Kiefer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Kiefer ist ein wichtiger Teil des Gesichtsschädels. Einerseits hat er einen großen Einfluss auf das Aussehen des Menschen, andererseits dient er zur Nahrungsaufnahme und beeinflusst die Sprechweise einer Person.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Kiefer?

Der Kiefer dient hauptsächlich zur Nahrungsaufnahme. Hierbei spielen die Zähne eine wichtige Rolle. Der Verlust von Zähnen oder deren Fehlstellung haben Rückwirkungen nicht nur auf den Kiefer, sondern auch auf andere Teile des Körpers.
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Als Kiefer wird der untere Teil des Kopfes bezeichnet. Er besteht aus Unter- und Oberkiefer sowie den Kiefergelenken. Der Oberkiefer ist fest mit dem Nasenbein und dem Jochbein verwachsen. Der Unterkiefer ist durch die Kiefergelenke beweglich mit dem Schläfenbein verbunden.

Es besteht also nur eine indirekte Verbindung zwischen Ober- und Unterkiefer. Durch die Kaumuskulatur wird nur der Unterkiefer bewegt. Dieser prinzipielle Aufbau findet sich bei allen Säugetieren, im Gegensatz zu den Vögeln, bei denen auch der Oberkiefer beweglich ist.

Anatomie & Aufbau

Der Oberkieferknochen und das Gaumenbein bilden den Oberkiefer. Er enthält die Kieferhöhle und bildet den Boden der Augenhöhle. Darüber hinaus bildet er den Boden und die Wände der Nasenhöhle sowie, als Teil des Gaumens, das Dach der Mundhöhle. Er hat vier Fortsätze:

  • Stirnfortsatz - er verbindet Nasenbein, Tränenbein und Stirnbein
  • Jochfortsatz - dieser dreieckige Fortsatz befindet sich unterhalb der Augenhöhlenfläche
  • Alveolarfortsatz - dieser bogenförmige Fortsatz dient zur Aufnahme der Zähne
  • Gaumenfortsatz - er bildet eine waagerechte Platte, die sich zwischen der Nasenfläche und dem Alveolarfortsatz befindet
Der Oberkiefer und der Gaumen sind von Nerven durchzogen, verschiedene Äste des Nervus maxillaris. Bei einem Erwachsenen mit gesundem Gebiss sitzen im Oberkiefer 16 Zähne in Zahnfächern, den Alveolen. Diese sitzen im Alveolarfortsatz. Die äußere Schicht des Oberkieferknochens ist hart, sein Inneres mehr schwammartig aufgebaut.

Der Unterkiefer besteht aus einem hufeisenförmigen Kieferkörper, dessen vorderer Teil das menschliche Kinn bildet. An beiden Seiten besitzt dieser Kieferkörper nach oben führende Teile, die Unterkieferäste. Der Unterkieferknochen hat drei Fortsätze:

  • Alveolarfortsatz - hier sitzen, wie beim Oberkiefer, die Zähne
  • Gelenkfortsatz - er sitzt am Unterkieferast und hat einen walzenförmigen Gelenkkopf. Dieser ist der bewegliche Teil des Kiefergelenks.
  • Muskelfortsatz - hier setzen die Kaumuskeln an.
Der Nervus alveolares inferior, auch als Nerv der Unterkieferzahnfächer bekannt, der eine Abspaltung des Nervus mandibularis, des Unterkiefernervs ist, verläuft in einem Tunnel unter den Zähnen des Unterkiefers.

Sowohl im Unter- als auch im Oberkiefer befinden sich die Zähne in Zahntaschen, den Alveolen. Sie sind aber nicht starr mit diesen verbunden, sondern leicht beweglich durch Kollagenfasern federn in den Zahntaschen aufgehängt. Die Wurzeln der Zähne befinden sich in tiefen Ausbuchtungen der Kieferknochen.

Funktion & Aufgaben

Der Kiefer dient hauptsächlich zur Nahrungsaufnahme. Hierbei spielen die Zähne eine wichtige Rolle. Der Verlust von Zähnen oder deren Fehlstellung haben Rückwirkungen nicht nur auf den Kiefer, sondern auch auf andere Teile des Körpers.

Die Fehlstellung der Zähne führt oft zu einer Fehlfunktion des Kiefergelenks. Dies ruft dann Schmerzen hervor, die auch weiter in den Kopf oder den restlichen Körper ausstrahlen können. Darüber hinaus hat der Kiefer auch Auswirkungen auf das optische Erscheinungsbild einer Person. Ebenso beeinflusst er die Aussprache. In beiden Fällen sind die Zähne, als Bestandteil des Kiefers, entscheidend.

Das Kiefergelenk dient zur Bewegung des Unterkiefers. Diese Bewegung ist für Beiß- und Kauvorgänge, aber auch für die Sprache erforderlich. Damit ist das Kiefergelenk eines der am meisten belasteten Gelenke des menschlichen Körpers. Da dieses Gelenk in der Nähe des Ohres liegt, werden Schmerzen, die von Kiefergelenkstörungen ausgehen, oft als Ohrenschmerzen missgedeutet.


Krankheiten & Beschwerden

Bei den Erkrankungen und Missbildungen des Kiefers unterscheidet man zwischen angeborenen und erworbenen Störungen. Eine angeborene Missbildung ist z. B. die Lippen-Kiefer- oder die Gaumen-Spalten. Diese Spalten entstehen während der Schwangerschaft. Die einzelnen Teile des Gesichts entwickeln sich in der frühen Schwangerschaft einzeln und wachsen dann zusammen. Tritt bei diesem Zusammenwachsen eine Störung auf, entstehen die Spalten.

Auch Kieferfehlstellungen können angeboren sein. Der Unterkiefer ist dann nach vorne bzw. nach hinten versetzt. Als Folge passen die beiden Zahnreihen in Ober- und Unterkiefer nicht mehr genau aufeinander. Dies ist nicht nur optisch unschön, es kann auch zu Problemen beim Essen oder Sprechen führen und das Kiefergelenk beeinträchtigen.

Eine erworbene Störung ist die Kiefergelenksarthrose. Sie ist eine durch Abnutzung hervorgerufene Entzündung des Kiefergelenks und kann sehr schmerzhaft werden. Hervorgerufen wird sie entweder durch altersbedingte Abnutzung der Knochen oder durch eine Fehlstellung der Zähne, die zu einer erhöhten Knochenabnutzung führen.

Schmerzen im Kiefer können aber auch durch Entzündungen der Ohren hervorgerufen werden. Der Kopf ist von vielen Nervenbahnen durchzogen, die miteinander in Verbindung stehen. So kann eine Entzündung an einer Stelle schnell zu einem Schmerzempfinden an einer anderen Stelle führen. Auch durch erkrankte Zähne, speziell durch entzündete Zahnwurzeln, kann es zu Kieferschmerzen kommen.

Die Kieferhöhlenentzündung ist eine durch Viren oder bakteriell hervorgerufene Entzündung der Schleimhaut in der Kieferhöhle. Durch einen Schnupfen oder eine Erkältung kann eine akute Kieferhöhlenentzündung entstehen. Bakterien dringen durch die Nase und die Nasennebenhöhlen ein. Sie ist ansteckend, da die auslösenden Bakterien beziehungsweise Viren durch Tröpfcheninfektion weiterverbreitet werden.

Die chronische Form der Kieferhöhlenentzündung geht meist aus einer akuten Entzündung hervor. Sie ruft starke Schnupfensymptome und oft Kopfschmerzen hervor. Durch die Nähe zu den Augenhöhlen kann es auch zu Sehstörungen kommen. Auch die Wurzeln der oberen Backenzähne können sich entzünden.

Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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