Mundfäule

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Mundfäule, medizinisch als primäre Gingivostomatitis herpetica bezeichnet, handelt es sich um eine entzündliche Infektion des Mundes. Überwiegend tritt die Erkrankung bei Kindern auf, eine Übertragung auf erwachsene Personen ist aber prinzipiell ebenso möglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mundfäule?

Mundfäule entsteht immer dann, wenn sich die Erstinfektion mit Herpes in der Mundhöhle manifestiert. Verantwortlich ist das HSV-1 Herpesvirus.
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Die Mundfäule wird durch Viren ausgelöst. Die Beschwerden bilden sich bereits bei der ersten Infektion mit Herpes-Viren aus. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Nur selten sind die erkrankten Personen über 20 Jahre alt.

Besonders schwer betroffen sind Säuglingen, wenn die Erkrankung in den ersten Wochen des Lebens auftritt. Mundfäule ist ansteckend, daher sollten betroffene Personen den Kontakt zu anderen Menschen und insbesondere Kindern meiden. Die Übertragung erfolgt per Tröpfcheninfektion. Die gemeinsame Nutzung von Besteck ist beispielsweise eine häufige Ursache für die Ansteckung.

Ursachen

Mundfäule entsteht immer dann, wenn sich die Erstinfektion mit Herpes in der Mundhöhle manifestiert. Verantwortlich ist das HSV-1 Herpesvirus. In seltenen Fällen kann jedoch auch das Virus HSV-2 die Krankheit auslösen.

Mundfäule ist hochgradig ansteckend, daher ist eine Übertragung durch eine infizierte Person eine der häufigsten Krankheitsursachen. Ballungsgebiete sind zumeist Kindergärten und Schulen. Hier breitet sich die Mundfäule rasant aus, die Inkubationszeit ist mit einem bis drei Tagen sehr gering.

Zu beachten ist, dass nicht jede Infektion mit Mundfäule auch zur Ausbildung der typischen Symptome führt. Ein Großteil aller infizierten Personen zeigt keinerlei Symptome, stellt aber dennoch ein Ansteckungsrisiko für andere Menschen dar.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bereits wenige Tage nach der Erstinfektion treten bei der Mundfäule die ersten Symptome auf. Typisch für einen Befall durch Stomatitis aphthosa sind hohe Fieberschübe. Gleichzeitig fühlen sich Patienten ähnlich wie bei einer Grippe stark abgeschlagen und verfügen über ein herabgesetztes Konzentrationsvermögen.

Als direkte Folge der ersten Krankheitsanzeichen treten kleine Bläschen im Bereich der Mundhöhle oder Lippen auf. Ebenso zeigt sich eine prominente Rötung der Mundschleimhaut, die für Erkrankte mit intensiven, brennenden Schmerzen einhergeht. Ungünstige Verläufe ziehen das Zahnfleisch ebenso in Mitleidenschaft, die komplette Mundhöhle ist dann betroffen. Nach einer Reifezeit zerplatzen die Blasen und geben ein Sekret frei.

Zurückbleiben schmerzhafte Narben mit rötlicher Begrenzung und einem hellen Belag im Zentrum. In Ihrer Ausprägung variieren diese von punktuellen bis hin zu linsengroßen Bereichen. Mediziner bezeichnen diese Verletzungen als Aphthen. Weitere Folgen der Infektion äußern sich durch einen gesteigerten Speichelfluss sowie einen markanten Mundgeruch.

Aufgrund des hohen Leidensdrucks meiden Kleinkinder häufig die Aufnahme von Nahrung. Zu den äußerlichen Anzeichen der Erkrankung zählen zudem geschwollene Lymphknoten am Hals. Bei leichtem Druck klagen Patienten an entsprechenden Stellen über Schmerzen. In einigen Fällen besteht zudem eine erhöhte Neigung zur Übelkeit mit eventuellem Brechreiz. Durch Schmierinfektion kann eine sekundäre Verbreitung der Herpesviren von der Mundschleimhaut in die Nasenhöhlen erfolgen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Mundfäule kann meist erst nach einer Laboranalyse gestellt werden, da andere Krankheiten im Mundraum ähnliche Symptome auslösen. Die Krankheit verläuft unterschiedlich stark ausgeprägt, besonders Säuglinge leiden oft unter stärkeren Beschwerden als ältere Kinder.

Zu Beginn der Mundfäule ist meist die Körpertemperatur erhöht, die Kinder verweigern die Nahrung und sind weinerlich. Die Nahrungs- und oft auch Flüssigkeitsablehnung resultiert aus den brennenden Schmerzen im Mund, welche bereits vor Sichtbarkeit der ersten Bläschen auftreten können. Erst im Verlauf der Erkrankung zeigt sich die Herpesinfektion direkt auf der Schleimhaut.

Am Zahnfleisch, an der Lippe und an der Zunge bilden sich kleine, schmerzende Blasen welche der Hauptgrund für die Nahrungsverweigerung sind. Im Schnitt dauert eine Infektion mit Mundfäule mindestens eine Woche an, erst danach trocknen die Blasen langsam aus und die Schmerzen werden geringer. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung meist mit deutlich weniger Symptomen als bei kleineren Kindern.

Komplikationen

Mundfäule ist ein Krankheitsbild, bei dem natürlich auch verschiedene Komplikationen möglich sind. In der Regel macht sich Mundfäule durch kleine Bläschen bemerkbar, die nach einer kurzen Zeit aufplatzen. Gleichzeitig rufen diese kleinen Bläschen starke Schmerzen hervor, sodass die betroffene Person mit erheblichen Komplikationen bei der Nahrungsaufnahme rechnen muss.

In besonders schlimmen Fällen entstehen aus den geplatzten Bläschen sogar offene Wunden, sodass eine erhöhte Gefahr einer Entzündung besteht. Eine offene Wunde ist sehr anfällig für Viren und Bakterien. Wenn sich diese in der offenen Wunde eingenistet haben, kann es sogar zur Eiterbildung kommen. Die Bildung von Eiter ist immer ein Anzeichen für eine deutliche Verschlimmerung der bestehenden Entzündung.

Wer weitere Komplikationen an dieser Stelle vermeiden möchte, der sollte so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Nur durch die Einnahme entsprechender Medikamente kann eine schnelle und effektive Genesung stattfinden. In seltenen Fällen gelangen durch die offene Wunde Viren und Bakterien in den Blutkreislauf der betroffenen Person.

Dadurch kann sich ein Infekt entwickeln, sodass es zu Kopfschmerzen, einer erhöhten Temperatur, Übelkeit und Erbrechen kommen kann. Aus diesem Grund sollte Mundfäule sehr schnell von einem geeigneten Arzt behandelt werden. Nur wenn zeitnah eine Behandlung stattfindet, können die oben genannten Komplikationen vermieden werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald es zu anhaltenden Beschwerden im Mund kommt. Schmerzen, Veränderungen der Schleimhäute, Mundgeruch oder ein allgemeines Unwohlsein sind untersuchen und behandeln zu lassen. Nehmen die Beschwerden im Mund zu oder breiten sie sich weiter aus, wird ein Arzt benötigt. Ein erhöhter Speichelfluss, Rötungen des Zahnfleisches sowie Appetitlosigkeit weisen auf eine gesundheitliche Störung hin, die behandelt werden muss.

Kommt es zu Entzündungen oder Infektionen im Mund und Rachen, Beschwerden bei der Zahnreinigung sowie Übelkeit und Erbrechen, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Aphten, Verletzungen im Mund und eine Überempfindlichkeit bei der Zufuhr von Lebensmitteln sind Anzeichen einer behandlungsbedürftigen Erkrankung. Sind die Nasenhöhlen oder der Rachen ebenfalls von Beeinträchtigungen betroffen, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Eine Narbenbildung im Mund, die Entstehung von Bläschen und Störungen eines vorhandenen Zahnersatzes sind besorgniserregend.

Bei einer anhaltenden Verweigerung der Nahrungszufuhr oder Reinigung der Zähne ist ein Arzt zu konsultieren. Eine Eiterbildung im Mund oder ein wiederholter Blutgeschmack sind einem Arzt vorzustellen. In schweren Fällen drohen dem Betroffenen eine Sepsis oder eine Dehydration. Beide stellen lebensbedrohliche Zustände des Organismus dar, die frühzeitig von einem Arzt behandelt werden müssen, damit es zu keinem vorzeitigen Ableben kommt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Mundfäule dient in erster Linie der Symptom- und Schmerzlinderung. Insbesondere bei Kindern ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von hoher Wichtigkeit, da es sonst zur Austrocknung des Körpers kommen kann.

Die Kinder müssen zum Trinken animiert werden, da sie aufgrund der Schmerzen sonst ein Vermeidungsmuster entwickeln. Gegen die Schmerzen verordnen Ärzte bei Mundfäule zum einen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, zum anderen werden lokale Anästhetika auf die Bläschen aufgetragen. Bei einem schweren Befall von Mundfäule bei Erwachsenen kommen mitunter stärkere Schmerzmittel wie z.B Novalgin zum Einsatz.

Zur lokalen Desinfektion des Mundraums sind Spülungen mit Chlorhexidin angezeigt. Auch wenn die Nahrungsaufnahme Schmerzen bereitet, darf diese auf keinen Fall vernachlässigt werden. Bei starker Blasenbildung im Mund kann die Gabe von flüssiger Nahrung den täglichen Kalorienbedarf decken. Unterernährung ist während des Krankheitsverlaufs unbedingt zu vermeiden, da dass Immunsystem noch weiter abgeschwächt würde und die Gefahr von einem schweren Verlauf der Mundfäule gegeben ist.


Aussicht & Prognose

Mundfäule hat eine sehr gute Prognose und heilt unbehandelt binnen weniger Wochen aus. Sie tritt dabei häufig bei Kindern als Manifestation einer Herpesinfektion auf. Wenngleich die Mundfäule sehr unangenehm ist und den Betroffenen das Leben aufgrund der Schmerzen sehr erschwert, gilt sie zurecht als harmlos. Nach einem ein paar Tage andauernden Fieber sowie der Bildung der Bläschen, dauert es circa eine Woche bis zehn Tage, bis die Krankheit wieder abgeheilt ist.

Ganz selten ist die Prognose bei betroffenen Babys schlechter. Dies ist jedoch nur bei Neugeborenen in den ersten Lebenswochen der Fall, wo die Infektion auch die Augen oder das Gehirn betreffen kann. Hier ist dann dringend eine ärztliche Behandlung nötig.

Bei Erwachsenen kann Mundfäule – genau wie etwa Lippenherpes – immer mal wieder auftreten. Einige Menschen erleben das häufig, andere gar nicht. Auch in diesen Fällen heilt das Leiden binnen Wochen von allein aus. Eine mögliche Behandlung ist immer rein symptomatischer Natur und lindert nur das Leiden. Die Prognose bezüglich der Heilung ist dann von verschiedenen Faktoren, wie etwa Stress und Flüssigkeitszufuhr, abhängig.

Vorbeugung

Eine Mundfäule entsteht nicht durch das Verschulden der Betroffenen, daher ist es auch kaum möglich einer Infektion vorzubeugen. Werden in der näheren Umgebung Fälle von Mundfäule bekannt, sollte der Kontakt zu den erkrankten Personen nach Möglichkeit vermieden werden. Die gemeinsame Nutzung von Besteck oder Trinkflaschen sollte unterbleiben, da sich die Viren sehr schnell verbreiten und es zur Ansteckung kommt. Grundsätzlich gilt, je früher Mundfäule behandelt wird, umso schneller verschwindet die Krankheit wieder. Aus diesem Grund sollte schon bei mäßigen Schmerzen im Mundraum eine desinfizierende Therapie begonnen werden.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Mundgeruch

Nachsorge

Sobald die Bläschen im Mund ausgetrocknet und die Aphten abgeheilt sind, kann das betroffene Kind wieder die Betreuungseinrichtung besuchen. Eine Ansteckung anderer Kinder ist dann nicht mehr möglich. Dies ist in der Regel nach einer Woche bis zehn Tagen der Fall. Bei Erwachsenen Patienten kann die Heilung bis zu 20 Tagen in Anspruch nehmen.

Eine gesonderte Nachsorge ist nicht erforderlich, da nach der Abheilung keine Beschwerden mehr vorhanden sind. Der verursachende Herpesvirus kann nicht geheilt werden, es ist jedoch nach überstandener Erstinfektion kein erneuter Ausbruch der Mundfäule mehr möglich. Der Virus zieht sich in die Nervenknoten zurück und verursacht vorerst keine weiteren Symptome.

Erst bei geschwächtem Immunsystem oder starker psychischer Belastung wie Stress oder Trauer kann der Virus erneut ausbrechen und wird dann als Lippenherpes sichtbar, für dessen Linderung und Heilung wiederum die bereits genannten Maßnahmen erforderlich sind. Es bietet sich daher an, das Immunsystem regelmäßig zu stärken und Stress zu vermeiden. Obwohl der Herpes Virus außerhalb des Körpers nur kurzzeitig überlebensfähig ist, ist die während der Krankheit genutzte Zahnbürste zu entsorgen, um eine versehentliche Weitergabe des Virus zu verhindern.

Das können Sie selbst tun

Im Normalfall klingt Mundfäule nach zwei bis drei Wochen von selbst wieder ab, ohne dass eine ärztliche Behandlung erforderlich ist. Der Patient muss sich allerdings schonen und sollte ausreichend Bettruhe halten.

Betroffene Kinder verweigern aufgrund der Schmerzen im Mund oft die Nahrungsaufnahme. Die Eltern sollten auf etwaige Mangelerscheinungen achten und das Kind im Zweifelsfall zum Kinderarzt bringen. Appetitanregende Tees und fiebersenkende Mittel können die Beschwerden reduzieren. Die Diät sollte sich aus flüssiger oder breiiger Kost sowie milden und kühlen Speisen zusammensetzen. Das Kind muss außerdem ausreichend Wasser trinken, wobei ein Strohhalm die Flüssigkeitsaufnahme erleichtern kann. In Rücksprache mit dem Arzt können zudem Mundspülungen mit Wirkstoffen wie Chlorhexidin zum Einsatz kommen. Arzneimittel mit dem Wirkstoff Lidocain können lokal aufgetragen werden und versprechen eine rasche Linderung der Symptome. Weiterhin sollten die Aphthen mit einer desinfizierenden Lösung behandelt werden.

In schweren Fällen muss Mundfäule ärztlich behandelt werden. Wenn die Beschwerden sehr intensiv sind oder ein Kind aufgrund der Schmerzen keine Flüssigkeit mehr aufnimmt, sollte eine Klinik aufgesucht werden. Bei Neugeborenen ist aufgrund der hohen Verschleppungsgefahr eine engmaschige Überwachung durch einen Facharzt angezeigt.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003

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