Wetterfühligkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Menschen klagen über Beschwerden, wenn wetterbedingt starke Temperaturschwankungen auftreten. Etwa ein Drittel aller Deutschen hat mit Umwelteinflüssen und Klimabedingungen zu kämpfen. Wetterfühligkeit ist die Bezeichnung für Krankheiten und Beschwerden, die durch starke Temperaturschwankungen und entsprechende klimatische Verhältnisse verursacht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Wetterfühligkeit?

Die häufigsten Symptome betreffen den Kopf. Patienten klagen meist über Kopfschmerzen und Migräne.
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Wetterfühligkeit macht sich teilweise durch körperliche Beschwerden wie Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen bemerkbar. Der Kreislauf schwankt und der Blutdruck verändert sich stark. Im Prinzip handelt es sich dabei um Anpassungsschwierigkeiten der jeweiligen Person nach einem Wetterumschwung.

Der Körper kann sich nur langsam an die geänderte Wetterlage gewöhnen. Die daraus entstehenden Beschwerden sind unterschiedlicher Natur. Kopfschmerzen und –druck, Migräneanfälle, Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie eine gereizte oder herab gesetzte Stimmung treten auf. Den Symptomen liegt keine direkte Erkrankung zugrunde.

Wetterfühligkeit ist nicht zu verwechseln mit Wetterempfindlichkeit. Bei dieser Veranlagung wiederum hat die betroffene Person eine chronische Erkrankung. Die Symptome verschlimmern sich bis zu zwei Tagen vor einer Wetteränderung und bessern sich zwei bis drei Tage nach den veränderten Wetterverhältnissen wieder. Hier können Beschwerden auftreten, die auch typisch für Wetterfühligkeit sind.

Ursachen

Die Ursachen für die manchmal schmerzhafte Reaktion auf veränderte Klimabedingungen kann durch verschiedene Wetterlagen verursacht werden. Dazu zählen alle extremen Witterungsverhältnisse mit erhöhter Luftfeuchtigkeit.

Das ist schwül-warme Luft im Sommer und Frühjahr sowie nasskalte Bedingungen im Herbst und Winter. Maßgebend ist dabei der hohe Grad der Luftfeuchtigkeit. Hingegen führen extreme Hitze von mehr als dreißig Grad oder starke Kälte unter der Null-Grad-Grenze nicht unbedingt zu Beschwerden, wenn die Luftfeuchtigkeit niedrig ist. Zum einen sind individuelle genetische Veranlagungen und einzelne Grunderkrankungen mit ein Grund für Wetterfühligkeit.

Daneben ist auch die Tatsache nicht unbedeutend, dass zahlreiche Menschen in klimatisierten Räumen arbeiten. Eine zügige natürliche Anpassung an die Wetterreize ist so gar nicht möglich. Erwiesen ist, dass Menschen, die den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen, wie Bau-, Garten- und Waldarbeiter, Straßenkehrer oder Personen mit ähnlichen Berufen sehr viel weniger heftig auf Wetterveränderungen reagieren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Anzeichen der Wetterfühligkeit sind unterschiedlich ausgeprägt. Meist sind Patienten betroffen, die anderweitige Grunderkrankungen besitzen. Dazu zählen vor allem Rheumapatienten und Herzkranke. Sie leiden, wenn das Wetter umschlägt. Ein Temperatursturz oder Regen sind der Auslöser. Junge Menschen sind deutlich seltener betroffen als ältere. Anzeichen treten vorwiegend bei Seniorinnen und Senioren auf.

Die häufigsten Symptome betreffen den Kopf. Patienten klagen meist über Kopfschmerzen und Migräne. Zusätzlich dazu treten Konzentrationsstörungen auf. Auch Schwindel ist möglich. Die Psyche leidet. Männer und Frauen sind antriebslos und deprimiert. Das Leben wirkt eintönig und grau. Schon bei kleinen Unregelmäßigkeiten zeigt man sich gereizt.

Auch in der Nacht treten die Auswirkungen zutage: Betroffene können nicht einschlafen, was am folgenden Tag die Erkrankung noch verstärkt. Kreislaufprobleme sind dann möglich. Darüber hinaus treten auch physische Symptome auf: Einzelne Glieder wie die Beine schmerzen. Manchmal berichten Patienten, dass längst verheilte Knochen und Narben wehtun.

Der Grad der Empfindlichkeit fällt unterschiedlich aus. Manche Personen leiden nur für ein bis drei Tage. Bei anderen hält die Erkrankung solange an, wie die neue Wetterlage vorherrscht. Reist man in eine Region mit anderen klimatischen Gegebenheiten, verschwinden regelmäßig die Beschwerden.

Diagnose & Verlauf

Kühle Regenschauer wechseln sich mit warmen und schwülen Temperaturen ab und das innerhalb kürzester Zeit. Viele Menschen reagieren auf diese unterschiedlichen Klimabedingungen mit Kopf- und Gliederschmerzen, einem Kreislauf, der verrückt spielt oder ähnlichen Beschwerden.

Unser Nervensystem und Gehirn reagieren damit direkt auf die Umwelteinflüsse. Vor allem die Feuchtigkeit macht dem menschlichen Körper zu schaffen. Die Laune wechselt, die Nerven liegen blank und die ganze Lebensqualität kann sich vermindern. Die Symptome der Wetterfühligkeit treten zwischen 24 und 48 Stunden vor einer Wetteränderung auf. Der Betroffene „spürt“ die aufkommende Witterung und reagiert entsprechend.

Dies kann sich in Föhn-Kopfschmerzen bei Kaltluft oder Föhnwetter, Angina pectoris bei anhaltendem Schlechtwetter oder atlantischer Kaltluft, verändertem Blutdruck bei feucht-warmem Wetter sowie hoch reichender Kaltluft, Herz-Kreislauf-Beschwerden im Zentrum eines Tiefdruckgebietes, Krämpfe oder Koliken bei atlantischer Kaltluft, Gereiztheit, Aggressionen und Konzentrationsstörungen bei Kaltluft sowie Föhn zeigen.

Gelenkschmerzen und Rheuma sowie alte Knochenbruchstellen machen sich bei nass-kaltem Schlechtwetter bemerkbar. Schlafstörungen zeigen sich oftmals bei windigem Wetter oder bei generellem Wechsel der Großwetterlage.

Komplikationen

Eine ausgeprägte Wetterfühligkeit kann verschiedene körperliche und seelische Beschwerden hervorrufen. Typisch für eine Wetterfühligkeit sind Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen – Symptome, die sich bei häufigen oder besonders intensiven Wetterwechseln negativ auf das Wohlbefinden auswirken und manchmal auch bleibende Folgen haben.

Bestehende rheumatische Erkrankungen und Gelenkerkrankungen verstärken sich bei einem plötzlichen Wetterumschwung häufig und rufen dann starke Schmerzen hervor, die oft über mehrere Tage bestehen bleiben. Ernsthafte Komplikationen können auftreten, wenn der Betroffene plötzlich Schwindel verspürt und stürzt. Auch Krämpfe, Konzentrationsstörungen und plötzlich auftretende Kopfschmerzen erhöhen die Unfallgefahr im Alltag und Beruf.

Personen mit Wetterfühligkeit entwickeln manchmal auch seelische Leiden. Es kann zu depressiven Verstimmungen kommen, aber auch zu ausgeprägten Depressionen und Angststörungen. Die Behandlung einer Wetterfühligkeit erfolgt durch natürliche Maßnahmen und birgt deshalb keine größeren Risiken.

Bestimmte Anwendungen wie Akupunktur oder Mittel aus der Homöopathie können allerdings Beschwerden hervorrufen. So kann es bei der Akupunktur zu Infektionen und selten auch zu Verletzungen größerer Blutgefäße kommen. Naturheilmittel können bei falscher Anwendung Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden auslösen, gelegentlich treten auch ernste allergische Reaktionen auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Wetterfühligkeit wird im Normalfall kein Arzt benötigt. Es handelt sich um ein vorübergehendes Phänomen, bei dem kein weiterer Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus ist es keine eigenständige Erkrankung, bei der eine medizinische Maßnahme ergriffen werden müsste. Es gibt keine Therapiemöglichkeit für die Empfindungen. Vielmehr müssen die Ursachen der Wahrnehmungen betrachtet werden.

Die Wetterfühligkeit ist bei vielen Menschen zu beobachten, die in der Vergangenheit an unterschiedlichen Erkrankungen gelitten haben und noch immer Nachwirkungen erleben. Der Betroffene sollte mit den aufkommenden Unregelmäßigkeiten eine Art des Umgangs entwickeln, die hilfreich für ihn ist. Jeder Mensch findet andere Strategien zur Bewältigung der Empfindungen. Ein Arzt sollte nur dann aufgesucht werden, wenn es neben der Wetterfühligkeit noch zu weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt.

In sehr seltenen Fällen können andere Faktoren vorhanden sein, die von einem Arzt näher untersucht oder beobachtet werden sollten. Wird trotz aller Bemühungen keine Linderung der Beschwerden erlebt, ist zu prüfen ob eine therapeutische Behandlungsmaßnahme in Anspruch genommen werden sollte. Ein Arzt wird daher benötigt, sofern ein langfristiges Leid erlebt wird, die Lebensqualität dauerhaft herabgesetzt ist und sich eigeninitiativ keine Bewältigungsmechanismen zeigen, bei denen eine Verbesserung der Situation wahrgenommen wird. Darüber hinaus sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt zu empfehlen.

Behandlung & Therapie

Gesunde Ernährung, viel Trinken, Bewegung an der frischen Luft, regelmäßiger Saunabesuch, Kneippsche Anwendungen oder Sport im Freien sind Mittel, die helfen, gegen Wetterfühligkeit vorzubeugen. Diese Maßnahmen können sehr hilfreich sein, das Immunsystem wird trainiert, gestärkt und der Körper übt die Anpassung an die wechselnden Klimabedingungen.

Machen sich die Schmerzen trotz allem bemerkbar, bieten sich zahlreiche Hausmittel an. Wechselbäder mit Rosmarinöl oder Wechselduschen helfen gegen Schlaffheit. Viel Trinken ist unerlässlich, Obst, Gemüse und gesunde Nahrungsmittel gehören auf den Speiseplan. Wetterfühlige sollten auf Genussmittel größtenteils verzichten. Alkohol, Nikotin und Kaffee sind oft Mitverursacher von Kopfschmerzen und können die Beschwerden verstärken.

Wichtig ist ein regelmäßiger Tagesablauf, Schlafengehen, Aufstehen und die Mahlzeiten sollten möglichst zur gleichen Zeit eingenommen werden. Ist die Beeinträchtigung durch die Wetterfühligkeit zu stark und beeinträchtigt das tägliche Leben, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Homöopathische Mittel oder Akupunktur sind hilfreiche Anwendungen. In Studien wurde nachgewiesen, dass diese chinesische Heilkunst Beschwerden reduzieren kann.


Vorbeugung

Wer vorbeugen möchte gegen die Wetterfühligkeit, bewegt sich regelmäßig an der frischen Luft. Spazieren gehen, Walken, Joggen, gymnastische Übungen im Freien und Fahrradfahren sind Möglichkeiten, die sich im Alltag unterbringen lassen.

Neben der sportlichen Betätigung gibt es Empfehlungen, sich nicht zu dick anzuziehen, aber auch beim Sport nicht zu frieren. Die Bekleidung sollte immer der Witterung der jeweiligen Jahreszeit angepasst sein. Ausreichender Schlaf sowie viel Gemüse und Obst auf dem Speiseplan können helfen, die Wetterfühligkeit unter Kontrolle zu bekommen.

Eine Nachsorge bei Wetterfühligkeit ist nicht sinnvoll und letztlich nicht möglich. Bei Beschwerden, die auf Wetterveränderungen beruhen, wäre nur eine Vorsorge hilfreich. Jedoch sind die Möglichkeiten auch dabei begrenzt. Das Wetter lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen, langfristig beständige Wetterlagen sind ebenfalls selten. Folglich kann bei einer Neigung zu Wetterfühligkeit weder vor- noch nachgesorgt werden.

Nachsorge

Der Betroffene kann dennoch den Arzt aufsuchen, um sich Medikamente zur Linderung der Beschwerden verordnen zu lassen. Solche Medizin ist häufig auf pflanzlicher Basis. Es gibt überdies eine Vielzahl von wetterbedingten Beschwerden. Ein Wetterfühliger empfindet die Beschwerden bei jeder Wetterlage unterschiedlich ausgeprägt.

Leidet er gerade bei Warmfronten unter Migräne, kann der Arzt entsprechende Schmerzmittel verschreiben. Zudem kann er ihn beraten, sich angemessen auf die Überempfindlichkeit einzustellen, damit sie sich nicht negativ auf die Lebensqualität auswirkt. Falls die Wetterfühligkeit den Betroffenen ungewöhnlich belastet und zu häufigen Krankschreibungen führt, ist die Gabe von stärkeren Medikamenten ratsam.

Hier kann ärztliche Nachsorge getroffen werden, indem sich der Patient über die Wirkung der Medizin aufklären lässt. Sollten sich Nebenwirkungen einstellen, spricht der Betroffene im Rahmen der Nachsorge bei seinem Hausarzt vor. Dort werden die Wechselwirkungen unter ärztlicher Aufsicht behandelt.

Das können Sie selbst tun

Wetterfühligkeit hat sich zu einer Art Zivilisationskrankheit entwickelt: Viele klagen über Kopfschmerzen, Schwindel und auch Schlafstörungen. Anderen machen insbesondere lähmende Gliederschmerzen zu schaffen. Es existieren einige nützliche Hausmittel, mit welchen sich lästige Wetterbeschwerden in der Regel schnell vertreiben lassen.

Ist der Kreislauf geschwächt, kann ein sogenanntes „Armbad“ zu neuem Schwung verhelfen. Dazu kaltes Wasser einlaufen lassen, am besten ins Waschbecken, und anschließend bis zur Oberarmmitte beide Arme eintauchen. Die Arme ein wenig hin- und herbewegen, nach etwa 30 Sekunden herausnehmen und abtrocknen. Aus der ayurvedischen Medizin kommt ein weiteres Hausmittel, das den Körper bereits morgens mit einem Energieschub versorgt: Dazu einen Viertel Liter Wasser aufkochen und in kleinen Schlucken trinken. Flüssigkeitszufuhr und Wärme haben eine belebende Wirkung.

Wenn Betroffenen bei einem Wetterwechsel manchmal schwarz vor Augen wird, sollte auf Arzneitropfen zurückgreifen, welche Scheinmyrte und Gelber Jasmin als homöopathische Bedtandteile enthalten. Parallel hierzu ist anzuraten viel zu trinken. Verspüren Betroffene ein flaues Gefühl, kann diesem mit einer Apfelschorle begegnen werden - die Kohlensäure kurbelt den Kreislauf an, während der Fruchtzucker im Saft den Blutzucker anregt. Als Kreislaufverstärker wirken auch Spaziergänge im Freien. Bei Schlafstörungen via Wetterwechsel befördern pflanzliche Mittel mit Baldrian eine erholsame Nacht.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012

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