Heißhunger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Vom Heißhunger spricht man, wenn der Betroffene plötzlich einen mächtigen Hunger entwickelt und alles in sich hineinstopft, was er finden kann. Langfristig führt das zu erheblichen Gewichtsproblemen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Heißhunger?

Während einer Heißhunger-Attacke werden vermehrt ungesunde Lebensmittel aufgenommen, die stark zuckerhaltig sind.

Heißhunger beschreibt einen Zustand, in dem Betroffene wahllos alles essen, was sie finden können - auch, wenn ihnen ein Lebensmittel üblicherweise nicht besonders schmeckt. Danach sind sie völlig übersättigt, ihnen kann schlecht werden und sie übergeben sich gelegentlich willentlich oder unwillkürlich.

Der Heißhunger tritt etwa gleich häufig als einmalige Sache oder schubweise immer wieder auf. Vor allem aber dient der Heißhunger nicht der notwendigen Nahrungsaufnahme; der Betroffene versucht, ein ungestilltes Bedürfnis zu befriedigen, das mit dem Hunger jedoch nichts zu tun hat, sondern viel eher mit der Psyche.

Während einer Heißhunger-Attacke werden vermehrt ungesunde Lebensmittel aufgenommen, die stark zuckerhaltig sind.

Ursachen

Es gibt 3 Ursachen für Heißhunger: Körperliche Bedürfnisse, die Psyche und die Kombination aus beiden. Körperlich bedingter Heißhunger tritt dann auf, wenn eine Unterzuckerung oder eine Grunderkrankung wie Diabetes mellitus vorliegt. Auch schwangere Frauen essen ungewöhnliche Dinge oder auch nur ungewöhnlich viel - Ursache ihres Heißhungers ist jedoch das hormonelle Durcheinander in den ersten Schwangerschaftsmonaten.

Im psychischen Bereich spielen Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht eine Rolle, auch Adipositas-Patienten leiden unter schubhaftem Heißhunger. Stress und negative Gefühle sind die direkten Auslöser, denn durch das ungesunde Essen wird Serotonin ausgeschüttet und man ist für kurze Zeit wieder glücklich.

Die Mischform enthält Bestandteile beider Welten und tritt vermehrt bei psychischen Belastungen aus, die dann aber mit einer Unterzuckerung einhergehen und den Körper dazu zwingen, Zucker aufzunehmen - und zwar so, dass er schnell verstoffwechselt werden kann.

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Diagnose

Heißhunger ist für den Mediziner daran zu erkennen, dass der Patient ohne echte Kontrolle über sein Verhalten handelt. Die Anamnese reicht bereits, um zu erkennen, dass der Betroffene schubweise unter Heißhunger leidet und dieser nicht der reinen Erhaltung der Körpersubstanz dient.

Heißhunger-Attacken treten außerhalb der regulären Essenszeiten auf und die Betroffenen leiden oft psychisch darunter, dass sie sich hinreißen lassen haben. Die genaue Diagnose erfolgt über körperliche Untersuchungen wie die Blutentnahme sowie gegebenenfalls durch das Gespräch mit einem Psychologen.

Oftmals muss bei Heißhunger eine weitergehende Diagnose gestellt und die Grunderkrankung ermittelt werden. Wenn Schwangere unter Heißhunger leiden, bedarf er jedoch keiner gesonderten Diagnose, die Ursachen sind klar und er ist unproblematisch.

Komplikationen

Heißhunger kommt selbst bei gesunden Menschen gelegentlich vor. Sofern er nicht zum Dauerzustand wird, ist das kein Problem. Heißhungerattacken können allerdings auch auf schwerere körperliche und psychische Probleme hindeuten. Zunächst kann Heißhunger durch eine Reihe von organischen Störungen hervorgerufen werden, wird aber oft nicht als Symptom erkannt und deswegen nicht ernst genommen.

Insbesondere Stoffwechselstörungen kommen dafür in Frage, denkbar sind aber auch hormonelle Probleme. Da viele Menschen gelegentlichen Heißhunger als Anzeichen von Stress kennen, kommen sie in diesen Fällen aber nicht darauf, dass ein Arztbesuch fällig wäre. Ganz falsch ist dieser Gedanke tatsächlich nicht, denn mindestens genauso oft steckt hinter häufigem Heißhunger auch ein seelisches Problem, das nicht zeitnah erkannt wird. Nicht nur ungesunder Stress kann dahinter stecken, genauso gut kann es sich um Depressionen oder eine Essstörung handeln.

Insbesondere bei Heißhunger aus seelischen Gründen gestehen sich Betroffene zusätzlich nicht gern ein, dass sie ein Problem haben, weshalb der unbehandelte Heißhunger sie nach und nach übergewichtig bis fettleibig werden lassen kann. Adipositas ist wiederum ein sehr gefährlicher Zustand, denn Fettleibigkeit kann zu Folgeerkrankungen wie hormonellen Ungleichgewichten, einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Wiederkehrender Heißhunger, der sich über einen längeren Zeitraum fortsetzt, sollte deswegen immer einem Arzt vorgestellt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Heißhunger ist keineswegs zu verwechseln mit üblichem starkem Hunger. Menschen mit Heißhunger reagieren darauf mit einem geradezu unkontrollierten Essen. Hierbei geht es nicht um das Bedürfnis einer erhöhten Nahrungsaufnahme, wie es zum Beispiel nach längerem Warten aufs Essen oder nach einer körperlichen Anstrengung normal ist.

Handelte es sich bei Heißhunger nicht um eine einmalige Episode, sondern tritt er regelmäßig auf, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Andernfalls wird es zu massiven Gewichtsproblemen kommen. Obendrein drohen weitere Folgeerkrankungen – beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs.

Das Auftreten von Heißhunger kann sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben sowie beides in Kombination. Erster Ansprechpartner bei Heißhunger ist der Hausarzt. Je nach körperlicher Ursache für den Heißhunger kann er eventuell selbst die Behandlung durchführen oder er überweist an einen Internisten. So können Stoffwechselstörungen wie ein Diabetes mellitus bei körperlicher Unterzuckerung einen Heißhunger auslösen.

Häufig ist Heißhunger auch psychisch bedingt und gehört in die Behandlung eines Psychologen oder Psychotherapeuten. Die typischen Ursachen-Stichwörter für psychisch bedingten Heißhunger lauten Magersucht, Bulimie, Binge Eating, Stress und Depressionen.

Behandlung & Therapie

Körperlich bedingter Heißhunger kann behandelt werden, indem das Grundproblem aus der Welt geschafft wird. Adipositas-Patienten wird beispielsweise eine Fettabsaugung, eine Magenverkleinerung oder eine ähnliche operative Methode angeboten, die den Erfolg schneller herbeiführen und den Körper entlasten soll. Möglicherweise müssen bereits verabreichte Medikamente neu eingestellt werden, um den Heißhunger künftig zu verhindern.

Schwieriger gestaltet sich die Behandlung bei psychischer Ursache oder psychischer Erkrankung, etwa Bulimie oder Binge Eating. Betroffene sehen oft gar nicht, dass sie krank sind, und müssen zuerst diese Erkenntnis erlangen, bevor der Psychiater etwas ausrichten kann. Dazu ist ein Klinikaufenthalt erforderlich, um zu verhindern, dass die Erkrankten womöglich noch sterben.

Einfachere psychische Ursachen werden aus dem Weg geräumt, indem man dem Betroffenen bessere Bewältigungsstrategien als Heißhunger nahelegt, etwa Meditation, Sport oder ein Hobby, das Spaß macht und entspannt. Bei der Mischform werden die jeweiligen Probleme individuell behandelt, damit die Heißhunger-Attacken ein Ende haben.

Aussicht & Prognose

Heißhunger kommt in Form einer Heißhungerattacke auf oder bezieht sich über einen längeren Zeitraum auf ein einzelnes oder einige wenige bestimmte Lebensmittel oder Geschmäcker. Liegt der Heißhunger an einem Nährstoffmangel, so wird sich der Heißhunger selbst nach einer Ernährungsumstellung oder der Einnahme von Nahrungsergänzung noch eine Weile halten. Wenn sich der Mangel nach und nach zurückbildet, bessert sich auch der Heißhunger.

Hat er dagegen hormonelle oder medikamentöse Gründe, wird es immer wieder zu Heißhunger kommen, solange der Zustand anhält oder das auslösende Medikament eingenommen wird. Noch dauerhafter wird er, wenn er psychische Gründe wie etwa eine Essstörung hat. In diesen Fällen lässt sich der Heißhunger nur durch eine psychotherapeutische Behandlung in den Griff bekommen und kann ein Leben lang immer wieder aufkommen, etwa bei der Binge Eating Disorder.

Die einzelne Heißhungerattacke bezieht sich bei Auftreten meistens auf bestimmte Lebensmittel oder Geschmäcker und lässt sich zumindest kurzfristig dadurch stillen, dass das jeweilige Lebensmittel gegessen wird. Da bei Heißhunger aber ein gesundes Appetitgefühl nicht mehr gegeben ist, hat der Betroffene kein Gespür mehr dafür, wie viel er isst und wann er satt ist. Das kann langfristig zu Übergewicht führen, wenn der Lebensstil sich durch wenig Bewegung auszeichnet und der Heißhunger nicht nur sporadisch aufkommt.

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Vorbeugung

Heißhunger kann man vorbeugen, indem man sich auf andere Weise beruhigt und glücklich macht, wenn man psychische Belastungen durchmachen muss. Reden, Sport treiben, sich auspowern oder andere Bewältigungsstrategien sind weitaus erfüllender als Heißhunger - das wird man bald selbst bemerken.

Essstörungen kann man verhindern, indem man sich sehr bewusst sinnvoll ernährt und lieber versucht, sportlich und schlank anstatt ausgehungert und dürr zu werden. Die Schönheitsideale der Medien entsprechen der nicht Realität, das muss man sich selbst und gerade auch jungen Menschen immer wieder bewusst machen.

Das können Sie selbst tun

Bei Heißhunger helfen verschiedene Hausmittel und Maßnahmen. Ein einfacher Trick ist etwa, vor jeder Mahlzeit und bei akuten Heißhungerattacken ein Glas Wasser zu trinken, um so den Magen zu füllen. Auch eine Banane, Traubenzucker und andere Nahrungsmittel mit einer hohen Energiedichte reduzieren den Hunger schnell und wirksam.

Das Kauen von getrockneten Salbeiblättern lindert Heißhunger ebenfalls. Eine Tasse Mate-Tee entspannt den Magen und kann so zu einer Reduktion von Heißhungerattacken beitragen. Daneben sollte auf glutamatreiche Kost verzichtet werden. Aufkommender Hunger lässt sich außerdem durch den Verzehr von Rohkost, Sauerkraut oder Magerquark lindern. Attacken auf Süßes lassen sich durch Zähneputzen lindern, während Heißhunger auf Salziges durch gewürzte Paprikaschoten, Gurken oder Möhren reduziert werden kann. Akut hilft gegen Heißhunger außerdem ein Glas Wasser mit einem Schuss Maggi.

Neben diätischen Maßnahmen kann oftmals auch Akupressur den Heißhunger reduzieren, wirksame Punkte sind etwa direkt am Wangenknochen unter dem Auge oder an der Furche zwischen Nase und Oberlippe. Zeigen diese Hausmittel und Selbstmaßnahmen keinen spürbaren Effekt, müssen zunächst die Ursachen des Heißhungers gefunden und behoben werden.

Quellen

  • Battegay, E. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
  • Schauder, P., Ollenschläger, G.: Ernährungsmedizin Prävention und Therapie. Urban & Fischer, München 2006

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