Akupunktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Akupunktur

Die Akupunktur ist eine Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ausgangspunkt der fast 3000 Jahre alten Technik der Akupunktur ist die Annahme einer kosmischen Kraft „Qi“, die auch den menschlichen Körper durchströmt. Die neuzeitliche Deutung des Qi verweist auf nervöse und hormonale Vorgänge im Körper. Krankheiten sind in dieser Vorstellung Störungen in der Regulation der Körperfunktionen oder des Flusses der Lebenskräfte. Hier setzt die Akupunktur an.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Akupunktur?

Die Akupunktur gehört der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) an. Sie geht von der Lebensenergie (Qi) des Körpers aus, die auf sogenannten Meridianen fließt und einen regulierenden Einfluss auf alle Körperfunktionen hat. Klicken, um zu vergrößern.

Akupunktur ist eine Behandlungsform der traditionellen chinesischen Medizin, die sich auf die Stimulation spezifischer Punkte auf dem Körper konzentriert, um die Gesundheit zu fördern und bestimmte Krankheiten zu behandeln. Diese Punkte werden üblicherweise mit dünnen Nadeln stimuliert, die durch die Haut eingeführt werden.

Die Grundidee hinter der Akupunktur basiert auf der Vorstellung, dass der menschliche Körper von einer Lebenskraft, bekannt als Qi (ausgesprochen "Chi"), durchzogen ist, die entlang definierter Pfade oder Meridiane fließt. Gesundheitsprobleme, so die Theorie, entstehen oft durch Blockaden oder Ungleichgewichte dieses Energieflusses.

Akupunktur zielt darauf ab, diese Blockaden zu lösen und das Gleichgewicht des Qi wiederherzustellen, was zu einer verbesserten Gesundheit und Wohlbefinden führen soll. Moderne Anwendungen der Akupunktur erstrecken sich auf eine Vielzahl von Bedingungen, einschließlich Schmerzlinderung, Stressmanagement und die Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Arthritis und Migräne.

In der westlichen Medizin wird Akupunktur oft als ergänzende Behandlung verwendet und ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien gewesen, die ihre Wirksamkeit und potenzielle Rolle in der Schmerztherapie und anderen medizinischen Anwendungen untersuchen.

Obwohl die wissenschaftlichen Meinungen zur Wirksamkeit der Akupunktur variieren, ist sie in vielen Ländern als eine Form der alternativen oder ergänzenden Medizin anerkannt und wird zunehmend in das Spektrum der Behandlungsoptionen integriert.

Geschichte & Entwicklung

Die Akupunktur hat ihre Wurzeln in der antiken chinesischen Medizin und ist vermutlich über 2000 Jahre alt. Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen über Akupunktur finden sich im "Huangdi Neijing" (Das Innere Buch des Gelben Kaisers), einem klassischen Werk der chinesischen Medizin, das zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. zusammengestellt wurde. Dieses Text stellt eine systematische Darstellung der medizinischen Theorien der Zeit dar, einschließlich der Beschreibung von Akupunkturpunkten und der Meridiantheorie, die den Fluss des Qi durch den Körper beschreibt.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Akupunkturpraxis weiterentwickelt und verfeinert. Im Laufe der Zeit integrierten Ärzte neue Methoden und Werkzeuge, darunter eine Vielzahl von Nadeln aus verschiedenen Materialien wie Gold, Silber und später Edelstahl. Während der Ming-Dynastie (1368–1644) wurde ein weiteres wichtiges medizinisches Werk veröffentlicht, das "Zhen Jiu Da Cheng" (Große Sammlung von Akupunktur und Moxibustion), das detaillierte Beschreibungen von Akupunkturpunkten und -techniken enthielt.

Im 20. Jahrhundert begann die Akupunktur, außerhalb Chinas Bekanntheit zu erlangen, besonders nachdem sie in den 1970er Jahren durch journalistische Berichte in den Vereinigten Staaten bekannt wurde. Diese Berichte weckten das Interesse an Akupunktur in der westlichen Welt, was zu weiteren Studien und der Integration dieser Technik in die westliche medizinische Praxis führte. Heute wird Akupunktur weltweit sowohl in der alternativen als auch in der konventionellen Medizin praktiziert und ist ein anerkannter Bestandteil vieler moderner Gesundheitssysteme.

Einsatz & Indikation

Akupunktur wird in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt, hauptsächlich als präventive Maßnahme oder zur Behandlung spezifischer Gesundheitszustände. Sie wird häufig angewandt, wenn konventionelle medizinische Behandlungen nicht ausreichend wirksam sind, Nebenwirkungen verursachen oder wenn Patienten nach ergänzenden Therapien suchen.

Eine der häufigsten Anwendungen der Akupunktur ist die Schmerzlinderung. Sie wird oft bei chronischen Schmerzzuständen wie Rückenschmerzen, Arthritis, Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Viele Patienten wenden sich der Akupunktur zu, um eine Linderung dieser Schmerzen zu erzielen, besonders wenn traditionelle Schmerzmittel nicht gewünscht sind oder nicht vertragen werden.

Darüber hinaus wird Akupunktur zur Behandlung von Stress, Angstzuständen und Schlafstörungen verwendet. Sie soll helfen, das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen und Entspannung zu fördern, indem sie auf spezifische Meridiane zielt, die die emotionale und psychische Gesundheit beeinflussen.

In der reproduktiven Gesundheit wird Akupunktur eingesetzt, um die Fruchtbarkeit zu unterstützen, Menstruationsbeschwerden zu lindern und Symptome in der Menopause zu mildern. Außerdem wird sie zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung und zur Gewichtskontrolle verwendet.

Akupunktur wird auch als ergänzende Behandlung bei der Rehabilitation nach Schlaganfällen und anderen neurologischen Erkrankungen betrachtet, um die Erholung zu fördern und die motorische Funktion zu verbessern.

Insgesamt wird Akupunktur als eine vielseitige Therapieform gesehen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird und bei einer Reihe von physischen und psychischen Beschwerden Anwendung finden kann.

Vorteile & Nutzen

Akupunktur bietet mehrere Vorteile, die sie von anderen Behandlungsmethoden unterscheiden. Einer der Hauptvorteile ist ihre Nicht-Invasivität im Vergleich zu chirurgischen Eingriffen und die Minimierung des Einsatzes von Medikamenten, was das Risiko von Nebenwirkungen erheblich reduziert. Viele Patienten, die auf herkömmliche Schmerzmittel oder andere Medikamente empfindlich reagieren, finden in der Akupunktur eine sanftere Alternative.

Ein weiterer bedeutender Vorteil der Akupunktur ist ihre ganzheitliche Herangehensweise. Sie zielt darauf ab, nicht nur spezifische Symptome zu behandeln, sondern den gesamten Körper und Geist zu harmonisieren. Dieser Ansatz kann besonders vorteilhaft sein bei der Behandlung chronischer Erkrankungen, die oft multifaktoriell bedingt sind und daher einen umfassenden Behandlungsplan erfordern.

Akupunktur kann auch die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, indem sie auf das körpereigene Nerven- und Immunsystem einwirkt. Die Stimulation von Akupunkturpunkten wird angenommen, die Freisetzung von Endorphinen und anderen natürlichen Schmerzstillern zu fördern, was zur Schmerzlinderung und einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens beiträgt.

Zudem ist Akupunktur besonders nützlich als ergänzende Therapie. Sie kann in Kombination mit anderen Behandlungen wie Physiotherapie und medikamentöser Therapie eingesetzt werden, um die Wirksamkeit zu steigern und Erholungszeiten zu verkürzen.

Schließlich bietet Akupunktur eine präventive Behandlungsoption, die darauf abzielt, das Gleichgewicht des Körpers zu erhalten und das Auftreten von Krankheiten zu verhindern, bevor sie manifest werden. Diese präventive Eigenschaft macht sie zu einer wertvollen Ergänzung in der Gesundheitsvorsorge.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Leitungsbahnen dieser Lebensenergien sind die Meridiane. Ihr Verlauf zeigt sich als Linienmuster auf der Körperoberfläche wie dies seit alters her auf den anatomischen Karten der Akupunktur überliefert ist. Auf den Meridianen liegen die Punkte der Akupunktur, die einzelnen Krankheiten zugeordnet sind.

Eine Reizung der Punkte soll die Kraftströme des Organismus anregen, wodurch die Akupunktur Krankheiten heilt. Der Effekt der Akupunktur erfolgt im klassischen Fall durch das Einstechen spezieller Nadeln. Eine andere Möglichkeit der Akupunktur ist die Einflussnahme mit Wärme auf die Heilpunkte, der Arzt spricht dann von Moxibustion. Als Wärmequelle dient getrockneter japanischer Beifuß, der in verschiedenen Varianten die Temperatur auf den Körper überträgt.

Entweder hält der Therapeut während der Akupunktur eine Moxazigarre über den Indikationspunkt oder er befestigt ein Moxaklümpchen an der eingestochenen Nadel und entzündet ihn während der Akupunktur. Eine weitere Möglichkeit sind aufgelegte Ingwerscheiben, auf denen der Arzt ein Moxafeuerchen entfacht. Auch mechanischer Druck kann eine Wirkung auf Indikationspunkte der Akupunktur ausüben, diese sogenannte Akupressur kann der Patient auch mit Hilfe des Arztes erlernen. Eine andere Variante der Akupunktur ist die Elektro-Akupunktur, die mit schwachem Strom arbeitet.

Durchführung & Ablauf

Eine Akupunktursitzung beginnt typischerweise mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Akupunkteur Informationen über den Gesundheitszustand, Symptome, Lebensgewohnheiten und medizinische Vorgeschichte des Patienten sammelt. Dieser Teil der Konsultation ist entscheidend, um die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu verstehen und die passenden Akupunkturpunkte für die Behandlung auszuwählen.

Nach der Anamnese folgt die eigentliche Akupunkturbehandlung. Der Patient wird in der Regel auf einer Behandlungsliege gelagert, und die zu behandelnden Körperbereiche werden freigelegt. Der Akupunkteur desinfiziert dann die ausgewählten Punkte auf der Haut und setzt mit großer Sorgfalt und Präzision dünne, sterile Nadeln. Diese Nadeln sind speziell gefertigt, um Schmerzen bei der Einführung zu minimieren. Die Nadeln bleiben zwischen 20 bis 30 Minuten im Körper, während der Patient entspannt liegt.

Während der Behandlung können die Nadeln angepasst oder manipuliert werden, um die Qi-Bewegung zu verstärken. Dies kann ein leichtes Kribbeln, Wärmegefühl oder Druckempfinden beim Patienten auslösen, was als Zeichen dafür gilt, dass die Behandlung wirkt.

Nachdem die Nadeln entfernt wurden, endet die Sitzung oft mit einer kurzen Ruhephase. Der Akupunkteur kann auch weitere Anweisungen oder Empfehlungen für die folgenden Tage geben, einschließlich Diätvorschläge, Übungen oder Wiederholungsbesuche. Die gesamte Sitzung dauert üblicherweise zwischen 45 und 60 Minuten. Der Verlauf und die Häufigkeit der Behandlung variieren je nach individuellem Zustand des Patienten und den angestrebten Gesundheitszielen.

Risiken & Nebenwirkungen

Die früher häufigste Nebenwirkung der Akupunktur sind Infektionen durch unsterile Nadeln. Einmalnadeln, die heute in der Akupunktur Anwendung finden, haben dieses Risiko minimiert. Sollen die Nadeln längere Zeit in der Haut verbleiben ist die Gefahr einer Infektion etwas höher. Sehr selten kommt es zu Verletzungen mittelgroßer Blutgefäße während einer Akupunktur, wodurch blutstillende Maßnahmen seitens Arztes erforderlich sind.

Wie bei Injektionen auch, können sich im Rahmen einer Akupunktur leichte Blutergüsse und balue Flecken auf der Haut bilden. Lungenverletzungen gelten nicht als Nebenwirkung, sondern als Behandlungsfehler einer Akupunktur. Bei sensiblen Patienten können während der Akupunktur Kreislaufprobleme bis hin zur Ohnmacht auftreten. Silbernadeln verursachen gelegentlich dauerhafte Hautverfärbungen. Mit Silikon beschichtete Nadeln können Material in der Einstichstelle hinterlassen, die dort entzündliche Knötchen als Folge der Akupunktur verursachen.


Akupunktur in der Therapie & Behandlung von Krankheiten

Die Akupunktur deckt nach der Meinung der Internationalen Gesellschaft für Chinesische Medizin fast alle Indikationsgebiete der Medizin ab. Die Weltgesundheitsorganisation hingegen akzeptiert nur eine eingeschränkte Reihe von Einsatzfeldern für die Akupunktur, die sie in einer Positivliste für Akupunktur von 2003 veröffentlichte.

Demzufolge kann Akupunktur bei entzündlichen Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, der Atemwege und der Lunge einschließlich des Asthmas helfen. Auch zur Genesung nach Schlaganfällen empfiehlt die WHO die Akupunktur, daneben sind in der Liste weitere neurologische Krankheiten enthalten, die den Einsatz der Akupunktur rechtfertigen. Rückbildungen der Netzhaut behandeln Heilpraktiker und Ärzte mit Akupunktur und tragen damit den offiziellen Richtlinien der Akupunktur Rechnung.

Schlafstörungen und Suchtprobleme wie Nikotinentzug sollen nach der obersten Gesundheitsbehörde ebenfalls mit Akupunktur gut behandelbar sein. Oft dient die Akupunktur zur Unterstützung weiterer Therapien der konventionellen westlichen Medizin. Akupunktur ist aber gerade auch eingebettet in die gesamte TCM, die neben Maßnahmen der Diätetik auch chinesische Medikamente umfasst. Akupunktur ist besonders sinnvoll im Zusammenwirken mit Qi Gong und Tuina, einer chinesischen Massage.

Siehe auch: Akupunktur in der Schwangerschaft

Alternativen

Wenn Akupunktur nicht geeignet oder gewünscht ist, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, die ähnliche therapeutische Ziele verfolgen können. Eine dieser Methoden ist die Akupressur, bei der statt Nadeln Druck auf spezifische Punkte am Körper ausgeübt wird. Diese Technik kann von den Patienten selbst angewendet werden und ist besonders nützlich bei der Behandlung von Stress, Kopfschmerzen und muskulären Verspannungen.

Eine weitere Alternative ist die Elektrostimulation, bei der elektrische Impulse verwendet werden, um die Nerven zu stimulieren und Schmerzen zu lindern. Diese Methode wird oft in der physikalischen Therapie verwendet und kann besonders bei muskuloskelettalen Beschwerden hilfreich sein.

Die Moxibustion, eine traditionelle chinesische Medizinpraxis, bei der getrocknete Kräuter nahe oder auf der Haut verbrannt werden, um Wärme auf Akupunkturpunkte zu übertragen, ist eine weitere Alternative. Diese Methode wird oft zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Zirkulation eingesetzt.

Auch die Lasertherapie, bei der niedrig dosierte Laser verwendet werden, um die Akupunkturpunkte zu stimulieren, bietet eine nadellose Alternative, die Schmerzen und Entzündungen reduzieren kann. Diese Methode ist besonders bei Patienten beliebt, die Angst vor Nadeln haben.

Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, durch Entspannungstechniken wie Meditation und Yoga, die auf die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und die Reduzierung von Stress abzielen, ähnliche Wirkungen wie bei der Akupunktur zu erzielen. Diese Methoden fördern das körperliche und geistige Gleichgewicht und können zur Selbstregulierung und Schmerzlinderung beitragen.

Quellen

  • Hammes, M., Kuschick, N.: Akupunktur kompakt. Lehmanns Media, Berlin 2012
  • Hecker, H.-U., Steveling, A., Peuker, E. T. (Hrsg.): Praxis-Lehrbuch Akupunktur. Hippokrates, Stuttgart 2010
  • Molsberger, A., Böwing, G.: So hilft mir die Akupunktur. Haug, Stuttgart 2006

Das könnte Sie auch interessieren