiert. Im Speichel enthaltene Enzyme wie Amylase und Mineralien stärken den Zahnschmelz und machen die Zähne widerstandsfähiger.

Schon in der Mundhöhle spalten die Enzyme Kohlenhydrate auf, die anschließend leichter vom Blut aufgenommen werden können. Erst im Dünndarm wird der Speisebrei weiterverdaut, was die Bauchspeicheldrüse erheblich entlastet.

Langsames Kauen bewirkt, dass sich auch das Sättigungsgefühl später einstellt als beim hastigen Essen, ohne das dabei mehr Nahrung aufgenommen wird. Das ist gerade bei Diäten erwünscht.

Beim Kauen werden die Zähne gleichmäßig belastet und Kieferknochen sowie Zahnhalteapparat gestärkt. Weil jetzt alle Zellen der Mundhöhle optimal mit Sauerstoff versorgt werden, ist auch die Nährstoffversorgung besser und Abfallprodukte werden leichter abtransportiert.

Kräftiges Kauen massiert zudem das Zahnfleisch, das infolge dessen besser durchblutet wird. Dadurch kann Erkrankungen des Zahnhalteapparates wie beispielsweise Parodontose vorgebeugt werden. Die Kräftigung der Kaumuskulatur wirkt sich ebenfalls positiv aus und beugt altersbedingter Kiefergelenkarthrose vor. Erst wenn der Speisebrei nahezu flüssig ist, ist der richtige Zeitpunkt zum Hinunterschlucken gekommen.


Krankheiten & Beschwerden

Weil das Kauen für uns so selbstverständlich ist, schenken wir den Vorgang viel zu wenig Beachtung. Wer hastig isst, verlernt die Speisen zu genießen. Neben dem mangelhaften Kauen ist falsche Ernährung der Hauptgrund für frühzeitigen Zahnverlust oder Erkrankungen von Zähnen, Zahnfleisch und Kiefer.

Karies, Zahnfleischbluten und Erkrankungen des Zahnhalteapparates führen zu Beeinträchtigungen der Nahrungsaufnahme und können mit starken Schmerzen verbunden sein. Die richtige Zahnpflege ist zwar sehr wichtig, dennoch sollte das Kauen nicht vernachlässigt werden. Mit Krauttraining kann etlichen Zahnerkrankungen vorgebeugt werden.

Richtiges Kauen setzt Immunflüssigkeit im Speichel frei, sodass mehr Abwehrzellen im Magen-Darm-Trakt aktiviert werden. Zwar kann der Magen die Speisen mithilfe der Magensäure letztendlich auch zerkleinern, doch er muss hierfür stark arbeiten. Es ist wahrscheinlich, dass die Speisen unnötig lange von Magensäure umgeben werden und ihre wertvollen Inhaltsstoffe dadurch zerstört werden.

Gelangen zu große Speiseteile in den Darm, werden auch sie nur schlecht verwertet und beginnen häufig zu gären. Das macht sich mit unangenehmen Begleiterscheinungen wie Blähungen und Sodbrennen bemerkbar. Damit die Zotten des Dünndarms Nahrung richtig aufschließen können, sollte der Speisebrei möglichst flüssig sein und nur kleine Partikel enthalten. Richtig Kauen ist somit ein leichter Weg zur Gewichtskontrolle und Gewichtsreduzierung.

Hastiges Essen und schlechtes Kauen erhöhen sogar den Bauchfettanteil und können dadurch Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und ebenso Krebs begünstigen. Ärzte konnten zudem nachweisen, dass dank gründlichem Kauen das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 sinkt.

Übergewichtige mit Diätambitionen profitieren besonders stark vom gründlichen Kauen; dank des konstanten Blutzuckerspiegels bekommen sie auch bei verringerter Nahrungsmenge keine Heißhungerattacken und können leichter ihr Traumgewicht erreichen. Mit ausgeglichenem Zuckerhaushalt bleibt das Gewicht dauerhaft stabil. Gründliches Kauen erhöht somit die Lebensqualität und macht gesünder.

Quellen

  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Reitemeier, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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