Hypertrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hypertrophie kann grundsätzlich an allen Organen des menschlichen Körpers auftreten. Diese Erscheinung muss jedoch nicht immer äußerlich sichtbar sein, wenn innere Organe davon betroffen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hypertrophie?

Als Ursachen für eine Hyperplasie sind eine erhöhte Belastung des gesamten Organismus oder einzelner spezieller Organe sowie hormonelle Einflüsse bekannt. Zum Beispiel vergrößert sich die weibliche Brust durch das Stillen eines Säuglings.
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Das Wort Hypertrophie ist aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt. Die Silbe hyper bedeutet über oder mehr, der Wortteil trophein bedeutet aufnehmen, ernähren.

Bei der Hypertrophie gibt es die physiologische, gesund und die krankhafte Ausprägung. In jedem Falle basiert eine Hypertrophie immer auf einer Volumenzunahme von Geweben. Mit einer Hyperplasie reagiert der Organismus auf eine Veränderung der Anforderungen oder es liegen krankhafte Bedingungen vor, welche zu einem forcierten Zellwachstum anregen.

Unter bestimmten physiologischen Bedingungen kann einen Hyperplasie gleichzeitig mit einer Gewebsreduzierung verbunden sein. Kommt es zum Fehlen des Auslösers für die Hyperplasie, geht die Größenzunahme wieder in den ursprünglichen Zustand zurück.

Ursachen

Als Ursachen für eine Hyperplasie sind eine erhöhte Belastung des gesamten Organismus oder einzelner spezieller Organe sowie hormonelle Einflüsse bekannt. Durch eine gesteigerte Leistungsanforderung an die Physis kann eine Hypertrophie hervorgerufen werden, welche sich beispielsweise in einer Zunahme der Muskelmasse oder des Herzvolumens ausdrückt.

Auch unter bestimmten wie beim Stillen eines Säuglings kann sich weibliche Brust vergrößern. Nicht gesund sind allerdings Hypertrophien an Organen, welche als Pseudo- und kompensatorische Hypertrophie bezeichnet werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das wichtigste Kennzeichen einer Hypertrophie ist die Größenzunahme eines bestimmten Organs durch Vergrößerung der entsprechenden Gewebezellen. Diese Größenzunahme kann sowohl physiologisch als auch pathologisch bedingt sein. Zu den pathologischen Hypertrophien zählen unter anderem die Rechtsherzhypertrophie, Linksherzhypertrophie, einzelne Formen der Muskelhypertrophie, die Mammahypertrophie oder die Pylorushypertrophie.

Bei der Rechtsherzhypertrophie treten meist unspezifische Symptome auf. Es kann zu Schwindel, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen oder Brustschmerzen kommen. Eine sogenannte Stauungsleber, Ödeme und die Halsvenenstauung deuten auf eine dekompensierte Rechtsherzinsuffizienz hin. Das Hauptsymptom bei einer Linksherzhypertrophie stellt die Atemnot bei Belastung dar.

Dabei treten die Symptome einer Angina Pectoris mit Brustschmerzen und der Gefahr der Entwicklung eines Herzinfarktes auf. Außerdem kommt es häufig zu Herzrhythmusstörungen sowie zu einer chronischen Herzschwäche. Die Muskelhypertrophie zeichnet sich durch die Zunahme der äußerlich sichtbaren Muskelmasse durch Muskeltraining aus.

Es gibt jedoch auch Formen einer sogenannten Pseudohypertrophie, bei der sich der Skelettmuskel bei gleichzeitiger Krafteinbuße durch Muskelabbau vergrößert. Hier wird bei bestimmten Erkrankungen mit Muskelabbau die eigentliche Muskelmasse durch Vergrößerung des Fett- und Bindegewebes kompensiert. Bei der Mammahypertrophie handelt es sich um eine übergroße weibliche Brust, welche durch ihre Masse zu Schulter- und Rückenschmerzen führen kann.

Gleichzeitig kommt es zur Fehlbelastung der Wirbelsäule. Die Pylorushypertrophie wiederum zeichnet sich durch eine Vergrößerung der Ringmuskulatur am Magenausgang aus. Dabei kann es zu ständigem Erbrechen, Dehydratation, Gewichtsabnahme, Verstopfung und einer lebensgefährlichen metabolischen Alkalose kommen.

Diagnose & Verlauf

Bei einer kompensatorischen Hypertrophie entsteht eine zusätzliche Gewebszunahme an einem Organ, welches sich dadurch vergrößert. Die Ursache für die Hyperplasie liegt bei einem Leistungsverlust eines anderen Organs. Dessen Funktion wird übernommen und eine Hypertrophie bildet sich aus. Ein klassisches Beispiel ist die Vergrößerung der Herzklappen, wenn ein Herzfehler vorliegt. Kommt es zum Funktionsverlust einer Niere, vergrößert sich das verbleibende Ausscheidungsorgan, um das Defizit auszugleichen.

Eine Pseudohypertrophie ist dann gegeben, wenn sich an einzelnen Organen Wucherungen manifestieren. Diese Wucherungen verbessern nicht die Leistungsfähigkeit des Organs, sondern führen einfach zu einer Volumenzunahme. Diese Erscheinungen sind optisch meist gut sichtbar und sogar tastbar. In der Regel übernehmen diese durch eine Hyperplasie gekennzeichneten Wucherungen keine zusätzlichen Aufgaben.

Je nach Lokalisation einer Hyperplasie sind unterschiedliche Diagnosemöglichkeiten gegeben. Neben der äußerlichen und visuellen Begutachtung gehören die "nach innen" schauenden Geräte zu den wichtigsten Hilfsmitteln. Neben den ultraschall- und röntgengestützten Vorrichtungen sind die Kernspin- und die Computertomografie angebracht. Eine Hypertrophie kann auch endoskopisch erkannt werden.

Komplikationen

In vielen Fällen wird die Hypertrophie erst spät erkannt, da es zu keinen direkten Beschwerden oder sichtbaren Veränderungen kommt. In den meisten Fällen vergrößert sich das Gewebe eines Organs im Körper des Patienten. Diese Vergrößerung kann dabei zu verschiedenen Komplikationen und Beschwerden führen. Sollte die Hypertrophie am Herzen auftreten, so kann ein Herzfehler auftreten, der im schlimmsten Falle zum Tode führt.

Ist die Niere von der Hypertrophie betroffen, so kann es ohne Behandlung zu einer Niereninsuffizienz kommen, sodass der Betroffene auf eine Transplantation oder auf eine Dialyse angewiesen ist. Der Betroffene fühlt sich schwach und im Allgemeinen krank. In der Regel wird die Hypertrophie zufällig entdeckt und diagnostiziert. Bei der Behandlung selbst kommt es nicht zu Komplikationen. Im Falle von Tumoren wird eine Chemotherapie verwendet.

Sollte es zu einer Entzündung gekommen sein, wird diese mit Hilfe von Antibiotika bekämpft, wobei es relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Zu Komplikationen kommt es lediglich dann, wenn die Hypertrophie lange unerkannt bleibt und sich negativ auf bestimmte Organe auswirkt. In diesem Fall kann auch die Lebenserwartung verringert sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald der Betroffene ein allgemeines Krankheitsgefühl hat. Der Krankheitsverlauf der Hypertrophie ist schleichend und wird oft erst spät wahrgenommen. Die Beschwerden sind meist diffus und führen über lange Zeit zu einer langsamen Zunahme des Unwohlseins. Sobald der Betroffene die Veränderungen seiner Gesundheit bemerkt, ist ein Arztbesuch nötig.

Nimmt das Leistungsniveau kontinuierlich ab, erlebt der Betroffene zunehmend einen Verlust seiner Lebensqualität oder kann er die gewohnten alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr ausreichend erfüllen, ist eine Kontrolluntersuchung anzuraten. Bei Schlafstörungen, einer inneren Unruhe oder einer allgemeinen Schwäche wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu einer Zunahme des Körperumfangs trotz ausreichender Bewegung und einer gesunden Ernährung, ist ein Arztbesuch anzuraten. Wird keine kalorienreiche Nahrung aufgenommen, ist eine Zunahme der Körperfülle ein Hinweis auf eine vorliegende Erkrankung, die behandelt werden muss.

Setzen Unregelmäßigkeiten der Verdauung oder beim Wasserlassen ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Schmerzen, Problemen der Nierentätigkeit oder emotionalen Auffälligkeiten, ist die Konsultation eines Arztes zu empfehlen. Verändert sich die Urinmenge oder kommt es zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf, muss ein Arztbesuch erfolgen. Bei Fieber, Druck im Brustkorb, Durchblutungsstörungen oder Atmungsproblemen sollte ein Arzt die Beschwerden untersuchen und behandeln. Ohne eine medizinische Versorgung kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Hypertrophie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dies sind bei einer Hypertrophie deren Position, die Art der Gewebszellen und das Ausmaß. Nicht alle Hypertrophien beschränken sich auf das Herz, sondern können auch die Knochen betreffen.

In der Regel werden zur Behandlung der krankhaften Hyperplasie spezielle Medikamente eingesetzt, welche eine Stagnation des Wachstums und langsame Rückbildung mit sich bringen können. Eine Vielzahl von Hypertrophien kann durch den Einsatz von Hormonen oder nuklearmedizinisch mit Bestrahlungen oder einer Chemotherapie beeinflusst.

Auch die Verabreichung von Antibiotika ist bei einer Hypertrophie nicht ganz abwegig. Diese Maßnahme hat sich beispielsweise bei der Therapie einer Prostatahypertrophie durch eine gutartige Geschwulst bewährt. Eine Hypertrophie der Speicheldrüsen kann durch die Abgabe von synthetisch hergestelltem Speichel in Kombination mit entsprechenden Arzneistoffen reduziert werden.

Kommt es zu einer Hyperplasie der Haut, die sich durch kosmetisch störende Hautexpansionen gekennzeichnet ist, werden operative Eingriffe zur Entfernung dieser Überschüsse geplant.


Vorbeugung

An sich ist es so, dass einer Hyperplasie kaum vorgebeugt werden kann, denn die meisten Gewebszunahmen entstehen aus Erkrankungen heraus. Da es sich bei den Hyperplasien auch um bösartige Komponenten handeln kann, ist eine Krebsvorsorge sinnvoll.

Diese Prophylaxen sind ebenso für eine Hyperplasie in den Brüsten in Form von Brustkrebs zu empfehlen. Treten entzündliche Prozesse auf, die sich nicht von selbst zurückbilden, sollte eine fundierte medizinische Therapie durchgeführt werden, um eine Hyperplasie zu vermeiden.

Gesunden Hyperplasien wie Übergewicht, eine Zunahme an Brustgewebe während der Stillzeit oder einer Größenzunahme der Herz- oder Muskelareale muss bis zu einem bestimmten Umfang nicht vorgebeugt werden. Diese Hypertrophie reguliert der gesunde Organismus selbstständig.

Nachsorge

Die Hypertrophie bedarf einer Nachsorge, die weitere Beschwerden verhindern soll und einen positiven Verlauf ermöglicht. In der Phase nach der Behandlung sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen nötig. Bei der Einnahme der verschriebenen Medikamente müssen die Patienten darauf achten, dass sie diese richtig anwenden und dosieren. Die Grundlage dafür bekommen sie von ihrem Arzt.

Bei Problemen oder speziellen Fragen sollten sie sich ebenfalls stets an den Mediziner wenden. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Betroffenen ihr Herz nicht überlasten. Körperliche Belastungen sind deshalb nach Möglichkeit zu vermeiden. Der Arzt erläutert genau, welche Aktivitäten noch erlaubt sind und wo Veränderungen der bisherigen Gewohnheiten stattfinden müssen.

In der Phase der regelmäßigen Untersuchungen überwacht der Arzt den Herzrhythmus und berät den Patienten über weitere Möglichkeiten. Mitunter ist eine Operation nötig, in deren Folge die Beschwerden deutlich zurückgehen sollten. Nach diesem Eingriff braucht der Patient viel Ruhe und sollte über einen längeren Zeitraum auf anstrengende Tätigkeiten verzichten.

An die Erholungszeit schließt sich ein Alltagsleben mit Selbsthilfemaßnahmen an. Durch sanfte Ausdauerbelastung und ausreichend Entspannung verbessert sich der Gesundheitszustand allmählich. Geeignete Aktivitäten sind gemäßigtes Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Hypertrophie stehen dem Betroffenen leider keine besonderen Möglichkeiten der Selbsthilfe zur Verfügung. Diese Erkrankung muss in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden, um einen vorzeitigen Tod des Patienten oder weitere Komplikationen zu vermeiden.

In den meisten Fällen werden dabei Medikamente eingesetzt, die die Symptome der Krankheit einschränken können. Allerdings kann die Erkrankung auch im Rahmen von Nebenwirkungen anderer Therapien auftreten, sodass hier eine direkte Behandlung nicht möglich ist. Bei Hautbeschwerden können in erster Linie pflegende Salben oder Cremes verwendet werden, wobei die meisten Betroffenen allerdings auf einen operativen Eingriff angewiesen sind, um diese Beschwerden vollständig zu lindern. Auch die Ausbildung von Narben kann durch eine frühzeitige Behandlung und durch eine ausreichende Pflege vermieden werden.

In vielen Fällen können bei einer Hypertrophie auch Gespräche mit anderen betroffenen Menschen oder mit einem Psychologen helfen, da viele Betroffene an Depressionen oder an anderen psychischen Beschwerden erkranken. Natürlich eignen sich hierfür auch Gespräche mit dem Partner oder mit der eigenen Familie. Vor allem die Unterstützung der engsten Menschen kann sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung und auf den Zustand des Patienten auswirken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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