Herdencephalitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Herdencephalitis handelt es sich um eine entzündliche Veränderung eines Teilbereichs des Gehirns. Sie tritt meist von Bakterien verursacht und tritt in der Regel als Folgeerkrankung eines anderen entzündlichen Geschehens im Körper auf. Während früher eine Herdencephalitis häufig tödlich verlief, kann sie heute vergleichsweise gut behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Herdencephalitis?

Meist äußert sich eine Herdencephalitis zunächst durch unspezifische Symptome. Am häufigsten treten Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und leichte Desorientiertheit auf.
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Die septische Herdencephalitis oder kurz Herdencephalitis ist eine Entzündung, die an einer oder mehreren Stellen des Gehirns auftritt, es jedoch nicht in seiner Gesamtheit betrifft. Ausgelöst wird sie zumeist von Bakterien, in seltenen Fällen kann sie auch von Pilzen oder Parasiten verursacht werden. Es kann zwischen verschiedenen Formen der Herdencephalitis unterschiedenen werden.

Bei einem damit einhergehenden Gehirnabszess wird das infiziert Gewebe deutlich von der Umgebung abgegrenzt, während sich das Volumen dieses Bereichs deutlich vergrößert. Im Fall der septisch-embolischen Herdencephalitis tritt aufgrund der Verschleppung von infizierten Blutgerinnseln ein Schlaganfall auf. Die septisch-metastatische Herdencephalitis zeichnet sich dadurch aus, dass durch frei im Blut vorkommende Erreger mehrere Bereiche des Gehirns gleichzeitig befallen werden.

Ursachen

Eine Herdencephalitis tritt dann auf, wenn Bakterien oder in weniger häufigen Fällen andere Erreger wie Pilze oder Parasiten wie Toxoplasma gondii in das Gehirngewebe gelangen. Nur äußerst selten geschieht dies durch eine Direktinfektion, wenn nach einem Unfall ein offenes Schädel-Hirn-Trauma vorliegt. In der überwältigenden Mehrheit der Krankheitsfälle findet eine Einschwemmung der Erreger aus anderen Teilen des Körpers statt.

Dies geschieht vor allem dann, wenn bereits fortgeschrittene entzündliche Erkrankungen vorliegen, insbesondere wenn sich diese im Bereich der Atemwege und des Kopfes befinden. Auch entzündliche Veränderungen des Zahnapparates können eine Herdencephalitis zur Folge haben. Gelegentlich tritt eine Herdencephalitis auch nach einer Implantation auf.

Dies ist ein Anzeichen dafür, dass das Implantat mit Keimen verunreinigt war. Das Vorliegen einer Immunschwächeerkrankung ist zwar nicht ursächlich für das Auftreten einer Herdencephalitis, begünstigt diese aber.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Meist äußert sich eine Herdencephalitis zunächst durch unspezifische Symptome. Am häufigsten treten Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und leichte Desorientiertheit auf. Diese sind eine Folge des ansteigenden Drucks durch den sich vergrößernden Entzündungsherd. Auch Fieber, Erbrechen, Krämpfe, Sprachschwierigkeiten und eine beliebige Kombination dieser Symptome ist möglich.

Welche Beschwerden mit einer Herdencephalitis einhergehen, ist in weiten Teilen davon anhängig, wo im Gehirn sie lokalisiert ist. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung verstärken sich die bereits vorhandenen Symptome. Neben hohem Fieber ist dann auch mit neurologischen Ausfallerscheinungen und bei Ausbleiben einer Behandlung sogar mit einem Koma zu rechnen.

Diagnose & Verlauf

Um eine Herdencephalitis sicher diagnostizieren zu können, ist ein bildgebendes Verfahren notwendig. Nach der Verabreichung eines Kontrastmittels wird deshalb eine Computertomografie oder Magnetresonanztomographie durchgeführt. Im frühen Stadium kann eine Herdencephalitis noch leicht mit anderen Erkrankungen des Gehirns verwechselt werden.

Bereits nach wenigen Tagen aber ist die Erkrankung deutlich an dem entzündlichen Herd, dem dazugehörigen Ödem und der sichtbaren Abkapselung von dem umgebenden Gewebe zu erkennen. Um den genauen Erreger bestimmen zu können, wird im Anschluss eine Lumbalpunktion vorgenommen und Zerebrospinalflüssigkeit entnommen. Diese wird im Anschluss im Labor mikrobiologisch untersucht.

Im Anschluss daran muss noch der Ursprung des Erregers gefunden werden, damit auch die Primärerkrankung behandelt werden kann. Dabei kommt häufig eine weitere Computertomographie zum Einsatz, wobei in diesem Fall der Brust- und Bauchraum bevorzugt untersucht wird.

Da die Herdencephalitis eine äußerst rasch verlaufende Erkrankung ist, lässt sie sich auch bei zu Beginn diffusen und nicht eindeutig zuordenbaren Symptomen schon nach kurzer Zeit sicher diagnostizieren und eine Behandlung in die Wege leiten. Dies hat sich in den vergangenen Jahrzehnten äußerst positiv auf die Heilungschance der früher nicht selten letal verlaufenden Erkrankung ausgewirkt.

Komplikationen

Durch die Herdencephalitis kommt es vor allem zu Beschwerden am Gehirn. Diese sind für den Patienten durch verschiedene physische und psychische Symptome bemerkbar. In den meisten Fällen treten Kopfschmerzen auf, da der Hirndruck ansteigt. Diese Schmerzen breiten sich dabei nicht selten auch in andere Bereiche und Regionen des Körpers aus und können auch in diesen zu Schmerzen führen.

Es treten weiterhin auch Schwindel und Übelkeit auf. Der Betroffene leidet an Fieber und an starken Krämpfen. Auch das Handeln und Denken wird eingeschränkt und es treten nicht selten Sprachstörungen und Orientierungsstörungen auf. In einigen Fällen verliert der Patient das Bewusstsein oder fällt in ein Koma. Ohne Behandlung wird die Lebenserwartung durch die Herdencephalitis extrem verringert und der Patient verstirbt durch die Krankheit.

Ebenso kann es zu Lähmungen und anderen Sensibilitätsstörungen am Körper des Patienten kommen. Die Diagnose der Herdencephalitis erfolgt in der Regel relativ schnell und einfach, sodass eine frühzeitige Behandlung dieser Krankheit möglich ist. Weiterhin kommt es zu keinen Beschwerden oder Komplikationen. Mit Hilfe von Antibiotika kann die Herdencephalitis schnell bekämpft werden. Die Lebenserwartung wird bei einer schnellen und richtigen Behandlung nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Orientierungsstörungen auftreten, liegt womöglich eine Herdencephalitis zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage bestehen bleiben. Kommen weitere Symptome wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Krämpfe oder Sprechstörungen hinzu, muss der Betroffene umgehend ärztlichen Rat einholen.

Auch Ödeme und andere äußerliche Veränderungen sind umgehend abzuklären. Der Erkrankte sollte ein Krankenhaus aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen. Spätestens, wenn neurologische Ausfallerscheinungen bemerkt werden, ist ärztlicher Rat gefragt.

Sollte der Betroffene das Bewusstsein verlieren, muss der Notarzt gerufen werden. Eine Herdencephalitis tritt meist im Rahmen einer Atemwegs-Erkrankung oder entzündlicher Veränderungen des Zahnapparates auf. Auch nach einer Implantation oder nach einem Unfall mit offenem Schädel-Hirn-Trauma kann es zu den genannten Beschwerden kommen.

Daneben gehören Patienten, die an einer Immunschwächeerkrankung leiden, zu den Risikogruppen, und sollten genannte Symptome zeitnah von einem Arzt abklären lassen. Neben dem Hausarzt zählen Neurologen und Fachärzte für innere Medizin zu den Ansprechpartnern. Bei starken Beschwerden wird am besten der Notarzt gerufen oder der ärztliche Notdienst kontaktiert.

Behandlung & Therapie

Bei einer Herdencephalitis ist es zunächst unerlässlich, den Druck im Gehirn zu normalisieren, um weiteren Schädigungen vorzubeugen. Dies kann beispielsweise durch hypobare Oxigenierung erreicht werden. Bei dieser Behandlungsform wird bei einem erhöhten Umgebungsdruck reiner Sauerstoff eingesetzt. Dies geschieht in einer dafür speziell konzipierten Druckkammer.

Sofern dies aufgrund der Lage im Gehirn möglich ist, wird danach der entzündende Bereich operativ entfernt. Falls eine wichtige Gehirnregion wie das Sprachzentrum oder der Hirnstamm betroffen ist, muss darauf verzichtet werden. Stattdessen oder bei vorheriger Operation zusätzlichen kommen Antibiotika zum Einsatz. Die Antibiotikatherapie kann bereits vor der endgültigen Diagnose der Herdencephalitis angewandt werden. In diesem Fall werden zunächst Breitbandantibiotika verwendet.

Nach der Bestimmung des verantwortlichen Erregers wird dann zu einem darauf abgestimmten Antibiotikum gewechselt. Auch eine Infektion mit Toxoplasma gondii kann mit Antibiotika behandelt werden. Sollte es sich bei dem Erreger um einen Pilz handeln, muss ein Antimykotikum verwendet werden.

Zur Therapie gehört neben der Behandlung der Herdencephalitis aber auch die der eigentlichen Grunderkrankung. Insbesondere Eiterherde im Körper müssen gründlich beseitigt werden. Deshalb kann es notwendig werden, infizierte Wunden, Abszesse im Bereich der Zähne und Vereiterungen im Hals-Nasen-Ohr-Raum operativ zu sanieren.

Aussicht & Prognose

Noch vor einigen Jahren war die Prognose bei einer diagnostizierten Herdenzephalitis stets negativ: Die Erkrankung führte in den meisten Fällen zum Tod. Heute hingegen ist durch moderne Behandlungsmethoden und ein besseres Verständnis der Erkrankung in den meisten Fällen eine viel günstigere Prognose möglich.

Über den Behandlungserfolg und damit für die Aussichten des Patienten auf Genesung ist der Allgemeinzustand wichtig. Bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes oder AIDS wirken sich negativ auf die Prognose aus. Auch Grunderkrankungen wie eine vorliegende Entzündung der Innenhaut des Herzens können sich negativ auswirken.

Bei einem ansonsten guten Allgemeinzustand des Erkrankten ist die Herdenzephalitis gut behandelbar, sofern der Patient eine geeignete medizinische Versorgung erhält. So wirkt sich ein rascher Therapiebeginn mit Antibiotika und eventuell notwendiger Operationen positiv auf die Prognose aus.

Dafür ist es notwendig, dass der Patient ein Krankenhaus aufsucht, das die notwendigen Fachabteilungen und Einrichtungen insbesondere mit Computertomograph, Labor, Neurochirurgie und Mikrobiologie vorhalten kann. Dann ist nämlich neben einer konsequenten Therapie auch eine rasche Intervention bei eventuell auftretenden Komplikationen wie einer Erhöhung des Hirndrucks oder dem Entstehen weiterer Entzündungsherde möglich.


Vorbeugung

Um einer Herdencephalitis vorzubeugen, sollten neben einer allgemeinen Stärkung des Immunsystems und dem Vermeiden von Menschen mit Infektionserkrankungen bei einer vorliegenden Immunschwäche grundsätzlich alle entzündlichen Erkrankungen zeitnah behandelt werden. Dies gilt insbesondere für Infektionen im Bereich der Zähne, der Ohren und der Nasennebenhöhlen.

Länger anhaltende Eiterherde sollten möglichst vermieden werden. Dadurch kann verhindert werden, dass die entsprechenden Erkrankungen verschleppt werden und sich die Erreger über die Blutbahn ins Gehirn ausbreiten können, wo durch sie eine Herdencephalitis ausgelöst werden kann.

Nachsorge

Bei einer Herdencephalitis stehen Betroffenen in den meisten Fällen keine direkten oder besonderen Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei steht im Vordergrund in erster Linie die frühzeitige Erkennung der Krankheit, damit weitere Kompilationen vermieden werden können. Schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen dieser Krankheit sollte daher ein Arzt aufgesucht werden.

Die Behandlung wird in den meisten Fällen direkt in einem Krankenhaus durchgeführt. Dabei sind Betroffene immer auf die Hilfe, die Pflege und die Unterstützung der eigenen Familie und der Freunde angewiesen. Dadurch können auch psychische Verstimmungen oder Depressionen verhindert werden. Weiterhin wird die Herdencephalitis auch durch die Einnahme von Medikamenten behandelt.

Betroffenen sollten dabei auf die richtige Dosierung und auf die regelmäßige Einnahme der Arzneimittel achten, damit die Beschwerden gelindert werden können. Bei Antibiotika sollte kein Alkohol eingenommen werden, da dieser die Wirkung des Medikaments abschwächen kann. In den meisten Fällen sollten während der Behandlung regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt erfolgen, um die Beschwerden der Herdencephalitis richtig zu überwachen. In einigen Fällen ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit verringert.

Das können Sie selbst tun

Eine Herdencephalitis kann durch einige Maßnahmen vermieden werden. Sollte der Betroffene an einem schwachen Immunsystem oder an einem Immundefekt leiden, so müssen Infektionen und Entzündungen auf jeden Fall vermieden werden. Dazu zählt auch das Beachten eines hohen Hygienestandards und das frühzeitige Behandeln aller Erkrankungen. Vor allem im Bereich der Ohren, der Zähne und der Nase sollten Infektionen sehr schnell untersucht werden. Damit kann die Ausbreitung der Erreger bis ins Gehirn verhindert werden.

Besondere Möglichkeiten der Selbsthilfe sind bei der Herdencephalitis allerdings nicht möglich und auch nicht notwendig. In den meisten Fällen kann die Erkrankung relativ schnell und einfach ärztlich behandelt werden. Die Betroffenen sind auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen.

Dabei sollten mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden. Sollte sich der Betroffene daher nicht sicher sein, ob sich Medikamente gegenseitig beeinflussen, so sollte immer ein Arzt kontaktiert werden. Auch auf Alkohol muss während der Einnahme von Antibiotika verzichtet werden.

In einigen Fällen müssen operative Eingriffe stattfinden. Nach solchen Eingriffen gilt für Betroffene sich zu schonen und keine schweren Tätigkeiten auszuführen.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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